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nie weissen Ailcni und Flecke wm-ilcii hei 300]iialiger Liiicai-vergrüssorung als biolilliisclie Massen von Polygastei-nsclialen ernannt,
woraus sich 1843 41 Arien uiilersclieiden liessen. Ueberdiess wm'den damals 2 PliytoHlliarien und 1 kallisclialiges l'olyüialaminin
nnlerscliieilen. Diese 44 Formen sind in den Monatsberichten der Berliiier Akademie 1843 S. 46 verzeichnet, und es wurde darauf
hingewiesen, dass die Poiygaslern dieses Lagers überaus eigeuthümlich und charakteristisch wären. Die artenreiche Gattung Diblarium
zeichnete sich besonders durcli viele i)isher nirgends weiter heohachtete Arten aus. GaUimeUa {Sphaeroicrmia] Ilorolofjium und die nur
aus Irianil ebenfalls fossil bekannte Diomphnla waren andere sehr auffallende Ortsformen. Besonders merkwürdig erschien aber noch
die Anwesenheit von Kreidethiereben {Textilaria glohidom) im Innern der Masse, welche derselben entweder einen Znsanunenhang mit dem
Meere oder eine Verbindung mit Scbreihkreiden aus der geologischen Sekundärbildung zuwies.
Die kleine Sladt Bargusinsk, an dem in den Baikal mündenden Flusse Bargusina, liegt auf der Ostseile gegen das nördliche
Ende des liaikal-See's. In ihrer Nähe sind heisse Quellen uml Bitter-Seen und es wird Bitlersalz daselbst für den Handel gesauunclt.
lieber das Vorkoninicn und die Mächtigkeit des Fossils fehlten damals weitere Nachrichlen, indem auf der Etikette mil Kl.vprotu's IlandscbriR
nur geschrieben steht: Bargusina in Sibirien, und das Wort Bargusina in russischer Schrift daneben stehl. Durch weitere Nachforschung
in der Litleratur habe ich ermittelt, dass dieses Stück sehr wahrscheinlich durch Pa l l a s an Klaphotu gelangt ist, dass aber
P a l l a s wieder es wahrscheinlich aus Geoiuu's, des Reisenden der russischen Akademie, Sammlung im Jahre 1774 erhalten zu haben
scheint. Geohgi war 1772 in Bargusina und beschrcibl ausführlich die dort vorkommenden blauen Farbecrden. Man könnte geradehin
veranlasst sein anzunehmen, dass das KLAPnoTn'schc Stück jene Probe von blauer Farbenerde sei, welche Geobgi in Bargusina als von
den Ufern des untern Zi|)a — 150 Werst (21 Meilen) von Bargusinsk — stammend erhielt und die er, sammt dem Muttergestein, „den
Kutschidaischen Verhältnissen vollkonnnen gleich" erklärte. Diese Lokalität soll auch durch die Tungusen früher aufgefunden sein als jene.
(Geoiici Beise I. S. 119). Die dortigen geognostischen Verhältnisse der Substanz sind ebenda S. 112 beim Olognakon-Bache geschildert,
wo ebenfalls dergleichen Farbenerde vorkommt. Es heisst: Die Ufer des Olognakon waren von Mulm und am 18. August noch gefroren,
ob sie gleich die Mittagssonne haben. Ihre Schichten sind bis an die Bachfläche:
1) Schwarzei', reiner, etwas sandiger Mulm 1 — 2 Fuss.
2) Weisser, grüner oder gelblicher Griessand ohne oder mit Bachkieseln, einem Seegrunde
ähnlich und unter den Kieseln Sarder bis zur Gi'össe einer starken geballten Faust •
(auch selten Carneóle) 1— 2 Klaftern.
3) Weissgrauer, reiner leichter Schieferlhon von 4 Fuss bis über 2 Klaftern.
4) Der vorige Sand ohne Kiesel und bisweilen
5) Der weissgrane Thon 4 — 5 Klaftern.
