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Arien üonaniil wiinleii. Im Jalirc 1837 wurilc iliiiiii voji mir iler Polirscliiefer von Oran in älmliclier, aber wesenllicli verschiedene!- A n
z u s a n i n i e n g e s e l z l gcfunilcn, uiiil es wurden 10 vorliori'scliende Deslandllieile namenllicli vei-zeichnel, welche Untersuchungen im folgenden
J a h r e auf einer Heise i]ach Paris an den von Her r n UOZET von Oran railgebrachlen Materialien weiter vervollständigt wurden. Jenes wurde
als fossile Snsswasserliildnng, dieses als fossile Meereshilüung erkannt.
Die 1 8 3 8 n a c h England Ibrigesetzte Heise eröll'ncte einen neuen grossen Formenkrei s für E u r o p a und Afrika, indem die U n t e r s u c h u n g
d e r englischen Kreidefelsen ihre llildung aus niikroscoiiischen Polylhalamicn ergah, i]i welchem Charakter auch die Kalksteine von Oherä
g y p t e n und der Nninmulitenkalk hei Cahira iihereinstiinmlen. Im Anfange des Jahres 1839 w u r d e n diese Beohachtungcn der Berliner
Aka<lemie mitgelheiit, wo die damal s neue Gruppe der Polycystineu zuerst als Fami l i e der I ' o l y g a s t e r n mit 3 Gattungen eingeführt wurde.
A u s s e r d em wurden 2 neue Genera und 3 1 neue Arien von I'olygastern, sammt 69 Arten von Polythalamien, zusammen 100 Ar ien, verz
e i c l i n e t , deren imr einige zum rollicn Meer und Ar abi en, die meisten zu Afrika gehörlen. Alle jene Felsarten enthalten aber nur
M e e r e s f o r m e n .
In dem 1838 e r s chi enenen grösseren Inlusorienwerke wurden Fragilaria pcclinalis und Synulra Ulm, sowie BaciUaria major
w e i l e r genannt und beschr ieben. Die Formen der Gebirgsmasse von Oran wurden 1839 u n d 1 8 4 0 ansehnl ich zahlreiclicr ermittelt, und
im November 1840 w u r d e n unter den damals der Ber l iner Akademie vorgelegten 274 A b b i l d u n g e n und Diagnosen neuer Infusorien-Arten
a u c h 3 libyschc Arten, und Eunotiu nodosa von Isle de France charakterisirt.
N e u e , besonders Erden scharf analysirende Beobachlungsmelhoden, welche zuerst auf Amer ika und Asien angewendet worden
wareTi, ivunicn es allmiilig auch auf A h i k a , und so komite denn im Jahre 1843 der Berl iner Akademie die Sunmi e von 2 5 7 Arten
n n k i ' o s c o ] i i s c h c r alrikanischer Formen in Präparaten und meist in Zeichnungen vorgelegt werden (s. Monat sber icht e 1843 S . 135). Von
d i e s e n zahlreichen Arten isl jedoch eine grosso Anzahl den fossilen Verhältnissen zugehörig und eine andere Mehjzahl geliörl den jetzigen
M e e r e s b i h l u n g e n an. Die in diesem Abschnilt zu betrachlinden Siisswasserformen Afrika's betrugen an Zahl etwa 134 Ar t en: 114 Polyg
a s l e r n , 20 Phylolilharienj Es wiu- n u n nicht ujebr nölhig neue Reisen nach Afrika zu machen, um das kleinst e dojl wesentlich eing
r e i f e n d e Leben zu beobachten, sondern die vorhandenen, an Pllanzen aller Ar t mi tgebracl i len, Erden und d i e F e l s p r o b e n der Sanjmlungen
e r l a u b t e n eiije formenreiche Uebersiclil direcl zu erlangen. Es wurden damals in den Monatsberichten S. 1 3 6 3 neue Genera von Polyg
a s t e r n beschrieben. Ausser den f rüheren 8 Beobacbtungspunkton waren noch dazu gekommen: Capland 9 Arten, Madagascar 13 Arten,
Isle de Bonrhon 13, Eilet in llabessinien 9 Arien, Senegambieu 58, Teneriffa 2 Arten.
Die in den .lahren 1820 b i s 1 8 2 5 in Afrika von mi r lebend beobachteten, und 1 8 2 9 der Berliner Akademie vorgelegten,
3 5 Formen sind durch eine schärfere physiologische Auffassung der einheimischen Gestalten aihnälig in etwas veränderter systematischer
O r i h m n g weiter in Uebersicht gebracht worden. Es wurden schon 1830 d i e Polyga s t e r n von den B ä d e r l h i e r e n geschieden, die Anguillulae
zu den Fadenwürmer n (Nematoiden) gestellt, das Z o o b o l r y o n zu den Haleyonellen gezogen, und einige als zu gleichem Art-Typus gehörig
b o o h a c h t e t e Formen vereinigt. In den SymboUs ¡ilujsicis meiner Reise, Evertebrala 1. 1 8 3 1 , w u r d e folgendes Verzeichniss jeuer Formen
in 32 Arten publicirt. Einige Namen sind 1838 a b g e ä n d e r t worden (Epishjlis, Zoolhamniitm).
