große weißgeaderte Danaiden-Schmetterlinge (Hestia) flatterten schwerfällig und unbeholfen,
wie vom Winde bewegte Papierschnitzel, zwischen den Bäumen umher.
Beim Abstieg vom Ossu Sohua waren meine Leute wiederum nicht zu bewegen, mir
nordwärts zu folgen, sondern liefen einfach und unaufhaltsam, wie die Tiere zur Wassertränke,
nach Süden. Stundenlang mußten wir über blockbesäte Abhänge klettern, und Menschen wie
Pferde waren arg zerschunden, als wir am L a s u r um e -F lu ß , dem Hauptquellarm des Pol^ang,
zwischen Mendbke und Osso Sohua ankamen.
Der Oberlauf dieses Flusses führte wegen der Trockenheit kein Wasser, das sich
selbst beim Nachgraben als sehr tiefliegend herausstellte. Erst nach einem Abwärtsklettern
bis zu 400 m Meereshöhe sprudelte plötzlich aus der Flußsohle eine starke Quelle hervor.
In dieser Nacht verschwanden 17 von unseren Trägern, sodaß wir einen Teil unserer Pfanzen-
Sammlungen zurücklassen mußten. Am 4. Tage endlich, dem 23. September, erreichten wir
unser Ziel, den Paß zwischen Osso Sohua und Mendbke, etwa 605 m ü. M., die natürliche
Verbindung zwischen den Landschaften Rumbia und Membulu. Hätten wir, statt uns von
Wambaköwu direkt ins Gebirge führen zu lassen, den Weg in der Ebene bis zum Pol^ang-
Fluß fortgesetzt, so wäre der Paß leichter und schneller erreicht worden. Durch ein blockreiches
Flußbett,
in dem unsere
Pferde wieder
stark ermüdeten,
erreichten wir
die Höhe. Im
Westen erhob
F ig . 124. H o lz s c h a le z u m A u fb r ü h e n d e s S a g om e h ls . F ig . 125. H o lzm ö r s e r z u r B e r e i tu n g s c h a r f e r e i c Vi H g r v i e l -
Z u s p e is e n .
leicht 1000 m
hohe Mendbke, zwar nur ein kleiner Berg, aber durchfurcht von unzugänglichen, tiefen
Schluchten und bedeckt von dichtem, dornenreichem Wald, dessen Überschreiten uns viel
Arbeit gekostet hat. Das jenseitige Tal des Lamuäri abwärts gelangten wir bereits kurz nach
Mittag zum Mengkoka-Dorf Penango in der Landschaft Membulu.
P e n a n g o war die erste größere, geschlossene Ansiedlung, die wir auf dem ganzen
Wege trafen: 9 Häuser, alle von ähnlicher Gestalt wie auf Muna: Pfahlbauten mit sehr
niedrigem Dach und von derselben primitiven Bauart, wie bei den Maronene. Die Wände
bestehen aus übereinander gelegten Baumstämmen oder dicken Palmblattstielen und sehen
wie Blockhäuser aus, während kleinere Hütten nur mit Baumrindenbekleidung versehen sind.
Verzierungen fanden sich nirgendwo. Als Treppe benutzt man lediglich einen schief gestellten
Baumstamm oder eine Leiter, wie auf Muna. Eine Matte verschließt die Tür, ein
Teil der Vorderwand bleibt offen oder wird mit einem Gitter versehen, vor dem gelegentlich
Palmblätter aufgehängt sind, die Vorläufer von Fenstern oder vielmehr Fensterläden. Als
Dachbedeckung dienen Alang-alang-Gras oder Gebang- und Rottanblätter.; Der einzige
Raum der Hauses hat in seinem vorderen Teil, welcher auch jene offene Wand besitzt,
einen Herd, der aus den üblichen drei Steinen auf einem von Planken eingefaßten Erdhaufen
besteht.
Die tönernen Kochtöpfe sind einfachster Art und werden aus dem hier weitverbreiteten
Ton (owüta) in derselben Weise wie auf Muna mit der Hand unter Zuhilfenahme eines
Holzschlägers (pomüsa) und von innen gegengehaltenen Steines geformt. Man verwendet
außerdem noch wie in ganz Mengkoka hölzerne Gefäße, welche vor allem zum
Aufbrühen von Sago mit heißem Wasser (solomia Fig. 124), aber auch als Reibschalen (pousa,
Fig. 125) zur Herstellung der Speisenwürze dienen.
