
können diese Annahme nur bestätigen. Wir haben ja hier nachgewiesenermaßen
vorab in Zentraleuropa starke Mischung verschiedener
Rassen — und das Nachdunkeln ist fast als die Norm
zu bezeichnen. Mischlingskinder von Negern und Weißen dunkeln
ebenfalls sehr stark nach, wie mich eigene . Beobachtungen an
Herero-Europäer-Mischlingskindern und an Mulattenhaar aus Nordamerika
lehren. D a v e n p e r t (1910) erwähnt eine Bemerkung eines
seiner Mitarbeiter über „red curly hair“ der Mulattenkinder.
v. N o r d e n s k iö ld l) berichtet von den Eskimo, die sich durch
Bartwuchs, Körpergröße, Physiognomie als stark europäisch g e mischt
erweisen, daß die Kinder „ziemlich allgemein“ braunes Haar
haben. Es wäre wichtig und nicht allzu schwer, über diese V erhältnisse
bei allen möglichen Mischungen Untersuchungen anzustellen,
ich glaube aber schon nach meinen bisherigen Feststellungen
die Hypothese aufstellen zu dürfen. Nach unseren heutigen A n sichten
über Vererbung würde sie dann unter den B egr iff des
jugendlichen „Dominanzwechsels“ fallen, der im Kap. „Vererbung“
unten besprochen wird.
Endlich ist die Farbe des Kinderhaares noch bezüglich ihrer
Verteilung nach den drei genealogischen Gruppen zu untersuchen.
Da wird das Ergebnis und der Vergleich mit den Erwachsenen
natürlich eben durch dieses Nachdunkeln erschwert; dann sind
natürlich die Ziffern auch weniger zuverlässig, weil sie weniger
homogenes Material sehr ungleiche Vertretung der einzelnen
Jahrgänge, der schon teilweise oder noch gar nicht nachgedunkelten
— enthalten. So ist also folgende Tabelle nur ganz provisorisch:
T a b e l l e 13.
Verteilung der Haarfarbe bei Kindern von i-Uc8 Jahren
nach Prozent.
echt
schwarz
Nr. 27
braunschwarz
Nr. 4
dunkelbraun
Nr. 5'
hellbraun
Nr. B H
blond
Nr. 8
blond
Nr. 9
blond
Nr. 10— 14
47 Eu-Gruppe . 4 26 28 13 17 11
48 Mitt-Gruppe . mm 33 23 ' 17 8 2
31 Hott-Gruppe 13 16 16 32 3 6 3
In der Zahlenverteilung fällt hier vor allem auf, daß die Hott-
Gruppe im Gegensatz zu den entsprechenden erwachsenen Individuen
außerordentlich viel Hellbraune hat. Blonde sind es dann
weniger als bei den anderen Gruppen, Man hat den Eindruck, als
ob auch schon bei Kindern die Hott-Gruppe eine Stufe dunkel-,
1) „Grönland“ . Leipzig 1886.
haariger ist als die anderen. Das Nachdunkeln der Hott-Kinder
würde darnach von hellem Braun zu tiefem Schwarz führen, das
der Eu-Kinder von hellem Blond zu dunklem Braun.
Wenn man endlich noch nachsieht, ob etwa zwischen Haarform
und -färbe (der Erwachsenen) ein Zusammenhang besteht, so
zeigt sich, daß innerhalb der Gruppen solche Korrelation fehlt; die
dichtkrause oder schlichte Form kommt bei allen Farben etwa
gleich oft vor. Für das Gesamtvolk besteht dagegen insofern eine
festere Korrelation, als eben die Eu-Gruppe gleichzeitig mehr Blonde
und mehr Schlichte umfaßt als die anderen und umgekehrt die
Hott-Gruppe mehr Schwarze und Krause, da gehen also je diese
Eigenschaften zusammen (s. auch unter Kapitel „Korrelation“).
Die Augenfarbe.
Die Mehrzahl der Bastards haben eine dunkle, braune Iris;
aber die allerdunkelsten Farben fehlen fast ganz, andererseits sind
einzelne Individuen mit recht hellen Farben da. Unterschiede
zwischen Männern und Frauen bestehen darin, daß die Frau etwas
öfter dunkle Aug en h a t 1). Da die Irisfarbe der Kinder, von ganz
jungen Säuglingen abgesehen, sich in der R e g e l nicht wesentlich
ändert, höchstens hie und da um ein Weniges nachdunkelt, kann
die Verteilung der Farben an Erwachsenen und Kindern zusammen
untersucht werden. (Übrigens ergab die Einzeluntersuchung fast
völlige Übereinstimmung — unter den Kindern waren sogar zufällig
einige dunklere Augenfarben als sie bei Erwachsenen zur
Beobachtung kamen).
Die Verteilung der Farben (die Nummer nach M a r t in s Tafel)
auf die drei genealogischen Gruppen zeigt folgende Tabelle.
T a b e l le 14.
Verteilung der Augenfarbe bei Männern, Frauen und Kindern in °/0.
Augenfarbe
braun blaugrün grün grau blau
Nr. . 2 3 4 5 6 7 8 10 11 I3 14
74 Eu-Gruppe . . . 4 20 31 19 8 S R H 3 5 1 1
119 Mitt-Gruppe . 1. ■ > 2 34 4 1 1.3 6 4 0 0 0 0 0
76 Hott* Gruppe . . • 1 42 25 25 3 3 i 0 0 0 0
Die dunkelste Farbe der Probetafel fehlt, ebenso fehlen Nr. 9
und i2. Die Eu-Gruppe ist dadurch ausgezeichnet, daß in ihr viel
hellere, auch einmal wirklich blaue A u g en Vorkommen; dafür sind
1) Anm. zu Kapitel „Vererbung der Augenfarbe“ .