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niiil so war es iliiii miiglicli, in 2G Tagereisen bis zur inneren Iloclieljone von Yala zu gelangen, hei deren Ersteigung er überwältigt
wurde von dein grossarligen Anblicke sänienarlig im Westen gen Ilininiel strebender ewigen Sclmee tragender Ali}en. Es war die zweigilillige
Alpe Kenia, welche er aus nocb 10 Tagereisen Entfernung bei Kitui sali, und aus C Tagereisen Entfernung erliannte er gleichzeitig
gegenüber bei klarer LiiR im Süden die Alpen von liilimandjaro. Dicht vor der Yata-Terrasse, welche diesen geographisch so wichtigen
Allblick gab, liegt das bisher ganz iiubekaiinte Land Kiknmbul iu, wo sich der Zawo-Flnss mit dem Adi verbindet.
Dr. KuArt' hat ans dem Laude Kikumbnliu einige kleine Steinproben mitgebracht, die er der Central-Missionsanstalt von Calw,
der Vaterstadt Papst Victor II., in Wurtemberg, übergeben hat. Dr. v. Baiitii in Calw, in dessen Besitz diese Proben gekommen, bat
dieselben unterm 14. Januar d. J. als Geschenk an ILM. v. Humboldt übersandt. LLR. v. IIumbolut hat sie dem konigl. Mincralien-Cabinet
sanunt dem Schreiben zu wissenschaftlicher Benutzung übergeben.
Die kleine Saiunilung bestellt aus 5 Stücken; 1) einem 4zölligen Ilandstück eines an Bleiglanz reichen Sandsteins von Mombas,
2) einem 1 '/azölligen Stücke Sehlacke oder poröser Lava von Kikumbuliu, 3) einem 3zolligen Stück schwarzen, in seinen Splittern unilnrclisiclitigen
und nicht glasartig zersplitternden, Obsidinn ähnlichen Pechsteiu von Kikumbuliu, 4) einem gegen 2 Zoll grossen Stück
feinkörnigen firanites vom Zawo-Flusse ebendaher, 5) einem gesclilillncn und durchbohrten rotben Carneol von ebendaher (?).
Die 4 ersteren dieser Mineralien-Proben zeigten erdige Anhänge, und besonders die poröse Schlacke überzeugte mich, dass die
in den tiefen Zellen befindliche Erde eine ursprünglich aus dem Lande Kikumbuliu direct slammende sei. Ihre im Mikroscop erkannte
starke Mischung mit sehr kleinen überaus zahlreichen Crystallen, Obsidiansplittern und Polygasternschalen erschien als so vollständig zur
Schlacke passende Erfüllung, dass allmälig den Anhängen aller 4 Proben Vertrauen zu schenken kein Wagniss mehr erschien. So sind
denn folgende Analysen entstanden.
444. Erde vom S a n d s t e i n bei Momba s . Das Stück bleiglanzhalligen Sandsteins wurde durch Abblasen und schnelles
Kintaiiclien in destillirtes gereinigtes Wasser von oberflächlich ansitzendem Staube befreit, und dann in neuem destillirten Wasser cingeweicbl
und mit dem Finger an den Stelleu, wo sich ein festsitzender Erdaullug befand, abgerieben. Die Wassertrübung wurde als Bodensalz
eines Uhrglases in 10 Analysen geprüft und ergab 18 vereinzelte organische Bestandtlieile: 3 Polygastern, 15 Pbytolitharicu. Unter den
Polygastern ist Ewwtia mnpliio.Tns, unter den Phytolitliarien sind Spongolitlien; keine der Formen zeichnet sich aus.
