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Del voti den achí 1S29 beobaclilulcii Polygastcrn il¡e beiden kieselscihalijjeii Biicñllurieii, Navio, gracilis und Sigma, auch in dem
neuem Verzeiclmiss, dem die weicheu Formen fehlen, vorkommen, so belrägl die bekaiiule Formenzahl dieses Erdslriclies jetzt 110
Nuinincin. — Diomphahif Eunolia Diodon, Navicula amphilcpla und amphisplicnia, Pinnularia Cru.v, SlauroncJs amphilepta und Surirclla
sibirica sind, samiut Tabellaria rhabiJosoma, tlieils neue, theils bemerkeiiswertlie Chnrakler-Formen der Gegend.
154. Die IMatowskisclie Steppe. Zwischen Barnaul und Kuliwauski Sabod im Altai liegt eine ausgedehnte Steppen-Ebene,
(linxh wclche sich der Tscharysch, ein Züiluss des Ob, windet. Mitten in dieser damals sehr heissen baumlosen Steppe fand sich am
5. August in der Nälie der Station ein mit blutrothem Wasser erfüllter See. Von diesem rothen schlammigen Wasser trocknete ich
eine Probe auf weissem Pupier in der Sonne sclmell an und füllte ein kleines Glas damit. Die Färbung war durch Astasia haematodcs
bedingt, wie ich niiuh damals mit dem Mikroscop überzeugte. Es wurden Zeichnungen nach dem Leben gemacht, welclie in dem grösseren
Infusorien-Werke von 1S38 gestochen sind. Die Astasia wurde schon 1830 in den Abhandlungen der Berliner Akademie und in
Pocigendorf's Annalen der Physik in dem Aufsatz über die rothen Färbungen der Gewässer genannt und beschrieben. Eine Nachunters
u r h u n g der getrockneten Masse hat einen grossen Forraenreichtbum jenes Steppensees ergeben und zwar im Ganzen G7 Arten, nämlicii
4 5 Polygastern, 22 Phytolitharien, nacli folgender Zusammenstellung:
Polygastern: 51.
Amphora libyca.
*Astasia hacmatodes.
Campìjlodiscus Clypeus.
Chaetotijphla saj;ipara.
Euastrim crenatum.
Eunotia ampMoxijs.
* i Dianae.
* ' Diodon.
* i Moìiodon.
* i praerupta,
* ' sibirica.
i Textricula.
* i Zygodon.
Fragilaria grandis.
» lììjeìnalis.
i rhabdosoma.
Gallionella distans.
Gomphonenia ac»minatnm.
s gracile.
# laticeps.
fi truncatum.
Iliinaniidium Arcus.
' gracile.
* 1 Monodon
Navicula affìnis.
i Amphisbaena.
* ? amphisphenia.
f ampliata.
t Bacilluìn.
fvlva.
i lanceolata.
Pinnnlaria aequalis.
5 affinis.
f bo7-ealis.
t deciirrens.
gibba.
i inaeqnalis.
s Legnmen.
Pinnularia macilenta.
' viridis.
Podosphenia Pnpula.
*Stauroneis anceps.
f gracilis.
i Phoenicenteron.
*StaurQptera Isostauron.
* s Microstauron.
Surtrella sigmoidea.
*TabeUaria Pinnularia.
s vulgaris.
Trachelomonas laevis.
f volvociìia.
Phyiolitharien: 22.
Ampkidiscus truncatns.
Lilhodontinm furcatmn.
i Platyodon.
1 rostratìim.
Lithospkaeridiim irreguläre.
Lit hos lylidium A mp hio don.
' angulatim.
Ä Clepsamìnidium.
f crenvlatum.
' curvatum.
' denticulatum.
' Formica,
f lacerum.
' laeve.
t Ossiculum.
' quadratìim.
> rude.
' Serra.
« spinulosum.
' Trabecula.
' unidentatum.
Spongolith's acicularis.
Alga.
H:- Die vorherrsclienden Formen sind ^Aslasia haemalodes, sammt einer kleinen kugelförmigen, einer Trauben-Monade ähnliclien
Alge, dabei sind sehr zahlreiche, die Masse des Schlammes wesentlich mit bildende, kieselschalige Polygastern. Besonders zahlreich sind
Trachclomonas laevis, Cliaclolijphla saxipara, Pinnularia macilenta und Podosjihenia Pupula. Die Astasia liat sich neuerlich als für die
rotlie Schnee-Färbung, nicht des fallenden, sondern des liegenden Schnees, auch in den Alpen der Schwciz mitwirkend, feststellen
lassen. Die mit Sternchcn versehenen Formeu sind die interessanteren Orts-Formen. Sehr ausgezeichnet ist die Eunotia sibirica als
oigcnthümliche neue, welcher die E. borealis von Kamtschatka zunächst entspricht.
C L V - CLVI.
DAS ÖSTLICHE SIBIRIEN.
Die Materialien für eine Uebersicht des miki'oscnj)ischen Lebens im östlichen Sibirien, vom Jenisei bis zur Dchringsstrasse,
sind mir nicht so zahlreich zur Benutzung zugänglich gewesen als im westlichen, allein diejenigen, welclie es dennoch waren, haben
sogar ein iiöheres geologisches Interesse als die bereits abgehandelten. Dem Leben seit unbekannter Zeit entfremdete, fossile oder diesen
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älinliclie leblose Quell-Niederschläge und lebende Meereshildungen, sind von mir auch aus Kamtschatka geprüft worden, aber dem jetzt
lliätigen Süsswasser-Leben gehören nur zwei ostsibirische Verhältnisse an, deren Formenreichlhnm dennoch die geringe Zahl überträgt.
