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DIE NOEDAFEIKAKISCIIEN INSELM.
Vom Acfjuator dem Nortlpolc zu goorcliiet siin! die Inseln des Grünen Vorfjebirfjes, die Canarisclien Inseln und die Azoren der
Ccgenslaiid dor jelzt l'idgcndeii Unlersncliuiige]]. Die nahe an Norilafrika liegenden Inseln des MiUelmeeres sind klein iind nicht zugänglich
gewesen, nnd die von mir liesuchlc uordOslIicho lusel Massaua des roLlien Meeres isl hei Ilabessinien, S. 202, hereils niil bezeichnet
wurden. Diese Jiordarrilianischen, besonders die nordwestlichen, lusularverhällnisse sind, der fortwährenden Slaub-Nebcl halber, welche
innerhalb des nördlieben Wendekreises bis zur Aequalorial-Zone den atlantischen Ocean bedecken und iu der älteren SchilVIahrt ilio Idee
nnd Sage eines undurchdringlichen Dunkelmeercs erweckt haben, das der Aufsuchung der westlichen Erdhälfte Jahrtausende lang hemmend
im Wege stand, seil dem Jahre 1S44 in ein grösseres Interesse für den gegcuwärtigen siicciellen Zweck getreten.
I N S E L N DES GKÜNEN V 0 U G E B ! K G E S.
D L X X I - D X C I .
Die Caiiverdistben Inseln, unter Ilosiod's westlich von Afrika liegenden Inseln der Seligen mit den Cnnarien begriffen, sind
durch das sie uuischliesseude, durch den Passatstaub beilingte, Dunkclmcer {mnro tenchroswn) ein besonders iu seiner Eigenthümlicbkeit
festzustellender Cegenstand in der Ueilie dieser Untersuchungen. Herr CII.IIILBS DARWIN bat mir 1S44 mehrere Proben dortiger Erdverhältiiisse,
liesouders auch Luftstanh, zugesauflt, und ganz neuerlich hat mir der Reisende und Botaniker Herr Dr. JOU.MSN ANTO.'S SCUJUDT
welcher vor Kurzem erst zuiückgekebrt ist, auf mein Ansuchen eine ansehnliche Reibe frlschcr Pllanzen-Erdeu, sowohl cnllurloser als
Cnltnr-Erden, von 4 der Haupt-Inseln, genau hezeieliuet, zukommen lassen. Somit können die hier vorzulegenden Resultate manuichlacher
Untersuchungen als auf gnten und reichen Materialien beruhend angesehen werden.
Die ganze Gruppe der Inseln gehört überall zu den vulkanischen. Basaltische Schichten mit Tuffschichtcn bilden die bisher
bekannten Bestandtlieile. Die südlich in der Gruppe gelegene Insel Fuego ist ein isolirter ubcb tbätiger scbroller Vulkan, welcher
nach LEOP. V. lîucu, Canarische Inseln S. 343, der Vulkan dei- ganzen Gruppe d. h. die stets olîene Esse, der Schornstein der doi'tigen
vulkanischen Tbätigkeiten ist, und von dem man neuerlich öfter die Staubuebel des atlantischen Passatstaubes grundlos abgeleitet bat. Er
hat angeblich weit Ober 7400 Fuss Höbe. Auf der ihm benachbarten Insel San Jago giebt es auch einen nahe au 7000 Fuss hoben
Berg, die übrigen Inseln sind niedriger. Die hier zugänglich gewordene Insel Majo liegt östlich bei San Jago. ¡Nordösdich in der
Gruppe liegt do Sal, uud die Inseln St. Vincent und St. .4utouio sind die nordwestlichsten. Beide letztere haben noch hohe
basaltische Berge.
INSEL HAJO.
571. Dunkelbraune Gras-Erde il e r I n s e I Maj o u n fe r n d es S t ra u d es. Die von einer unbestimmten, im Februar 1851
gesammelten, Graminee stammende lockere Erde, welchc mit Säuj-e ein wenig braust, wird beim Glübeii erst kohlschwarz, dann wieder
dunkelbraun. Sie ist ein scharfer, streusaudartiger bunter Sand mit schwarzen, gelben und rothen Körnchen, durehilrungen von Humus.