445. Erde aus t i e f e r e n Zellen der S c h l a c k e von K i k umb u l i u . Da die Zellen der Schlacke einige Erde enthielten,
so ist, das Aeusserste unberücksichtigt lassend, aus den tieferen Zellen die Erde lierausgenommen und auf die gewohnte Weise in 15
Analysen scharf in allen atoniistischen Einzcllieiten untersucht worden. Die dunkelbraune erdige Masse löste sich im Mikroscop in sehr
viele feine Crystallcheu und Clas- oder Obsidian-Splitter auf, von denen jene im polarisirten Lichte sehr stark, diese gar niidit farbi"
erschienen. Dazwischen fanden sich zahlreiche Polygastern, Kieselsehalen und kieselerdige Phytolitharien, im Ganzen nicht weniger als
2 2 organische Formen-Arten, viele davon in sehr grosser Menge. Da keine dieser Formen als durch Glühen gekräuselt oder angeschmolzen
erkannt wurde, sich auch weichsehalige Arcellae und Difßiiijiac dabei fanden, so ergab sieh daraus, dass alle diese Organismen nicht
zu den Auswürningen des Vulkans, sondern zu dem Erdboden gehören, in welchem die mitgenominene lose Scidackenprobe ungezählte
Jahre, vielleicht Jahrhunderte hindurch, ungestört gelegen hatte. Der Erdboden selbst seheint ein schwärzlicher vulkanischer Tuffstaub
oder sogenannte Asche zu sein, in dessen feuchtem Zustande die Organismen und organischen Theilchen sich mit der Asche gemischt
haben. Es ist also ein ursprünglich aus vulkanischen Projectilen gebildetes Bodenverhältniss, in dessen oberflächlicher Schicht sich Le-
IiensfornHMi entwickelt und Lcbensreste angehäuft haben. Ganz entschieden ist diese die Zellen erfüllende Erde kein zufällig dazu gekommener
Schmutz, sondern sie ist das zur Schlacke passende Verhältniss. Von den 22 beobachteten Formen sind 11 Polygastern,
11 Phytolitharien. Am zahlreichsten unter den Polygastern sitii Euiiotia ampliioxijs und Slauronäs Semen, die in jedem nadelkopfgrossen
Theilchen wohl zu 20 bis 50 Exemplaren vorkommen. Die Phytolitharien sind meist von Gräsern, wohl der nächsten Umgebung.
4415. Erdanflug d e s P o ch s t e i n -G e s c h i e b e s au s Ki k u m b u Ii u. Der obsidianartige schwarze Pechslein hatte glatte
muscldige Bruchflächen und rauhe Aussenfläeheu. An letzteren war er mit einem erdigen graubraunen festsitzenden Anfluge bedeckt,
welcher durch Abblasen und Eiiilaiichen des Stückes in destillirtes Wasser vom oberflächlichen etwa vorhandenen Staube befreit wurde.
In einer anilereu Menge destillirten Wassers wurden auch hier die festsitzenden erdigen Tlieile gelöst und mit einem neuen Pinsel in
einer Glasschaale abgerieben. Die schwache Trübung des Wassers ist in 5 Analysen geprüft worden, indem der Niederschlag, der durch
ruhiges Stehen in einem Ubrglase erfolgt war, durch Abgiessen der abgeklärten Flüssigkeit concentrirt worilen war. Es fanden sich im
Ganzen 12 Formen: 3 Polygastern, 9 Phytolitharien. Unter den ersteren könnte die fragliche P/cHrasip/ioiiiii interessant sein, da Formen
dieser Gattung im libyschen Afrika gemein, im Sudan nicht beobachtet sind; doch ist sie auch in.Mossambik und Soläla nun beobachtet.
Die Phytolitharien sind weit verbreitet.
