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DAS FOSSILE DND VULHASISCIl ODER ATMOSPHÄRISCH BEWEGTE KLEINSTE LEBEN IN CENTRO-AMERIKA.
DCCCXV.
Von fossilem, diircli Wasser, oder von fliirch Luflslrömung, oder von vulkanisch abgelagertem kleinsten Leben isl bisher aus Conlro-
Amcrika kein Malorial erlangt wonlen. Die Verhällnissc des Landes liaben aber ein so besonderes Interesse, dass mit einigen Worten
dieses zu berühren ist. Nur ans dem stillen Oceanc isl 1851 ein auf ein amerikanisches Schilf gefallener Staubregen zur Untersuchung
gekommen j welchen der K. Preiiss. Miiiister-Hesident v. liEnoLT aus Washington zur Prüfung mir zugesendet, und dessen Analyse hier
angezeigt wird. Von besonderem Interesse isL in Guatimala wie bei den Aulilien das Verhällniss der Meeresströmung zu der hier östlich
dopiieltconcaven Landesgeslalluiig. Während der wechselnde, bald südöstHclie bald nordwestliche, Küslenstrom des stillen Meeres an einer
ziemlich einfürmigen zusümmeiiliängenden Vulkanenreibe der Küste liinziebt, hat der nie wesentlich wechselnde atlanlisclie Aequatorialslrom
(hc Anlillen-Vulkane nachliallig gctrennl und, an den Küsten kreisend, rundliche grosse Meeresbccken olTenbar oberhalb ausgewühlt
und öden erluilten. ' Ob die jelzt hier in grossem Maassstabe sicliLlich wirkenden Kralle einst auch Patagonien, Brasilien und Columbien
aus einfuclier Vulkanenreilic und vereinzelt gehobenen Insel-Blasen durch allmäliges Ausfüllen und Verbinden der Feslpunkle, iheils durch
Aufslanen der OiH'llen und Müsse, iheils durch unmittelbares Zuführen von Erden—vulkanischen Aschen von oben (Palagonien), Meeresund
Fluss-Scblamm von unten (Brasilien) — mit herangebildet, und wiu weit dies geschehen, oder ob es durch vulkanische Hebung unterseeischer
Gebilde allein geschehen, liegt weiterer Forschung olfen. Es ist jedoch schon jetzt vorauszusehen, dass diejenigen Forseber,
welclic Festigkeit ihrer Ansichtejt erstreben, die IlüH'e der mikroscnpischen Analyse gern erkennen werden.
SI5. Aschenregen von einem Schiifc im sti l len Occan 1851. Die mir durch Herrn v. G e h o l t zugekommene
Probe hat Herr Dr. TiiLLKASiPF in New-York zu diesem Zwecke eingesendet, und ich habe im Jahre 1851 der Berliner Akademie der
Wissenschaften darüber ausrübrlich Mittheilung gemacht (s. Monatsbericht 1851 S. 239). In meinem Vortrage über den Passatslaub und
Blntregen hatte ich die Bemerkung gemacht, dass niemals dergleichen Staubfall im stillen Meere beobachtet sei. Diese Probe war die
erste. Ich habe sie daher sehr sorglallig gp.prül'L. Dennoch hat sich bei 10 genauen Analysen dieses grauen Stauhes derselbe ohne alle
ursprüngliche Beimischung von organischen Theilen als ein so reiner, aus meist langzelligen Theilchen gebildeter, Bimsteinslaub gezeigt,
wie mir noch keiner vorgekommen. Der Maistaub von Barbados ist gegen diesen Staub grünlichbraun, der Passatstaub gelb oder rolh.
Zwei Fragmente von einer Bastfaser und eines Pilanzenbaares, welche sich allein gefunden, mögen wobl aus der Papierverpackung der
Probe stammen, da sie ganz diesen Charakter haben. Welchem der dortigen Vulkane mag der Staub angehört haben? Er ist eine
deutliche vulkanische Asche.
M E X I C O .
DCCCXVI-DCCCXXXIII.
Mexico ist Iiier der Tlieil von Amerilia, welcher vom Meerbusen von Teliuanlcpec und Yucalan bis zum nördlicben Wendekreise
und etwas über denselben nördlich hinaus liegt. Calilbrnien und Texas begrenzen im Norden das meist tropische Land. Die blutige
geograpbischej und das sittliche Gefühl betrübende kirchliche l?!roherung, ursprünglich aus Goldgier, durch Co h t e z geschah 1519—1521,
die sittlicbe und geistige, naturwisscnscbartliche und statistische Eroberung, aus Wissensdrang und Wisscuskraft, geschah 1801 durch
A i - e x a k d e h V. H u m b o l d t . Geographie und INalurwissenschafl der gesammlen Erde haben seit jenen für die allgemeine Meiischcncntwicklung
zwei denkwürdigen Perioden eine neue vollkommenere, frühere Vorslelluugeu völlig umändernde, Gestalt angenommen. Iiis über 17000 Fuss
hohe Vulkane erliehen sich hier über ein hohes viel zerrissenes Plateau. Die vielverzweigten Bergrücken sind die Fortsetzung der südamerikanischen
Andes und gehen nördlich in die Felsgehirge, Rocky Mmmlains, von Nordamerika weiter fort. Das mikroscopische Loben
ist zuerst 1S3S im ersten Theile dieses Werkes (vorn S. •***) mit 14 Arien aus Conferven von Real del nionte verzcicbnet worden.