Die Saudkörner sind unorganische lebhaft licbtbrecheude, oft scharfkantige Splitter einer crystalliniscbeu Gebirgsart, oft Pyroxcn und
Cbrysolilh idndicb. Der Humus enthält sehr viele Polvgastern, oft mit ihren weichen Orgauen, einige weiche Pllanzentheile, wenig Phytolitbarien,
keine Polytbalamien. Die Kalktbeilcbeu, welche mit Säure brausen, sind unförmlich. In 20 Aualyseu waren 28 besliuimbare
kleinste Formen: 18 Polygastern, 8 Phytolitharien, 1 eigenthümliches Sporangium, rauchfarbige Crystallprismen. Die Icinerell abgescblcmmteu
Theile sind vorherrschend Kieselschalen von Polygastern mit nur wenig doppeltlicbtbrecbeudeu feinen Sandlbeilchen. Am
meisten massebiblend sind Euiioiia gibba uml Nmmema liadontm, eine neue Art, deren vereinzelte Scbiflcben der Navicula iifpiis sehr
gleichen. Navwida? oblusa, vielleicht auch ein Nmmema, ist nächstilem zahlreich. Closlerium uml Euaslrum sind durch gleichzeitiges
Vorkommen bemerkenswerth.
INSEL DO SAL.
572. Hellbraune Erde der Cressa crelica von do Sal. Die lebmartige, im Februar 1S51 aufgenommene, gelblicbbrauue
feine Saud-Erde bildet einen Salzboden nnd braust stark mit Sänre. Beim Glühen wii-d sie erst schwarz, dann etwas dunkler
braun. Unter dem Mikroscop sind bunte unorganische feine Theilcbeu die Hauptmasse, -weit feiner als bei der vorigen Erdart. Dazwischen
liegen viele weizeukornartige Kalkcrystalle und leine röhrenförmige rauhe Theilchen (Kalkdrusen, Osteocollen), welche von der Säure
aufgelöst werden uud die (wegen anhängender wasserbaltender Salze?) beim Glühen knisternd umherspringen. Selten eingestreut sind
kleine Organismen. In 10 Analysen wurden 17 Formen erkannt, darunter 7 Polygastern, 7 Phytolitharien. Die Sinnilina? konnten
Embryonen von Schnecken (Landschnecken?) sein.
Es folgen nun zunächst 5 Analysen von Erdproben der Insel St. Vincent, welche am 31. Januar nnd 1. Februar ISöl von
Herru Dr. J. A.NTON SCUSUDT gesammelt worden sind, 2 auf den oberen Höhen des .Mont vert, 1 am Bache im Thale, 2 am Strande.
INSEL ST. TINCENT.
573. Braune sandige Erde vom Mont vert auf St. Vincent. Die Erde ist von einem unbekannten Lebermoose in
2000 Fuss Höhe aufgenommen worden. Sie braust nicht mit Säure und wird beim Glühen erst kohlschwarz, dann wieder braun wie zuvor.
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Gröbere schwarze (Basalt-) Theilchen wechseln mit röthlichen und grünlichen Theilchen, auch gröberen Pnanzoiu'esten ab. Unter dem
Mikioscop ist die vorherrschende Masse ein feiner Staub aus weissen, grünen, rötbliclieu und schwarzen Crystallsplittern und Splittern
derber Felsarten mit nudmiger Zwischenmassc. Bei fai'big polarisirteni Lichte erscheint das meiste farbig, nicht glasailig. Nur wenige
glasartig farblose Theilchen sind Obsidiau-Trümmern ähnlich, bimsteinartig zcllige fanden sich gar nicht. Es ist ein vulkanischer Staub
ohne Bimslein und ohne Glimmer. Zahlreieli eingebettet in diesen Staub sind wohl erkennbare Polygastern uud Phytolitharien in zieudich
gleichem Verhältuiss. In 10 Aualyseu wurden 34 Formen festgestellt: 11 Polygastern, 21 Phytolitharien und grüne Crystallprismen mit
Kalk-Morpholithen. Am zahlreichsten zwischen vielen kleinen Phytolitharien ist l'mmdaria horeulix; iHfßmjiae sind häufig, GaUinndkn
und SpongolUhm selten. Die Kalk-Morpholithe siml scheibenförmig, concenlnsch geringeil uud so vereinzelt, dass ihr Brausen nut Säure
uuhemerkbar ist.