447. Erdanflug des G r a n i t - G e s c h i e b e s vom Z a w o - F l u s s e . Das kleine Granitstück hatte nur auf einer Seite frischen
Brueli, die übrigen Seiten zeigten einen Erdanflug, welcher, nach geschehener Entfernung möglichen Slaubes auf dieselbe Weise wie
bei dem vorigen, zur Untersuchung gebracht wurde. Die erste Analyse ergab freilich ein eigenthümliches neues Interesse. Es fanden
sich in der Wassertrübung nicht bloss Polygastern und Phytolitharien, sondern zahlreich auch Polytlialamicn, und zwar am öftersten die
Ilauptmassenforraen der Kreide. Es wurden daher 20 Analysen gemacht, und diese bestätigten immer mehr die geognostisch interessante
Thalsache, dass in jenem Lande über dem Granit eine Auflagerung von Kreidegestein oder davon abhängigem Tertiär-Kalk vorhanden
sein müsse, wenn nämlich die Probe nicht durch sorglose Verwahrung später mit Kreidegesteinen in Keihung gekommen ist. Doch hat
die kleine Probe nicht den .\nschein der Abreibung, und ein brauner erdiger Anflug war auf einer der Seiten rein bemerkbar. Jedenfalls
gehören die Polygastern und Phytolitharien nicht zur Kreide. Auch zeigte keine der übrigen Steinproben Kreidethierchen, obwohl alle
in gewiss gleichen Verhältnissen dos Transportes gewesen. So scheint der Kreideanflug doch ein ursprünglicher zu sein. Im Ganzen
fanden sich in den 2 0 Analysen 30 mikroscopische Formen: 3 Polygastern, 19 Phytolitharien, 5 Polythalamien, 2 weiche Pnanzenlheile
und grüne Crystallprismen.
Das Besullat dieser Untersuchungen im Allgemeinen ist, dass die Bodenverhältnisse im lieiclie Ukamba die überall auf der Erde
am meisten verbreiteten Formen-Beihen des mikroscopischen Lebens erkennen lassen, nämlich A. K i e s e l s c h a l i g e Polygastern,
dazwischen auch einige weichhäutige Polygastern (Bifßurjia, Aredia], ferner B. K i e s e l e r d i g e Phytolitharien und C. K a l k s c h a l i g e
P o l y t h a l a m i e n der Vorwelt. Von Zoolitharien, Geolithicn und Polycystinen ist noch keine Spur erkannt.
Die übrigen hier zusammengestellten, oft aus sehr massenhaften, zuweilen zu diesem Zwecke eigens gesammelten, Materialien
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entnommenen Formenreihen sind geeignet, einen Maassstab für diese aus mageren Materialien entnommenen Besultate abzugeben, und eine
Vergleichung zeigt, dass die Elemente in Uebereinstimmung sind.
Sollte sich Zweifel erheben gegen die von Dr. Kbapf gesehenen Alpen als Scbneegehirge, so könnte jener •larin eine Stütze
finden, dass keine rechte Bekanntschaa mit Schnee und Eis bei den Eingcbornen laut wurde, und dass die weissen Aliien säulenarlig
in den Himmel ragten, während Schneelager sanftere Abdachungen, Gebirgskämme verlangen, Ilörner aber schneelos zu sein i.llegen.
In diesem Falle m°ögliclien Zweifels an der Alpen-Natur jener hohen Gebirge würde das Kreidegestcin, dessen Spuren das Mikrosco[i
zeigt, die weissen Färbungen der Gebirgsspitzen erläutern. Dennoch bildet einerseits das Kreidegestein nie säulenartige Spitzen, und
andererseits verlangen die äquatorialen Wasserströme unversiegbare Quellen, wie sie nur durch Alpen gegeben werden, und die geringe
Kenntniss der Natur der Alpen bei den Eingebornen kann sehr wohl von der Furcht bedingt sein, welche alle llShen, als Sitz böser
Dämonen, ihnen in dem Maasse einflössen, dass sie jede Annäherung vermeiden.
Folgende 51 Formen sind in Z a n k e b a r und seinem Binnenlande beobachtet worden.