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P o l y g a e t e r n : 21. 1 2 3 •1 5 6 7 S l 2 3 •i 5 6 7 8
*lBacillaria Cleopalrae. . + Uvella Glaucoma. . . + +
*! = Plolemaei . i - *Zoolhammum ìiiveum.
+
Baclerium simplex . . + (Zoocladium)
> lriluc\ilare. +
Cydidinm Icnlifurme . + R a d e r t h i e r e : 7.
« plamim . . + Cydoglena elegans . . +
Disiigma Planaria . . + Diglena au.rila'i . . +
Enchcly$ Pupa? . . . + f catenina. . . +
*£pislylis? ¡larasilica . • + Bydrias cornigera . . +
{rurlicella) j Ichlhydium Podura . +
Moiias Ì7iaiiis . . . . + fìotifer vulgaris . . . +
+ Typhlina viridis . . . +
Pandoriììa hjalina. . +
Paramecium Chrysalis + + + F a d e n - W ü r m e r : 3.
Trichoda aelhiupica . + Anguillula dongalana +
' Nasamonum + ' ßuvialilis. +
i ovata. : . . + li « inñcxa . . +
Vibno Lineala . . . . - f -
VoTliccUa Convallaria + Il Halcyonelleen : I.
Uvella Uva? ; 1 + 1 *Zooholryon pellucidus. + +
Die grosse Mehrzahl dieser Formen sind weich und schalenlos, nur di e beiden mit ! bezeichneten sind kieselschalige Polygastern.
Bis auf ilie 5 mit * bezeichneten sind alle Süsswasser-Foi-men, diese 5 aber gehören dem Meer e an.
Im Jahre 1847 h a t der angesehene ägypiische Arzt, Ür. PHUSEII in seiner Schrift: Aegyptens Naturgeschichte und Anthropologi e
S . 5 0 , mit B e n u l z u n g der von mi r g e g e b e n e n , aber anderswoher enllehnlen Namen eine Reihe ägyptischer mikroscopischer Formen namentlich
a u f g e f ü h r t , und bezieht sich in der Anme]-kung zur folgenden Seile auf Ni l s c ldamm, welchen er nach seiner Ankunft in München mit
P r o f . EnuL uniersucht habe, und wori n die Galtungen Spiriltmn, Monas, Bodo,. Stylonychia, YorliceUa, Leucophrys, GallioneUa und
Paramecium lebend, die G a l t u n g e n Sqmmella, Nomatoma (?), Synedra, Pyxidicula und Navícula todl erkannt worden wären. Er wünscht,
d a s s man mi t bes seren Inslrumenten dort beobachten möge und nennt : Cryptomonas, Monas Crepusculum, Termo und Emhelys, Vibrio
Bacillus, Spirillum Undula, Yohox Glohalor, Bodo sallam, Bacterium Enclielys; es gebe mehrere Arten von Pyxidicula, Euglena
awidorum (1), Echinella fahellala; von Amoeba gebe es m e h r e r e den europäi scl ien nicht ähnliche Arien, Cyclidium planum und Ientiforme,
Sienlor, YorliceUa citrina, senta (?) und socialis (?), Epistylis parasitica (?), Trichocha ovala, Btirsaria Yorticella, Paramecium Chrysalis
u n d Colpnda, Stylonychia pustulata, Leucophrys pyrijormis, Sf/uamella und Nomatoma (?) mehrer e Arten, ebenso Trachelius, Oxytricha
Paiilolrichum, Actinophoris {l)-, endlich sehr viele Arten von GallioneUa, BaciUaria, Navícula, Synedra. Ueberdies macht er auf 2 ihm
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als sehr besonders gebildet erscheinende, kleinere Thierformcn des E sbekyeh-Gr ahcns in Cahira unil des stebeiiilen Wassers bei Bulak
a u f m e r k s a m , die er beschreibt. Diese letzteren mögen freigewordene und stiellos einzeln herumschwärmcnde Vorlicelleri gewesen sein.