Im folgenden Jabre, 1839, wurden in den Abbaudlungeu der Berl. Akad. S. 113 und 153 3 Meeresformen augezeigt. Im Jahre 1841
wurden in denselben Abhandlungen 213 Arten solcher Formen sowohl von den Küsten als von den Hochgebirgen bis zu 8556 Fuss Höhe
verzeichnet und abgebildet, nämlich: 139 Poljgastern, 40 Pbytulitharicn, 40 Polythalamien des Meeres, 2 Polycjstinen, 1 Geolithie
{SpoiKjophijUium). Die Materialien zu alle diesen ünlersucliungen hatte mein verstorbener jüngerer Bruder, CinL EnnENBEtic, während
vieljäinigem Aufenthalte in Real del monle, wo er Reiidant des englischen Silherbergwerks war, mir auf meine Anregung zugesendet.
Im Jabre 1844 wurden aus fossilen Verhältiiissju noch 38 Arten verzeichnet (Monatsbericht der Berl. Akad. S. 339). Seitdem hat sich
das Material noch ansehnlich vermehrt. Ein Hamhurger Arzt, Dr. BtCKUiUSEN, brachte mir 1845 mehrere Gläser voll Wasser mexikanischer
Flüsse und Seen, auch erdige Niederschläge mit. Mein Bruder, Ca i i l EnnENBEBG, theilte mir 1848 frisch angekommene Erden
von Mammillai'ien mit, die er sich lebend zusenden liess. Von Dr. Ca b i . M ü l l e b , dem Bryologen in Halle, erbielt ich 1852 auf meine
Bitte ein Moos aus Meclioacan, und durch des KSnigl. Gesaudtschafts-Residenten in Washington, Herrn v. G e b o l t ' s , Güte erhielt ich
neuerlich eine Erde aus Buena vista (vermuthlich am Yaqui-Flusse). Eine Auswahl der maiicberlei Proben nach der Verscliicdenbeit der
Verhältnisse erlaubt folgende Uebersiclit.
8 1 6 . ' Meeres-Absatz hei Vera-Cruz. Aus verschiedenen Küsten- und Meeres-Verhältnisscn bei Vera-Cruz wurden 1839,
und besonders ausluln-lich 1841, 120 mikroscopische Formen: 52 Polygastern, 28 Pliytolitbarien, 40 Polylhalamien, festgestellt und viele
davon aucli in Ahbilduiig veröfleiitlicbt. Die 52 Polygastern gehörten 25 Generibus an, von denen nur 2, Climacosphenia und Terpsinoö,
nussereuropäisch waren. Von den Arten waren 24 damals neu. Unter den 28 Phytolitharien waren mehrere ausgezeichnete Formen
nicht bloss von Seeschwämmen, sondern aucb von Landpllanzen. Am reichsten an ausgezeichneten Formen waren die Polythalamien, von
denen 36 Arten als neu bezeichnet wurden. Sie gehörten 18—19 Generibus, darunter 6 — 7 neuen an. Es wurde damals darauf
besonders aufmerksam gemacht, dass unter den Meeresformen auch eine Anzahl entschiedener Land- untl Süsswasser-Formen befindlich
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seien, und dass mehrere der Seethiercbeii vorweltlichen Arien kreideartiger europäischer Gebirgsmassen gleichen. Die Mamen aller Formen,
welche damals genannt wurden, sind, mit wenigen Ausnahmen, dieselben geblieben und gleichlautend in der folgenden Uebersichi. Einige
sind zufolge weilerer Forschung und Beslimmung abgeändert worden. Actinophjrhus hcxaplerus wurde schon 1841 (S. 443) bei der
Kupfererklarnng als möglicher Kalkthcil eines Echiiiodmnft [ConiopcUa), obwohl man dergleichen damals nicht kannte, wegen von Bacillarien
abweichender Charaktere bezeichnet. Bei jungen Echinodermen {Asíerías?) lia^ 1848 Jon. MüLi.iän zwar ahnliche erd.irtige KallUheile
wirklich erkannt, und somit meine Vermutbung bestätigl, sia sind aber doch von jenen ganz verscliieden, da man sie, wegen ihren
freien Speichen, einem Actinoptychiis nicht vergleichen könnte (Abliandl. der Berl. Akad. 1848 S. 08 Tal". IV. Fig. 9. 10). Die Frage:
ob jener AcUnopiyclms ein Kalktheil oder ein Kiesellheil sei? wurde von mir selbst, mit Hülle des farbigpolarisirten Lichtes, 1848 entschieden,
und weil er doppeltlichtbrecliend oder bunt erschien, als Coniopelta bestätigt. In gleicherweise wurde in Diclyocha splendens
1841 {S. 408, 443) ein Coniodiclyim, wie sie in der Haut der Hololhurien liegen, aber doch nicht eine jetzt bekannte Art, vermulhet
und 1848 durch polarisirtes Licht bestätigt. In gleichem Falle waren damals Spongolillüs Aiicliora, SpongoL Atjaricm und Pilcólas,
welche am angeführten Orte als Coniopelta? hexaplera, Coniodiclyiim? splendcns, Conioeampijla? Anchova?, Coníocuryna? Agaricnn und
Püeolm parndoxus schon als vermulhiiche Zoolitharien bezeichnet wurden. Ausserdem sind später Spovgoliihh Triceros und iincinala
jede in 2 Formen zerfallen, eine kieselerdige und eine kalkerdige, deren Kieselformen 1841 S. 406 aus Schwämmen nachgewiesen waren,
und deren Kalkformen dann in Ilolüthurien erkannt, aber erst 1848 durch das polarisirte Liclil als mikroscopisch zu unterscheidende
Formen, Coniorhaphis Triceros und Coniocampyla micimüa, kennen gelehrt wurden. Spongoliihis Aiicliora ß und Aguricus sammt Pilcolus
haben sich mit polarisirlem Uchte als Kieseltlieile ergeben, und erstere sind daher jetzt als Amphidisctis eingereiht, obschon es bei
Synnpten Kalktheile giebt, die dem Amph. Anchora ganz gleichen, und zwar pflegt Coniocampyla Anchora auf je einem Coniodiclyiim
splendcns aufzusitzen. Von der Gattung Pinnularia wurden einige 1841 verzeichnete Formen später als Gattung Diphneis abgesondert.
Aus denselben 40 Analysen, welche 1841 die 120 Arten geliefert hatten, sind bei weiterer Revision der Präparate jetzt 140 Arten
entnommen: 50 Polygastern, 41 Phytolilharien, 1 Polycysline, 1 Geolilhie, 5 Zoolitharien, 42 Polythakmiicn. Am reichsten an Formen
war ein grauer feinsandiger Schlamm. Die abgeschlemmten feinsten Theilchen bestanden ganz vorherrschend aus Schwamm-Nadcln, Kalksläbchen
von Muscheln, Meeres-Polygastern und Land-Phylolitharien sammt Polythalamien. Die Spo.ngolithen waren überwiegend, Polythalamien
nicht selten, aber auch nicht wenige Land-PhytoHtliarien und Süsswasser-Polygaslern, worunter Terpsinoö música mehrfach. In
einer anderen Erdprobe des Meeresufers war Achnanlhes pachypus zahlreich mit Grammalophora occanica. Polycystinen und Geolithien
sind ganz einzeln. Fast genau 2/3 aller Formen, 94, sind entschiedene Meeresgehihle, 46 aber sind Süsswasser-Lebcn, wie es unmittelbar
an der Küste überall gemischt erscheint. Die Meeresformen sind in der Uebersicht ausserhalb mit Sternchen bezeichnet, 51 Arten
sind 1841 abgebildet worden.
817.^ Aus Conferven des Moc tezuma- oder Tula-Flusses. Die Algen-Pflanzen wurden bei Las Ajunlas in Zimapan,
etwa 5000 Fuss über der Meeresfläche, aus dem Flusse entnommen, welcher der Ilaupt-W^assersammler der Oslseite im minieren Mexico
i s l und sich mit dem Panuco- und Tampico- Flusse vereinigt bei Tampico in den mexikanischen Meerbusen ergiesst, auf dessen Grunde
seine erdigen Mischungstheile abgelagert werden. Aus 17 kleinen Analysen wurden 1841 24 Formen festgestellt: 22 Polygastern, 2 Bäderthiere.
Aus denselben 17 Präparaten sind allmälig 35 Formen ermittelt worden: 20 Polygastern, 7 Phytolilharien und die beiden Bädertliiere.
