
deutung. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, daß gewisse Dinge
hier als Einfluß der Umwelt gedeutet werden müssen, nämlich die
Neigung zu bestimmtem Fettansatz. Oben S. 67 wurde schon erwähnt,
daß nach des Historikers T h e a l (1897) Ansicht auch die
Buren in Südafrika dicker werden, zu Fettansatz neigen; das ist
im Lande der Steatopygie der Buschmänner und Hottentotten, im
Lande der Fettsteißschafe doch auffällig! Auch T a r e n i z k y (1903)
nennt die Buren dick und plump, y*# Ich möchte nicht die ganze
Steatopygie als umweltbewirkt „erklären“, es wird wohl (sexuelle)
Auslese mitgewirkt haben, aber die Frag e gibt hier doch zu
denken. Es wurde oben schon gezeigt, daß die deutliche V e r erbungsregel
sich nicht zeigt, es wäre eben möglich, daß der Fettsteiß
wenigstens zum Teil erworben und nicht ererbt wäre. Wie
die Kopfform, eventuell auf dem Umweg über die Körpergröße,
beeinflußt ist, bleibt dahingestellt -H wir wissen heute noch nichts
darüber. Endlich wäre daran zu erinnern, daß wir die Körpergrößenzunahme
einfach als Luxurieren bei Bastards auffaßten S
eine Erklärung ist das natürlich nicht — es wäre nicht ausgeschlossen,
daß auch da eine direkte Wirkung der Umwelt mitspielte,
die eben aus uns heute unverständlichen Gründen auf die
Bastards sich stärker geltend machen kann als auf die Stammrassen!
Genaueres und mehr -Sicherheit läßt sich noch nicht g e winnen,
da ist eben noch kaum angefangen mit wirklicher Arbeit!
Inzucht.
Nicht im Zusammenhang mit dem Bastardierungsproblem als
solchem, aber als Erscheinung in der Biologie speziell der Reho-
bother Bastards, muß hier auf die Erscheinungen der Inzucht kurz
eingegangen werden, die in Rehoboth so vielfältig beobachtet
werden kann. Tatsächlich kann man sagen, daß in der Mehrzahl
der Familien Ahnenkonzentration ( = sog. Ahnenverlust, s. F is c h e r
[1911] besteht; Heiraten von entfernten Verwandten, also Vettern
und Basen 3. und 4. Grades sind sehr häufig. A b e r diese Häufigkeit
wurde vor zwei oder drei Generationen noch überwogen von
den wirklichen Geschwisterkindehen. Heute sagen die älteren
Männer, es tue auch beim Vieh nicht gut und man müsse vorsichtig
sein, auch der Einfluß der Mission macht sich geltend in
dieser Richtung. A b e r früher hatte man in dem kleinen Bastardstamm
wenig Auswahl. Die Verwandtschafts Verhältnisse sind sehr
kompliziert. Ich kenne 31 Ehen von Verwandten, bald näheren
bald ferneren. Meist besteht doppelte und mehrfache Verwandtschaft,
wofür ein paar Beispiele folgen sollen:
Friederika geb. Cloete (41) und ihre 6 Geschwister haben als
Urgroßeltern : Koes Cloete, Maria geb. Cloete, Wilhelm Cloete, Kaitje
geb. Cloete, Jasper Cloete, einen Morkel und 2 Hottentottinnen. Dabei
sind Koes und Wilhelm Brüder und die Söhne Jaspers!
Selbst aus dieser engen Inzucht hervorgegangen, heiratete sie einen
Beukes (42), dessen Großmutter Morkel mit ihrer Großmutter Morkel nahe
verwandt ist; die 3 Jahre bestehende Ehe hat 2 gesunde Kinder erzielt.
Gert Wimmer (53) hat in seiner 3 2 - Ahnenreihe dreimal Jasper
Cloete und Frau und dreimal denselben Beukes und Frau; er selbst und
2 Geschwister sind gesund, eines gestorben, weitere sind zu erwarten.
Math. Morkel (243) und seine 7 gesunden Geschwister haben in
der -32-Ahnenreihe zweimal Christian Bock und Frau und zweimal denselben
Cloete und Frau.
Johanna v. Wyk (149) und deren 2 Geschwister (bis jetzt) haben
in der 32-Ahnenreihe: zweimal denselben v. Wyk und dessen Frau, einmal
dessen Sohn und’ seine Frau geb. Schalkwyk, einmal deren Bruder, einmal
ihrer beider Eltern!
Ari v. Wyk und sein Bruder ;-heiraten 2 Schwestern, 2 der aus
jeder Ehe entsprossenen doppelten Vettern-Kusinen heiraten sich gegenseitig,
haben viele gesunde Nachkommen (vier Generationen!), (darunter
Koes v. Wyk- (292).
Kaspar v. Wyk (152) hat in der 16-Ahnenreihe zweimal Stoffel van
Wyk und Frau'geb. Schalkwyk, einmal dessen Vetter v. Wyk, einmal Dirk
Schalkwyk, jener Bruder (oder Vetter?) und einmal einen Schalkwyk, beider
Vetter!
Noch acht Fälle kenne ich, wo in der 32- oder schon 16-Ahnenreihe
mehrfach Geschwister oder Geschwisterkinder auftreten.
Die Familien v. Wyk, Cloete, Beukes, Vries sind alle sehr stark ingezüchtet.
Dabei war die weiße Ahnenschaft auch schon ingezüchtet, da
die Buren in der Zeit der Entstehung der Bastards viel unter sich
heirateten (vgl. V i l l i e r s ’ Geschlechtsregister).
IF g e n d e in e s c h ä d l ic h e F o lg e d ie s e r V e rw a n d te n e h e n
is t n ic h t w a h r zu n ehm e n .
Die- Fruchtbarkeit ist auf keine Weise eingeschränkt, gerade
im Anfang, als sich das kleine Häuflein rasch ausbreitete, bestand
die häufigste Verwandtenheirat. Die einzigen Fälle von Un- oder
Minderfruchtbarkeit, die mir begegneten, betreffen Familien ohne
Inzucht: Luise Cloete (295) hat vier Großeltern vier verschiedenen
Namens, darunter keine aus den stärker ingezüchteten Familien
Beukes, Vries, v. W yk . Sie heiratet Jones Slenger, dessen Stammbaum
nicht feststellbar war, der aber wahrscheinlich n i c h t ingezüchtet
ist.
Die Ehe ist kinderlos. Ihr Bruder heiratet Marg. Slenger
und bleibt ebenfalls kinderlos und ihre Schwester heiratet Josef
Benz, die Ehe hatte in 4 Jahren ein Kind hervorgebracht. Der
Väter stammt nicht aus Inzucht; — Auch die kinderlose Ehe dès