
einer „besonderen“ Erscheinung) ist der der rassenmäßigen P räpotenz.
Wa s in Botanik und Zoologie durch die experimentellen
Forschungen der letzten Jahre wohl definitiv erledigt ist, daß eine
A r t (Varietät, Rasse usw.) gegen eine andere eine an sich unverständliche
„Präpotenz“ hat, in der Kreuzung stets „durchschlägt“,
das gilt noch im Kreise vieler Tierzüchter und das ist noch allgemeine
anthropologische Ansicht. So meint B o a s ( 1 8 9 5 ) , „daß
der indianische Typus mächtiger wirkt als der weiße“ und „daß
der ältere schwarzhaarige, breitgesichtige Typus sich mit größerer
Energie entwickelt, als der helle schmalgesichtige, welcher ursprünglich
auf einen sehr kleinen Teil der bewohnten Erde beschränkt
war“ — man sieht, es sind Ideen vom Einfluß phylogenetischen
Alters u. dgl., die da zur Erklärung herangezogen werden; H a g e n
(1906) meint, das bestätigend, daß das malayische Element als
solches das europäische in der Vererbung überwiegt. Au ch K o h l -
b r u g g e meint wohl ungefähr dasselbe (s. unten).
B o a s bringt als Beleg dafür die Erscheinung, daß die Ge
sichtsbreite der Europäer-Indianermischlinge der indianischen viel
näher kommt; der Unterschied zwischen Indianer und Mischling
ist nur halb so groß wie zwischen Weißem und Mischling. Ab er
gerade für dasselbe Merkmal, Gesichtsgröße findet bei meinen
afrikanischen Bastards das umgekehrte statt, sie nähern sich mehr
den Weißen — weil eben hier der Weiße das größere Originalmaß
besitzt (das breitere und längere Gesicht) und dieses scheint
wohl dominant zu sein. Ich glaube, es sind auch bei B o a s nur
Dominanzerscheinungen des betreffenden M e r km a le s , das eben
dort zufällig an den farbigen Partner geknüpft ist. Solche Beobachtungen
führten dann vor Kenntnis der M end elsehen Vererbung
zur heute noch herrschenden Ansicht vom Überwiegen bestimmter
Rassen in der Vererbung. So sollen Farbige gegen uns präpotent
sein, der Weiße unterliege stets, die Kulturrasse als geschwächt
halte sich in Kreuzung nicht gegen die frischen Naturrassen, einzelne
sollen besonders rassenbeständig in der Vererbung sein, z. B.
die Semiten gegen alle anderen, die Rasse schlage nach Generationen
immer wieder durch M derartige Phrasen stellen unser
Wissen über diesen Punkt dar, es bedarf kaum des ausdrücklichen
Hinweises, daß sie alle ohne jede wissenschaftliche Begründung sind.
Wie lautet nun eigentlich das Problem? Es handelt sich um die
Frage: Ist bei Rassenkreuzung der Einfluß e in e r Stammrasse auf
den Bastard stets oder in bestimmten Fällen größer als der der
anderen? Könnte man also, wenn man alle Rassen gegeneinander
durchprüfen könnte, eine A r t von Stufenleiter bezüglich V e r erbungskraft
aufstellen? Hängt diese dann mit inneren (phyletisches
Alte r, genealogische Verwandtschaft usw.) oder äußeren Eigenschaften
der Rasse (Kultur- und Naturzustand) zusammen? Eine
Menge Probleme — aber wie ich glaube, alle hinfällig, denn ich
denke zeigen zu können, d a ß d e r B e g r i f f e in e r P r ä p o t e n z
g e w i s s e r R a s s e n ü b e r h a u p t n ic h t e x i s t i e r t !
A ls Beispiel, als Untersuchungsmaterial sei für diese Frage
unser Bastardvolk herangezogen. Wie vererben sich in ihm die
beiden Stammrassen? Wieg t eine mehr vor als die andere?
Die Frag e läßt sich natürlich nur nach dem Grade der Äh n lichkeit
des Bastards mit den beiden Elternrassen beurteilen, welcher
Schluß aber nicht ganz eindeutig ist, wie unten gezeigt wird. Die
größere Ähnlichkeit der Bastardgruppe mit e in e r der. beiden
Elternrassen würde also (zunächst|gfür eine größere Vererbungstendenz
dieser Rasse gegenüber der anderen sprechen. Zur Feststellung
dieser Ähnlichkeit ist das exakteste Mittel der von M o lli-
son (1910) angegebene Abweichungsindex und seine „Typendifferenz“.
Der Abweichungsindex gibt an, wie stark prozentual der
Merkmalsmittelwert einzelner Gruppen (Rassen) vom Mittelwert und
den Grenzwerten der Vergleichsgruppe(rasse) abbleibt. Ich nehme
hier als Vergleichsgruppe („Basis“ ) die Bastards und zwar nur die
(genealogisch) „Mittleren“, die also je (approximativ) g le ich v ie l
weiße und hottentottische Ahnen haben und vergleiche sie mit
reinen Hottentotten und Europäern (letztere für manche Merkmale
Badener, für manche Holländer); die prozentuale Berechnung bezieht
sich auf die stetige Abweichung (Standardabweichung) der
„mittleren“ Bastards.
Nach M o ll is o n s Methode wird der Abweichungsindex graphisch
dargestellt, ich habe je für Männer und Frauen solche Kurven
je für 16 Merkmale hergestellt (Fig. 10 u. 10 a). Die dicke schwarze
horizontale Linie bedeutet also den (arithmetischen) Mittelwert der
Merkmale der Bastards, die beiden je oben und unten ihr parallel ziehenden
stellen die L ag e der durchschnittlichen („stetigen“ oder Standard-)
Abweichung der betreffenden Merkmale der Bastards dar, als 100
angenommen. Die durch Zickzacklinien verbundenen Punkte stellen
die (prozentual berechnete) L a g e der betreffenden Merkmale des
durchschnittlichen Europäers (ausgezogene Linie) und Hottentotten
(Punkt - Strich) dar; die gestriechelten Linien endlich die der
„Eu-“ (kleine Striche) und der „Hott“ - Gruppen (punktiert) der
Bastards1).
1) Man hätte natürlich auch können als „Basis“ Badener und dann Hottentotten
nehmen und jeweils die „Bastards“ eintragen — aber ich halte die gewählte Form für
praktischer.
r IQ *