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Staiilitnnsson des nllatiliselien Diiiikelmeercs unii das durcli das Staubtreiben bedingte wcsilicbe Forlwaebseii Afrika's {s. Ui t t e r , Afrilca I.
S. Kllli, J017) eiitwedei' zu erläutern, oder abzuweisen. Ja es werden sieb die nlikroseoniseben Süsswasscrgebüde und Meeresgebible,
ibi! vorweillieben ntid jetzLiebenden Formen des Passatstaubes in Beziehung dazu abwägen lassen, und es wird sieb benrtiieiien lassen,
ob die wasscriosen grossen Ebenen eines cbcnialigen Meeresbodens die unermesslicbeu Massen von Süsswasscrgebilden liefern können,
wcdebe der liul'tstaub aus Afrika fast läglieb entlnbren soll.
DAS Nil,LAND AEGYPTEN BIS ZU DEN KATARACTEX.
C C C L X X X I I - C C C C V .
Ausser den bereits kurz vorher angezeigten Formen des kleinsten Lebens in Aegypten, welche 1820 — 1 8 2 6 lebend von mir
im Lande selbst beobachtet worden, deren aber auf diesen Landtbeil von den beobachteten 32 Afrikanern nur 10 — aus Alexandrien 3,
aus Bulak 6 und aus Sues 2 — kommen, unter denen auch' noch 4 Meeresformen sind, die nur 6 Süsswasser-Gcbihle übrig lassen,
wurden 1841 die ersten Beobachtungen über die Erfüllung des Nilscidammes sowoid als Erdboden des INildella's, als jenes in Oberiigypten,
Nnhien und Dongala abgelagerten Humusbodens mit mikroscopischem Leben in der Berliner Akademie mitgetheilt (Monatsber. S. 127, 129)
lind dabei auf dessen Einlluss auf Land- und Delta-Bildung aufmerksam gemacht, nachdem sich bereits durch die Marscidandbildung an
der Elbe und die Verschlammung in verschiedenen Häfen ein aullaliender Antlieil des kleinen Lebens berausgestellt hatte. Die wirklich
eriiobencn Ansprüclie habessinischer Kaiser an das ägyptische Nildelta, als Anliäufung ihres abgeschwemmlen Landes, wurden schon damals
wesentlich beschränkt.
Im Jahre 1843 waren die Beobachtungen ägyptischer Süsswasser-Formen mit Ausschluss von Libyen (Siwali) und Nuliien und
mit .\breclinnng der Meeresorganismen, die 59 Arten ausfüllten, auf 12 Arten gestiegen (Monatsber. S. 135), welche nacii Abzug der
unorganischen Formen hier auf 192 Arien vermehrt worden sind. Ein Resultat, welches durch die angewendeten mehrfachen neuen
Unlersuchungsuielhoden allein erreichbar wurde.
NIL.MÜNDUNGEN UND KÜSTENPUNOTE
382. (leiblicher grober Wüstensand von Salehie. Das durch seine Dattel-CulUir berühmte Dorf Salebi e liegt am
östlichen Wüstenrande des Nil-Della's, im Osten von Malarie. Der Sand ist von im Jahre 1823 durch mich selbst eingesammelten Cyperus-
Pflanzen entnommen, in deren Wurzeln er ursprünglich erhallen war. Dieser Sand besteht, ganz abweichend von dem Sande der libyschen
"Wüsle hei Alexandrien, aus rund abgeriebenen durcirscheineuden, innen farblosen Quarzkornern, denen nur selten auch röüilich-scbwarze
und mdchig undurchsichtige Körner beigemischt sind. Alle sind mit einein lehmarligen sehr dünnen Ueberzug versehen, der die weissen
gelblich färbt. Zwischen diesen grössei-n, meist gleichartig ^¡s Linie grossen, Körnern ist ein reichlicher feiner Saud, der, durch Sieben
entfernt, elwa Va der Masse bildet. Unter wenig Wasser zeigt der Sand beim Zuthun von etwas Salzsäure hier und da aufbrausende
kleine einzelne Theilchen, welche als undeutliche Fragmente von kalkschaügen Polythalamien erscheinen. Beim Glühen wird der Sand
erst in allen Theilen grau, dann röthlichgrau. Beim Schlemmen fanden sich in dem abgegossenen Wasser bei der mikroscopischen Analyse
von 10 nadelkopfgrossen Theilchen des Bodensalzes 12 organische Formen und grüne Säulencryslalle, 5 I^olygastern, 6 Phytolilharien
und Polythalamien-Reste; Lilhostylidium rude und GallioneUa (jranulala und Icnerrima fanden sich ofler. Keine neue Art, kein Glimmer.