In diesem Dorfe gönnte ich meinen Leuten und den Pferden einen Ruhetag und
beschäftigte mich selbst mit Sprach- und anthropologischen Studien; denn die Bevölkerung
von Membulu gehört schon zum Stamme der To-Mengkoka (s. Taf. XXVII, Fig. 1), die später
beschrieben werden. Zoologisch gesammelt wurde ein neuer Fisch (Hemiramphus), mit goldfarbigem
Seitenstreif, blutrotem Bauch und ebensolchen Flossen, merkwürdig besonders deshalb,
weil er, ursprünglich ein Meeresbewohner, jetzt zu einem reinen Süßwassertier geworden
ist. Aus dem Brackwasser der Flußmündungen stiegen seine Vorfahren einstens die Flüsse
hinauf und wandelten sich dort im Laufe der Zeit zu Süßwasserfischen um; Seine nächsten
Verwandten leben heute noch ausschließlich im Meer. Die Tatsache, daß solche Brackwasserfische
weit in die Flüsse hinaufsteigen, habe ich im Archipel häufig beobachtet.
PenangoJliegt etwa 65 km von der Küste entfernt. Hier wurden auch zwei Eichhörnchen
(Sciurus rubrivetiter, Müll, et Schlg. und Sc. mowewensis, J. Roux) erlegt, von denen ich
die letztere Art auch auf Buton fand. Sehr häufig sieht man das Celebes-Schwein (Sus cele-
bensis, Müll, et Schlg.) und eine vielleicht Lokal-Form des Russa-Hirsches ( Cervus moluccensis
Q. R.), die auch von den Sarasins*) ^erwähnt wird.
Besonders zahlreich kamen in den Wäldern des Grenzgebirges R e p t i l i e n und A m p
h ib i e n vor. Nach J. Roux**), der diesen Teil der Ausbeute bearbeitet hat, fanden wir
folgende Arten: Von Eidechsen ein Gecko-artiges Tier (Gymnodaciylus jellesmae Blgr.),
eine fliegende Eidechse (Draco beccarii Ptrs. et Dor.), welche im Gegensatz zu der
auf Lombok gesammelten Art (Draco volans L.) nur im ostmalayischen Gebiete vorkommt,
mehrere Skinkechsen neben der ebenfalls auf Lombok gefundenen Mabuia multifasiata,
Kuhl, einer papuasischen Art, Lygosoma (Hinulia) variegatum Ptrs., welche auch auf Buton
gesammelt wurde, und Schildkröten (Cyclemys amboinensis). Schlangen scheinen in diesem
Waldgebiete weniger vertreten zu sein. Unter den Amphibien befindet sich neben einer Reihe
westlicher Formen auch ein zur ostmalayischen Fauna gehörender Frosch (Rana everetti
Blgr.) und eine papuasische Kröte (Bufo celebensis Ghr.).
Von den vielen in der Ebene sich tummelnden S c h m e t t e r l i n g e n und K ä fe rn
konnten wir leider nur wenig sammeln, da unser Aufenthalt nicht lange genug dauerte, doch
gelang es immerhin, noch eine Kollektion von etwa 100 Käferarten an einem Ruhetage am
Langkawalu-Fluß und in Penango zusammenzubringen, von denen hier genannt se ien :
ein durch seine bis 20 cm betragende Länge auffallender gelblich-weiß gesprenkelter Bockkäfer
(Batocera Wallaci, Thoms.) und ein großer Nashornkäfer (Xylotrupes Lorquini Deyr.).
Ein kleiner gelber Wasserkäfer (Sandracottus Hunleri, Grotch) und großer Kolbenkäfer
(Hydrophilus acuticornis, Heller), letzterer eine neue Art, fanden sich zahlreich in einem
kleinen Flusse bei Penango. In dem großen Sandgebiete der Rumbia-Ebene bei Wambaköwu
kommt ein hübscher Sand-Laufkäfer (Cicindela heros Fabr.), einer der größten dieser
Gattung, vor.
Unter den Schmetterlingen sind die mächtigen Segelfalter mit ihren prächtigen
schwarzen Streifen auf weißem Grund und ihren langen Schwänzen (Papilio resus, P. an-
drocles), viele ziegelrote Pieriden, veilchenblaue Euploeen, blauweiße und grünlichschillernde
Eisvögel (Limenitis), am häufigsten. An manchen Wasserstellen war das Ufer mit tausenden
*) Reisen. Bd. I S. 67.
**) Zoologische Jahrbücher, Abt. Systematik, Bd. 30, Heft 5, Jena (Fischer) 1911: Elbert-Sunda-
Expedition d. V. f. Geogr., Reptilien und Amphibien.