J e n e s Vcrzeichniss von 3 0 Arten leidet an inneren Dunkelheiten und olleubar irrigen Zusammenstellungen und Namen, welche durch das
M i k r o s c o p nur zum Thei l bedingt gewesen sein können und bemerkbar machen, ilass der übrigens so verdiente Vei'fasser sich unvollk
o m m e n e r Mitlheilnngen Anderer dabei mit bedient hat. So ist zwar seine YorliceUa citrina eine Yarticella aus der Klasse iler Polyg
a s t e r n , aber die dabei genannten YorliceUa senta und socialis sind veraltete Namen aus der Klasse der Bädcrt l i ierc {lliidatina senta
u n d Lacimtlaria socialis). Unter Euglena ettcUorum ist w o h l mein Chlorogoninm euchlornm, xinlm Actinophoris wohl mein Geinis Aclinophrys
g e m e i n t . Nomatoma (Notummaia?) ist ganz unklar. Dass das so eigentbümlicbc sonilerbaro Mceresthierchon Epistylis panisUica, welches
e b e n s o genannt wird, das ich 1 8 3 1 b e s c h r i e b e n habe, gerade so wieder aufgefasst worden sei, ist unwahrscheinlich, es bezieht sich also
wohl der N a m e auf meine Beobachtung, während meine übrigen Namen meist unbemerkt gehlieben.
D i e s ist das m i r ziu' Kenntniss gekommene Geschichtliche über die w i s s e n s c i i a f t l i e b e Entwicklung dieser afrikanischen Verhältnisse.
I i i e r werden nun noch andere direct zugänglich gewordene Materialien dieses Bild anseludich erweitern. Durch CUAHLES DAIIWIS, den
v e r d i e n t e n englischen Reisenden, erhielt ich mehr e r e Proben des w u n d e r b a i e n Luftslauhes der C a p v e r d i s c h e n Inseln und mehr e r e r Puncto
d e r westafrikanischen Küste und des dor t igen atlantischen Meeres, aus denen sich seit 1 8 4 4 die K e n n t n i s s vom P a s s a t s l a u b und Blutregeu,
s o w i e von d em d a d u r c h begründeten atlantischen, die f r ü h e r e SchifITahrt beängst igenden, Dnnkelmeer aihnälig entwickelt hat. Ei n interessantes
Materia l hat der afrikanische Reisende, Herr WEI\KE, aus d em L a n d e Bari in Centrai-Afrika; das aus dem Goldlande von Schcibun hat
H e r r RUSSEOOEB mitgebracht. Wichtige Materialien wurden dem speciell von m i r ausgesprochenen Wunsche gemäss von Herrn Prof. LE I ' SIUS
im ganzen Laufe des Nils bis z u m b lauen Flusse bei Sero für diese Zwecke speciell eingesammelt. Ebenso hat Her r Dr. PETERS auf
m e i n e specielle Anregung Proben von Flus s- und Quell-Erden von d e r Küs t e und aus d em Inne r n von Mosambik, von den Comoren und
von Madagascar mitgebracht. Andere Materialien haben sich von Pl lanzen des königliclien und des KüNTU'schen Herbariums vom C a p ,
a u s Sierra Leone und Guinea entnehmen lassen, noch andere hat der Missionär Herr IIALEUU nach meinen schriftlichen Wünschen von
d e r Guinea-Küste zugeführt. Aus L i b y e n , Aegypten, Nubien und l labessinien haben meine eignen mit D r . HEMraion gesammelten Mater
i a l i e n noch viele Zusätze und Oerl l ichkei tcn zu erläutern erlaubt. Ganz neuerlich ist auch die Gegend um ilas alte Cartílago bei Tunis,
d i e um Tripolis unil die Oase Fezzan durch die von mi r revidirten Mineralien-Sendungen der kühnen und verdienstvollen Reisenden
OWEBWEC und Dr. BARTH aufgeschlossen worden; der Luf tstaub von Cahira ist 1 8 4 8 durch Herrn Dr. DIETEUÍCI auf raeinen Wunsch
d i r e c t eingesendet worden, und dui'ch einige vom Missionär Herr KitAl'F gesandte Stein-Proben aus dem central-afiikauischen Lande
K i k u m b u l i a im Reiche Ukamba (2 — 3 " S . Br.) isl diese geographisch erst seit Kurzem nur d e m Name n nach bekannte hüchst interessante
v u l k a n i s c h e Erdgegend für meine mikroscopische Forschung ansehnlich ergiebig geworden. Das Cap ist neuerl ich durch ECKEON u n d
ZEYUEH'S Materialien ganz aufgeschlossen. Seit dem J a h r e 1841 s ind über diese Untersuchungen in den Monatsberichten der Berliner
A k a d e m i e der Wissenschaften besonders 1843 u n d 1 8 4 5 m a n n i c h f a c h e Mittheilungen publicirt worden.
DAS NÖRDLICHE AFRIKA.
