Die von Herrn LEPS.US mir fibcrgebenen Materialien sind eine Flasche mit Wasser des todten Meeres, deren geringen Bodensatz
ich analvsirt habe und ein faustgrosses Stück Schlamm als Meeresboden. Beides wurde zwischen der Mündung des Jonlans und
dem Bache Kidron, etwa eine Stunde Weges vom Jordan, in einer Bucht entnommen, indem Herr LBPS.US henn Baden soweit im Wasser
vorging, dass er ungetrübtes Wasser schöpfen konnte. Die Zahl der damals verzeichneten 18 Formen ist hier auf 44 vermehrt. - Das
von Herrn Dr. DmiEnici mir übcrgcbene Material ist ein grober, stark salzhaltiger, mit vielen vegetabilischen, gi'oben Theileu versehener
Quarz - und Kalk-Sand. — Folgende 44 (70) Formen sind aus beiden bis jetzt ermittelt worden.
P o l y g a s t e r n : IT. Wissel.
2-1
Schliniin.
25
S.Tld.
2li
Weiche
Pflanzentheile! 4. Wisser.
24
Seil In mm.
25
Sandio
Ámphora ¡jracUisi . . . -1- Pilus ornilhorhamphus . +
Cocconeis Placentula . . + VierlUchrigcr Pilzsame . +
Eitnotia amphioxys. . . + Vercinxclte Pflaiuciizcllen +
s Jordani . . . + +
Fragilaria rhabdosoma
= venlralis . .
-+1 - En t omo s t r a c a : 1.
Fntslulia subulata? . . Schale
Gomphonema gracile. .
GoniolhcciìlmMaris morivi
-1-
-t-
Polythalamien: 4.(30.)
Navícula amphioxys . . + Uolalia globulosa . . . + +
. curi'uía . - • -t- Texlilaría globulosa . . + +
e grarilis . . . + + Verscliiedcne Bruclislücke + +
• Sigma . . . . + Ueber 30 Arle» Kreidc-
Pinnularia horcalis . . -1- +
Surirclla Librile . . . . + + F or mi ose
Syncyclia Amphora . .
-h
Synedra spcclabitis . .
organ, vcrkolilb. Theilcli. + + +
PhytoliüiaTien: 10.
Lithodonl. emarginalum + Unorganisches; 7.
Lilhoslylid. angulalum . + Cryslall-Säulen, grün . . +
j apicalum . . -1- e » weiss .
clavalum . . + « » schwarz +
crcnalum . . + Cryslalle, cubisch-weiss +
dciüiculatum -1- + • seclisseilig py- - quadralum , H- + ramidal weiss . . . . +
rude . . . . + -1- Unförml. doppellliclilbre-
= spimilosìtm . + + chender Sand . . . . 4- +
Spongolilhis acirularis . + BimsleinarUglas. Thcilch. + +
In allen 3 Proben sind viele kalkschalige Polythalamien; in No. 25 sind sie vorherrschend die ganze Masse bildend, lieber
3 0 Arten sind bereits davon unterschieden worden, und diese sind sämmtlich Formen aus der Schreibkrcide des Antilibanon. Ueberhanpt
i s t die ganze Mischung gar nicht den bekannten Mischungen des Meeresbodens gleich. Wahre Meerespolygastern sind, ausser Goiüolkecitm?,
nicht darunter, weder Coscinodisci noch AdinoflycU, noch Jliddulphiac u. s. w. So reine Süsswasser-Polygastcrn und so viele
Phytohtharicn sind bisher in keinem Meerwassev und Ankergrund beobachtet. Es ergiebt sich daher aus diesem Formenvcrzeicbniss, dass
das todte Meer kein wahres Meerwasser enthält, oder doch in diesem keine wahren Meeresorgauismen vorhanden sind. Es würde nach
diesen Formen nur als ein durch ein Salzlager stark salzhaltiger Süsswasser-Sce angesehen werden können. Freilich sind die bisher
analysirten Materialien noch zu gering, um ein festes Urtheil zu begründen; auch sind sie nur von einer heschränklen Stelle in der
Nähe der Jordanmündung. Es könnten sonach die südlichen Gegenden allerdings den Charakter eines Mcerlebens entschiedener zeigen,
als gerade ilie nördlichen. Die weitere Nachforschung wird auf diesem Wege nun leicht die eine oder die andere Ansicht völlig
begründen können.
