
So hat H a e c k e r (1911, 1912) die alternative Vererbung des
sogenannten Habsburgertypus, den gleichzeitig S t r o hm a y e r (1911)
untersuchte, W e in b e r g (1909) die der An lag e zur Mehrlingsgeburt
wahrscheinlich gemacht.
Derselbe Nachweis für die Vererbung von Sommersprossen
durch H am m e r (1912) stellt dann schon den Schritt zum Gebiet
der Pathologie dar, wo zahlreiche Fälle von M en d e lsch e r V e r erbung
festgestellt sind, Albinismus, Hyperdaktylie und vieles andere
(s. H a e c k e r [1912] und die dort zitierte Literatur)1). Man sieht,
zwischen Bastardierung und Individualkreuzung innerhalb der Rasse
sind keine prinzipiellen Unterschiede, das gilt also auch für den
Menschen.
3- Zur Biologie der Bastards.
Die Untersuchung physiologischer, biologischer Eigenschaften
von Bastarden liegt noch recht im A r g e n ,; auch auf zoologischem
und botanischem Gebiet. Einiges Wenige kann für unsere Bastards
hier angeführt werden.
Es gibt eine Erscheinung bei der Bastardierung, die man als
„ L u x u r ie r e n “ bezeichnen kann. G o ld s c hm id t sagt darüber:
„Es ist eine alte Erfahrung der Gärtner, der Tierzüchter, wie auch
schon der älteren Bastardforschung, daß man oft durch Kreuzung
Formen erhalten kann, die an Größe, Kraft, Wuchs die beiden
Elternformen weit übertreffen.“ Von Säugetierbastarden ist in
dieser Hinsicht wohl nur das Maultier anzuführen (G o ld schm id t),
das an K raft und Zähigkeit, aber gelegentlich auch an Größe oft
sogar die Pferdemutter übertrifft.
Etwas Ähnliches läßt sich scheinbar an unseren Bastards feststellen.
Oben wurde gezeigt, daß die Bastards im Durchschnitt
größer sind als beide Stammrassen (vor allem größere Beinlänge),
dabei kräftig und voll gebaut. Die Beobachtung steht nicht vereinzelt
da. B o a s (1895) fand ganz dasselbe an Indianerhalbblut,
er zeigt, wie das zunächst eher kleine Bastardkind den indianischen
Vollblutgenossen gegen die Pubertät zu im Wachstum überflügelt.
E r macht besonders darauf aufmerksam, daß die Lebensweise bei
Voll- und Halbblutindividuen völlig die gleiche ist.
Dasselbe war für die alte Generation der Bastards zu behaupten;
sie führten in ihrer Jugend und Wachstumszeit ein Leben,
das dem der Hottentotten fast völlig gleich war. A b e r seit 30 Jahren
etwa hat sich das geändert. Europäische Gewehre, die Wirkungen
europäischer Kultur (Viehverkauf usw.), ließen die Bastards wohl2)
Vgl* insbesondere die schöne Studie vön L e n z 1912.
habend werden, ihre Lebenshaltung ist bedeutend besser als die
der Hottentotten. Das würde also eine Wächstumszunahme gegen
die Hottentotten leicht erklären. Man kann sich aber nun denken, daß
das Hottentottenblut im Bastard ihn an die ganzen klimatischen usw.
Verhältnisse besser an gepaßt hat als es der Bur war und ist, und
daß der Bastard dadurch, gute Ernährung vorausgesetzt, auch besser
gedeiht als der weiße Ahn, also beiden Eltern über den Kopf
wächst. Ob dieses sogenannte Luxurieren nicht stets nur eine durch
die Umwelt, die Lebensbedingungen (Nahrung, Trockenheit usw.)
bedingte „Modifikation“ ist (s. u.), möchte ich heute nicht entscheiden!
Seit man auch nur einiges wenige über die A b h äng ig keit
des Wachstums von Drüsensekreten (Hormonen), also letzten
Endes von chemischen Vorgängen weiß, muß man sehr vorsichtig
sein mit der Meinung, es könnte die Bastardierung als solche, also
auf erblichem Wege, direkt das Wachstum steigern.
In gewissem Sinne gehört auch die allgemeine Kräftigkeit
und Gesundheit unserer Bastards hierher, wenn man auch kaum
behaupten kann, sie gehe über die der Eltern hinaus. Immerhin
ist es doch besonders zu betonen, daß Bastarde, die in fünfter und
sechster reiner Bastardgeneration leben, sich durch Gesundheit,
Leistungsfähigkeit, etwa Märsche, Aushalten von Hunger und
Durst, durch Widerstand gegen, Krankheiten und geringe durchschnittliche
Sterblichkeit auszeichnen. A ll diese Eigenschaften übersteigen
eher die der beiden Eltern, als daß sie darunter bleiben.
Im Gegensatz dazu wird bei anderen Rassekreuzungen oft
eine besondere Schwäche und Hinfälligkeit behauptet. ^ Man
könnte im Gegensatz zum „Luxurieren“ von einem „Atrophieren“
oder „Pauperieren“ sprechen, von Hypoplasie der gesamten Natur.
Sicher ist diese Behauptung häufig falsch, d. h- es handelt sich
ganz gewiß oft um Schwäche, Konstitutionsschwäche, Hinfälligkeit,
Neigung zu Krankheiten und geringe Widerstandsfähigkeit n u r
als Folgen der Umwelt, der Lebens Verhältnisse, der sozialen Lag e
der betreffenden Mischlinge un d ih r e r M ü t te r . Man wird also da
sehr vorsichtig sein müssen. Immerhin muß aber wohl auch zugegeben
werden, daß es vielleicht auch durch die Mischung als
solche bedingte Verminderung der Wachstumsenergie, der Lebenskraft,
der Gesamtkonstitutionskraft gibt. Da sind vor allem Beobachtungen
an Mulatten anzuführen. T i l l in g h a s t (1902), der eine
Anzahl Beobachtungen über diese Fragen zusammenstellt, führt im
Anschluß an N o t t aus, daß in den Nordstaaten Nordamerikas die
Mulatten die kürzest lebenden seien, daß sie Ermüdung und schwere
Arbeit weniger gut ertrügen, daß sie schwächer und hinfälliger
seien als beide Elternrassen. E r weist weiter darauf hin, daß nach
F i s c h e r , Bastards. 12