Die A rm e sind im allgemeinen normal zu nennen, doch viel länger als beim
toaloiden Typus. Auch findet man bei vielen, besonders beim Mengkoka-Typus lange Arme,
und bei diesem scheint es meist der Unterarm zu sein, der sich außergewöhnlich verlängert.
Die B e in e sind meist ziemlich lang und im allgemeinen dünner als bei den vorher
beschriebenen.
Der F u ß entspricht dem einer höher stehenden Rasse. Er ist normal und nicht
selten fein gebaut. Seine Zehen sind weniger stark divergierend und breiten sieh ziemlich
gleichmäßig nach beiden Seiten aus.
Das H a a r ist straff bis schlicht, kaum als flachwellig zu bezeichnen, hart und grob.
Engwelliges oder lockiges scheint nur beim Mengkoka-Typus häufiger vorzukommen. Der
Bartwuchs ist sehr spärlich, und es wurden nur Schnurrbärte festgestellt.
Alle diese Eigenschaften passen auf den Toradja-Typus, wie ihn Sarasin beschreibt
und wie ich ihn auf Celebes öfter Gelegenheit hatte zu studieren. Beide Muna-Typen sind
zwar durch Übergänge miteinander verbunden, doch kann man in den weitaus meisten
Fällen sich leicht über die Zugehörigkeit zum einen oder anderen Typus entscheiden.
Leider hatte ich nicht die Zeit genaue Messungen vorzunehmen, doch scheinen mir
direkte Mischformen oder besser gesagt solche mit genügenden Mischungskomponenten zu
fehlen, wie sie bei lange gemischten Völkern, z. B. den Bugis, zu finden sind.
Die auf Muna studierten anthropologischen Verhältnisse scheinen mir ganz auf die
Beschreibung von den Kubus in Hägens*) trefflichem Werke zu passen, so gut, daß ich
direkt seine Worte hier wiederholen und auf die Munanesen übertragen kann: „D e r e r s te
E in d r u c k , d e n d i e s e s m e r k w ü r d i g e Volk a u f u n s m a c h t, is t k e in e in h e itlic h e r .
N e b e n h a g e r e n , s c h la n k e n u n d fü r m a la y is c h e V e rh ä ltn is s e g ro ß e F ig u re n s e h e n
w ir k u r z e , s t ä m m ig e , u n t e r s e t z t e , s e l b s t r e c h t k l e i n e ; n e b e n L e u t e n m it
k u r z em R um p f u n d l a n g e n G l i e d m a ß e n , s o l c h e m it l a n g em R um p f u n d
k u r z e n A rm e n u n d B e in e n ; n e b e n la n g e n s c hm a le n K ö p fe n , k u r z e u n d b r e ite ;
n e b e n n i e d r i g e n s t e i l e n S t i r n e n h o h e f l i e h e n d e , n e b e n l a n g e n s c h m a l e n
G e s i c h t e r n m it l a n g e r , o f t e tw a s g e b o g e n e r N a s e u n d s c h m a l e n L ip p e n ,
v ie le n i e d r ig e m it b r e i t e n B a c k e n k n o c h e n , v o l l e n L ip p e n u n d k u r z e r , b r e i t e r ,
p l a t t e r S t u m p f n a s e , in d e r e n L ö c h e r m a n v o n v o r n e v o ll h i n e i n s e h e n
k a n n . . . S ta tt e in e s e in z ig e n e in h e itlic h e n T y p u s f in d e n w ir d e r e n zw e i“.
Im Unterschied zu den Orang-Kubu scheint mir, abgesehen von der höheren Kultur
der Munanesen, die auf die enge Berührung mit den Butonesen zurückzuführen ist, der
Prozentsatz des urmalayischen mit dem des Toradja-Elements etwa gleichzustehen und im
nördlichen Muna überwiegt sogar stark das höhere Element, während im Süden und Südwesten
die Bevölkerung den Urtyp noch am reinsten repräsentiert. Im südöstlichen Teile
der Insel ist die butonesische Beimischung unverkennbar, und im nordöstlichen tritt noch
buginesisches Blut hinzu, welches das Vorkommen von Mengkoka-Typen erklärt. Die
Bugis-Schicht, welche kulturell am höchsten steht, nimmt zusammen mit der Toradja-Schicht
den größten Teil der Insel Celebes ein.
Soziale Zustände auf Muna.