Bisweilen folgt der Thon gleich nach der Dammerde und auf ihn Sand.
Bücksichtlich der Farbe-Erde sagt GEOnci S. 113: „Farben-Nieren sind in der Distance einer Werst an 2 Stellen des rechten
und einer etwas höheren des linken Ufers in dem Schieferthon sehr häutig. Im Thon erscheinen sie milchweiss und haben die Grösse
einer Nuss bis zu der eines Menschenkopfs. Sie sind länglich, gedrückt, unförmig oder auch ganz rund. So wie sie an der Luft oder
im ^^'assel• aufthauen, werden sie blau. Eine starke Niere behält auf 4 und mehr Wochen einen weissen Kern; kleinere Stücke färben
sich in etlichen Tagen durch und durch zur Blaue des schönsten Berliner-Blaues. Die Bussen nennen diese Erde schlechthin blaue
F a r b e {Sinaja Kraska), und die Tungusen, die die Säume ihrer Kleider mit derselben überstreichen, Kukukur. Sie ist thoniger Subs
t a n z , von allem Kalk und Sande frei. In Säuren löset sich ein Tbeil derselben auf. In kaiischen Laugen behält sie die Farbe. Dass
dieselbe von Eisentheilchen komme, kann mau schon denken, man sieht's aber auch an der Bräune nach dem Glühen und der Tintenschwärze
mit starkem Thee. Als Oelfarbe erfordert sie einen starken Zusatz von Bleiweiss und ist beständig."
Am 20. August fand Geoiici in der Entfernung von 50 Werst (7 Meilen) wieder „an dem abgestürzten rechten Ufer des Knmscliogna
Baches, die abwechselnden Sand- und Thonschichten mit Farbe-Nieren wie am Olognakon. Eben dieselben ziehen sich auch, wo
der Flötz an der Nordseite des Berges in der Nähe des Daguidu (Baches) abgegraben ist, hin. An der Südseite oder am Jeligua (Bache),
doch abwärts von demselben, hat er den weissgrauen Thon ohne Farbe-Nieren, die sich, wenn man grübe, wahrscheinlich finden würden.
Diese Stelle ist seit etwa 30 Jahren bekannt und so ergiebig, dass sich anfänglich den ganzen Sommer Gräber hier anfliieltcn, die die
Erde den Seleginskischen Kaulleuten lieferten. Seit langer Zeit besucht sie keiner. Der Letten und Sand waren hier ebenso unaufgethanet
wie am Olognakon." S. 114.
Am 21. August fand derselbe Beisende in wieder etwa 50 Werst Entfernung dasselbe Flötz am Aijan-Bache. Das Bette des
Baeh's ist steinig-sandig auf 15 Klaftern breit. Unter seinen Kieseln sind Sarder. Sein linkes Ufer ist abgestürzt und zeigt Griessand
mit Bachkieseln. An der Bechten hat er, 1 Werst über dem Einrall (in den Jeligiia), zwei nahe Hiigelj welche Spitzen vom Fuss
der Höhen zur Linken gewesen. Sie zeigen in 2 Klafter hohen Ufern am Bach unter dem Mulm Seegrund und darunter den oft
gedacliten grauen Letten, den oberen ohne, den unteren mit Farbe-iNieren, den vorhin bescliriebenen in AJIem gleich. Dieser Hügel aber
ist bis auf einen kleinen Rest von der Frühlingsfluth weggespület, daher das Flussbette voller blauen Farbekügelchen lag. Ebend. S. 115.
