
Händler rieten einem bei. Gobabis lagernden Trupp Buren, sich im
Rehobother Bezirk Land zu erwerben, dabei sahen diese als eigentliche
Grundbesitzer die „Rote Nation“ an, . die Bastards aber den
Kapitän Abraham Zwartbooi, bei dem sie sich jetzt Besitztitel oder
Vorkaufsrecht sichern wollten. Es kam zu offener Feindschaft
zwischen beiden Parteien. Um diese Zeit (1876) erschien auf
Rehoboth der englische Kommissar P a lg r a v e , der in halbamtlichem
A u ftra g versuchte, für die englische Regierung Rechte
und Grund zur Übernahme von Protektorat bzw. Errichtung einer
Kolonie zu erwerben. Er versprach den Bastards, ihnen in K a p stadt
Anerkennung ihres Besitzes und Rechtsschutz erwirken zu
wollen, hielt sie mit all dem hin, bis sie allmählich merkten, daß
die englische Regierung nichts tat. Inzwischen wurde aber ihre
L ag e durch kriegerische Verwicklungen viel ernster. Die entsprechenden
Aussichten, die P a l g r a v e gleichzeitig den Herero
machte, waren mit die Veranlassung, daß diese sich allmählich
nach Süden, auf Rehoboth zu, ins Gebiet der Hottentotten hinein
vorschoben.
Dadurch erregten sie den Hottentotten wie den Bastards
ernste Sorgen. P a l g r a v e versuchte nun, nachdem ihm bei vielen
Hererokapitänen angeblich Vertragsabschlüsse geglückt waren,
dasselbe bei den Hottentotten zu erreichen1). A b e r er hatte hier
wenig Erfolg, die Gründe (Verstimmung der europäischen Händler,
Warnung der Missionare, Mißtrauen der Hottentotten usw.) können
hier übergangen werden, für das Schicksal unseres Bastardvolkes
wurde wichtig, daß er 1880 — so lange hatte sich die Sache hingezogen
— eine Versammlung von Namakapitänen in Gobabis
zustande brachte. Während diese tagte, gerieten in der Nähe von
Rehoboth wegen eines Viehdiebstahls Hottentotten und Herero in
Streit, wobei einige Herero getötet wurden. Daraufhin ließ
Maharero in seiner Wut alle Hottentotten, die er erwischte, ermorden
— und damit brach der alte Erbkrieg zwischen Schwarzen
und Gelben wieder aus, der 10 Jahre geruht hatte2). Und nun
hatten die Bastards, deren Gebiet ja gerade auf der Grenze
zwischen beiden Parteien lag, harte Jahre vor sich. Es begann
sofort bei ihnen. Wenige T a ge nach diesem ersten Streit eroberten
die Herero Windhuk, wo Jan Jonker mit seinen Hottentotten saß,
diese flüchteten und kamen gehetzt, Jonker selbst verwundet, A n fang
September nach Rehoboth. Und nun wurde das Rehobother
1) Ich entnehme folgende Angaben der Darstellung F r a n c i s ’ (1899).
2) Es ist ja bekannt, daß P a lg r a v e mit Not all den Unruhen entging, daß die
englische Regierung dieses unruhige Land voll Krieg satt hatte und völlig aufgab außer
der Walfischbai.
Gebiet Kriegsschauplatz. Zunächst bewachte man den Ort bewaffnet,
weil ein A n g r iff der verfolgenden Herero gefürchtet wurde,
dann rückten von Süden her die Bersaba, Witbois und andere
heran gegen Maharero. Es braucht kaum ge sagt zu werden, wie
die Bastards dabei litten und verwilderten; die Missionsberichte
(V. R o h d e n ) erzählen folgendes: „Ganz Rehoboth verwandelte sich
in ein Kriegslager. Zwar die Bastards selber wollten keinen Krieg,
sondern wollten sich neutral halten. A b e r wer kümmert sich in
jenen Wildnissen um Neutralität? Die Namahäuptlinge lagen
wochenlang mit ihrem Kommando auf Rehoboth, verproviantierten
sich aus den Kaufhäusern der Europäer und ließen sich füttern
von den Bastards. Gab man ihnen nicht gutwillig, was sie forderten,
Fleisch, Tabak und Kaffee, so nahmen sie sichs mit Gewalt und
unter den Herden der Bastards hätte der Feind kaum schlimmer
hausen können, als diese Hottentottenkrieger, die sich Freunde
nannten. Endlich gegen Ende September brachen sie auf um
über die Grenze ins Damaraland zu ziehen, und der Bastardhäuptling
mit einem halben Hundert seiner Leute mußte mit ihnen ziehen.“
„Mußte“, sagte der Missionar, und fü g t hinzu, daß die Nachricht
von der Ermordung einiger angesehener Bastards auf der Jagd
die Nation so erregt habe, daß sie Teilnahme am K r ie g beschloß.
Ich denke, auch der Anblick der großen Viehherden, die die
Hottentotten im siegreichen ersten Teil ihres Krieges erbeuteten
und an Rehoboth vorbei heimtrieben, hat die Bastards ebenfalls
noch Hererovieh lüstern gemacht, die ganze Kriegsunruhe sie
eben ergriffen. — Bald schlug aber das Glück um und die Hottentotten
und Bastards erlitten eine große Niederlage (11. und 1 2.
Dez. 1880). — Jan Jonker lag nun die nächsten Monate meist bei
Rehoboth, man sammelte neue K räfte , aber im Spätjahr des
folgenden Jahres erhielten die Hottentotten abermals eine Niederlage.
Vergeblich versuchte Missionar H e idm a n n den Frieden
zu vermitteln, die Herero waren nicht abgeneigt, aber die Naman
müßten aus ihren (Herero) Grenzen hinaus. Die Hottentotten aber
wollten sich rächen. Jan Jonker la g in den Gansbergen, südwestlich
von Rehoboth, um durch Ausfälle zu plündern. An fang
des Jahres 1882 nun beraubte und brandschatzte er die ihm verbündeten
Bastards genau ebenso wie die weniger leicht zu erreichenden
Hereros, Die Bastards beschwerten sich bei ihm, bei
den anderen Namahäuptlingen, umsonst, das Rauben wurde täglich
mehr, die Bastards sahen vor ihren Augen Herde um Herde dahingehen.
Es kam zu manchem Gefecht, Rehoboth selber sah den
Feind zwischen seinen Häusern, die Bastards besetzten vor allem
das festgebaute Haus d e sH e r rn S c b lu c k w e r d e r und schossen sich
F isch e r , Bastards. 3