
gestellt, mäßig weit bis weit und etwa spindelförmig. Ab e r ein
nicht ganz geringer Teil der Bevölkerung weicht davon ab. Gegen
ein Viertel der Gesamtheit dürfte enggeschlitzte Augenöffnungen
haben, wobei ich von gewohnheitsmäßig aktiv zugekniffenen
absehe; bei einzelnen sind die Lidöffnungen fast nur Striche
(s. Taf. V, Fig. 2, Taf. VIII, Fig. i, Taf. X IV , Fig. 3).
A u ch die Stellung der Lidspalte wechselt; neben den g e raden
kommen „schiefgestellte A u g en “ vor, wie fast alle Beobachter
auch für die Hottentotten angeben. Auch wenn man von s c h e in b
a r e r Schrägstellung, wie sie durch Falten am inneren A u g en winkel
vorgetäuscht wird (s. Unten), absieht, findet man eine ganze
Anzahl Individuen, bei denen der äußere Augenwinkel beträchtlich
höher steht als der innere, so daß zwei durch die Augenwinkel
jedes Au g es gelegte Achsen sich in stumpfem Winkel auf der
Nase treffen. Die schräg gestellten Augenöffnungen sind fast alle
enggeschlitzt, hier und da mittelbreit (nicht aber gilt das Umgekehrte),
die Lidränder also in der Mitte nicht weit voneinander ab- und
ausgebogen, sondern in eigentümlichem, flachem Schwung gezogen,
die Lidkante des Unterlides zieht in ihrem mittleren und nasalen
Teil fast gerade horizontal, hebt sich nach außen, dadurch kommt
in Verbindung mit nasalem, raschem und energischem Tiefertreten des
Oberlides die Schiefstellung zustande (Taf. X I , Fig. 2 ,¿jp Bei Kindern
ist diese Schrägstellung häufiger, rund die Hälfte aller Kinder
weisen sie auf; dann verliert sich bei der Hälfte dieser Fälle die
Erscheinung derart, daß die Augen als gerade erscheinen, so daß
nur ein Viertel der Erwachsenen noch jenen Schiefstand erkennen
lassen.
Meistens ist die Form der schräggestellten Lidspälte nicht
die regelmäßige Spindelform — wenn das auch vorkommt,: und
zwar dann als ganz dünne Spindel E g sondern zeigt jene Gestalt,
die man gewöhnlich mandelförmig nennt.
Die Verschiedenheit dieser wirklich vorhandenen Formen wird
nun noch ganz erheblich gesteigert durch das Auftreten von F a l t e n -
b ild u n g e n im B e r e ic h d e r L id e r , die dann die ursprüngliche
Form der Spalte verändern. Das gibt dann eigenartige Bilder,
die sofort an die entsprechenden Formen bei Hottentotten erinnern,
wo ja seit jeher „Mongolenfalte“ und „Schlitzaugen“ erörtert wurden.
Leider fehlen über die tatsächlichen Formen, Grade, Altersunterschiede,
Verbreitung usw. wirklich genaue Angaben bisher noch immer!
F r i t s c h (1872) möchte „das ganze Geheimnis der sonderbaren,
viel besprochenen Bildung der Augenlider“ daraus erklären, daß
die Menschen sich dauernd anstrengen, „so viel als möglich die
grellen Strahlen der Sonne auszuschließen“ , daß als Folge davon
„die chronisch gewordene Kontraktur der Muskeln der Lidspalte
Verzerrungen hervorruft“. F r i t s c h möchte möglichst scharf denen
entgegentreten, die aus der „Mongolenfalte“ des Hottentottenauges
auf Rassen Verwandtschaft zwischen diesen alten Südafrikanern und
den Ostasiaten schließen. Er hat natürlich darin v o llk om m e n
R e c h t , daß solche bisher durch nichts bewiesen ist, auch durch
eine ähnliche, ja fast gleiche Bildung der Lidspalte nicht erhärtet
wird. Das muß besonders betont werden! Ab e r diese Ähnlichkeit
der Lidspalten als solche ist nicht zu bestreiten! F r i t s c h s Er-
kläruti gsversuch (in dem er D a n i e 11 folgt) löst sicher nicht das g a n z e
Geheimnis, sondern trifft zum Teil und nur auf manche Bildungen
zu. Es gibt gewiß solche Faltenbildungen, die durch das Zukneifen
der Aug en bedingt oder wenigstens verstärkt sind, aber
auch andere. Das hat — eben auch für Hottentotten B L. S c h u lt z e
(.1910) völlig richtig beschrieben.
„Selbst bei völliger Erschlaffung der Augenringmuskulatur
und b e i v ö l l i g f a l t e n f r e i e n G e s i c h t e r n ist das obere Lid
unter einer stark entwickelten schlaffen oberen Deckfalte verschwunden.“
Ich kann das (für Bastards) durchaus bestätigen,
füge hinzu, daß es auch gelegentlich für ganz kleine Kinder gilt,
ich habe diese Bildung in typischer Form bei 2jährigen Kindern
beobachtet, wo also von chronisch gewordenen Wirkungen des
Muskelzuges keine Rede ist. Umgekehrt fehlt sie bei vielen E r wachsenen,
bei denen aber die ganze Umgebung des A u g e s samt
den Lidern von zahllosen Runzeln und Fältchen bedeckt ist; die
verdanken nun wirklich solcher Muskelwirkung ihre Entstehung
aber sie sind ganz anders angeordnet, auch individuell recht verschieden,
offenbar abhängig — wie H. V i r c h o w 1) zeigte — von
der variierenden Form der Augenringmuskulatur und der verschiedenen
Gewohnheit sie zu benützen.
Eine genauere Vergleichung der Faltenbildungen bei den
Bastards ergibt folgende Punkte, ich denke, es wird bei Hottentotten
ebenso sein, bedarf aber hier dringend der Untersuchung.
Bei der Betrachtung des A u g e s und der Lidspalte unserer
Bastards wirkt zunächst die ungeheuere Mannigfaltigkeit im Au s druck,
in Größe und Lage der Lidspalte, in Beschaffenheit (Glätte,
Menge) der umgebenden Haut, endlich in allerlei Faltenbildungen
geradezu verwirrend, dazu kommt das individuelle und willkürliche
Element der Haltung, Tätigkeit und Ruhe von A u g e und Lidern.
Doch gelingt wohl eine Analyse.
1) H. V i r c h o w , Gesichtsmuskeln und Gesichtsausdruck. Arch. Anat. u. Phys.,
Anat. Abt., 1908, S. 371— 436.