lebenden Hirschkäferlarve. Sie wird von den sasakschen Feinschmeckern, wie den Javanen
sehr geschätzt und bildet eine im Archipel weit verbreitete Speise.
35. Die Fährte der kleinen Turteltaube „böngkükur“, welche oben bereits erwähnt
wurde, findet sich gelegentlich auch als selbständiges Ornament-Motiv „T am p a k b g n g k ü k u r “.
Nicht nur bei den Javanen ist dieses als „perkütot“ und „tekükur“ bezeichnete niedliche
Täubchen ein ständiger Hausgast, sondern auch bei den Sasakern beliebt und verehrt. Ein
Sasaker würde niemals diesem als Orakel und Glückbringer geltenden Vogel ein Leid
antun (Fig. 46).
36. Ein Bandornament endlich mit abwechselnd schwarz und weißen Feldern, das
wie ein Schachbrett aussieht, wird „ P o le n g “ genannt. Es ist der F le c h t e r e i entnommen
und stellt ein Geflecht aus weiß und schwarzen Streifen dar.
Außer diesem Polengmuster, das ich hauptsächlich in Ost-Lombok fand, dürfte eine
Beziehung der ornamentalen Kunst zu der Weberei nicht bestehen, da die Gebirgs-Sasaker
lediglich groß und klein karrierte Stoffe anfertigen. Auch die Flechtkunst scheint sich
durch Besonderheiten nicht auszuzeichnen. Auf sumbawanesischen Einfluß ist das in
bunten Geweben vorkommende Putjuk trebong-Muster zurückzuführen. Es wird auch fast
ausschließlich in Dörfern hergestellt, in welchen nachweislich eine Einwanderung stattgefunden
hat, wie in Kembang-kerang-Sumbawa, Jantok u. a. In den Geweben von dort
trifft man auch das Sternmuster der Sumbawanesen, das sonst in Lombok fehlt.
37. D a s S a ru n i-M o tiv findet vielleicht, ebenso wie die Pflanze (Wedelia biflora D. C.),
der es entnommen ist, die meiste Verwendung als Zeichen der Liebe. Nur selten ist dieser
Chrysanthemum-ähnliche Korbblütler mit seinen gelben inneren Röhren- und den weißen
äußeren Zungenblüten auf der Zeichnung wieder zu erkennen, da meist drei Zungen zu
einem gelappten Blütenblatt verbunden sind. Ein derartiges Ornament ist auf einem Webschiffchen
(Fig. 1) eingeschnitten. Die Saruni ist eine der häufigsten Planzen Lomboks
von der Küste bis zu den Bergspitzen.
Auf dem abgebildeten Webschiffchen und Reismessergriff (Fig. 1 und Fig. 49) sind
verschiedene Ornamente vereinigt. Figur 1 enthält im Hauptfelde das Menur- und Figur 49 das
Tandan mati kulit-Motiv mit seinem charakteristischen spiraligen Fruchtstande, umgeben
von dem gewöhnlichen Gängong-Rankenmuster. Die Bandmotive auf beiden Griffen sind
Tulang trong, Sengigi, Putjuk trebong (jama und äkar) und das Tandang mati kulit-Motiv
in seiner einfachen Ausführung, dann in Fig. 1 außerdem das Poleng- und in Fig. 49 das
Böhor-Muster in verschiedener Form.
Die Enden weisen einige, den Wajang entnommene menschliche Figuren auf, von
denen die rechten König und Waffenträger (rürah) (also den javanischen Ardjuno und
Semar entsprechend), die linken einen Fürsten (pätdh) und Leute aus dem Volk (ariä)
vorstellen sollen.
Die besprochenen Ornamente sind oft tief in das Bambusrohr eingeschnitten, sodaß
infolgedessen manche Feinheiten verloren gingen. Der Grund ist geschwärzt, entweder
durch Einreiben von Farbstoff oder durch Einbrennen.
Ein zweiter Aufstieg zur Rindjani-Spitze.
Nach mehrtägigem Aufenthalt in Sembälun erhielt ich von Gründler aus Plawangän
einen Brief, in dem er um schleunige Sendung von Trägern bat, da er stark an Gas-
Vergiftung erkrankt sei. Nach zwei Tagen wurde er in den Pasanggrahan getragen. In
der kurzen Zeit war er zum Skelett abgemagert. Er hatte sehr starkes Herzklopfen,
Schmerzen in der Brustfurche mit Atembeklemmung, Blutauswurf, sehr starken Speichelfluß
und tränende Augen, großes Durstgefühl und Schlaflosigkeit. Seine Milz war stark
geschwollen und Appetit nicht vorhanden. Zur Gasvergiftung kam vielleicht noch Höhenkrankheit;
nachmittags und abends auftretende Fieber deuteten auf Ausbruch von Malaria
hin. Jedenfalls war die . Hauptursache in einer Gasvergiftung zu suchen, wie wir sie alle
mehr oder weniger stark gehabt hatten. In dem auf Plawangän längere Zeit unbenutzt
gestandenen Zelte zeigte sich ein übler, an Chlorgas erinnernder Geruch.
Gründler mußte deshalb, wie wir alle, eine Jodkalium-Kur durchmachen, die auch
hier Wunder wirkte, denn schon nach neun Tagen fühlte er sich zu einem neuen Rindjani-
Aufstiege gekräftigt. Es
sollten noch einige ergänzende
photographische
Aufnahmen gemacht
werden.
Diesen 4 tägigen Auf-
stieg lasse ich Gründler
selbst erzählen:
„Gegen 4 Uhr morgens
brach ich mit fünf
Trägern von Sembälun
auf und erreichte Te-
nengeä um 2 Uhr mittags,
wo starke Regen
mich zur Rast zwangen.
Da die kommende Nacht
trocken und mondhell
war, setzte ich meinen
Weg um Mitternacht
fort und war auf Plawangän
um 4 Uhr morgens.
F ig . 50. O e r z u r R i n d j a n i -S p i t z e h in a u f f i ih r e n d e G r a t m i t G r a s u n d K r ü p p e lb ii s c h e n , im
V o r d e r g r ü n d e d i e B e r g s te ig e r .
Um 6 Uhr gings weiter. Der Casuarinen-Wald lag hinter mir und nur noch Gras- '
formation und einige Krüppelbüsche bedeckten den steilen Grat (Fig. 50). Nur die
notwendigsten Dinge, Instrumente und photographischer Apparat wurden mitgenommen.
Meine Leute fühlten sich sehr behaglich und stolz in den europäischen Anzügen.
Deutlich konnte ich den Kampf der nördlichen Winde mit den südlichen beobachten.
Der Nordostwind, leicht über die Sembälun-Ebene dahinstreichend, trifft die Nord-Böschung
des Rindjani und steigt daran empor, stößt auf den Südwind und erzeugt Wolken, die
anfangs durch das Putih-Tal in den Segare-Kessel gedrängt werden. Mit ihm in wachsender
Geschwindigkeit eilen die sich bildenden Nebel dicht über dem Boden ebenfalls zum
Kamm empor und treffen mit dem Südwind zusammen. Die Wolken werden von
starkem Wirbel ergriffen und schrauben sich in gewaltiger Säulenmasse hoch und höher.*)
*) Zusatz d. Verf.: Es handelt sich hier um Gegenwinde, die infolge Ansaugens der Luft durch
das Uberwiegen der südlichen Winde auf der Leeseite des Rindjani entstanden.