
verheiratetem unser Bastardvolk Aufnahme fanden; der weiße
Mann, der in dieses eintrat, nahm ein Bastardmädchen und die Nachkommen
waren keine r e g e lm ä ß i g e n Bastards (s. unten). Da-
gegen traf ich dann wieder Bastards I. Grades. In jüngerer Zeit
kam es nicht so selten vor, daß Hottentottinnen Kinder von Europäern
(Deutschen) bekamen; sie sind aber alle noch unerwachsen, sind
also hier in meinen Gruppen nicht mitverwandt. A lle die verschiedenen
und natürlich für Vererbungsfragen nicht ohne weiteres
g l e i c h zu setzenden genannten Formen sind also in dieser
„mittleren“ Gruppe, wie sie heißen soll, vereinigt.
Diesen regelmäßig verbastardierten „Mittleren“ stehen zwei
Gruppen gegenüber, in deren Ahnenreihe entweder der europäische
oder der hottentottische Einschlag je den anderen über-
trifft. Die Mitglieder dieser Gruppen sind, also jeweils, wenn ich
einen Ausdruck aus der Tierzucht gebrauchen' darf, „aufgekreuzt“ ,
indem entweder ein Europäer oder Hotterrtott öder Hottentottin
die Reihe der regelmäßigen Bastards unterbrach. Bei den europäisch
aufgekreüzteb ist es immer ein Mann, der als reinrassig hinein-
kommt (also genau wie in der Tierzucht, ,wo wir mit Zuchthengst
— Bullen -— Eber usw. die minderwertige Rasse aufkreuzen, aufbessern)
— wo dagegen die hottentottische Seite überwiegt, ist
es meist eine Frau, die rein hottentottisches Blut hereinbringt,
indem ein Bastardmann: eine Hottentottin heiratet, statt ein
Bastardmädchen1). Solcher einseitiger Gruppen sind, es natürlich
zwei, eine nach europäischer und eine nach hottentottischer Seite
hinneigende; sie unterscheiden sich außerdem durch obige V e r schiedenheit
bezüglich der Beteiligung der Geschlechter an der
Aufkreuzung. —
Von allen, die ich zu diesen zwei Gruppen stellte, kann man
aus der Ahnentafel die Mischungsverhältnisse ablesen. Sie sind
für die Einzeliridividuen sehr verschieden. Ich drücke sie stets
dadurch aus, daß ich die Zahl der weißen und gelben Ahnen in
derjenigen Ahnengeneration angebe, die nur aus reinrassigen Individuen
besteht. Im Gegensatz zum ganz „regelmäßigen“,: „mittleren“
Bastard; wo nur in einer einzigen Generation überhaupt
reine Rassen Vorkommen, im allen anderen stets nur Bastards,
gibt es hier mehrere Generationen, wo die Ahnen teils reinrassig,
teils Bastard sind; ich gehe also dann stets noch weiter zurück.
Die Generationszahl, um die man zurückgehen muß, ist natürlich
verschieden und wir wissen a priori nicht, ob wir zur Unteri)
Aber ganz selten kömmt wohl auch der andere Fall vor, daß ein Bastardmädchen
einen Hottentotten nimmt und dann die Kinder doch als „Bastards“ angesehen
werden.
suchung von morphologischen Merkmalen bezüglich Vererbung,
Mischung usw. solch ungleiches Material zusammenwerfen dürfen,
aber zu einer Teilung in lauter Einzelgruppen ist mein Material
zu klein ^ und unten wird gezeigt werden, daß das Vorgehen
erlaubt ist. So stehen hier Individuen, bei denen unter den
16: IJrurgroßeltern 4 Weise und- 12 Hottentotten waren, neben
solchen, die schon in der" vorherigen Generation die ersten
Mischungen hatten, wo also unter den 3 2 'Ahnen der betreffenden
Generation 8 Weise und 24 Hottentotten waren. Ebenso muß ich
in dieselbe Gruppe stellen: solche, deren 16. Ahnengeneration aus
7 Weißen und 9 Hottentotten und solche wo sie aus 6 Weißen und
10 Hottentotten oder aus 4 Weißen und 12 Hottentotten bestand. Die
sind also ganz ungleichwertig, bei einen überwiegt das hottentottische
Blut in der Ahnenzahl sehr s t a r k , bei anderen sehr g e r in g —
und das kombiniert sich mit der oben erörterten . Ungleichheit
bzgl. der Zahl der Generationen bis zur ersten Mischung. Die
einseitigsten Fälle sind natürlich die, bei denen eines der Eltern
selbst reinrassig ist, das andere Bastard, a ls o richtige „R ü ck kreuzung“
mit der Stammrasse, wie der Zoologe und Botaniker
Sagt. Schließlich bleibt mir eine Anzahl Individuen, über deren
Ahnentafeln ich nichts weiß, Bastarde unbestimmbarer Blutzusammensetzung.
(Sie scheiden für die Gruppenbetrachtung aus,
s. Schlußtabelle: „Unbestimmte“.)
So haben wir also folgende Gruppen, die eine A r t von Reihe
nach ihrer Blutszusammensetzung darstellen: „Überwiegend europäische“
dann ),Mittlere“ und „Überwiegend hottentottische“ ich
nenne sie in Abkürzung die „E u - “ die „M it t - “ oder „M i t t l - “
und die „H o t t “ -Gruppe.
Die folgende anthropologische Bearbeitung will nun zunächst
eine möglichst eingehende Schilderung der morphologischen (und
physiologischen) Merkmale geben; deskriptiv und metrisch ist je
für die Gesamtheit und die drei einzelnen Gruppen die Körperbeschreibung
durchgeführt, sozusagen ganz objektiv, ohne daß
hier auf die Probleme der Vererbung, Rassenmischung usw. im
E in z e ln e n eingegangen wird — das soll im folgenden Kapitel
ausführlich geschehenE- hier wird also nur das gewonnene Material
v o rg e lc g t!).
1) Die Individuenzahl jeder der drei „Gruppen“ ist verschieden, auch für die
einzelnen Maße verschieden, indem gelegentlich das, eine oder andere Maß aus äußeren
Gründen, wegfiel.: Die „E u “ -Gruppe umfaßt .12 Männer und 15 Frauen, die „Mitt“ -
Gruppe 32 Männer und 43 Frauen, die. ,,Hott“ -Gruppe 23 Männer und 22 Frauen. Die
Angaben über) Gesamtbastards beruhen je auf diesem und dem Material der „Unbestimmten“
(7 Männer, 11 Frauen).,-;-trfh Die „Kinder-4 kommen dann noch besonders in
Betracht. :