
materielle Kultur wird den Leuten von außen, von deutschen
Kaufleuten, in Masse gebracht. Diese Importware verdrängt
natürlich die eigenen Erzeugnisse immer mehr. Der bessere
Bastard besitzt heute an europäischen Geräten usw. viel mehr als
sein weißer Urgroßvater je besessen hatte. Im Bereich der geistigen
Kulturgüter ist das anders ; da konnte sich im Sinn der Leute, als
Brauch, der vielleicht selten und nicht in breiter Öffentlichkeit’ geübt
wird, allerlei erhalten. Ab e r das Sammeln solcher Dinge ist
besonders schwer, das geht nur in Jahre dauernder Arb eit; es
wäre besonders verdienstvoll, wenn das einmal einer der Deutschen
im Bastardland machen wollte; vielleicht regen diese Zeilen dazu
an, die selber nur eine ganz lückenhafte Skizze darstellen.
Begleiten wir das Menschenkind von seinem Eintritt ins
Leben bis zu dessen Ende.
Kindh eit
„ n mens neem ’n klein geskraapt povianje“, so sagt man
den Geschwistern, wenn sie wissen wollen, woher die kleinen
Kinder kommen. Und solch ein Bastardkind mit seiner breiten
Nase sieht vielleicht einem kleinen blankgeschabten Pavianchen
nicht ganz unähnlich; aber es erregt bei seiner Ankunft stets
g r o ß e F r e u d e , je mehr Kinder, desto mehr Glück, sagt der
Bastard; dabei gelten Knaben und Mädchen gleich- willkommen.
Irgendwelche besonderen Gebräuche oder Aberglauben weiß ich
bezüglich Geburt, Neugeborenen und dessen Behandlung nicht.
Dem Kind bestimmen die Eltern den Namen (s. unten) und Paten
und bringen es zur Taufe. Gefeiert wird nicht dabei.
Das Kind wächst in voller Freiheit, in täglichem Spiel mit
Seinesgleichen heran. Die Eltern lieben ihre Kinder sehr, herzen
und küssen die Kleinen. Auch Ermahnungen und hie und da
einmal einen Klaps kann man beobachten, sonst ist nicht viel zu
erziehen. Gegen europäische Dorfjugend schien mir die Bastardjugend
stiller, vorab bei ihren Spielen.
Ein T eil dieser Spiele ist einfach die Nachahmung des Tun
und Treibens der Erwachsenen; das ist ja überall so. Da S ch u l t z e
von den Hottentottenknaben, S c h o n k e n von den holländischen
erzählt, daß sie gerne „Frachtfahren“ spielen, kann es nicht wundern,
wenn die Bastardknaben dasselbe tun. Bald spannen sie
sich gegenseitig vor, bald wird Spielzeug angefertigt, das den
Wagen und die Zugtiere darstellt. So sah ich mehrfach, daß an
eine kleine Kiste eine lange Schnur gebunden wurde, die Zugkette;
daran waren von Strecke zu Strecke Querhölzchen, die
Joche; an diese wurden mit Bindfaden je rechts und links der Hals
einer (liegenden) Sektflasche gebunden, sechs bis acht solche eingejochten
Paare. Das Schnürende vor dem vordersten Paar mußte
ein kleinerer Junge führen (und ziehen), der „Tauleiter“, während
ein etwas größerer mit langer Peitsche, laut ho und het rufend,
nebenan ging; einmal hatte solch ein Knirps mit ernstestem Gesicht
eine Tabakspfeife im Munde Ä j w ie er es den Alten abgeguckt
hatte. — Jede Flasche hat als Ochse ihren Namen und wird gerufen.
— Mit Pfeil und Bogen wird geschossen. ■— Was auffällt,
wird nachgeahmt, so nach kurzer Zeit meine Tätigkeit, ich beobachtete
einmal, wie in einem Kreis Kinder einer drei oben verbundene
Stöcke aufstellte (mein Photographenstativ) und einen
t-'ig. 32. Puppen, von Bastardmädchen gefertigt.
Kitte l über den K op f gedeckt hatte, die anderen saßen im Kreise,
eines stand als Objekt in Positur usw. — Mädchen tragen und
wiegen und besorgen ihre Puppen, die sie sich nach europäischen
Vorbilden (die sie bei kleinen Ansiedlerskindern sahen) selber hersteilen
aus Tuchresten, Lumpen (s. Fig. 32) mit echtem Menschenhaar.
Mehr Kunstfertigkeit zeigen in der Herstellung von Spielzeug
die Knaben.
Sie haben da hottentottische Tradition bewahrt (oder nachher
aufgenommen), indem sie aus Ton sich Spielzeug modellieren.
S c h u l t z e bildet solche Sächelchen ab, äußerst naturalistisch und