
linge seien eben minderfruchtbar (s. oben), dazu vielleicht auch
noch eine relativ große Kindersterblichkeit in jenen Zeiten und
Verhältnissen der ersten Bastardentstehung (s. oben).
Endlich ist noch zu bemerken, daß sich größere oder g e ringere
Fruchtbarkeit sehr deutlich familienweise vererbt. So sind
z. B. die van W y k s auch als reine Buren in der Kapkolonie, wie
d e V i l l i e r s ’ (1893) Geschlechtsregister zeigt, ganz besonders fruchtbar,
die Bastards van W y k ebenso, ein Blick auf den Stammbaum
(Nr. 11), den größten von allen, zeigt es. Umgekehrt zeigt sich
Kinderarmut ebenfalls gehäuft in Familien, einmal hat von zwei
Schwestern (s. Stammbaum Nr. 5) eine in ¿(.jähriger Ehe ein Kind,
die andere in 5 jähriger gar keines, und ein anderes Mal (Stammbaum
Nr. 17) hat eine Frau zwei Kinder, sie selbst ist mit einem
Bruder die ganze Nachkommenschaft ihrer Mutter.
Ein Blick über die Stammbäume zeigt, wie einzelne Familien
rasch wachsen, Generation um Generation viele Kinder zeugend,
andere langsam — und hier bei den Bastards spielen v i e l mehr
wie etwa irgendwo in Europa natürliche Faktoren, Fruchtbarkeit,
Konstitution usw. mit als etwa soziale.
Das G e s c h le c h t s v e r h ä l tn i s der Geborenen bedarf nun noch
einer kurzen Betrachtung. Oben erwähnte 44 bezüglich der Fortpflanzung
als abgeschlossen angenommene Ehen haben 339 Kinder,
wovon 160 männlich und 148 weiblich sind, während für die fehlenden
31 das Geschlecht nicht mehr einwandfrei festzustellen War1).
Das ergibt für die frühe Kindheit ein Geschlechtsverhältnis von
107,6. — A b e r die Zahl ist bei der geringen Gesamtmenge von
Individuen doch nur mit Vorsicht zu benü tzen^B Nach der Geburt
und innerhalb der ersten zwei Dezennien ändert sich dieses V e r hältnis
sehr wenig, vor allen Stücken sicher nicht derartig zu un-
gunsten der Knaben, wie das bei uns bekanntlich der Fall ist.
Ich finde von obigen Kindern 34 männliche, 32 weibliche und 14
unbekannten Geschlechts als „gestorben“ angegeben; dabei sind aber
einige wenige erst erwachsen, sogar nach ihrer Verheiratung gestorben.
Ich finde ferner in meinen Stammbäumen 16 alte Junggesellen
und 12 alte Jungfern, also auch hier ein deutliches starkes
Überwiegen der Männer.
Eine andere Unterlage für die Berechnung des Geschlechtsverhältnisses
gibt die oben (S. 44) erwähnte Familienliste des
1) Nach dem Tode der Eltern wissen oft die inzwischen herangewachsenen Kinder
nicht mehr, ob ein früh verstorbenes Geschwister Knabe oder Mädchen war, geben aber
den Tod eines Geschwisters bestimmt an — in anderen Fällen habe ich mich leider
gelegentlich selber mit der kurzen Angabe einer Mutter zufrieden gegeben, daß soundso-
viele gestorben seien.
K . Distriktsamtes. Ich habe dort die einzelnen Kategorien zusammengezählt.
Die Liste zählt 245 Familien auf, die zusammen
453 „erwachsene“ Männer, 442 Weiber, 167 männliche Kinder
„unter 7 Jahren“ und 166 ebensolche weibliche enthalten. D a n a c h
is t d a s G e s c h le c h t s v e r h ä l t n i s d e r P e r s o n e n ü b e r 7 J a h re
102,5, es fehlen aber wohl einzelne Männer, die auswärts (außerhalb
des Bastardlandes) in Stellungen sind2).
• Die beste neuere Zusammenstellung der Geschlechtsverhältnisse
gibt v. B ä lz (1911); er führt für Westeuropäer Werte von
101,5 bis 107,0 auf, daneben für Holland 101,7, das aber in der
Reihe eine ,¡auffallend tiefe Stelle“ einnimmt.
Ein nachweisbarer Einfluß der Bastardierung scheint nicht
vorhanden; das .Geschlechtsverhältnis der Kinder aus Verbindungen
zwischen Europäern und Bastardmädchen ist auf keine Weise auffällig;
Ehen zwischen Buren und Hottentottenmädchen scheinen in
den Stammbäumen einen starken Knabenüberschuß zu geben, aber
jene Ehen liegen so weit zurück, daß sehr große Lückenhaftigkeit
meiner Stammbäume in diesem Punkte ganz sicher ist, so daß sie
da ganz versagen.
Das Geschlechtsverhältnis von 1727 reinen Burenkindern (276
Ehen) berechnete ich aus V i l l i e r s Registe r auf 108,6, es stimmt
also mit der ungefähren Ziffer von 107,6 meiner Bastards sehr gut
überein; wie es sich dort später ändert, ist nicht festzustellen.
A n d e r e p h y s io lo g i s c h e D a te n kann ich nur in sehr g e ringem
Umfang geben, nur zufällige Bruchstücke.
G a n g und H a l tu n g bieten wenig Besonderes; Kinder lernen
wohl regelmäßig vor Vollendung des 1. Lebensjahres gehen, mit
9 Monaten sah ich mehrere, mit 14 Monaten alle völlig selbständig
gehen und laufen. Der Gang der Erwachsenen ähnelt bei jugendlichen
Mädchen sehr oft dem leichten wiegenden Gang der Eingeborenen,
bei alten Frauen ist er meist infolge des Fettpolsters
wackelnd und unschön. Knaben und Männer, die draußen baarfuß
gehen, schieben die Fußsohle, ohne sie wie wir vom Boden „abzurollen“,
hart über dem Fußboden gerade nach vorwärts, treten
also sozusagen nicht auf; die Fußspitze sieht dabei genau nach
1) Anm. b. d. Korrektur: Durch gütige Mitteilung d. K . Gouvernements erfahre
ich, daß man 19 1 1 im Schutzgebiet an Mischlingskindern (nicht „Bastards“ !) 706 männliche
und 684 weibliche zählte, das ist ein Verhältnis von 103,2 für Europäer— Neger-
und Europäer— HottentottenmischungM#SBastardkinder waren es in Rehoboth 1910 bis
12 zusammen 110 männliche und 110 weibliche; die Zahlen für die Einzeljahre sind
aber sehr wechselnd.
F i s c h e r , Bastards. 9