
mischung von Buschmannsblut unmittelbar zu den Bastards darf man
mit fast vollkommener Sicherheit ausschließen. Dagegen nimmt man
wohl heute mit allem R echte a n— v .L u s c h a n (1907) führt die Gründe
dafür übersichtlich an, sie in die richtige Beleuchtung rückend — daß in
den Hottentotten eine alte Buschmannbevölkerung drinsteckt, daß die
Hottentotten zwar ethnographisch, kulturell von den Buschmännern
gänzlich zu trennen sind, daß sie aber physisch vieles von ihnen übernommen
haben (Spiralhaar, Steatopygie). Man darf nun wohl annehmen,
auch das Buschmannohr sei in den Hottentottenstamm aufgenommen
worden, dann aber hier nicht zum Vorschein gekommen, in der V e r erbung
etwa mangels bestimmter Erbeinheiten, oder durch andere
unterdrückt worden und , nun trete es in der Kreuzung von Hottentotten
mit Europäern wieder zutage! W ir hätten einen Parallelfall
zu jenem berühmten Beispiel D a rw in s von der dunklen
Schwanzbinde der Felsentaube, die bei Kreuzungen zweier bindenloser
Haustauben wieder auftritt und so vieler anderer ähnlicher
Merkmale, das latente Merkmal wird durch die Kreuzung wieder
hervorgebracht, der typische sogenannte Bastardatavismus, der sich
heute an der Hand der Mendelschen Regeln ziemlich erklären läßt.
A b e r umgekehrt, wenn diese Ohrform wirklich n u r für
Buschmänner typisch ist, dann ist ihre Übertragung auf Bastards
durch Hottentotten ein starkes Zeugnis dafür, daß die Hottentotten
t a t s ä c h l i c h e in e M e n g e ß u s c hm a n n b lu t a u fg e n om m e n
haben, daß es Buschmannm¡schlinge bzw. rassenmäßig, durch K reu zung
allerdings nicht unbeträchtlich abgeänderte, ursprüngliche
Buschmänner sind!
Soll nun zum Schluß noch der Versuch gemacht werden,
den Gesamteindruck des Gesichtes — oder den Gesamtausdruck,
wie man es auffassen will zu schildern? Es ist kaum mehr
nötig! Was dem Gesicht sein eigentümliches Gepräge verleiht, ist
eben nur die beschriebene Form der einzelnen Teile und deren
Kombination. A b e r auch über dieses sich Zusammenfinden bestimmter
Züge, harmonierender oder gegensätzlicher Einzelformen
geht das Wichtigste aus obiger Schilderung schon hervor! Wo
man messen konnte, Gesichtsbreite, Augenabstand, Nasenbreite,
Lippenbreite, wo man die Häufigkeit zählen konnte, stets zeigte
sich, daß die genealogisch von der hottentottischen Seite stärker
beeinflußte Gruppe auch in der Physiognomie stärker und deutlicher
und öfter hottentottische Züge aufweist und genau umgekehrt die
stärker europäische Gruppe. Dasselbe findet nun auch der Beobachter
ohne Maßstab und ohne Auszählen. Sämtliche deskriptiven
Merkmale und Meßzahlen wurden aufnotiert, ehe' mir irgend
etwas über die genealogischen Verhältnisse der Einzelpersonen bekannt
war, von den Ausnahmen abgesehen,' daß die Frage nötig
war, ob das zu untersuchende Individuum überhaupt Bastard sei
und die Antwort kam, daß geradezu der Vater ein Weißer war
oder dergleichen. So dürfen also auch die deskriptiven Angaben
Anspruch auf Objektivität machen.
Ich stellte übrigens noch eine andere Probe an, die zeigt,
wie auffällig die Verschiedenheit der Physiognomien ist, ich ließ
etwa 200 Photographien von Bastards nach der größeren oder g e ringeren
' Europäer- und Hottentottenähnlichkeit sortieren und in
drei Gruppen bringen. Die von zwei unbeteiligten Seiten und
unabhänig voneinander vorgenommene Sonderung ergab folgendes:
A u s der „Eu“-Gruppe wurden fünf Individuen — je dieselben
von beiden Untersuchern (von einem noch zwei weitere — )
nicht als zu ihr gehörig: erkannt, die anderen wurden richtig diagnostiziert.
Ferner wurden 15 bzw. 18 aus der „Mitt“- und ,,Hott“-
Gruppe auch noch als „Eu“ bezeichnet: und zwar i3mal je dieselbe
Person; diese sehen also etwas europäischer aus. Das Gros
wurde also gut erkannt. Kein einziges „Eu“-Individuum wurde
zur „Hott“-Gruppe gestellt, nur einige zu dem Mittleren. Dagegen
wohl einige Mittlere eine Stufe abwärts gebracht, zu den Hott,
und, wie gesägt, teilweise eine Stufe zu hoch, zu den „Eu“.’ Man
sieht, scharf sind natürlich die G renzenn ich t, die Variationen
Überschneiden sich, aber der Durchschnitt ist auch ohne Maßstab
und sogar an der Photographie zu erkennen.
Wenn man die Gesichter nun an sich vorbeiziehen läßt,
merkt man erst, wie schwer es ist, sie mit Worten zu bezeichnen.
Da haben wir Typen, die an deutsche Bauerngesichter, feinere
oder derbere erinnern und (von der Farbe oder Haarform sehe
ich dauernd ab) kaum einen fremden Zug aufweisen (Taf. II),
andere sind noch gröber, haben etwas markierte Backenknochen,
gemahnen an das, was man bei uns so oft slawischen Typ nennt
(Taf. IV), auch schärfere Gesichter gibt es, so daß für uns etwas
südeuropäisches, gelegentlich leicht semitisches sich ausprägt (Taf. V).
Dann kommen natürlich viele viele A nklänge an Hottentotten, in allen
Abstufungen; aber hie und da weckt ein Gesicht recht vernehmlich
den Gedanken an Negerphysiognomien, von den gemilderten
nubischen Gesichtern bis zu groben Negerzügen (Taf. X . XI).
wobei es im Einzelnen kaum zu sagen ist, warum man eher an
Neger als Hottentotten denkt, (trotzdem die Ursache der betreffenden
Gesichtsbildung sicher hottentottische Ahnen sind). Endlich
trifft man hie und da Fälle, die sehr stark an leicht mongolisches
oder malayisches Antlitz herankommen, wie ja auch die- Hottentotten
selber in ihren Zügen einen oft daran erinnern.