ÜKAM11\ IIKAMM
IKIkutnbuliu). (Kilumlmliul.
s
1 1 I I 1 1
•d5 i i 1 1 •3 -=E ö
E 1 I I £
Polygastern: 15. t 2 3 4 3 4
Aredia Enchelys « . . . + Liihoslylid. dcnliculalum + + -t-
+ e laeve. . . . + + -1-
Campyladiscus Clypeus . -1- Í Ossicuium . +
Difßugia Oiigodon. . . -I- +
Eunolia amphioxys u . + + Í quadralum. + -1- -1- -1-
Fragilaria —? . . . • +t i rude . . . . + -t- + +
GaÜioneUa distans? . . Serra . . . +
Uimanlidium Arcus . • +1 = SÍHUOSU?» . . +
i gracile . . + - spinulostim. +
Pinnularia horealis . . + + ; spirifcritm . +
s —?.... Taurus . . + +1
Pleurosiplionia —? . . Í Trabecula . -1- + + +
Slauronc« Semen . . . + + > unidenlalum -1-
-I-? Spongolilhis acicularis. -H -1-
Synedra Ulna + 15 11 9 10
u
3 3 f UXy UlalcUUXCU • V.
Phytolitharien: 28. Gullulina -
Rolalia globulosa . . .
Lilliodouliim Aculeus. . -1- 1 Í —? +?
i furcalum . + + + Slrophoconus —? . . .
s nasulinn . + +
! rostralum + + Weiche Pflanzenth.: 2. Lilliosphaera laeviuscula + Büüsclieiföörmige Pflanzen-
Litliosphaerid. irreguläre
+
Liihoslylid. Ämphiodon
+
5 angulalum .
-H
-t-
4-
-thaare
Yogelsdmabelarlige I'fianzenliaarc
t biconcavum
i davatum. . ; -1- -t-
+-1 - Unorgan. F o rme n : 1.
f Clepsammid. + Grüne Cryslallprismen . +
i . curvalum . 1 + Ganze Summe 51 II 18 1 22 1 12 1 38
Durch Herrn Dr. Petrus sind noch aus Qu e r im h a Materialien zu meiner Untersucliung gekommen, da sie sieh aber auf die
Insel Querimba beziehen, so sind sie bei den östlichen Inseln verzeichnet worden. Die Insel Querimba ist zur Ebbezeit kaum oder gar
nicht durch Wasser vom Festlande getrennt. Daher gehören die Formen auch fast mit gleichem Bechte dem Festlande Zankebar an.
DAS BINNENLAND VON MOSSAMBIK.
CCCCXLVm-CCCCLX.
Durch die wissenschaftliche Beise und den Eifer meines Freundes und Collegen, des Herrn Dr. Peteus, ist von Mös s ambi k
eine reiche Uebersicht des mikroscopischen Lebens nicht nur von der Küste, sondern bis 140 Meilen landeinwärts, bis wohin noch nie
vor ihm ein wissenseliaftlicher Europäer gedrungen ist, erlangt worden. Die hier benutzten Materialien haben deshalb einen besonders
hohen Werth, weil sie von einem umsichtigen Naturforscher und im Wesentlichen in specieller Bücksicht auf von mir demselben mitgegebene
Wünsche ebenso sorgfältig gesammelt und verwahrt worden sind, wie es bisher nur bei den grösseren Naturkörperu zu geschehen pflegte.
Eine gewisse Anzahl von Materialien ist später von Pflanzen abgenommen, welche Dr. Petebs mitgebracht hat.
Die ersten Nachrichten über das mikroscopische Leben in Mossamhik sind schon 1845 mitgetheilt worden, nachdem, meineul
Wunsche gemäss, etwas dünn auf Papier gestrichener Flussschlamm des Quellimane-Flusses als Brief-Einlage in Berlin angekommen war.
Von den übrigen Materialien ist nur der Niederschlag der heissen Quellen Rio iaenta 1848 analysirt und das Besullat ebenfalls bereits
publicirt worden. S. Monatsher. der Berl. Akademie 1845 S. 3 0 8 , 1848 S. 2 2 6 .
448. Graubraune Erdablagerui i g des B i r i r a - F l u s s e s . Der Birira-Fluss, ein nördlicher Zufluss des oberen Zambeze,
war der westliche Endpunkt der Reise des Dr. Petebs im Inneren von Mössambik. Er liegt 20 Meilen nordwestlich von Tette und ist