574. Schwarze Erde vom Mont vert auf Sl. Vincenl . Sie isl von Basaltfelsen nut Plmtjnalon lundum aus 1500'
Höhe eulnommen. Sic braust udl Säure, wird beim Glühen erst liefer schwarz, dann grauschwarz. Sie besteht ans gröberen verrotteten
Pllanzentheilen niul einer grauen feineren Erde, worin viele Glimmertheilchen glänzen. In 5 Analysen sind 17 organische Formen
beohacbtcl: 9 Polygastern, 7 Phvtolitharicn und Glimmer. Den mit Säure brausenden Kalk bilden unförmliche weissliche Theile. Die
uuorgaLiisehe'n nndniartig feinen Theile sind vorherrschend meist doppcltlichtbrcchend. Alle organischen Formen sind vereinzelt. Nur
Aredia Microsloma ist eine hemerkenswertbe, im Passatstaube uichl vorgekommene Lokalfoi'm.
575. Schwarzbraune saudige Erde an Bächeu auf Sl. Vincent. Die Erde isl von einer Cyperacee, gröber als
Streusau.l und hat meist braune, aber auch weissliche, gelbe, grüne und viele schwarze Sandkörner, letztere mit pechsteinarlig glänzenden
Bruchlläcben. Viele Theile sehen Augitsplitlern gleich. Es ist ein augilischer Sand. Beim Glühen wird er erst kohlschwarz, dann
röthlichhrauu mit deulheheren Pecbstein- und Angil-Spliltern. Mit Säure giebt er starkes Brausen, indem viele der braunen Samlkörner
sich ganz aullöscu. Glinuuer isl nicht deutlich erkannl. In 5 Analysen waren 14 Formen: 3 Polygastern, 10 Phytolitharien und grüne
Ci-ystallprismen. Alle Formen sind vereinzelt uud weitverbreitete Arten.
576. Braune sandige Erde am Meeresufer auf St. Vincent. Die Erde ist von FranUnia cricaefolia. Der feine
Sand gleicht einem Streusand, mit dürren Blättern der Franhema gcmiscbt, und besteht aus braunen, schwarzen uud weisslichcn Theilchen.
Beim Glühen wird erst Alles schwarz, dann graubraun, und es erscheinen viele gelbweisse Körner. In Säure brauscLl die weisscLi
Körner lebhaft auf und verschwinden. Es bleiben schwarze und braune Theilchen mit feinem Mulm übrig. Die Kalklheile sind Dünensand,
abgeriebene und glänzend glatte Bruclislückcheu von Muscheln, Coralleu und Polylhalamieu, von denen jedoch keine Art bestimmbar
war. Unter dem Mikroscop ist die feinere Mischung der vorigen Erdarl gleich. Aus 5 Analysen ermittelte ich IG nennhare Formen:
3 Polygasleru, 11 Phytolitharien und rauchfarbige Cryslalle. Alle diese Formen sind sehr Vereinzell uud weil vcrbreilet, auch im
Passatstaube zahlreich.
577. Weisser Sand mit schwarzen Thei lchen vom Strande auf St. Vincent. Die Probe ist ein grober Kalksami
von meist 1"' grossen, auch gröberen, weissen Tbeilen und basaltischen kohlschwarzeu Beimischungen. Die weissen SaudkOriier siuil
(durch die Jleeresbraudung) glänzend abgescbliireu und abgestumpft, lassen sich aber vielfach als Corallen-, .Muscheln-, Schnecken- uiul
Polylhahunien-Theile deutlich erkennen. Die schwarzen Theile sind hart, auf dem Bruche matt und haben öfter Angit-Cryslalle eingewachsen.
