S C I I W A N E N F L U S S . SWAN-RIVEß.
Schon im Jahre 1843 wurden iii den Monatsberichlen der Berhner Akademie 34 mikroscopische Lebensiormen angezeigt, welche
aus dLMü Fiussgcbiet des Schwanenfiusses, zum Theil aus dem Flusse selbst slammlen. Das Malerial halte auf mein Ansuchen Herr
PiiEiss aus seinen von dort mitgebrachlen Sammlungen entnommen. Von Chara-Ai'ten, Conferven und aus Moorerde des Fiussufers habe
ich folgende 51 Formen allmälig entwickelt:
A. S i e s e l a r t ig e Infusorien: 2G.
Coccoiieis disciformis . . . .
- ßuHka
= Imeata
i Sadum
Cocconema aspernm
Eu7iotia amphioxys
- caelata
i Q/gnus
•paradoxa
FragiUnia rhnbdosoma . . .
Gallionella distans
i sulcata
Grammatophora oceanica? .
Naviaila amphioxys
Ä dubia
Pinnularia australi&
= decurrens . . . .
< OÖiUSiT
Ä maciknta . . . .
5 pachyptera"? . . .
s Preissii
» viridis
Rhizonotia Melo
Synedra fasdculata
^ laevis
Ubia
B. Weichhäutige Infusorien: 3.
Difßugia areolata
Moor- Wasser-
Erae. PdiiDien.
Difßutjia laevis +
:: siriaca +
Kieselerdig« Ì Pflanzentheile,
P h y t o U t l l a r i e n ; 22.
Uistolitharium densum . . . +
Lithodontium Bursa +
furcatum . . . +
Litlwmesites +
Litkostijlidium aiiiphiodon . . + +
< angiilosum . . +
calcaratum . — +
Clepsammidium +
1 crenacum . . +
crispum . . . +
denticulalum. + +
: Hirundo . . . — +
- laeve + +
> quadratum. . + +
rude + +
Serra . . . . +
s spinulosum . +
Trabecula . . +
undnium . . . +
unideutatum . +
Spongolititis acicularis . . . + +
« mesotyla . . . . +
51 37 26
Auf Wasserpflanzen, Chara und Conferven haben sich demnach 26 Arten erniilLeln lassen; in der Moorerde des Uferlandes
sind 37 Arten beobaclilel. Die Mehi-zahl dieser Formen sind weit über die Erde verbreitete, auch bei uns vorkommende, Genera und
Arten. Unter den 17 Generibus ist nur eins eigenthümlich, aber sehr ausgezeichnet, Rhizonotia. Neue und characteristische Formen sind:
Cocco7ieis disciformis. Pinnularia australis.
' Sciitum. ' Preissii.
Eunotia caelata. Rhizonotia Melo.
f Cygtms. Lithostylidium crispum.
i ? paradoxa. SpongoHthis mesotyla.
Unter diesen Formen sind einige so häufig in den angezeigten Verhältnissen, dass sie Hauptbestandtheile der Massen sind,
andere nur eingestreut und selten. In der Moorerde der Ufer des Schwanenflusses sind kieselerdige Phytolitharieji überwiegend, besonders
zahlreich Lithostylidium laeve in so langen Formen, dass diese nicht aus Gräsern stammen können. Ueberhaupt sind auch so
wenig Lithodontia in beiden Massen, dass sich dadurch ein Maugel an Gräsern in jenen Localitäten verräth. Von Polygastern sind die
Kiesel schalen der Cocconeis (innica und Scuium besonders häufig. — In der an den Wasserpllanzen hängenden, im Wasser abgespülten,
Trübung ist das neue lokale Genus Rhizonotia ganz überwiegend, alles übrige vereinzelt.
Bemerkens Werth ist noch, dass Grammatophora oceanica und Gallionella sulcata, von Cuxhaven bei Hamburg an, die sicheren
Characterfornien des Meerwassers sind, dass mithin beide Substanzen aus dem Flutgebiete des Flusses kommen müssen.
V.
T E R T I I . SEE DUNGAMBÜR.
In der Nähe der Stadt Perth am Schwanenflusse hat Herr PREISS von dem ausgetrockneten See Dungambur im Sommer 1839
eine Bodenprobe entnommen. Diess ist oflenbar ein aus organischen mikroscopischen Kieseltlieilchen gebildeter Kieselguhr, dem ähnhch,
welcher sich in unsern Torfgegenden häufig findet. Die Mächtigkeit des Lagers und speciellere Eigenschaften sind nicht bekannt. Schon
im Jahre 1843 wurden von mir 18 mikroscopische Lebensformen dieses Lagers angezeigt. Die fortgesetzten Untersuchungen haben nun
bisher folgende Bestandtheile der Erde ermitteln lassen.
KieselßChalige Polygastern : 21.
Chaetotyphla saxipara.
Cocconema Fusidium.
