
Die schlichte Feier der Trauung versetzt einen nach Hause
in die Dorfkirche — Orgelspiel, Predigt und Trauung — und es
mutet eigentümlich an, wenn man erst kurz im Land ist, und nun
aus dem fremdartigen bräunlichen Gesicht auf die F ra g e an den
Hendrik van W y k und die Elisabeth Beukes das „ja“ ertönt. —
Fröhlich gehts nun heim ins Brauthaus, und tüchtig schmeckt
das Festmahl. Eine K uh und 14 Hammel — nebenbei gesagt
nach dem augenblicklichen Wert rund 260 M. — haben daran
glauben müssen; daß der Distriktschef zu solch feudaler Hoch-
Fig. 35. Zwei Hochzeitspaare mit ihren Begleitern.
zeit einige .„Permit“, Erlaubnisscheine für den Ankauf bestimmter
Mengen Bier, Wein und Schnaps gegeben hat, erhöht die Festfreude
gewaltig.
Um 3 Uhr ist Pferderennen; eine ganze Anzahl junger Reiter
starten, ein tolles Jagen um die Ehre des Sieges. Von 5 Uhr
an wird vor mehreren Häusern der Verwandten, besonders aber
und von der größten Menge vor dem Brauthaus getanzt, dazwischen
K a ffee getrunken und wieder getanzt. Das geht fort bis Mitternacht.
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Vor dem Brauthaus steht der mächtige Treckwagen (Fig. 14
oben) — am anderen T a g will das junge Paar hinaus auf die F arm;
bei Sonnenuntergang durfte es sich in sein Heim zurückziehen und
den Tanz den Gästen überlassen.
Für dieses neue Heim hat hauptsächlich der Bräutigam zu
sorgen. E r hat schon wochenlang vorher ein Haus gebaut oder
einen Pontock, je nach Vermögen; auch reicher Leute Sohn muß
sich eventuell mit einfachem Provisorium begnügen, bis er selber
mehr verdient hat (durch Lastfahren). Das Mobiliar muß er besorgen,
die junge Frau bringt außer ihren Kleidern nur Decken und
Bodenteppiche mit. Bei Besitzenden erhält sie stets Vieh in die
Aussteuer, ebenso bekommt der Mann solches von seinem Vater.
Au ch die Gäste steuern das junge Paar etwas aus, sie bringen als
Höchzeitsgeschenke Teller, Kaffeelöffel, Felle usw.‘i-^'' r
Die Ehen sind im allgemeinen gut, die Frauen nehmen keine
schlechte Stellung ein. Das Familienlenleben scheint ein recht
herzliches zu sein; besonders die ältere kinderreiche Frau steht in
gutem Ansehen. — Ehebruch soll selten sein, kommt aber g e legentlich
von beiden Seiten vor; die Versöhnung ist meistens nicht
zu schwer. Witwen Und Witwe r pflegen sich rasch zu trösten,
heiraten, wenn noch bei Jahren, in längstens 1 Jahr wieder, es
gibt eine ganze Reihe, die einen zweiten öder dritten Gatten haben.
Schwangerschaft und Geburt.
E inei jungen deutschen Kaufmannsfrau, die kurz zuvor mit
Hilfe von Bastardhebammen von einem Knäblein entbunden war,
verdanke ich einige Angaben über allerlei Maßnahmen, die die
Bastardfrauen in der Schwangerschaft und bei der Geburt vornehmen.
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Die: Dauer der Schwangerschaft wird von der ausbleibenden
Menstruation an richtig berechnet; in ihrer späteren Zeit wird von
den ihr Am t berufsmäßig betreibenden Hebammen der Leib betastet,
sie stellen fest, wenn der K op f tiefer getreten ist, sie „hören
das Leben“. Gegen jede Beschwerde . der Schwangeren wird
massiert; so vor allem gegen das Erbrechen. Sie' nehmen an, das
Kind drücke auf den Magen, weil es schlecht liegt, so soll es
Massage richtig lagern; ins Bein ziehende Schmerzen werden auf
ähnliche Ursache zurückgeführt, „das Kind muß quer, liegen“ und
ebenso behandelt. Die Massage wird mit warmem 01 ausgeführt,
bald sanft mit der flachen Hand, bald energisch mit der geschlossenen
Faust. Sie ist auch nach eigener Erfahrung der weißen Frau sehr
erfolgreich. — S c h u l t z e beschreibt ganz ausführlich die Massage
Schwangerer bei Hottentotten die Bastardfrauen haben also
diese Tradition festgehalten.
Schwangere Frauen dürfen beim Schlachten nicht zusehen —
das wird wohl alter Burenglaube sein. —
Wenn die Geburt nicht normal vorangeht, wird ebenfalls
massiert, oft mit Erfolg. Manuelle Eingriffe und Hilfe, Einführen
von Hand oder Finger in die Geburtswege findet nie statt. Nur
wenn der K op f durchtritt, wird er etwas angehalten. Wenn der
„Hinterkopf sichtbar“ wird, muß die Frau stark mitpressen, denn