
gepaßt an jene Umwelt gelten, b e s o n d e r e Auslese findet auf beide
durch diese Umwelt nicht statt. Daraus darf man dann aber den
Schluß ziehen, daß sie auch auf den Bastard, der aus den beiden
Rassen entstand, nicht stattfindet, was mit den Beobachtungen
vom Zutreffen der M end elschen Regeln stimmt.
So haben wir also hier eine Bastardbevölkerung, an der das
Mischungsverhältnis der Merkmale von b e s o n d e r e n Auslesevorgängen
nicht nachweisbar beeinflußt ist. Das wird aber wohl
in Bastardpopulationen nicht gerade oft Vorkommen. Häufiger
wird ja wohl in der Menschheitsgeschichte Mischung im Großen
so stattgefunden haben, daß eine e in w a n d e rn d e Gruppe eine
andere ansässige trifft (auch hier ists ja so: „Treck“-Buren und
bodenständige Hottentotten), und daß dann nur die letztere angepaßt
ist, die andere in ein fremdes, neues Milieu kommt - sehr
oft in ein ihr n ic h t zusagendes. Dann wird regelmäßig bezüglich
einer Reihe von Merkmalen, die die Mischlinge von dieser eingewanderten
Stammrasse erhalten haben, Auslese stattfinden,- meist
wird man sagen können Ausmerzung. Da wohl im Laufe der
letzten paar Jahrtausende der Mensch, in größeren Verbänden auswandernd,
nie leeres Gebiet getroffen hat, sondern sich im neuen
Gebiet zu schon Ansässigen zumischte, waren wohl solche Wanderungen
stets mit Bastardierung verknüpft.
So ist die Ausmerze, die der Neuankömmling und seine Deszendenten
im Gebiet erleidet, an das er nicht angepaßt ist, ein
Vorgang, der eine Bastardpopulation trifft. (Denselben Vorgang,
auf reinrassige Bevölkerung wirken zu sehen, gelingt uns viel
seltener und nur in kleinem Maßstabe, z. B. Tropenwirkung auf
dauernd tropenbewohnende Europäer).
Die Wirkung der Auslese durch Faktoren der Umwelt muß
nun auf eine Bastardpopulation ganz besonders wirken. Da keine
neue Rasse entstanden ist, sondern eine Menge neuer Merkmalskombinationen,
werden durch diese Ausmerzung bestimmte Merkmale
mit deren Trägern verschwinden. Uber die ausmerzenden
Wirkungen der Umwelt wissen wir sehr wenig, es kann hier auf
dieses ganze Problem nicht im einzelnen eingegangen werden, zu,
mal es u n s e r e Bastards nicht zu berühren schein t, Es sollte nur
gezeigt werden, daß es sich fast immer um Bastardpopulationen
handelt. Wir dürfen annehmen - nur so viel sei kurz angedeutet
daß Individuen mit bestimmten Eigenschaften - Disposition zu
Krankheiten, geringe Fähigkeit der Immunisierung, bestimmte.Konstitution,
geringe Widerstandsfähigkeit gegen Hitze oder Kälte oder,
Trockenheit oder Licht, leichte Alterierbarkeit der Fortpflanzung,
Fruchtbarkeit usw. — durch klimatische und sonstige Außenwelteinflüsse
dauernd ausgetilgt oder in der Vermehrung beschränkt
werden. Ein Teil dieser Eigenschaften sind nun höchst wahrscheinlich,
und einzelne sicher, organisch mit sogenannten Rassenmerkmalen
verbunden, z. B. Hautfarbe mit Lichtempfindlichkeit — das
ist wirkliche Korrelation! dadurch werden also diese Merkmale
a u s g e t i l g t . A l s Illustration dazu sei nur angeführt, daß S h ru b -
s a ll (1904) wahrscheinlich gemacht hat, daß in englischen Städten
das blonde Element von bestimmten Krankheiten mehr ergriffen
wird, dadurch eine größere Mortalität hat als das brünette, so daß
die Städte dadurch relativ stärker brünett sind. Andere K ran k heiten
(z. B. Tuberkulose) sollen bei Dunklen häufiger sein.
Durch Minder- oder Unfruchtbarkeit der einen Stammrasse
in bestimmtem Klima und deren Vererbung auf einzelne Bastards
wäre vielleicht eine Angab e K o h lb r u g g e s 1) zu erklären, falls sie
überhaupt Gültigkeit hat, d. h. nicht einzelne Beobachtungen, sondern
eine R e g e l darstellt, der Autor belegt seine Aussage nicht.
Er gibt an, daß aus Javanen-Europäerkreuzung auf die Dauer als
Endresultat Javanen entstehen, „nur auf der Tenimberinsel war das
Endresultat „Europäer“. Wenn Javanen mit Chinesen sich mischen,
dann entsteht als Endresultat „Chinesen“. Die Bewohner der Insel
Pitcairn, die aus tahitischen Frauen und Engländern entstanden,
sind Europäer“. — Mit all dem ist in dieser hingeworfenen Form
nichts anzufangen. Es k a n n sich — und das ist am wahrscheinlichsten
S§- in solchen Fällen um Ausmerzung bestimmter Elemente
durch Umweltwirkungen handeln.
Solange im A n fang der Kreuzung, bei sporadischer Kreuzung
in bestimmten sozial abgegrenzten Schichten, bei Rückkreuzung,
Bastarde entstehen, die nach den M en d e lsch en Regeln mit großer
Wahrscheinlichkeit g l e i c h z e i t i g e Träger vieler Rässeneigenheiten
e in e r Rasse sind, auch geistiger, trifft dieser Ausmerzprözeß nicht
nur M e rkm a le ,-so n d e rn die eine R a s s e . Dazu kommt aber ein
zweites.
Schon bei geringer Höherentwicklung der Kultur gibt es in
großer Zahl kulturelle, soziale Vorgänge, die ausmerzend wirken;
auch da muß ich mich mit Andeutungen b egn ü g en 2); Austilgung
durch Kriege, innere Kämpfe, viel mehr aber durch Minderfortpflanzung
infolge kultureller Umstände (Reichtum, E rb g ang usw.)
trifft ganz bestimmte Gruppen einer Bevölkerung.
Wenn sich nun — vor allem in den erwähnten ersten Zeiten
oder unter den besonderen Umständen der Mischung — die geistigen
Eigenschaften, die für solche Gruppenzugehörigkeit prädestinieren,
1) „Die morphologische Abstammung des Menschen“ . Stuttgart 1908.
2) Vgl. die Schriften von S c h a llm a y e r , W o ltm a n n , P lö t z u. a.