383. Schwarzbrauner Humusboden von Damiatte. Damiatle ist die berühmte Hafenstadt des grossen östlichen Nilarmes.
Die Erde ist von den Wui-zehi einer Festuca im schwarzen Humusboden des Delta's. Die schwarze wenig ins Braune ziel)ende
Erde ist ein Gemenge von feijiem doppeltlichtbrechenden Sande mit Glinnnerlbeilcheu und einzelnen grünen Säulencrystallen, mit sehr
vielen verkohlharen meist formlos verrotteten Pflanzenlheilchen. Dazwischen sind deutlich erhaltene Kieselschalon von Polygastern und
Phytolilharien sammt Kalktheilchen, welche sich zum Theil als jetzt lebejule Polythalamien, zum Theil als Kreide-Polythalamien bestimmen
lassen. Es ist mithin ein mit wenigen Meeresformen gemischter, etwas brakischer Humus. Mit Salzsäure befeuchtet zeigt sich hier und
da ein kleines Brausen. Geglüht wird die Erde erst dunkelschwarz, dann grau. In 40 Analysen fanden sich 50 nemibare Formen,
darunter 13 Polygastern, 32 Phytolitiiarien, 3 Polythalamien, 2 Cryslalle. Die vorherrschenden Formen sind Lithostylidien. Amphora
lihijca und Achuanllies sind häufig, Eimoliac und Spongolithen selten. Gallionellen und Pinnularien fehlen ganz.
384. Graubrauner sandiger Humus von Rosette. Roselte ist die Hafenstadt des grossen westlichen Nilarmes. Die
graubraune Pfianzenerde ist von mir selbst in der Nähe der Sladt eingesammelt. Sie besteht aus einem leimen Quarzsande mit Glimmertheilchen
und vielen verrotteten schwarzen, oft noch lang zusammenhängenilen Pilanzenlheilen. In 40 Analysen der abgeschlemmten Masse
haben sich 39 Formen erkennen lassen, nämlich 27 Polygastern, 11 Phytohtharien und Glimmer. Ganz vorherrschend ist Suriirl/a
flca-uosa, alles Uebrige ist vereinzelt eingestreut. Piiiuulavtii llciUfpTichii ist eine neue grosse Form, Fi'üfjilttriü' purudoxa {s. Jordan und
Java) ist benierkenswertli, wie die zahlreieben Arten der Gattung Arcella. Kalksebalige Polytbalaniien sind nicbl beobacbtet.
385. Nilscblanim am Canal bei Alexandrien. Es ist eine dunkelbraune sehr leine, mit einzelnen Glimmertbcilclien
gemiscbte, von mir selbst 1820 eingesammelte Erde eines abtrocknenden Wasserbassins am Canal, worauf Rieda (jluuai wuchs. Sie
braust mit Säure, ohne siebtlicb an Volumen zu verlieren, wird beim Glühen ei'sl schwärzlich, dann riitblicbbraun. Die mikroscoiiiscbc
Analyse zeigt farblose und verschiedenfarbige Sandtheilchen, die oft glasailig und bimsleinai tig zellig erscheinen. Etwa die Hälfte dieser
eigcntbiimlicben Sandtheilchen bleibt bei polarisirtem Lichte farblos, die anderen werden lebhaft farbig, sind daher voiberrscheEid (Jnarztlieilchen
ähnlich. Da die Gegend gar keinen vulkanischen Charakter hat, auch nur in sehr grosser, ausser aller directcn Beziehung
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liegenden Ferne Vulkane tliätig sind (Santorin, Vesuv, Aetna), so ist die Mischung auffallend. Einige der himsteinortigen Tbeilcben
lassen sich wohl als Lühoslulidium lacenmi und irreguläre für eigenlhümlicbe Pllanzen-Kieseltbeile erklären, allein die langzelligen vielen
Tbcilchcn sind nicht mit Pilanzenlheilen vergleichbar, gleichen aber dem Binisteinstaube zur Uebereinstimmnng. So mag denn die lieinl
Canalbau nach oben gebrachte, zufällig erfasste, Oertlicbkeit durch irgend ein Ereigniss bedingt sein, welches niassenliall lürnsteinstauh
dort ablagerte. Die mit der Säure biansenden Theilchen sind unförmliche kleine Körpcrchen, vermuthlicb von Süsswasserkalk-Niederschliigen
im Sumpfboden. In 20 Analysen fanden sich 30 — 31 Formen, nämlich 1 — 2 Polygastern, 27 Phytolilharien, 2 bcn]erkenswerlbe unorganische
Formen. Die Phytolitiiarien sind sehr häufig, die Polygastern nur als Spur vorhanden. Charakteristische Formen
sind ])icht dabei.