Der r e ine , leichte, weissgrane Schieferthon bei Bargusina mit den Einschlüssen der phosphorsauren blauen Eisenerde
ist ofl'enbar einerlei mit der thon i g e n Substanz der Farbeerde, welche sich in Säuren nicht auflöst, und unter dem, was sich nach GEonci
auflöst, mag denn auch der geringe Kalkgehalt sein, welchen er nicht erkannt bat. Die Mächtigkeit von 4 Fuss bis 2 Klaftern (12 Fuss),
j a das Wiederholen solcher Schichten in noch grösserer Tiefe, zeigen bei der so grossen Verbreitung durch mehr als 100 Werst (14 .Meilen)
in den Steppen am Baikal-See, an, dass diese blaue Farbe sammt dem Muttcrgestein ofl'enbar nicht den neuesten Oberflächenverbältnissen
angehört. Da nun die miliroscopische Analyse in der thonartigen Beimischung dieses dortigen Vivianils Kieselschalen von Polygastern ganz
besonderer Gestaltung nachweist, so scheint es unzweifelhaft zu sein, dass die ganze Flötzschieht kein Thon, sondern ein leichter weissgrauer
lufusorien-Biolith ist, welcher auf Gebirgstrümmern älterer Epochen unmittelbar aufgelagert ist, und sich vielleicht dem Bilincr
Polirschiefer mehr als anderen ähnlichen Bildungen der Entstehung nach nähert.
Was die Kugelbildung des Vivianits anlangt, so halte icii dieselbe durch entweder das dendritische oder auch morpholithische
allseitige Wachsthum bedingt Ist dieses unbehindert, so mag eine ziemlich regelmässige Kugel entstehen. Entstehen viele Bildnngscentra
nebeneinander gleichzeitig, so hindert eine Form die andere, sie verschmelzen und es entstehen wohl die unförmlichen Massen von zuweilen
grosser Ausdehming und Mächtigkeit. So nur wird ihre ziemliche Reinheit zugleich erklärlich.
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Ob die von Pa l l a s erwähnten Nester blauer Eisenerde in West-Sibirien bei Tara am Ufer des Ui (Reisen IV. S. 407) auch
dieser oder nur den gcwühnlichen neuesten Torfhildungen und Kieselguhrl)ildungcn angehören, wird eine weitere Nachforschung erst ermitteln
können. Ebenso verhält es sich mit der 1 Fuss mächtigen, sich sogar in der Tiefe wiederholenden Lage solchen Eisens am
Jurum-Bache hei Ilina im Iset-Gebiet des Urals, wo diese Lager 4 Fuss unter der Oberlläche (nach Geohgi Reise II. S. 529) im Torfe
liegen. In den Handbüchern der Mineralogie sind diese Ersclieinungen bisher nicht hinreichend scharf gesondert worden.
Es sind anstatt der früheren 44 mikroscopischen Formen nun 69 in der scheinbar ihonigen Beimischung des liLApnoTn'scIien
Vivianits von Bargusina festgestellt worden, darunter sind 56 Polygastern, 10 Phytolitharien und 1 Pollen, 1 Polythalamium, 1 Crystall.
Ueber das Verhältniss dieser ost-sibirischen Ablagerung zu ähnlichen im Oregon-Gebiete im westlichen Nordamerika, ist am
Schlüsse dieser Uebersicht das Nähere zu linden. Die Sternchen bezeiclnien die gleichen Formen im Tertiär-Tripel des Oregon.
P o l y g a s t e r n : 56.
Biblariuin Castelhm.
' Clypcus.
[= Stylobiblium Cl]
* i conipressiim.
i constrictum.
' elegans.
* ' ellipticum.
* emarginatim.
* ' Glans.
* ' Lamina ?
* « lineare.
* f Rhombus.
* ^ Stella.
' stTumosvm.
Campylodisciis Clypeus.
Cocconema cymbiforyne.
Fusidium.
' gracile.
* « Lunula.
Cocc.CisiH/al843.]
Diomphala Clava llercidis.
Euìiotia bidens.
# nonaria.
' parallela.
« quaternaria.
> (ininaria.
' senaria.
Fragilaria acuta.
Gallionella crenala.
* f distans.
f granulata,
f limolata.
