und der Fürst als Gefangener nach Batavia gebracht, wo er bald darauf starb (Taf. XV, Fig. 1). Seit
dieser Zeit steht Lombok unter der direkten Regierung des Gouvernementes und bildet einen
Teil der Residentschaft Bali. Durch geschickten Ausgleich der Rechte des Volkes mit denen
der Fürsten, welch letztere durch die Besitznahme auf die niederländische Regierung übergegangen
waren, verstanden es die Holländer, eine befriedigende Neu-Organisation durchzuführen,
die man mit dem Jahre 1898 als beendet betrachten kann. Hiernach verteilt sich
Lombok in drei Landschaften, die unter je einem Kontrolleur zu Mataram, Praja und Selong
(früher Sisi) und 12 balinesischen und 12 sasakschen Distriktsoberhäuptern für die indische
Regierung stehen. Da Lombok seit der Zeit einen ungeahnten Aufschwung genommen
hat, ist kürzlich noch ein Assistent-Resident auf Lombok stationiert mit dem Sitze in
Mataram. Narmada aber, dieses prächtige Fleckchen Erde, hat die indische Regierung zu
einem Erholungsorte für die Beamten umgewandelt.
Mittlerweile war unser ganzes Gepäck in Ampenan angekommen und nach längerer
Zeit die Expeditions-Mitglieder wieder vereinigt. Über die Bereisung des südlichen Lombok
erstattete Herr Gründler folgenden Bericht:
„Um möglichst schnell reisen zu können, hatte ich kaum Gepäck von Selong mitgenommen,
und selbst das Moskito-Netz leichtsinnigerweise zurückgelassen. Zu Pferde
folgte ich anfangs der großen Straße über Säpit und dann einem kleinen Fußpfade nach
Djeruwaru (je undeutlicher gesprochen desto richtiger). Hier ließ ich mein Pferd zurück
und machte mich sofort mit einem Führer auf den Weg nach Ekas, wo die gleichnamige
Bai, die größte der Buchten auf der Süd-Küste Lomboks, liegt. Die Mauer des Sasak-Dorfes
Djeruwaru ist aus Gesteinen der Blockbreccie errichtet, ähnlich wie sie das nördliche Gebiet
in der Umgegend von Säpit erfüllen. Von hier aus zieht sich bis zur Ekas-Bai und noch
weiter südlich bis zum Orte Ekas, eine nur wenig über dem Meere liegende Ebene, die
teilweise mit Mangrovenwald bewachsen ist. Einige Teile dieses ausgedehnten sumpfigen
Strandgebietes sind durch Umwallung künstlich in Verdunstungsbecken behufs Salzgewinnung
umgewandelt und ähneln, von Ferne gesehen, nassen Reisfeldern. Nach und
nach tritt weiter südlich unter den Sand- und Schlamm-Massen Korallenkalkfels zu Tage
und erschwert das Gehen. Das blendende Weiß schmerzt das Auge und das stagnierende
Wasser verbreitet einen widerlichen Geruch. Nie zuvor habe ich die Sonnenhitze mehr
empfunden als hier.
Bei dem aus sieben Häusern bestehenden buginesischen Dorfe Udjung erreichte
ich die Ekas-Bai an der Nordost-Ecke. Die Bewohner scheinen lediglich vom Fischfang
zu leben. Die hier gemieteten Einbaumboote brachten mich in zweistündiger Fahrt an
einer Reihe kleiner Inseln mit Mangrovenwald vorbei nach Ekas. Nach eingezogenen
Berichten sollten hier verschiedene Völkerelemente wohnen, Buginesen, Badjos, Sumba-
wanesen und Floresleute. Doch ich fand nur ein einziges Haus und drei Hüttchen mit
drei Männern und zwei Frauen, Badjos, die den Fischfang betrieben. Eine Frau sah ich
weben, buginesisches Muster, europäisches Garn. Hinter dem Dorfe liegen einige Unterkunftshütten,
die von Sasakern besucht werden, wenn sie ihre Büffel hier weiden und Salz
bereiten. Noch am selben Abend setzte ich nach Batunampar über. Von der Mitte der
Bucht aus sah ich die große nördliche Ebene nach Ekas zu in ein ungefähr 25 m ü. M.
liegendes flaches Gebiet übergehen. Dieses gleicht einer bis zum Kap Sangula ausgedehnten
Tafel, die in der zur See hin abfallenden Steilwand horizontal verlaufende Gesteinsschichten
zeigt. Auf der West-Küste hingegen reihen sich Hügel an Hügel, aus denselben Gesteinen
wie bei Eka$, Ähnlich wie in der Alas-Straße an der Nord-Küste von Sumbawa liegen auch
an der West-Seite der Ekas-Bai kegelförmige Inseln. Batunampar, das ich am Abend erreichte,
besteht ungefähr aus 70 Häusern und wird ebenfalls von Badjo-Fischern bewohnt.