38G. Ralksand der Cislernen Marabut bei Ale.iiandrien. Es sind geraanerte weit offne Brunnen am westlichen
Wüstenrande, von etwas über lilaftertiefe bis zum Wasser, das im Sommer oft austrocknet. Ein feiner weisslicher Schlamm inid Sand
bildet den Boden beim Trocknen, imj Cijperus-Aiien mit Zminichellia wachsen in den letzten Feuchtigkeiten. Dieser von mir selbst 1820
mit Cy])ei-u,s--Pllanzcn reichlich entnommene Sand ist analysirt worden. Der Sand ist ein feiner Kalksand, ganz verschieden von jenem
Quarzsande von Salehie am öslliclien Wüstenrande des Nil-Delta's, den feinsten Theilchen des Sandes gleich, welcher die umgebenden
Dünen bildet, daher offenbar vom Wimle aihnülig hineingewehl. Man erkennt darin schou mit der Loupe vielerlei Polythalamien der
dortigen Küste. Die Mehrzahl der Sandkörner erscheint als Bruchstücke von Muscheln, Corallen und Polythalamien^ die nicht den Charakter
iler Krcidethierchen haben. Dazwischen liegen Schalen von Entomoslracis {Cijliieriim?), welche sich im Cisternenwasser vervielfältigen
mögen. Salzsäure löste den Sand unter starkem Brausen bis auf geringen Bückstand auf. Letzterer ist ein crystallheller Quarzsand
mit flockiger Umgebung ohne Glimmer. Im flockigen Bückstande sind verschiedene mikroscopische Formen, eingeschlossen in eine
nnförmlicb schlciniige, und aus feinen Wurzelzasern bestehende Masse. Die beobachtete Formenzabi des Mikroscopischen allein beträgt in
10 Analysen 26 Arten: 6 Polygastern, 13 Phytolitiiarien, 2 Zoolitharien, 2 Polythalamien, 1 Entomostracon, 2 Fadenwürmer, allesammt
ohne eharakterisirende Einzelheiten.
387. Nil-Trübung bei Atfe. Der Ort Atfe oder Atfeie, auch Atfu genannt, liegt an der Mündung des Canals von Alexandrien
in den Nil, tief in Unterägyplen am westlichen Nil-Arme. Prof. Lepsids hatte eine Flasche INil-Wasser von da mit nach Berlin gebracht,
die am 30. August 1845 während der höchsten Ueberschwemmung eingescböpl't worden war. Geschüttelt erschien das Wasser ganz lehmig
gelb. Beim Stehen klärte es sieb sehr langsam ganz ab, und bildete einen Bodensatz in der Quartflasche von etwa 2 Linien Dicke. Die
feine im Wasser lange suspendirt bleibende Trübung erschien unter dem Mikroscop bei SOOmaliger Diameter-Vergrössenmg als ein feinkörniger
Mulm, in welchem unförmliche etwas gröbere Sandtheilchen, und verschiedene kleine organische Gestaltungen eingestreut waren.
Mit Säure war kein Brausen sichtbar. Geglüht wurde der Schlick erst schwarz, dann rothbraun. Die Zahl der in 40 Analysen
aufgel'undenen Formen beträgt 62, nämlich 38 Polygastern, 23 Phytolitiiarien, gar keine Polythalamien, aber Glimmcrtbeilchen im
feinen Sande. Navicula Tahcllaria, der Nav. Silicula verwandt, Stmroneis —? und Surirelta lihopala sind neue eigenthümliche
Formen.
388. Nil-Ackerland von Bulak bei Cahira. Graue Cultur-Erde am Kil-Hafen von Cahira mit einigen gröberen lialksandund
Quarzsand-Körnern, sowie mit zerstreuten sehr feinen Glimmerschüppcben. Säure bewirkt ein heftiges Aufbrausen vieler Körnchen.
