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O R D . VI^ E d e n t a t a ^
Zalinlose Säuget hi ere.
Höchst merkwürdige, meist völlig zahnlose
Geschöpfe, deren in der alten und neuen
Welt vorkommen. Sie sind den warmen Ländern
unserer Erde eigen, und Südamerika zählt
ein Geschlecht von ihnen» —•
Gen, 33, Myrmecophaga,
A m e i s e n b ä r oder Ameisenfresser.
Das Geschlecht der Ameisenfresser ist wohl
die seltsamste und originellste Säugthierbildung,
welche die neue Welt, und zwar der südliche
Theil dieses Continents, ausschliefslich hervorbringt
5 in den andern Welttheilen giebt es
wohl ähnliche, aber keinesweges eben so gebildete
Geschöpfe. ~
Auch diese Thiere sind wieder gänzlich
der Localität auf eine bewundernswürdige Art
angepalst^ Ihr starker Greifschwanz, verbunden
mit den grofsen hakenförmigen Klauen
und der überaus merkwürdigen, wurmartigen,
lang ausdehnbaren, klebrigen Zunge, eignen
diese an sich hülflosen Thiere ganz vorzüghch
für die Vertilgung der unendlich zahlreichen
Termiten und Ameisen in jenen grofsen, ausgedehnten,
aber von Menschen noch nicht beherrschten
Wäldern5 denn sobald der Mensch
sein Reich dorthin auszudehnen beginnt, sobald
jene Urwaldstämme vom Schlage der Axt
fallen, verschwindet immer mehr von der Erde
das hülflose Thiergeschlecht, von welchem hier
die Rede ist. •—
Die höchst abweichende Organisation der
Ameisenbären ist bekannt. — Ihr Mund ist
gänzlich von Zähnen entblöfst, sie schlürfen
ihre Nahrung ein 5 denn der Unterkiefer be^
steht blofs aus zwei langen, schmalen, gänzlich
kraftlosen Knochenplatten, ist also gar nicht
zum Kauen geeignet, und der Mund ist so
klein, dals ihn das Thier nur höchst wenig öffnen
kann»
Drei oder vier Arten sind bisjetzt den Naturforschern
bekannt; zwei davon habe ich in
Brasilien gefunden5 die eine lebt auf Bäumen
und hat einen Greifschwanz, die andere, gröfsere
bewohnt den Boden und trägt einen schlaffen
Schwanz.
1. M. iubata^ Linn,
D e r g r oTs e Ameisenfresser.
Tamandua-guacu, Marcgr. pag. 225, mit einem ziemlich
deutlichen Holzschnitte.
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