
Nachweis, daß der Nasenindex höchstwahrscheinlich genau nach den
M e n d e ls c h e n Regeln geht, die Sicherheit, daß Index und Form
aufspalten, ihre Erbeinheiten also getrennt vererbt werden, von besonderer
Bedeutung — ich glaube, auch in Europa kann man die
verschiedenen Rasseformen der Nasen deutlich „rein“ nebeneinander
sehen. —
Nach einer An g ab e C h e r v in s (Anthropologie bolivienne,
Paris 1908) verschwindet bei Kreuzung von bolivianischen Indianern
und Negern die Flachheit der Negern ase; da wäre also ebenfalls
die hohe Nase dominant, genauere Angaben fehlen aber.
Ebenso scheint bei Europäer-Eskimomischung die hohe Nase
dominant, denn nur so ist wohl folgende Bemerkung Norden-
s k i ö l d s („Grönland“, Leipzig 1886) zu deuten: Durch Mischung
von Innuit-Frauen und dänischen Matrosen wird „eine neue Mischrasse
gebildet, welche, da die Eingeborenen den europäischen
Typus hübscher finden als den ihrigen, durch Geschlechtswahl so
überhand genommen hat, daß das, was wir reine Eskimozüge
nennen, anfängt selten zu werden, wenigstens in der Nachbarschaft
der Kolonien“. Dabei zeigt eine Abbildung solcher . Mischlinge,
daß die Nasenform die rein europäische ist; die Aug en sind
zum Teil ohne Mongolenfalte, zum Teil mit solchen — eine
Prüfung gerade dieser Mischlinge nach modernen Gesichtspunkten
wäre besonders aussichtsreich.
In jüngster Zeit ist nun eine Arb eit erschienen, die diesem
Problem etwas zu Leibe geht, wenn auch nicht ganz auf der
Basis, wie es wohl nötig ist. S a l am a n ( ig i 1) untersuchte:die
Physiognomie von Kindern aus Ehen zwischen Engländern und
Juden und aus solchen zwischen Juden von prononziert jüdischem
und nichtjüdischem Typus. E r sondert-nun leider nicht die Merkmale.
(Darauf ist unten noch näher eingegangen, s. Korrelation.)
Er findet nun nach Untersuchung von 136 Mischehen und 13
Rückkreuzungen, daß der aschkenasische, also gröbere, jüdische
Gesichtstypus gegen den Gesichtstypus der nordischen Rasse rezessiv
ist. Es wurde dabei der Gesamtausdruck des Gesichtes als
Einheit genommen. Da es sich ausdrücklich um die aschkenasische
Gruppe handelt, dürften pointierte schmale Judennasen kaum dabei
gewesen sein, so daß sich: für unsere F ra g e hier kaum etwas, ergibt.
Dagegen findet S a lam a n auch ausnahmslos, daß eine
scharfausgeprägte, typische (also wohl auch, starknasige) Judenphysiognomie
dominant gegen diejenige des nichtjüdisch., aussehenden
(reinen) Juden ist, ebenso daß der Sephardimtypus
dominant gegen den Aschkenasim, also doch wohl die schmale,
hochrückige Nase gegen die breitere. Es ist schade, daß S a la -
m a n s schönes Material nicht anthropologisch durchgearbeitet ist, es
wäre außerordentlich wichtig, diese Ergänzung zu erlangen! —
S a lam a n führt dann an, daß die sogenannten indischen
Juden, die Beni-Israel Indiens, nicht jüdisch aussehen und nur hier
und da ein jüdisch aussehendes Individuum auftritt (nach F is h -
b e r g) — danach wäre sogar die breite Nase der betreffenden
indischen Bevölkerung unterster Kasten dominant? Ehe da Ziffern
beigebracht sind, ehe die Nasenform als solche an Stelle der Gesamtphysiognomie
untersucht ist, wird man jede derartige Behauptung
ablehnen dürfen. Dasselbe gilt für die völlig chinesisch aussehenden
sogenannten chinesischen Juden und die negroid aüs-
sehenden abyssinischen; erst e x a k t e Bastardstudien können da
Aufschluß bringen. —
Damit soll aber nicht etwa die S a l a m an sehe Untersuchung
als wertlos hingestellt sein, sie ist im Gegenteil zu begrüßen.
A u ch daß die Physiognomie als solche nach den M e n d e ls ch e n
Regeln sich zu vererben scheint,'^ist hoch bedeutsam. Das kann
natürlich nur heißen, daß eine ganze Reihe anatomischer Merkmale
an Nase, Stirn, Lippen, Kinn, Backenknochen „mendeln“.
S a lam a n hat ja höchstens bis zur F 2-Generation verfolgen können,
da ist es erklärlich, daß wenn einige wichtigste, charakteristisch
jüdische Merkmale gleichzeitig rezessiv sind, daß er dann „die
Physiognomie rezessiv fand.
Sehr ähnliches fiel mir unter den Bastards gelegentlich ebenfalls
auf, folgende Zeilen sind geschrieben, lange ehe ich S a 1 a-
rn an s interessante Arbeit kennen lernte.
A ls letzte Stufe eines Hinweises auf alternative Vererbung
sei endlich ohne jeden ziffernmäßigen Beleg auf die Mannigfaltigkeit
der Gesamtbastardphysiognomie hingewiesen. Daß einzelne,
der Blutmischung nach von keiner Seite bevorzugte Individuen besonders
europäisch oder hottentottisch aussehen, daß alle denkbaren
Kombinationen von Nasen-, Mund-, Stirn-, Backen- usw. -formen
auftreten (man vgl. die Tafeln), läßt sich wohl nur verstehen unter
der Annahme, daß alle diese „Merkmale“ selbständig sich vererben,
nicht jeweils zu ausgeglichenen Mittelformen verschmelzen, sondern
als homo- und heterozygotisch und durch sehr viele Erbeinheiten
bedingt, als eine gewaltige Reihe von abgestuften Formen auftreten.
Auch diese E rfahrung bei den Bastards kann wohl nach Europa
übertragen werden, die Mannigfaltigkeit der Gesichter der mittel- und
nordeuropäischen B evölkerung z.B. entspricht wohl nur der M e n d e l schen
Austeilung der die Physiognomie bestimmenden Genen.
Daß die Bastardierung als solche das Gesicht besonders „schön 1
machen soll, halte ich für eine Täuschung. Man behauptet dies