Während der Fahrt in der Nähe des Ufers nach Awang und zum Kap Bariendi bildet überall
dieselbe schwarze Gesteinsbank*) die Unterlage roter und weißer, stark verworfener Schichtgesteine.**)
Die in Awang wohnenden Badjos stammen nach ihrer Aussage von der Insel
Madura. Sie beschäftigen sich ebenso wie die hier zeitweilig sich aufhaltenden madure-
sischen Fischer viel mit dem Sammeln einer schwarzen Hornkoralle, die von den Eingeborenen
gerne als Armband getragen wird. Auf der Rückfahrt nach Awang jagten unsere
drei kleinen Segler, von starker Brise getrieben, pfeilschnell dahin. Plötzlich warf eine
Sturzsee das hinter uns segelnde Fahrzeug auf das meinige und nur mit Hilfe eines
Tricks, den ich von meinem europäischen Regatta-Segeln kannte, gelang es, das Boot von
uns „abzuschütteln“. In diesem Momente fuhr das letzte, hinterste Boot auf dieses auf,
sodaß sie beide sanken. Zwar kamen wir alle glücklich in Batunampar an, doch hatte ich
den Verlust meiner Gesteinproben von der Ost-Seite der Bai zu beklagen. Nach zweitägigem
Marsche über Udjung und Selong traf ich in Praja ein.
Neu verproviantiert begab ich mich mit einem Dolmetscher, Trägern und zwei, wie
sich bald herausstellte, sehr schlechten Pferden, zu den Budas im südwestlichen Lombok.
Ungefähr halbwegs Gandjar, am Mbung-Flusse, überraschte mich ein der in Indien ebenso
häufig wie plötzlich einsetzenden Hochwasser, sodaß ich beim Durchschreiten bis unter
die Achseln ins Wasser tauchte. Diese Gelegenheit benutzte mein Dolmetscher, um
auszureißen.
Da ich möglichst nahe den Maridji-Berg passieren sollte, wählte ich den Übergang
über den Pungüros auf den Tandjung Wedäng. Der steile Fußpfad führt zuerst über den
200 m hohen Tebor-Berg und dann über den ungefähr doppelt so hohen Tandjung Wedäng,
auf dem sich die Niederlassung Pungüros befindet. Hier wohnen einige Zuckersieder aus
Plambi, um die zahlreichen Zuckerpalmen abzuzapfen. Erst spät abends erreichte ich, den
Prang-Hügel passierend, die Boda-Dörfer Tendaün und Gandjar, die von einem Hügelkranze
rings umschlossen werden. Die Bewaldung der Berge besitzt ein dichtes, buschiges Unterholz,
wodurch die Niederlassungen eine gewisse Abgeschlossenheit bekommen.
Die Bewohner sind heidnische Bodas und unterscheiden sich kaum in Körperbau
und Gesichtszügen von den Sasakern. Nirgendwo fand ich einen malayisch sprechenden
Menschen, und so schickte ich einen Brief durch das Dorfhaupt nach zwei Orten an der
Bucht von Labuan Tring, von wo ich nach zwei Tagen den ersehnten Dolmetscher bekam.
Die Bewohner von Gandjar beschäftigen sich mit der Gewinnung von Areng-Zucker, der
Zucht von Wasserbüffeln und mit etwas Reisbau. Die hier vorkommenden Fischkörbe
lassen darauf schließen, daß die Leute gelegentlich auch im Meere fischen. Die Häuser
unterscheiden sich nicht von denen der anderen Sasaker. Eine kleine Glocke, die von
einem Mädchen als Amulett getragen wurde, verfertigt aus einer Krebsschere, mit zwei
Geldstücken als Klöppel, mag als einziges Interessantes gemeldet werden.
Von Gandjar brachte mich ein guter Führer über die Höhen durch einen dichten Wald
nach Benkang, wo ich ungefähr in fast 200 m Meereshöhe die ersten rezenten Korallen fand.
Dieser Ort, eine kleine Niederlassung muhamedanischer Sasaker, fällt schnell zum flachen
Küstenstreifen ab, der mit Morästen und Tümpeln bedeckt ist. Ein Stück vom Meere
*) Basalt. (Zus. d. Verf.)
**) Von tertiärem Alter. (Zus. d. Verf.)