Eunolia gibha und Frugilaria pinnala sind am zahlreichsten. Die 1841 Cocconc'is americana genannte Form ist jetzt zu C. mexicana
gezogen, da die mattgestrcifle Oberfläche bei letzterer auch zuweilen einer glatlen gleichl. Die sänmillichen Formen sind oflunbar lebend
eingetrocknet, da mehrere ihre grünen Ovarien im Inneren zeigen. Von der Callidina sind mehr als 20 Exemplare und auch Eier
beobachtet worden, die zwischen den sandigen Beimischungen der Algen waren. Die trocken kugejartigen Körpcrchen dehnten sich im
W^QSser aus, wurden aber in Ührgläsern nicht wieder lebendig. Sie waren blass ziegelroth und zeigten, unter Glasplalten gedrückt, die
je 2 zahnigen Kiefer deutlich. Keine Augen noch Zeflen derselben. Vielleicht sind sie das zu Ilodfer vulgaris gezogene Bäderlhier,
welches Boso 1802 in Carolina beobachlele. Es wurden 1841 13 Arien dieser Oertlichkeit abgebildet.
818.^ Aus Conferven von Puente de Dios. Die Conferven wurden, wie die vorigen Materialien, von C a r l EnRENBEnc
gesammelt. Der Ort, welcher auch Puente de la Madre de Dios oder de Magdalena heisst, liegt zwischen Atotonilco el grande und Aclopan,
in etwa 5310 Fuss Erhebung. Aus 40 Analysen wurden 1841 16 Formen erlangt, von denen zwar keine ein neues Genus, aber Va
der Gesammtzahl neue Arien darstellten. Aus denselben Präparaten sind allmälig 30 Arten hervorgegangen: 22 Polygaslern, 7 Phytolilharien
und Bimsteintheilchen. Die ganze Wassertrübung bestand aus Kiesel-Polygastern mit etwas unförmlichem Schleim, wenig Phytolilharien,
noch weniger Sand. Cocconeis mexicana, Synedra Vina, praemorsa und uciUa sammt Fragilaria acuta bildeten ilie Hauptmasse,
in der besonders zahlreich Surireilen grosser und schöner, sänmillich neuer Gestaltung eingestreut waren. Sur. Campylodiscits sehr
häuHg, aber auch S. oopliaena, cuglijpla und Regula nicht selten. Abgebildet sind 1841 9 Arten.
819.-^ Aus Conferven von Atotoni lco el Grande. Die von meinem Bruder gesammelten Conferven sind aus einer
Erhebung von G759 Fuss über dem Meere. Der Ort heisst el Grande, auch Tolonilco oder Atotonilco el Grande. Aus 40 Analysen
wurden 1841 34 Formen festgestellt; 31 Polygastern, 3 Phytolilharien. Es waren nur 4 eigenlhümliche Arien in der Zahl, aber darunter
2 neue Genera, Sphcnosira und Terpsinoe. Viele Formen waren mit den eingetrockneten Ovarien beobachlet. Aus denselben 40 Präparaten
sind jetzt 66 Arien aufgezählt: 48 Polygastern, 19 Phytolilharien, 2 Crystalle. Am zahlreichsten ist Sphenosira Catena, welche
mit Gompho7icma, Cocconc'is und Synedra die Erfüllung des Conferveu-Schleimes bilden. Navicula sphaerophora ist nicht selten, die
übrigen Formen sind mehr vereinzelt, auch die Phytolilharien, Terpsinoö dreimal und mit den Orarien. Besonders bemeikenswerth ist
auch die hinzugekommene Pleurosiphonia, eine bisher aus Afrika bekannte Form. Abgebildet wurden 1841 14 Arten.
S20.ÍÍ Aus Conferven von San Miguel bei Begla. Der Ort liegt 6666 Fuss über dem Meere. Unter den 23 mikroscopischen
Körpcrchen, welche 1841 aus 10 Analysen entnommen waren, befanden sich 19 Polygastern, 4 Phytolitharien, wovon 4 Arten
neu waren. Aus denselben 10 Präparaten sind jetzt 50 Arten hervorgehoben: 26 Polygaslern, 23 Phytolilharien und Bimsteinllieilchen.
Dio Polygaslern zeigen öfter grüne Ovarien. Eunolia nodosa ist eine dort lebende Form. Ob Pinnularia Termes und Slauroptera?
Termes nicht einerlei sind, ist weiter zu prüfen. Phytolitharien und Cocconeis sind überwiegend, Eiinotia häufig, auch Pinnularia
Termes zahlreich. Es wurden 1841 15 dieser Formen abgebildet.
821.® Aus Conferven von San Pedro y San Pablo. Der Ort ist, wie die vorigen, in der Nähe von Real del monte
in 7000 Fuss Höhe. Es wurden 1841 aus 40 Analysen 20 Formen gemeldet: 16 Polygaslern, 4 Phytolitharien, worunter 3 neue