Eunotia amphioxys.
Eunolia biceps.
» Formica.
Gomphonma gracile.
' lonyicolle ?
Ilimantidium Arcus.
i . gracile.
Pinnularia capitata.
» decurrens.
' dicephala.
gibba.
' isoccpltala.
• macilenta,
i Hobilis.
subacuta.
i Tabellaria.
Stauroptera Semen.
Sy/iedra Entomon.
Trachelomonas laevis?
(cfr. Lithosphaerid. areol.)
K i e s e l e r d i g e Pflanzentheile ; 35.
Amphidiscus Martii.
i Rotula.
Lithodermatium.
Lithodontiuin furcatum.
i nasuluìH.
Lithomesites ornatus.
i lobatus.
Lithosphaeridium? areolatum.
f irreguläre.
Lüh0stylidium Amphiodon.
I angulosum.
i Clepsaìnmidium.
•• crispum.
i denticulatuw.
Emblema,
f beve.
! obliquuin.
: quadra luììi.
rude.
Serra,
spinulosum.
- spiriferum.
Trabecula.
Spongolitkis acicularis.
' anthocephala.
i aspera.
1 Crux Andrea?..
* flcxuosa.
' Fu rea.
i inflexa.
Fnslis.
' Ilarpago.
' niesogongyla.
' philippensis.
f staurogongyla.
Die ganz allein aus diesen Bestandtlieilen und deren Fragmenten, ohne allen beigemischton Quarzsand bestehende, sehr feine,
mehlartige Erde ist trocken von Farbe aschgrau, nass schwärzlich. Auch mit Hülfe des polarisirten Lichtes Hess sich kein Quarztheil
erkennen. Die bei Weitem vorherrschenden und raassebildende.n Formen sind die Kieselnadeln von Süss wasserschwämmen {SpouguUlhia
acicularia). Vielleicht gehören die sämmtlichen 12 Spongolilhen samnit den beiden Amphidiscis einer einzigen Spongilla, und zwar derselben
Art an, welche auch im südlichen Amerika einheimisch ist oder gewesen ist. Lilhoslylidia und IMhodermalia als kieselige Oberhaut
und innere Zellbildungen von phanerogamischen Pflanzen sind sehr zahlreich den Spungolithen beigemischt. Die in den Litliodermatien
oft vorkommenden, fast rundlichen Spaltölfnungen passen nicht auf die bekannten Gräser. Von kieselschaligen Polygastern sind
Pinmtlaria macilenta, Gomphonema gracile und Eunolia Formica am häufigsten. Unter all' den verzeichneten Formen ist nicht eine
characteristische Meeresbildung, woraus sich mit Sicherheit schliessen lässt, dass die Fluth des Meeres im Schwanenflusse den See Dungambur
(Perth) jetzt nie berührt, oder zur Zeit und seit der Bildung jener Erde nicht berührt hat.
Da die beiden Amphidisci, als Spongillentheiie, bisher nur in nicht ganz neuen Überilächenverhältnissen und nie lebend beobachtet
worden sind, so könnte auch wohl der Boden des Sees Dungambur einem etwas älteren geognostischen Verhältniss angeliüren.
Die Theile, welche als Lilhostylidiim crispum verzeichnet sind, haben zuweilen eine Aehnlichkeit mit vulkanischen Schaunizellen,
sind aber doch zu regelmässig und gleichartig dazu, auch unterstützen andere vulkanische Eiinnischungen eine solche Vermuthung
nicht.
VI.
Y O R K AM AVOi\-Fi>USS.
Eine aus dem Herbarium <les Herrn PnEiss stammende Erdprobe von Pflanzen aus dem mehr im Innern des westlichen Neuhollands
gelegenen District York am Avon-Fluss hat eine röthlich braune Farbe. Sie besteht grösstentheils aus verkolilbaren Pflanzenresten
, in welche kieselerdige Pflanzentheile und kieselschalige Polygastern als Mischungstheile eingestreut sind. Folgende Formen wurden
erkannt.
Meist kieselschalige Infhsorien
( P o l y g a s t r i c a ) : 7.
Difßugia areolata.
Eunotia amphioxys.
Gotnphonema gracile.
Navicnla —?
Pinnulaiia borealis.
i chihiisis ?
Synedra Enlomon.
K i e s e l e r d i g e Pflanzentheile (Phytolitharia): 10.
Lithodontium calcaratum ?
Lithodontium rostratum.
Lithostylidium Amp hio don.
' Clepsammidium a, ß majus.
' denticulalum.
Formica - ?
? laeve.
5 rude.
: Serra.
' Trabecula.
Es sind nur Süsswasserbildungen, und unter allen keine sich auszeichnende neue Art. Merkwürdig ist, dass Eunotia amphioxys
und Pinnularia borealis auch hier, nicht bloss nicht fehlen, sondern zu den zahlreicher vorkommenden Formen geboren.