mit Korallenblöckcn und Kalk aufgemauerten viereckigen Kasten, in dem 2 Personen nebeneinander
liegen können, nämlich eine männliche und eine weibliche, jedoch durch eine
Zwischenwand voneinander getrennt. Diese Grube ist mit grobem Seesand angefüllt, damit
die Leichen schnell darin vergehen; denn es werden alle Familienmitglieder in einem
solchen Grabe, das neben dem Hause liegt, übereinander beerdigt. ■
Wie bereits erwähnt, ist Wandji ein Koralleneiland und dementsprechend hier
wenig Wasser, sowie kaum eine Ackerkrume vorhanden; überall tritt der nackte, noch sehr
jugendliche Kalkstein zutage. Es gedeiht nur Mais und eine holzige Ubi-Knolle, an Fruchtbäumen
die Papaya und spärliche Kokospalmen. Die steinigen Äcker befinden sich vorwiegend
aui den sanft landeinwärts geneigten Teilen der Strandterrassen. Der Baumwuchs
ist dürftig; nur am Ufer gedeihen Mangroven und Casuarinen; im übrigen herrschen Euphorbien
(Mallotus, Alchornea) und Guttiferen (Cratoxylon, Callophyllum) (Fig. 77) vor.
Äußerst unzufrieden verließen wir die Insel, nach kurzem Aufenthalte. Da das
Fahren bei Nacht hier wegen der Riffe unmöglich war, dampfte die „Kwartel“ bei Tag
nachBinongko,*)dem
größten Koralleneiland
der Tukang-
besi-Insein (s. Karte
No. 3). Taipäbrij ein
Ort an der Siidwest-
Seite, erhebt sich
über dem blendenden
Strand auf der
senkrecht abfallenden
unterstenMeeres-
terrasse gleich einer
natürlichen Festung,
und wie gebietend
steht nahe dem Ufer
seine Moschee, einer
Citadelle ähnlich
(Fig. 78). Auf dieser
wurde bei unserem
Erscheinen die hol-
■ _. E 1 . ländische Flagge ge- F ig 78. D a s R a u b n e s t T a i p ä b u a u f d e r I n s e l B in o n g k o m i t s e in e r M o s c h e e . , . „ . . . . hißt, und die sie umlagernde
Menschenmenge
begrüßte uns fast jubelnd, wie liebe Gäste. Das Oberhaupt gab mir einen so herzlichen
Handschlag, als seien wir alte Bekannte. Man brachte uns zur großen Versammlungshalle,
setzte uns auf mit Segeltuch bedeckte Kisten, stellte uns Essen und Trinken vor und
fragte demütigst nach unseren Wünschen. Eine Reihe Hadji-Pri6ster mit wahren Galgen-
gesicntern verneigte sich beständig tief vor uns und berührte mit betend zusammengelegten
Händen leicht meine Kleider und Hände.
Alles dieses war jedoch nur ein großes Theater. Schlauheit und Heuchelei gehören
zu den besonderen Eigenschaften der Bewohner Binongkos und ihre Unterwürfigkeit den
*) Erwähnt von Walläce, A. R.: The Malay Archipelago. 7. Ed; London 1880. S. 409.
Europäern gegenüber ist eitel Kriecherei. Sie sind als mord- und rauflustig bekannt, und
meine Begleiter hatte ich trotz der Ovationen nur mit Mühe dazu bewegen können, mit
an Land zu gehen. In den letzten Jahren sollen zu dieser Insel alle diejenigen Leute ihre
Zuflucht genommen haben, die sich seit der Besetzung Butons durch die Holländer dort
bei ihren zweifelhaften Geschälten nicht mehr sicher fühlten. Vielleicht aber sind die Gerüchte
schlimmer als die Taten. Vor nicht allzu langer Zeit haben die Binongkonesen
allerdings noch einen gestrandeten, australischen Petroleum-Dampfer ausgeplündert, und
außer S e e r a u b treiben sie heute noch S k l a v e n h a n d e l mit Sasak- und Muna-Knaben.