INach Herrn VALENCIESNE'S Bericht, welcher in Herrn ALEXANDER V. HUMBOLDT'S Asie centrale Vol. II. p. 517 gegeben wird,
hat der Marqnis CUADLES nE L'ESCALOPIEB eine Madrepore, Porilcs dongata Lam., selbst an der Küste des todten Meeres aufgenommen
und nach Paris gebracht. Man könnte geneigt sein, ans mitgebrachten Meeresproducten verscbicJener Art auf eine entschiedene Meeresfauna
daselbst zu schliessen. Allein da der ganze Boden sich mikroscopisch wie ein Kreidcschult verhält, und es schon ausgesprochen
und von mir durch genaue mikroscopische Untersuchung festgestellt ist, dass der Antilibanon sehr ausgedehnte Kreidefelsen einschliesst,
wclcbe dicht das todte Meer begrenzen, so können Korallen und Muscheln sehr verschiedener Art von Reisenden an der Küste aufgelesen
w e r d e n , ohne dass aus diesen sich irgend ein Schluss auf solche Belebung des Meeres rechtfertigen liesse.
ü e b e r diese Kreideverhältnisse wird im Abschnitt von den Meercsbildungen das Speeiellere mitgetheilt werden. Hier möge nur
bemerkt sein, dass mehrere der verzeichneten Polygastern mit ihren grünen Ovarien und in Selbsttheilung bcobachtel wurden, also lebend
eingesammelt sind, was die Fähigkeit des todten Meeres, lebende Organismen zu entwickeln, ausser Zweifel stellt.
Was ilie urweltlichen, fossilen Süsswasserbildungen anlangt, so sind bisher ans Syrien und Palästina dergleichen nicht bekannt
geworden. Dennoch verdienen einige Nachrichten die Aufmerksamkeit der künftigen Forscher. Einen medicinisch benutzten weissen Mulm
nennt man seit alter Zeit bethlehemitisehe Mondmilch {Lac lunae hdUchemiliaim). Es ist eine aus feinen, faserigen Kallicrystallen bestehende
Bergmilch, in der ich nichts Organisches erkenne. Dagegen spricht 1573 Dr. RADWOLF p. 32 in seiner Reise davon, dass
in Syrien die Frauen eine weisse Erde, Jusabor, essen. Es könnte dies wohl Kieselerde und tripclartiger Infiisorienbiolitb sein. Der
Name Tripel für die bekannte biolithische Steinarl scheint jedoch sich nicht auf das syrisclie Tripolis, sonilcrn auf das der Barbaresken
zu beziehen, wie ich 1837 in den Monatsberichten der ßerliner Akademie p. C9 erläutert habe.
V E R G L E I C H E N D E ÜBERSICHT
DES mEOSCOmCIlEN ERDBEDENDEN OBERFLÄCIIEN-LEBENS DES SÜSSWASSERS IN S Y R M IM) PALÄSTINA.
L l B A ÍI ü N. r A I, A S T 1 N A.
Polygastern.
Achnanlhes —? . . . .
Í —?....
Amphora gracilis • . •
f Hhyca . . . •
Aredia co7islricta . . .
1 dciilnta ....
Í Enchelys . . . -
Í Globulus. . . .
s granulala . • •
1 vulgaris . - . •
Ccraloiieis Fasciola . .
Coccüueis finnica . . . .
Í Placenlula . •
Í tumida....
Cocconema gracile . . •
t Lunula . . -
Í —? . . . •
Difßugia areola la . . •
i assulala . . •
> cancellala . .
s oligodon . . •
Í Pila
í Siminulum. .
í seríala . . • •
Discaplea almosphacrica
Eunolia amphioxys . .
s Argus
í gibba
s gibbcrula . . .
í ? Jordani . . .
í Monodon . . .
í Zebra
í zcbrina . . • •
Fragilaria diophlhalma
' paradoxa .
í pinnala . .
í rhabdosoma I
5 venlralis . .
í ?
Frusíulia subulala . . .
Gallionella crenata . .
t dislans. . .
i granulata .
f -procera . •
í laeniaia . .
f tenerrima .
í variaiis . .
Gumpltonma gracile. .
5 Augur . .
? Jordaiii .
Goniotliec. Maris mortui
Uimaniidium gracile. .
Meridian (Pod.?) Pupula
Navícula amphioxys . .
í curvala . . .
s fulra
í gracilis . . .
í Jordani . . .
f Legumen . . .
< Sisma . . . .
PinnulaHa amphioxys .
í horcalis . .
f ílcmn-ciw .
? Lcgxmen .
í macilenta .
' sliliformis .
í viridis . .
Slauroptcra {ÁchnanlhesV
Slichoslaura Fragilaria
Surirclla Librile . . . .
> jüicata . . . .
í slríalula . . .
Syncyclia Amphora . .
Di'schonncUft. g l
-I-?