
Das Kindergesicht weicht im Prinzip natürlich nicht von
dem der Erwachsenen ab. Stumpfnäschen sind natürlich viel häufiger,
sehr stark vorragende Backenknochen und sehr spitze Kinnbildung
fehlt, so daß eben alles etwas gemildert erscheint. Besonderheiten
an den Augen wurden oben schon behandelt. Im
ganzen kann man schon an den Gesichtern deutlich solche mit
mehr hottentottischem und mit mehr europäischem Gepräge unterscheiden,
aber das Zusammenfallen dieser Formen mit dem Grad
der Blutmischung ist nicht ganz so deutlich, vor allem bezüglich
Backen-, Kinn- und Nasenformen (vgl. auch S. 122).
Die Haut.
Die Hautoberfläche ist im ganzen wie bei uns, also trocken
und ohne jene weiche und dabei außerordentlich prall elastische
Konsistenz und Turgeszenz, wie sie bekanntlich bei vielen nacktgehenden
Menschen gefunden wird (also etwa beim reinen Hottentotten
und Herero, wo diese noch in halbwegs ursprünglichen
Verhältnissen leben1). Die starke Neigung zu Runzelbildung schon
in relativ frühem Alter, die für Hottentotten charakteristisch scheint,
fehlt hier im allgemeinen, indes könnte man eine Erscheinung
doch in dieser Richtung deuten. Bei einzelnen Individuen findet
man schon in mittleren Jahren auf dem Nasenrücken etwa senkrecht
herabtretende feine Runzeln in größerer Anzahl (Fig. X V I I I ,
i ig. 2) ehe sonst das Gesicht „runzelig“ wird, wie im Alter. Bei Hottentotten
ist diese Erscheinung ebenfalls zu beobachten. Auch an
der Haut oberhalb bzw. unterhalb der Lippenränder, besonders
der Oberlippe treten frühzeitig (radiär angeordnete) Fältchen nicht
ganz selten auf (Taf. X V I I I , F ig. 2). Auch die Schleimhaut der Lippen
selbst legt sich vielfach in zahlreiche enge Palten (Taf. X IX , Fig. i) l§ § f
Daß im höheren Alte r die Gesichter sehr runzelig werden, ist bei der
intensiven Besonnung nicht zu verwundern, ich sah keine höheren
Grade als sie bei unseren deutschen Bauern auch Vorkommen.
Die H a u t fa r b e ist im ganzen a ls z iem lic h h e l l zu b e z e ic h n e n .
A n dauernd kleiderbedeckten Stellen*) ist die Haut b e i d er M eh r z
a h l der Bastards ganz wie bei den Brünetten Mitteleuropas,
h e l le r a ls b e i M e d it e r r a n e e rn ! Nach v. L u s c h a n s Hauttafel
1) Jene Eigenschaften praller Turgeszenz und samtener Weichheit beobachtete ich
übrigens kürzlich hierzuhause bei einem erwachsenen Mädchen, das Sommer und Winter
intensivsten Lichtbadsport trieb.
,2) Ich wählte aus äußeren Gründen die Innenseite des Oberarmes, ganz oben -nahe
der Achsel immerhin soweit ab, daß besondere Pigmentierung der Achselfalte weg-
blieb. Bei einzelnen Individuen konnte ich durch Betrachtung von Bauchhaut, Bein usw.
die Brauchbarkeit jener Stelle nachprüfen.
die Nummern 7— 9. Eine Anzahl Individuen haben aber etwas
dunklere Töne, ein grauer oder schmutzigrosa-bräunlicher Ton
mischt sich bei, Hauttafel Nr. 10— 18. Nur ganz selten hat einmal
eitie Person ausgesprochen bräunliche Töne, so notierte ich
zweimal Nr. 19 und 20 (gelbbraun), einmal Nr. 6 (ausgesprochen
gelbbraun), fünfmal Nr. 22 und 23, einmal Nr. 25 und einmal
Nr. 27 (an stets bedeckter Hautstelle).
Die Gruppe mit der stärkeren Europäerahnenschaft, unsere
Eu-Gruppe, hat viel mehr He lle als die anderen, natürlich entsprechend
weniger dunkle; d u n k e ls te fehlen hier ganz. Im Ganzen
richtet sich, wie folgende Tabelle zeigt, die Häufigkeit der helleren
und dunkleren Töne recht genau nach dem Grad der Blutmischung.
Daß in der „mittleren“ Gruppe mehr ganz dunkle vorgefunden
wurden, als in der mit stärkerer Hottentottenaszendenz, liegt wohl
an der geringeren I'ndividuenzahl dieser letzten. Die (°/0) Häufigkeit
der einzelnen Farben ist folgende:
T a b e l l e 10.
Individuenzahl Farbe (nach v. Luschan)
(M. + W.)
Nr. 7r—9
"ri"
H0
&
Nr. 15— 18 Nr. 19— 23 Nr. 27
„Eu“ - Gruppe 25 76 ■ 20 % 4 B H 0 ■ 1 W H
- „Mitt“ - „ 72 4 0% 3 2 Jo „ *8% 8 7 « ■ H
„Hött“ - „ 17 ■ n n 3 5 %
¡R ig g
2 5 % ° % ° %
Die Häufigkeit der helleren Töne fällt bei allen Gruppen
deutlich aufl Ein deutlicher Unterschied nach Geschlechtern ergab
sich nicht. In der Eu-Gruppe sind bei den Männern relativ mehr
helle und weniger ganz dunkle als bei den Weibern, in den
anderen beiden Gruppen ist es umgekehrt — groß sind die Unterschiede
nirgends, ich führe sie auf Zufall, d. h. zu kleine Individuenzahl
zurück.
Bei Kindern ist die bedeckte Haut noch allgemeiner hell,
unsere eigenen hellen Farben sind da ganz überwiegend vorherrschend,
so Nr. 7 und dann 8 und 9, aber gelegentlich kommt
auch bei Kindern bis Nr. 17 vor! ^ v
Die Haut der Bastards hat nun die Fähigkeit, unter Lichtwirkung
Pigment zu bilden, in sehr hervorragendem Maße. Im
Gesicht, auf Handrücken und gelegentlich Vorderarm, vor allem
bei Männern, finden sich alle Töne von lichtem Gelbbraun
bis zu tiefem Schokoladebraun, da ist es dann oft geradezu
erstaunlich, den Kontrast zu sehen, wenn man einen Mann mit
tiefdunkelbraunem Gesicht entblößt und nun eine fast weiße K örpe r