Gelegentlich trifft man ihre großen Segler dicht gefüllt mit halbwüchsigen Kindern, die bei
einer Nachfrage als Schiffsjungen ausgegeben werden. Diese Sklaven scheinen es jedoch
ganz gut zu haben, da es meist fröhlich an Bord hergeht. Sie werden als Diener, Arbeiter
und Matrosen hauptsächlich an buginesische Händler und Seefahrer verkauft.
Der Binongkonese versteht unter allen möglichen Vorwänden Sklavenhandel zu
treiben, wobei-er den Harmlosen spielt. Trotzdem die niederländisch-indische Regierung
so sehr auf diese Menschenhändler fahndet, ist es ihr doch noch nicht gelungen, dem
Unwesen Herr zu werden. Manchmal findet man unter den Beamten einen Gutmütigen,
der sich durch das Gaukelspiel der Binongkonesen täüschen läßt und an den Sklavenhandel
in den Gewässern zwischen Celebes, den kleinen Sunda-Inseln und dem Timor-Archipel
nicht glauben will.
Unter der Begleitung des Dorfhauptes, zahlreicher Hadjis und einiger malayisch
sprechender Leute machte ich einen Rundgang durch das Dorf. Dieses gleicht mit seinen
Pfahlbauten völlig dem vorher besuchten Wandji, nur daß die Häuser bsesser sind, einen
Bodenraum und selbst noch Fenster im Hausdach besitzen, während eine Vorgalerie fehlt.
Die zahllosen Petroleum-Kistenbretter der Hauswände verraten ihren Ursprung.
Während des West-Monsuns ruht die Sc hi f f ahr t in diesen Gewässern fast ganz,
da die an der West-Seite liegenden Orte einer starken Brandung ausgesetzt sind. Hier in
Taipäbu aber haben sich die Bewohner einen Hafen gebaut, um von den Windverhältnissen
unabhängig zu sein. Eine mächtige Mauer aus Korallenblöcken bildet die Mole, auf der an
Stelle pfeilerartiger Holzstempel zum Befestigen der Schiffe dicke Steinsäulen, Stalagmiten
au& einer benachbarten Tropfsteinhöhle, angebracht sind. Die Segelboote (banka-banka)
werden hier, wie auf Wandji, nach buginesischer und makassarischer Art gebaut. Sie besitzen
am Achterdeck einen unpraktischen, kastenartigen Aufbau, von dem aus das meist seitlich
angebrachte Steuer regiert wird. Der Mast ist fast immer in der alten Form durch zwei
schräge Bäume gestützt, hin und wieder jedoch schon durch Trosse gehalten.
Auch auf Binongko wird zum eigenen Gebrauch Fischfang getrieben. Der Haupterwerb
besteht aber im Ha n d e l , dem Aufkäufen von Produkten der kleineren Inseln und
ihrem Verkauf auf den größeren Handelsplätzen in Ambon, Buton, Makassar und selbst
Singapore. Wie auf Wandji bauen die Binongkonesen auf ihrem Korallenriff Mais und die
holzartige Ubi (kanük-kaü), deren Saft den Menschen betäuben und ihm selbst den Tod
bringen soll und deshalb mittels einer Presse (pepia kanük-kaü) vor dem Zubereiten entfernt
wird. Die hierzu nötige Vorrichtung besteht aus einem senkrecht in die Erde gegrabenen
Baumstamm mit einem viereckigen, großen Loch in der Mitte, in dem eine Planke als Hebel
steckt. Unter diesen wird die geraspelte, jedoch in Palmenhüllblätter als Paket (kömünto)
zusammen gewickelte Ubi-Masse geschoben und durch Herunterdrücken des Hebels, meist
auch indem sich der Arbeitende einfach darauf setzt, ausgepreßt. Die austretende milchige
Flüssigkeit (tobäro), die nach zwei Tagen sauer wie Bierschlempe riecht, liefert nach dem