Alle primitiven Völker sind dem Schicksal verfallen, früher oder später vom Erdboden
zu verschwinden. Sklaverei, Mord und früher Tod im" Elend lichten ihre Reihen, und die
*) a. a. O. S. 47.
auf höherer Kulturstufe stehenden Nachbarstämme zwingen ihnen unter dem Drucke der
Knechtschaft eine neue Kultur und Religion auf. Immer neue Schwärme jungmalayischer
Völker aus dem Norden haben sich im westlichen Teil des indoaustralichen Archipels die Küsten
süd^ und ostwärts entlang geschoben und die Inseln mit einem unsprengbaren Gürtel umsäumt;
in muhamedanischer Kultur und Herrschaft ging die Urnatur des Landes unter. Nur
wenige Reste der heidnischen Bevölkerung sind übrig geblieben, so in den Gebirgen und
an schwer zugänglichen Punkten von Java, Lombok und Sumbawa.
Auf Celebes aber hat dieser Vorgang der Umwandlung erst einige Teile des Landes
ergriffen, vor allem den südwestlichen und Stücke des Buton-Reiches im südöstlichen Zipfel.
Muna, dieses traurige Land, das seine Bewohner nur ungenügend ernährt, hat zwar manches
von der neuen Kultur in sich aufnehmen können, steht aber dem Fortschritt empfindungslos
gegenüber. Es liebt und gebraucht die Kunsterzeugnisse der Butonesen und Bugis, ohne
sie selbst verfertigen zu können, es versucht ihre Flechtwerke nachzuahmen, doch alles
trägt den Charakter des Unvermögens und der Nachlässigkeit. Schon das für die Arbeit
verwendete Material ist schlecht vorbereitet; von dem Gebang-Palmblatte werden z. B. lange,
rohe, für den Handel fast wertlose Streifen gespalten, und immer wieder stößt man auf
Mangel an Ordnungs- und Kunstsinn, auf Oberflächlichkeit und Gleichgültigkeit. Nur in der
Weberei hat die Vorliebe für das Bunte durch willkürliche Farbenzusammenstellung etwas
Selbständiges, Originelles geschaffen, das manchmal selbst der Schönheit nicht entbehrt.
Trotzdem dieses Volk während der Herrschaft der Butonesen die Einwirkungen
der jungmalayischen Kultur an sich hat erfahren müssen, ist es dennoch geistig fast auf
der alten Stufe stehen geblieben, die ihm wegen seiner körperlichen Inferiorität zukommt,
sodaß es heute sozusagen ein unharmonisches Konglomerat von Ursprünglichem, Empfangenem
und Erworbenem darstellt. Seit altersher sind die Munanesen unterdrückt worden, Bugis
und Butonesein haben stark unter ihnen aufgeräumt, ihre Wohnstätten überfallen, die alten
Leute getötet und die jungen in die Sklaverei geschleppt. Trotzdem die holländische Regierung
seit dem letzten Jahrzehnt diesem Unwesen zu steuern sucht, sind Überfälle noch
in jüngster Zeit im südlichen Muna vorgekommen. Die Bugis scheuen sich nicht, noch
heute in ihren Dörfern, durch die dann und wann Militärpatrouillen ziehen, Sklaven zu halten.
Kaufte ich doch selbst von meinem späteren Dolmetscher, einem Bugis von Kabaena, einen
Muna-Knaben, der mich darum bat, für 5 Gulden los. Sein Herr hatte ihn für billiges Geld in der
Hauptstadt Butons erworben, da sein früherer Besitzer eine Entdeckung von Seiten des
Beamten fürchtete. Der ca. 14—15-jährige Jüngling behauptete, daß Seeräuber seine Mutter
getötet und ihn aus Süd-Muna fortgeschleppt hätten. Bei den Bugis von Celebes sah ich
des öfteren Sklaven,und auch von den Mengkoka-Leuten aus dem Innern wurde mir zugegeben,
daß solche heute noch, besonders beim Frauenkauf, als Zahlmittel dienen.
Gründler berichtete mir von einer Begegnung mit einem Schiffe voll Sasak-Knaben
in der Saleh-Bucht von Sumbawa. Der Besitzer, ein Binongkonese, gab diese als Schiffsjungen
aus und konnte einen Paß von Buton vorzeigen, wonach ihm eine größere Zahl
von Lanzen mitzuführen gestattet war.
Jedenfalls dürften die Bugis ihre Sklaven gut behandeln. Da sie körperliche Arbeit
nicht lieben und den ganzen Tag faul auf ihren Schiffen herumliegen, so ist es ihnen Bedürfnis
Leute zu halten, mit deren Hilfe sie die Produkte eines Landes aufkaufen, aufs
Schiff befördern und an die großen Hafenplätze bringen können.
Nicht nur die Nachbarvölker machten sich jedoch die Hilflosigkeit der Muanesen
zu nutze, sondern auch ihre eigenen Schutzherren, die Butonesen, welche sie arg bedrückten.