Die Nordkäste am Mittelmeere und das Nordland Afrika's bis z u m 2 0 . Grade nördlicher Breite, mithin bis etwas südlich über
d e n Wendekrei s des Krebses, ist der G e g e n s t a n d dieser ersten Uebersicht . Er urafasst einen der h istor isch merkwürdigsten, und für d e n
M-enschen einflussrcichsten Theile der E rde . Aegypten mit d e m Ni l im Osten, der Atlas und das Dunkelmeer im We s t e n , das liundertt
h o r i g c alte Theben mit der ersten und zweiten Nil-Calaracte bei As suan und Wadiha l f a im Süd-Osten, sind der R a hme n des Landes,
d e s s e n Inneres und C ent rum die fabelvolle, weit mehr sandleere als sandige, flach steinige Sahara-Wüste, gefleckt mit k leinen, Oasen gen
a n n t e n , ärmlichen CuUurstellen einnimmt. ^ Wunderbare Sagen ältester Zeit scheinen auf grosse Veränderungen dieser Erdgegend in
h i s t o r i s c h e r Zeit hinzudeuten, welche im Osten das Nil-Delta als eine neue Bildung des F l u s s e s , (yti5()OI' rov norafiov nach IIEROHOT,
b e z e i c h n e n , während vorher der Nil im Tliale Bahr bela ma (Fluss ohne Was ser ) westlich von Al exandr i e n abgeschlossen sein soll. Im
W e s t e n wird ein untergegangenes grosses Inselland Atlantis angedeutet, welches mit dem Dur chbruche des Meeres an den Säulen des
H e r k u l e s verschwunden sei. Die Erhebung der S aha r a , fast der Nordhälfte von A f r i k a , aus d e m Me e r e , welche, den Versteinerungen
z u f o l g e , dem A u g e des Geognosten jetzt als früheres Factum klar vorliegt, wird von der g e s c h i c h t l i c h e n Sage nicht berührt, sie
s c h e i n t älter zu sein als j ene alten Sagen, deren phantastischer Auffassung sie weniger zugängHch gewesen, als ein mi t e inem ehemaligen
F l u s s b e t t e leicht zu vergleichendes Thal. Ja da die Ober f läche hier und da vielfach marine Tertiärhildungen zeigt, so lässt sich mit Z u -
v e r s i c h t aussprechen, dass die Erhebung der Sahara in der vormenschl ichen geologischen Tertiärperiode erfolgt sein müsse. HOMEH'S
Atla s soll, nach IDELERS gelehrten Untersuchungen, Teneriffa sein und di e Vorstel lung davon den Phönizier n angehören (IIuMnoLD's Ans
i c h t e n der Natur , I. S. 1 2 8 , Ausg. 1 8 4 9 S . 177) . Die G r i e c h e n haben erst den j e t z ige n Atlas in Norda f r ik a so benannt , und d i e Römer
(PLINIUS) haben, beides vermengend, Elephanten an den Atlas gebracht. Wunderbar ist noch die arabische Sage des Durchbruches des
M i t t c l m e e r e s , deren EDIUSI erwäimt (s. R i r r r . u Afrika I. S . 1 0 4 5 ) , wodurch erst die f rüher über der Sahar a bestandene, dann durch deren
E r h e b u n g abgebrochene, Verbindung des a l l a n l i s c h e n und M i t l e lmc e r e s wieder hergestellt worden wäre, und d e r z u E u r o p a (Spanien) gehörige
A t l a s von Europa getrennt worden sei. Ob die in Centrai-Afrika häufigen, aber auch von den C a r t h a g i n i e n s e r n viel benutzten, Elephanten
j e wild und e inheimisch im Atlas waren, wird dadurch eine interessante Frage der zoologischen Geographie. Uebrigens verhält sich das
r o t h e Meer zwischen dem asiat ischen hohen Sinai und d e m i n A f r i ka gegenüber Hegenden eben so hohen Gebe! Gareb sehr ähnlich, wie
d i e Meerenge von Gibraltar zu Mogreb (Atlas) in Afrika und Algarvien in Spanien.
D i e s e ßildungs- und Oberflächen-Verhäl tnisse sind nur zu berühren, aber bei den U n t e r s u c h u n g e n gegenwärtig zu halten, weil
e s sich darum handeln wird, mit d e n graugelbl ichen mürben Oberflächen der Sahar a und ihrer Umgebung die unennes s l ichen rostrotheu
' ü¡u als sclir snadig viclbeschricbcnc
licfimgcii (Oasen) gencckt isl, lialic ich 1S27 in cinci
ahcr mir seilen und nur in den Thalern sandige, Naliir der libyschen Wüste, die gleich einem Panlhcrfelle mit kleinen fnichlbaren Ver-
I Vortrag vor der Berliner Akademiü geschildert. S. die Abhandl. der Akademie.