155. Der A n g a r a - F l u s s bei I rkutzk alsAusfluss des Baikal-See"s in den Jenisei. Schon seit dem Jalire 1842
sind mir die Materialien, deren Analyse hier speciell mitgethcilt wird, zugekonunen, und 1843 konnte ich der Berliner Akad. d. Wissenschaften
(s. Monatsber. S. 104) 36 Zeichnungen dortiger Formen vorlegen. Ich erhielt eine an einer Sagitlaria-Wurzel anhängende Erde
vom Angara aus dem Königl. Herbarium, wo sie Hr. Dr. Puilippi für mich sorgfältig abgenommen hatte. Es hat sieb erst später mit
Sicherheit durch Hrn. Pimlipim feststellen lassen, dass die Pllanze aus dem Pallasischeii Herbarium stammt, und mithin der Angara-Fluss
bei Irkutzk gemeint ist, während ich damals Angora, das alte Ancyra, in Kleinasien darunter verstehen zu müssen glaubte. Aus 20
Analysen nadelkopfgrosser Theilchen haben sich jetzt 80 Formen, worunter 67 Polygastern, 11 Phytolitharien, namentlich verzeichnen
lassen. Die Diomphalac und Biblaria sind jetzt auch innere annelimliclie Bürgen für den sibirischen Ursprung der Erde.
P o l y g a s t e r n : 67.
Amphora gracilis.
' libyca.
*Biblariuin Glans.
* i lineare?
Cocconelis lineata.
f Placentula.
* f striala.
* f turgida.
Cocconema Arcus.
> Fusidium.
» lanceolatnm.
i Lumda.
*Diomphala Clava.
* 5 Glans.
Eunotia amphioxys.
* « depressa.
* s Diodon.
5 gibba.
> Textricula.
« tridentula?
* f ventralis.
i Zebra.
t zebrina.
Fragilaria grandis.
* hyemalis.
i rhabdosoma.
Gallionella crenata.
i laevis.
Gomphonema acuminatum.
K clavatum.
1 gracile,
f laticeps.
f longiceps.
« truncatum.
Uimantidium gracile.
* f Monodon.
*Navicula aequalis.
i Amphisbaena.
i amphisphenia.
? Bacillum.
f Gastrum.
> Semen.
i Silicula.
Pinnnlaria aequalis.
• affinis
ä amphioxys.
i decurrens.
' Gastrum,
f inaequalis.
i Legnmen.
s macilenta.
n nobilis.
' Placentula.
» i ? pterophaena.
[= Stauropt. f«sc.?]
i viridis.
' viridula.
Podosphenia Pnpula.
*Stauronei's amphilepta.
* ? anceps.
5 gracilis,
f Phoenicenteron.
*Stauroptera? tuscula?
[=• Piiin. pteroph.'?]
Surirella bifrons ?
f splendida.
Synedra Ulna.
*Tabellaria nodosa.
' irinodis.
Phytolitharien: 11.
Lithodontium furcatum.
= rostratum.
Lithostylidium clavatum.
5 cremdatum.
denCiculatum.
f Formica.
' rude.
s Serra.
s unidentatum.
Sp 0 ngolil his acicn laris.
» mesogongyla.
Besondere weiche Pflanzenth.: 1.
Squamnla radiata.
Unorganische Formen: l.
Grüne Säiilon-Cryslallc.
Vorherrschend fanden sich unter diesen Formen Tabellaria nodosa und Irinodis, Fragilaria rhabdosoma mit Cocconc'is Placenliila
und Diblarium Glans, letzteres war wenigstens häufig. Ueber die Wichtigkeit des lebenden Biblarium Glans wurde schon 1843 I.e.
die Bemerkung gemacht, dass es bisher nur aus urweltlichen sogenannten Tertiärbildungen bekannt gewesen, und in dieser Oertlicbkeit
zuerst das Vaterland lebender Formen dieser artenreichen fossilen Gattung gewonnen sei. Die für die Oertlicbkeit interessanteren Formen
sind durch Sternchen bezeichnet. Ausser den Diblariis sind besonders die Diomphalae merkwürdig, welche ebenfalls in den fossilen
biolithischen Erden Sibiriens vorkommen.
156. Nertschiiisk. Von dem südöstlich, jenseits des Baikal-Sees und der Wasserscheide für das Eismeer und das japanische
Meer, an der Nertscha gelegenen Siberbergwerk erhielt ich eine Confervenprobe für den Zweck dieser Untersuchungen vom Botaniker
Staatsrath Fiscuer in Petersburg. Die Probe hat sich als reich an Formen erwiesen und das Besultat der Untersuchung giebt schon
eine ansehnliche Basis für die Kenntniss des kleinen Lebens, welches der Amur, in den sich die Nertscha als Zufluss der Schilka erg
i e s s t , durch die Mandschurei der Meerenge von Tarrakai und dem japanischen und ochotskischen Meer zuführt. In 20 kleinen genau
analysirten Proben fanden sich 46 Arten, als 30 Polygastern, 16 Phytolitharien, wie folgt:
P o l y g a s t e r n : 30.
Amphora libyca.
' vulgaris.
Euastrum crenatum.
Euastrwn margaritiferum.
Eunotia amphioxys.
* » Dianae.
' gibba.