
Endlich kann noch angeführt werden, daß die ersten Anfäng e
von Handwerk sich bemerkbar machen. Die Tätigkeit, der Unterricht
und die A n re gun g der Mission hat das veranlaßt. Von sich
aus neigt der Bastard wenig zu handwerksmäßiger Ausübung
irgendwelcher Gewe rb a Töpferei wird ga r nicht ausgeübt, auch
der Hottentott kennt sie heute nicht (Schul t ze) — das Angebo t
derartiger europäischer Waren ist so groß, daß sich einheimische
Arb eit nicht lohnt. Dagegen hat die Mission es fertig gebracht,
daß einzelne Männer als Schuhmacher, als Schreiner und als
Maurer gegen Bezahlung für andere arbeiten, d. h. also diese B e schäftigungen
als Berufe ausüben. Die Anknüpfung an Vorhandenes
war möglich und dadurch g in g es leichter.
Herstellung von lufttrockenen Ziegeln kennen alle, und sie
helfen einander, wenn einer sich ein Häuschen baut. Einzelne
haben darin fast dauernd Beschäftigung gehabt am Kirchenbau,
an der Erstellung von Europäerhäusern.
Eine europäisch eingerichtete Huf- und Wagenschmiede ist
da, aber sie ist einem Weißen abgenommen, die Beschlagschmiede
bei der deutschen Truppe usw. werden auch zum Teil als Lehrmeister
gedient haben.
Die Herstellung von allerlei Ledergeräten, Riemen, Riemengeflechte,
Schuhe usw. war den Hottentotten bekannt und wurde
viel geübt (Schultze), der Bastard führte das weiter. So schneiden
sie sich vielfach noch selber Sandalen, schneiden kunstvoll aus
Wildleder die außerordentlich langen Riemen der Treckpeitschen,
einzelne haben richtiges Schuhmachen gelernt, sie können grobe
Schuhe herstellen oder europäische sehr schön frisch besohlen oder
flecken. — Auch Schreiner gibt es (s. Textfig . 12). Auch dabei
konnte an die alte Schnitzkunst der Hottentotten angeknüpft
werden. Die Schreiner fertigen nach europäischem Vorhild Tische,
Stühle, Hocker usw. Für den eigenen Bedarf schnitzen sie Joche,
Schaufel- und Axtstiele usw.
Endlich kommt Gerberei vor, allerdings, glaube ich, kaum
berufsmäßig; es wird wohl fast jeder gerben können, einzelne üben
es allerdings mehr aus und veräußern ihre Produkte. Auch hier
sind die hottentottischen Vorbilder da, die weitergeführt werden (s. u.).
Ebenso wie all’ diese Handwerke nur Anfänge sind und nur
durch unmittelbare Tätigkeit des Missionars und anderer Europäer
so weit gediehen sind, wie man also von gewerbsmäßiger Sonderung
eigentlich noch nicht sprechen kann, ebensowenig kann man die
Handelsbetätigung beruflich nennen. Viehhandel, Verkauf von
Fellen, gelegentlich von Produkten des Landes (Rettiche, Feldzwiebeln,
Straußeneier, eine Antilopenkeule) treibt ab und zu jeder,
aber eigentliche Händler gibt es nicht.
Von Berufen sei endlich noch der des Lehrers erwähnt, den
zwei jüngere Männer, wenigstens die meiste Zeit des Jahres, im
Hauptamt ausüben, der eine ist dabei Organist für die Kirche.
(Über Hebammen s. unten.)
Mit ein paar Worten sei endlich die Geldfrage gestreift. Sie
kennen alle den Wert des Geldes und rechnen damit; es gilt neben
dem deutschen Geld auch das englische (das aber sehr selten ist)
— dabei wird das deutsche englisch benannt,: ein Markstück ist
ein Schilling, ein Zwanzigmarkstück ein Pfund. Kupfergeld hat
Fig. 12. Schreinerwerkstätte des alten Gertze. (Phot, von Herrn Kessler.)
keinen Wert, da die Kaufleute dafür nichts abgeben, die Münze
fängt sogar eigentlich erst bei 50 Pfg. an, ein Unfug, der ziemlich
durchgeführt ist (1908).
Verkauf von Vieh, Einkauf von Waren wird nach dem Geldwert
berechnet, gebucht, gegeneinander abgerechnet. A b e r der
K au f und Verkauf geht nur selten mit barem Geld vor sich; der
Kaufmann pflegt Kredit zu geben bis zur Höhe von Klein- oder
Großvieh oder sonstigen Gegenleistungen seitens des Bastards.
Wieviel bares Geld die Bastards haben, darüber fehlt mir (und
überhaupt?) jeglicher Hinweisl