' marchica ?
« pro cera.
" tenerrima.
f varions.
*Gomphonema anglicìim.
t clavatim.
* > gracile.
f longiceps.
Goìnphonema truncatim.
*Ilimantidium Arcasi
1 gracile.
Navicìda obtusa.
Pinnularia bacillaris.
* ' Gastrum?
* f inaeqnalis?
* 5 viridis.
* e viridula.
SpJiaerotermia Uorologium.
Gallion. Ilorolog.]
*Stauronets angusta.
Surirella bifrons.
Í Craticula.
Synedra Entomoìi?
Ulna.
Tabellaria clavata.
* « trinodis.
« undulata.
Phytolitharien; 10.
Amphidiscus clavatus.
[= Spongia Amphid.]
Lithodermatium —?
Lithodontium fxircatum.
Lithoslylidium angulatum.
' laeve.
f üvaíum.
' rude.
! spinulosum.
*Spong0lithis acicularis.
[= Spongilla laaist.]
* f aspera.
Weiche Pflanzentheile : 1.
*Pollen Pini.
Polythalamien: I.
Textilaria globtdosa.
Unorganisches: 1.
Crystalli virides.
158. Die essbare E rde , E rds ahne , Erdschmant der Tungus e n bei Ochotsk. In des Petersburger Akademikers
S t e l l e u ' s Beschreibung von Kamtschatka von 1738 gedruckt 1774, wird zuerst S. 73 und 324 eine Erdmilch erwähnt, die von den
Tungusen bei Ochotsk mit Rennthiermilch häufig gegessen wird, und die er selbst einem Weizenbreie ähnlich und geniessbar fand. Die
Tungusen und Russen essen sie dort gern und nennen sie Erdsahne (Erdschraant — Scmlacnäja Smeläna]. Die umständlichere, von Pa l l a s
nach Stelleh's lateinischen mineralogischen Bemerkungen {Observalioncs mmeralogicae, 1740) gegebene, Beschreibung dieser aufiallenden
essbaren Erde lautet wie folgt:
„Als ich in Ochotsk war und die Gegend da herum nach allen Seiten untersuchte, gerieth ich an der Mündung des Marekan-
Flusses auf eine besondere Merkwürdigkeit. Fünfundzwanzig Werst (3V2 Meile) östlich von der Ochotischen Mündung fällt das kleine
Flüsschen Marekan in den Penschinischen Meerbusen. Zwei Werste von dessen Mündung gegen Westen ist der Boden lauter Moostorf
mit kleinen Quellen durchwässert, wo Jiislorla, Acclom und Lapulhm wächst, die, wenn man sie kaut, alle einen salzigen Gcschmack
haben. Von Mittag gegen Mitternacht zieht sich ein Bergrücken wie ein Wall herum, der aus graugelblichem Lehm besteht, uiid an
dessen Fuss befinden sich mehrere Quellen oder Gruben 1 — IV2 Faden (6 — 9 Fuss) tief, die mit einem dünnen weissen Erdbrei angefüllt
sind, der an Farbe, Consistenz und Gcschmack einem mit Milch gekochten Mehlbrei sehr ähnlich ist, und daher von den Russen
Scinlaeiinja Smeläna (Erdsahne oder Schmant) genannt wird. Sowohl die Tungusen als Russen essen diese Materie häufig ohne Schaden
sowohl roh als über dem Feuer erwärmt. Die Tungusen thun Rennthiermilch dazu, und so fand ich die Speise selbst einem Weizenbrei
ganz ähnlich. Die Süssigkcit derselben hat aber doch etwas Zusammenziehendes bei sich, daher stopft sie, wenn man davon isst, die
Durchfälle, wclche man im Frühling von gar zu häufigem Fisdiessen bekommt. Versuche habe ich mit dieser Materie anzustellen noch
' St e l l eh erfror 17'1G bei Turnen in Sibiri