
- wurden viel eher ungeduldig oder wußten nichts bei meinen
Stammbaumfragen.
Die Sprache.
Es wäre für einen Kapholländer eine lohnende A u fg a b e ; -
und sie wäre philologisch prinzipiell bedeutend und wichtig — zu
untersuchen, was die Bastards aus ihrem Kapholländisch gemacht
haben. Sie lernen es alle als zweite Muttersprache; die erste ist
hottentottisch. Die europäische Sprache siegte also nicht über die
andere, aber sie war auch in ungünstigerer Lage. Ringsum lebten
Hottentotten, das Gesinde sprach hottentottisch, die Mut te r sprache
war hottentottisch, während der Vater doch oft draußen im Feld
war. Freilich er scheint — im Zusammenhang mit dem Stolz aufs
„weiße“ Blut — auf das Holländische gedrungen zu haben und dann
drängte die Mission, die Bibel, der Verkehr mit Weißen (Kaufleuten)
darauf. So hielt sich also beides nebeneinander. Wenige
sozial ganz untenstehende Bastards können nur Nama. Ab e r alle
sprechen unter sich mehr und lieber Nama als1 holländisch. Wie
mag, seit sie nun von der Einwirkung der Burenumgebung im
Süden frei sind, seit dem deutsch und englisch sie umgibt, ihr
kapholländisch sich abgeschliffen oder verändert haben durch den
Einfluß der Namasprache? Das geht bei solchem Völkchen sicher
schnell. Ich habe einen kleinen Hinweis darauf, indem ich zeigen
kann, daß heute schon der Einfluß unserer deutschen Sprache auf
ihr Kapholländisch nachweisbar ist. Deutsch können ja nur die
Jungen. Ab er der eine Bastardlehrer, K a r l Ge r t z e , der deutsch
und kapholländisch schreiben kann, schreibt kapholländisch vielfach
schon falsch auf deutsche Weise. Im Original seines oben wiedergegebenen
Gedichtes schreibt er z. B. „Das“ für das ist, anstatt
„Dis“ ( = di is), er schreibt „scherp“ für „skerp“ (sk wird als sch
ausgesprochen) und mehreres andere — der Einfluß des d e u t s c h e n
Missionars macht sich geltend. Um wieviel mehr mag Nama-
einfluß wirken. A b e r das festzustellen, dazu gehört sprachliche
Bildung und viel Zeit. Eine solche Untersuchung h i e r wäre um
so wichtiger, weil behauptet wird, auf das Kapholländisch der
B u r e n habe das Nama fast gar keinen Einfluß ausgeübt; es sind
dort nur etwa 20 Lehnwörter nachgewiesen ( S ch onk en ) . Man
glaubte das gerne, wenn man den Stolz und die Eingeborenenverachtung
der Buren kennt! ?— Hier wirds wohl anders sein! —
Noch viel mehr aber gehörte zu einer Untersuchung, ob und wie
sich umgekehrt das Nama der Bastards gegen das von Hottentotten
gesprochene geändert hat. Es scheint mir, als sprächen sie
rauher, die Schnalzlaute klingen kräftiger, weniger Weich, fallen
mehr aus dem Wort heraus. — A b e r ich kann mich nicht auf
dieses schwierige Gebiet begeben. 8ggjp|
Dagegen soll auf einige volkskundlichen Dinge, die mit der
Sprache allerdings nur lose Zusammenhängen, etwas näher eingegangen
werden, zunächst auf die
N amengebung.
Daß in zäher Tradition sich die alten Familiennamen der
Burenahnherren erhalten haben, wurde schon erwähnt. Ebenso,
daß zur Taufe die Eltern den Namen des Kindes bestimmen, sie
teilen ihn dann dem Missionar mit. A b e r auch in der Wahl
dieser Tauf-(Vor-)Namen hat sich die konservative Beharrlichkeit
des Bauern gezeigt. Es ist nicht uninteressant, einen Blick auf
diese (natürlich christlichen, holländischen) Vornamen zu werfen.
Offenbar k e n n e n sie überhaupt nur eine beschränkte Zahl von
Taufnamen; es ist ja bei uns im Dorf auch nicht anders,, erst in
letzter Zeit, wo Zeitung und Literatur in jedes letzte Haus dringt,
kommen neue, vornehm sein sollende Namen in die Dorfjugend —
genau so bei den Bastards. Ich kenne die Vornamen von 600
Lebenden (also etwa ein Viertel bis ein Fünftel des ganzen Volkes).
Die häufigsten sind:
43 Katharina 26 Pit oder Piter öder Petrus
30 Maria 26 Johannes
29 Anna 25 Willem (jetzt oft Wilhelm)
26 Sophia 19 Gert
24 Margerita . 12 Mathaeus
24 Elisabeth 12 Dirk
21 Sanna 12 Jan
Diese 14 Namen umfassen darnach mehr als die Hälfte (329)
der 600 Individuen.
Die andere Hälfte allerdings führt zusammen etwa 80 verschiedene
Namen, die entsprechenden männlichen und weiblichen
(Johann, Johanna) doppelt gerechnet. Es sind so viele, weil eine
größere Anzahl ganz jüngster Zeit angehören, nur e inma l Vorkommen,
deutschen oder englischen Ursprungs sind, so Irma,
Charles, Malcolm, Lydia, Jones, Ledda, Martin, Robert, Rosa. ¡ 3
Bei einer Anzahl macht sich die Bibelfreudigkeit der Buren und
Bastards deutlich geltend, so begegnet man nicht selten Abraham,
Eva, Lazarus, Moses, Samuel, Sara, Simon, Stephanus, ;Timoteus.
Eine kleine Anzahl Vornamen sind von Eingeborenen; übernommen
worden, wie Apolus, der als Spottnamen an Eingeborene
im Kapland gegeben wurde.