
die Ohrläppchen durchbohrt und sie kleine schmucklose Ringchen
dort tragen läßt (auch Knaben).
Von den zahlreichen Mitteln der Hottentotten gegen Schlangenbiß
hörte ich nichts; sie kennen die Alkoholwirkung als günstig
für einen Gebissenen, er soll frischen menschlichen K o t essen.
Daß ein solches viehzüchtendes Volk auch für das erkrankte
Tier eine Menge Mittel zur Hand hat, ist natürlich, aber' ich erfuhr
kaum etwas; Herrn Dr. S c h e b e n verdanke ich die Angabe,
daß man . Tieren bei K o lik warmes Salzwasser oder dünnen Brei
in die Nase gießt K ä oft gehen sie dann an Lungenentzündung
zugrunde. Bei einer noch nicht studierten Erkrankung, der ;Blut-
siekte (Blutparasiten?) wird „Koppertip“ gegeben, ein Arsenpräparat,
von Buren aus. dem Kapländischen bezogen, dazu darf das Tier
kein Wasser trinken — : eine Wirkung scheint nicht abzusprechen
zu sein.
Toten bräuche.
Versagt Natur und diese primitive Kunst und tritt der Tod
ein, so sammeln sich teilnehmende Nachbarn, Verwandte ünd Freunde.
Der Tote wird mit Lavendel gewaschen, erhält ein frisches Hemd
und Kleider an und bleibt über die nächste Nacht liegen. D a ist
nun die Mischung von Hottentotten- und Christenbräuchen besonders
interessant. Das Waschen der Leiche mit Wasser ist auch
dem Nama eigen. Dann geht die ganze Hottentottenfamilie aus
der Hütte und singt die ganze Nacht ihre Trauerlieder am Feuer.
A lte Bastards erzählen, daß auch sie früher Feuer gebrannt haben
jetzt wird eine brennende Lampe die Nacht hindurch zum
Toten gestellt (da haben, wir sozusagen den W e g vom Feuer
zur geweihten Tatenkerze noch, vor uns!).. Dann singen die
Bastards die ganze Nacht Choräle, (also die alte Totenklage) —
oder besser sie sängen bis jetzt — denn seit einigen Monaten hat
der Missionar verböten, daß der Gesang die ganze Nacht dauere,
weil die Versammlung im Lauf der Nacht beim Kaffeetrinken öfter
ganz und gar keine Trauerversammlung blieb jetzt werden nur
abends zwei oder drei Choräle „offiziell“ gesungen. Eine Kiste
(oder ein Brett) bekommt als weiche L a g e eine Decke, 'darauf
kommt die Leiche. So tragen sie sie — wer gerade zufaßt als
Träger hinaus, die ganze Gemeinde geht mit. Vornehme lassen
die Leiche im Ochsenwagen fahren, wenn schwarze Ochsen in erreichbarer
Nähe sind, werden die genommen.
Die Leiche wird einfach ins Grab gesenkt (nicht wie bei den
Hottentotten in eine Nische in der Grube). „Ein großer Stein
senkrecht eingepflanzt, halb armlang aufragend . . . . . bezeichnet
das Kopfende dös Grabes“ 1 es liegt nach Westen' .—r: so, nach
S c h u l t z e bei den Hottentotten, genau so bei den Bastards (Fig. 37);
aber der Brauch beginnt zu schwinden, einzelne wenige Kreuze,
ja gekaufte Grabdenkmäler (Kreuz) stehen heute schon zwischen
den alten Steinen,
Das Bettzeug des Toten wird gewaschen und bleibt mehrere
T a g e an der Sonne draußen.
Die Trauer ist nicht lang IS S äußerlich gezeigt (Kleidung)
scheint sie nicht zu werden - • man sagte mir, nach ein paar
Tagen sei alles vergessen. Tatsächlich nannten mir die Mütter
beim Abfragen der Stammbäume die gestorbenen Kinder völlig
gleichgültig, ließen wenigstens nie eine Spur von wehmütiger Erinnerung
merken. —
Die Überlebenden ordnen nun die. Verlassenschaft. Wenn
ein Ehegatte stirbt, behält meist der ,andere alles in Händen, aber
eigentlich (wie mir mehrere
Bastards erklärten) gehört nur
die Hälfte dem betreffenden
Gatten, die andere den K in dern,
die sie unter sich teilen.
Oft geschieht es auch so, vor
allem, wenn der überlebende
Gatte nicht wieder heiratet,
die Kinder größer sind und
sich die Familie auflöst.
Ältere Kinder erhalten bei
der Teilung etwas mehr wie
jüngere. Tanten und Nichten
und Basen erhalten „als A n denken“
Kleider und Schuhe s ä
entsprechend Neffen usw. vom
Mann. —
Man geht dabei in der Verwandtschaft offenbar nicht weit,
schon die V e r w a n d t s c h a f t s b e z e i c h n u n g e n verraten das.
„Nig gi“ ist Nichte, aber auch Base, ja auch Tante und Verwandte
im allgemeinen; jedenfalls haben sie holländische Verwandtennamen
fast gar keine (denn Oom ist geradezu allgemeine Altersanrede).
Das nimmt besonders wunder, wenn man andererseits sieht, wie
lebhaft gerade die Familientradition ist. Ältere Frauen wissen
alle Namen, Vor- und Mädchennamen ihrer Groß- und Urgroßmütter
und können eine Menge Angaben darüber machen, wen
dieser und jene geheiratet haben. Männer — außer einigen alten