
Weiter kamen mir Angaben zu (bei den Stammbaumforschungen)
über 13 Ehen, deren beide Gatten tot sind. A u s
diesen Ehen werden unter den Kindern, die heute selber schon
wieder Eltern, ja Großeltern sind, sicher eine Anzahl frühgestorbene
vergessen sein, so daß meine Kenntnis der Kinderzahlen dieser
13 Ehen sicher keine ganz vollständige ist. Es wurden 97 Kinder,
also 7,4 pro Ehe notiert. Diese Zahl ist also sicher etwas zu ger
ring für die betreffenden Ehen, aber andererseits bedingt es einfach
die ziffernmäßige Wahrscheinlichkeit, daß mir kinderärmere
Familien seltener in ihren Nachkommen entgegentreten, also öfter
ganz entgingen — beides dürfte sich etwa ausgleichen. Diese
beiden Gruppen, zusammen 57 Ehen mit abgeschlossener Fortpflanzung,
hatten also 7,67 Kinder auf die Ehe.
Die Tabelle zeigt, daß fast die Hälfte jener Ehen neun und
mehr Kinder hatten. Daß andererseits zwei sterile Ehen dabei
sind, drückt bei der kleinen Gesamtzahl unverhältnismäßig den
Durchschnitt herab, denn diese sterilen Ehen fielen mir auf, so daß
ich sie sofort notierte, ein größeres Gesamtmaterial hätte also ihre
relative Bedeutung stark herabgesetzt.
Die paar Ehen mit wenigen Kindern in obiger Tabelle sind
solche, wo das jüngste Kind 5 oder- 6 Jahre alt ist, ganz sicher
ist also die Annahme einer abgeschlossenen Fortpflanzung nicht.
Umgekehrt gehörten vielleicht von den anderen Ehen, die ich bei
3— 5 zum Teil ganz kleinen Kindern als nichtabgeschlossen annahm
und wegließ, noch einzelne mit hierher, wenn sie sich tatsächlich
nicht mehr vergrößern werden.
Diese stehen jetzt in der Gruppe der 41 von den oben erwähnten
85 mir bekannten „Müttern“, die nicht in die Tabelle
kamen1). Außer ihnen sind darunter eine Anzahl Frauen mit
1— 3 Kindern, die weißen Vätern entstammen, größtenteils vorübergehenden
Verbindungen, teilweise durch den Tod gelösten. Ein
großer Teil dieser letzteren Mütter (teilweise Witwen) bekam keinen
anderen Mann; man darf daher jene Ziffer der n a tü r lic h e n
F r u c h tb a r k e i t nicht einer Berechnung der Gesamtvermehrung
zugrunde legen.
Vergleicht man mit der ehelichen Fruchtbarkeit von durchschnittlich
7,7 Kindern die der Europäer, so erscheint sie hoch,
aber nicht besonders auffallend. So fand G. A . V e r r i jn (1901)
für 40 holländische Landgemeinden (1877^-1897) durchschnittlich
5,07 Kinder, für die unterste Wohlstandsklasse in den Städten so1)
Hierunter sind noch zwei Frauen ohne Kinder in 3— 4jähriger Ehe. Für diese
und die oben erwähnten muß man natürlich vor allem auch an die Folgen von Gonorrhoe
oder Lues denken.
gar 6,51 (Amsterdam, Rotterdam, Dortrecht) — S t e in m e t z (1904)
erwähnt sogar eine kleine Kategorie von 34 holländischen Familien
(es sind die Eltern und Schwiegereltern holländischer Theologieprofessoren),
deren durchschnittliche Kinderzahl 8,2 betrug.
Ich habe nun versucht, eine Vorstellung über die Fruchtbarkeit
der rein holländischen Ehen in der Kapkolonie und in jener
Zeit zu bekommen und habe aus dem Gesl. R e g . V i l l i e r s (1893)
die Kinderzahlen der meisten Familien gezählt, deren Namen ins
Bastardvolk eingingen. Ich zählte auf 276 Ehen 1727 Kinder, d.h.
6.3 pro Ehe. Diese Angaben entnahm aber V i l l i e r s aus T a u f -
registern, was also vor der Taufe starb, ist wohl nicht aufgezählt,
so daß diese Ziffer nicht ganz hoch genug ist. Gerade wie bei den
Bastards kommen auch hier eine ganze Anzahl von Ehen mit
ganz großen Kinderzahlen vor, so unter 276 Ehen 82 je mit
8— 14 (getauften) Kindern! Und die Taufen waren in jener Zeit
und bei der zerstreuten Ansiedelung oft recht spät nach der Geburt!
Sicher besteht also kein nennenswerter Unterschied zwischen
der Fruchtbarkeit der rein holländischen Bevölkerung unter sich
und der der Bastards unter sich oder mit Weißen.
Die Fruchtbarkeit der anderen Stammrasse, der Hottentotten,
ist nicht bekannt; sie wird ja wohl nicht gering sein; als Anhaltspunkt
sei die Angab e von M e r k e r (1904) erwähnt, der für ein
anderes Viehzüchtervolk, die Massai, für 87 Frauen durchschnittlich
6.3 und für 27 Wanderobbofrauen 5,7 Kinder fand. Ob er aber
die früh gestorbenen Kinder wirklich mitgezählt bekam, ist mir
sehr zweifelhaft, bei einem Dutzend lebender Kinder muß man
schon bei den gebildeten Bastards sehr genau fragen, wenn man
genaue Auskunft haben will, die Mässaifrau wird da oft versagen.
So ergibt sich als Gesamtergebnis, d a ß d ie n a tü r l ic h e F r u c h t b
a r k e i t d e r B a s t a r d s e in e h o h e is t , mit d u r c h s c h n i t t l ic h
7,7 K in d e r n a u f d ie E h e a n g e s e t z t w e r d e n k a n n .
Von Abnahme infolge der Rassenmischung kann keine Rede
sein. Eine Angab e T h e a ls (1897) ist wohl zu erklären: Er
meint (S. 147)» es sei seit alter Zeit zu beobachten gewesen, daß
Hottentottenweiber, die sich mit AVeißen oder Sklaven verbanden,
v i e l m eh r K in d e r h a t te n als solche, die ihre Gatten aus ihrer
eigenen Rasse holten, w ä h r e n d H a lb b lu t u n te r s ic h k e in e
h o h e F r u c h t b a r k e i t b e s it z e .
Das erstere wird wohl so zu erklären sein, daß die dem
Hottentotten gegenüber doch etwas gebesserte Lebensführung des
weißen Vaters mehr Kinder am Leben hielt, als die betreffende
Hottentottenmutter einem gleichrassigen Manne durchgebracht hätte,
und das letztere wird wohl einfach das alte Vorurteil sein, Misch