Durch Aufweichen, Umrühre« und Abscblcmmen in gereinigtem Wasser wurden feinere neimischungen als Wassertrübung frei,
die dann als Bodensatz in 5 Analysen 19 vereinzelte Formen erkenueu Hessen: 6 Polygasleru, 11 Phytolitharien, 2 Polytbalamien. Unter
diesen sämmtlich schon bekannten Formen sind 8 Mecresgebilde, nämlich 3 Polygastern, 3 Phytolitharien, 2 Polythalamieu; 11 Formen
(3 Polygasleru, 8 Phytolitbarieu) geboren dem Fesllande an.
Die Gesammlzabl der auf St. Vincent beobachteten Formen beträgt 64 Arten, nämlich 25 Polygasleru, 30 Phytolitharien,
2 Polytbalamien, 7 amlere Formen.
Es folgen nun zunächst 14 Analysen von Erdproben der Insel S l. Antonio, von denen 4 dem Hochland, 5 den Thälern und
5 den Zuckercuíur-Feldern, sämmtlich im" März 1851 von Dr. SCUMTOT eulnommen sind. Zuerst folgen die 4 den hoben Bergen angehörenden
Verhältnisse.
I N S E L ST. ANTONIO.
578. Graue Erde vom Hochlande auf St. Antonio. Die Probe ist mit den Blältcrn eines Odonlospcrmvm in 1500'
Höhe aufgenommen. Es wurden von der kleinen Erdmcngc 5 Analysen ausgeführt, die 13 kleine Lebensformen uiul 2 Cryslalle darstellbar
gemacht haben: 6 Polygastern, 6 Phytolitharien, Pllauzeubaare uud zweierlei Cryslalle. Diese Probe ist sehr reich an kleinen
grünen Crystallprismen, die zuweilen au beiden Euden, zuweilen nur an einem auscrystallisirt sind, uud gleicht daher einer vulkanischen
Asche, in wclrber jene nicht weiter ausgezeichneten, aber oft wohl crhalteueu Formen vereinzelt liegen.
579. Dunkel graubraune Erile vom Hochlande auf S l. Antonio. Aus gleicher Höhe mit voriger Probe wurde diese
an den Wurzeln einer Grnmuiec nutgehracht. Sic ist streusandartig, von dunkel graubrauner Farbe uud enthält viele glimmerartig glän-
•zcude schwarze Theile neben grünlichen Angil-Spliltern. Säure zeigt kein Brausen, Glühen schwärzt erst uud bringt dann eine der ursprünglichen
ähnliche Farbe, wie es bei älteren oherflächlich liegenden vulkanischen Ascheu gewöhnlich ist. In 5 Analysen fanden sich
29 Formen: 21 Polygastern, 6 Phytolitharien und zweierlei Crystallprismen. Die uuorgauischcn Beslaudtheile sind überwiegend, die
ovgaLiischen Formen zerstreut, doch zieudich zahlreich. Unter den 21 Polygasleru erscheinen für jetzt 3 charakteristisch: Achmiiillies hinodis,
E'inwiia IhuUorimi j Frittiilariti Plerldium.
580. Böthlichbrauue Erde vom Hochland auf Sl. Antonio. Sie isl aus den Wurzeln eines Ctenium [Graminee)
aus 1500' Höhe. Kein Brausen mit Säure, durch Glühen erst kohlschwarz, dann wieder wie zuvor. In 5 Analysen 12 kleinste Formen:
7 Polygastern, 4 Phytolitharien uud grüne Crystallchcn. Die Hauptmasse ist ein mulmiger feiner Staub mit grünen Crystallcben, der
sich (lurcb Glühen uichl verändert. Die einzelu eingcstreuleu Organismen sind nicht eigenthümlicb. Die Erde bat den Charakter vulkanischer
Asche ohne Bimslciii und ohne Glimmer mit schwarzen und grünen angitartigeu Gemengtheilen.