Durch Glühen wird die Erde erst schwarz, dann graubraun. In 10 Analysen fanden sich 24 Formen: 12 Polygastern, 9 Phytolitiiarien,
2 Polythalamien und Glimmer. Die Hauptmasse ist ein unorganischer feiner Sand nnd Mulm, wovon der letztere einen Theil unförmlichen
verbrennbaren Ilimius enthält. Besonders hemerkenswertb sind die beiden Discopleae. Von der den Passatstaub charakLerisirenden Discoplea
almosphaerica ist nur ein ansehnliches Fragment beobachtet, aber die Discoplea sinensis? genannte Form ist häufig und oflenbar doit
einheimisch. Der Kalksand und die Polythalamien gehören offenbar den Felstrümmern des nahen Mokaltam (Kreide und Nummuliten-Kalk)
an und der dortige Sandstein erklärt auch den groben Quarzsand.
389. Luftstaub von Cahira. Während der Cholerazeit in Berlin im Sommer .1848 wurden von mir Untersuchungen des
Luftstaubes und des sogenannten Sonnenstaubes in den Uäusern ausgeführt. Um einen grosseren Gesichtskreis für diese Untersuchungen
zu erlangen, ersuchte ich schriftlich den in Cahira in Aegypten verweilenden berliner ausgezeichneten Orientalisten, meinen Freund Herrn
Dr. Dietebici, mir sowohl Cbamsin-Stauh, welcher den Passatstanh erläutern könnte, als auch Luftstaub der Häuser (Sonnenstaub), wo
möglich noch aus der dortigen Cholerazeit, die im Sommer stattfand, zu übersenden. Ich erhielt am 6. November 1848 schon Antwort
und eine Staubprohe vom 18. üctoher, abgesandt am 20. October aus den dort mit vergitterten glaslosen Fenstern versehenen, jeder
Luft zugänglichen Stuben tler Gegend Esbekie in Cahira. Bei Abgang des Briefes war das Land weithin vom Nil überscbweramt und es
wehte N.W. Wind. Eigentlichen Cbamsinstaub gab es nicht. Aus dieser graufarbigen, nicht gelben nicht rothen, directen und frischen
Staubprobe hatten sich in 10 Analysen 32 Formen feststellen lassen, deren Verzeichniss 1849 im Februar in den Monatsberichten der
Berliner Akademie S. 93 und der beigefügten dritten Tabelle über die gewöhnlichen Luftstauborganismen veröffentlicht worden ist, während
das Irrige des rothen afrikanischen Lnflstaubes schon 1847 ebenda S. 288 aus meinen früheren Erfahrungen im Lande selbst erläutert
wurile. Hier siiul aus denselben Präparaten 34 Formen verzeichnet: Polygastern 3, Phytolitiiarien 22, l PolyUialamie, 6 weiclie
Pllanzentbeile, 2 Crystalle. Sich auszeichnende Formen sind nicht dabei, die Discoplea ist zwar in mehreren Exemplaren, aber
undeutlich.
390. Nil-Schlamm von Gizeh. Das Dorf Gizeb liegt etwas südlich von Cahira, den gleichnamigen Pyramiden gegenüber
am Nil. Mit Gräsern einer Nil-Insel daselbst ist von mir im Februar 1821 ein brauner Schlamm der neuesten Ablagerung aufgenommen
worden. Die Haujitmasso ist ein feiner Mulm, in welchem etwas weniger feine farblose Sandtheilchen liegen, die alle doppeltlicbtbrechend
sind. Mit Säuren entsteht an sehr kleinen Stellen hier und da ein Brausen. Durch Glühen wird die Farbe erst schwarz, dann braunrolh.
In 10 Analysen fanden sich 23 Formen: 3 Polygastern, 19 Phytolitiiarien und Glimmer. Die organischen Formen sind vereinzelt,
und die Polygastern sehr karg. Die Kalktheilchen mögen Kreidethierchen der dortigen Gebirgsmasse sein.
391. Wassertrübung des See's Birket kerun im Fajum. In einer Flasche mit Wasser aus dem See Birket kerun,
welche Prof. Lepsius mitgebracbt, fand sieb ein Bodensatz von geringer, etwa '¡i Linie Stärke, und llockiger nicht erdiger Natur. Beim
Antrocknen eines Thcilchens dieser Masse umlegte es sich dicht mit Salzcrystallen, tlieils nadelartigen, tlieils cubischen, was einen Kocbsalzgehalt
anzeigte. Im Geschmack erschien das Wasser frei von Salz, es war aber mithin doch brakisch. Es wurden von diesem Bodensatze
20 Analysen gemacht, 10 mit der natürlichen Masse, 10 nachdem sie mit Salzsäure von den Kalktbeilen befreit war. Im Ganzen