die ersten Jahre sehr schlecht oder garnicht zu überdauern. Nur die Areng-Palme dürfte
sich besser mit den Bodenverhältnissen abfinden; denn ich sah im mittleren Muna sogar
große, waldähnliche Bestände. Daher sind die Munanesen meist gute Palmweintrinker, und
der Palmzucker ist ein gesuchter Handelsartikel. In einigen Gebieten, z. B. im Bezirk
Lohia, wächst ein schmackhafter Kaffee, doch wird er nur in geringen Mengen nach entfernteren
Inseln verkauft. Im Lande selbst ist er als Getränk weniger beliebt als warmes
Zuckerwasser; Tee ist unbekannt.
Weber ei . Den wichtigsten Erwerbs- wie Kunstzweig bildet auf Muna die Weberei,
welche die Baumwolle und der hier in Mengen wachsende Kapok begründen. Das selbst
gesponnene grobe Garn wird oft in rohem Zustande verarbeitet oder mit Indigo blau und
schwarz, mit Baumrinden und Wurzeln gelb, orange und rot gefärbt. Die beliebteste Farbe
ist ein leuchtendes Orange, aus Kudära-Farbholz hergestellt, und dem butonesischen Einfluß
ist der Gebrauch von grünen und grellroten Anilin-Farben zuzuschreiben.
Die Webkunst der Munanesen hat eine große Zahl von Mustern hervorgebracht;
am häufigsten sind langgestreifte Kleiderstoffe mit der Grundfarbe Orange oder Dunkelrot,
sowie mit feiner weißer Querstreifung, dann kleinkarrierte in vorwiegend Dunkelrot und
Weiß. Die schmalen Schals haben Kanten in lebhafteren Tönen, meist gelb, grün und blau.
Ihre verschiedenen Farben sind niemals scharf abgegrenzt, sondern verschwimmen ineinander
und ergeben infolge der geschickten Wahl, besonders bei Verwendung von Naturfarben,
schöne Nüancierung. Sie sind außerdem an beiden Enden mit gedrehten Fransen verziert.
Auf Muna herrscht auch eine europäische Sitte, die bei der großen Unsauberkeit
der Leute erstaunlich und im allgemeinen bei den Eingeborenen des Archipels nicht bekannt
ist, nämlich der Gebrauch des Taschentuches (kapsüli). Vielleicht kam dieser Fortschritt
von Buton, jedenfalls aber scheint das Bedürfnis dazu vorhanden zu sein. Diese bunten
groben Tücher, die eine europäische Haut wund machen würden, stecken denn auch in
jedermanns Gürtel. Sie haben besonders schreiende Farbenzusammenstellungen, wie z. B.
Blau mit Giftgrün oder Rot mit Orange, und da die nebeneinander liegenden Fäden in
der Farbe abwechseln, gewinnt das Tuch ein eigenartiges irisierendes Aussehen. Schließlich
weben die Munanesen noch aus groben Fäden sehr bunte längsgestreifte Bänder (kamända),
die an unsere Gurte erinnern.
Be k l e i d u n g . Es ist eigentlich wider Erwarten, daß Menschen, die ihren Körper
im Schmutz verkommen lassen, so viel Wert auf schöne bunte Stoffe legen. Die Knaben
bekleiden sich schon von ihrem dritten Lebensjahre an mit einer Art Badehose (säla), über
der sie später ein Lendentuch (bèta) tragen. Dieses wird für gewöhnlich ohne das vorhin
erwähnte Leibband in der Taille fest eingedreht, manchmal aber vollständig zu einer Rolle
zusammengewickelt, sodaß die Hose zum Vorschein kommt (s. Taf. XIV). Diese Sitte
dürfte von den Bugis eingeführt sein. Zum Halten der Beinkleider benutzt der Munanese
eine Kordel (kamända kaüro), die durch ihre Flechtart besonders erwähnenswert ist. Die
acht verschiedenartigen Fadenbündel sind nämlich so miteinander verschlungen, daß ein
viereckiger Querschnitt zustande kommt. Diese Kunst scheint jedoch keine eigene Erfindung,
sondern erst mit dem Islam hierher gekommen zu sein.
Bei festlichen Gelegenheiten tritt an Stelle des Leibbandes der durch eine Schnalle
geschmückte breite Zeuggürtel, mit dem ein gewisser Luxus getrieben wird. Das längliche
schildartige Verschlußstück ist meist aus Perlmutter mit aufgesetzter dunkler Halbkugel und
eingeritzten blattartigen Figuren, bald butonesische Stanzarbeit aus Weiß- oder Kupferblech
(Fig. 82) oder das Produkt buginesischer Ciselierkunst in Messing, mit und ohne Oxydationsschicht,
mitunter auch javanische Filigranarbeit in Silberdraht.
Der gemeine Mann pflegt seinen Oberkörper entblößt zu halten, und nur die Dorfhäupter
bekleiden sich mit Jacken von butonesischem Schnitt. Den Kopf bedeckt der eine
mit einem gewöhnlichen aus Rohr geflochtenen Petzei (söngko ngänlu), die anderen mit
buginesischen Spitzkäppchen (söngko), wie sie auch auf Buton eingebürgert sind. Auch schlechte
javanische Kopftücher haben durch Bugis und Butonesen bereits Eingang gefunden.
Die Frauen im südlichen und westlichen Muna scheinen im allgemeinen unter ihrem
Lendentuch ausschließlich Hosen wie die Männer, im nördlichen statt dessen ein zweites
Hüfttuch zu tragen, das durch ein Gürtelband (kamända) gehalten wird. Den oberen Stoff
raffen sie auf der Brust zusammen und stecken den Zipfel ein, wie es bei den Sundanesen
auf Java üblich ist, eine sich beständig lockernde Befestigung, die stets einen unordentlichen
Eindruck macht. Im südlichen Gebiete wird von ihnen, vielleicht ebenfalls infolge butonesischen
Einflusses, die lange ärmellose Jacke der Küsten-Malayen (badju) bevorzugt.
Auf dem Gang zum Markte nehmen die Frauen außerdem einen slendangartigen
Schal (bida) mit und ein Tuch (kawäwe), das nach Art der Sarongs zusammengenäht ist
und zur Aufnahme der Marktwaren dient. Dieses tragen sie entweder über der Schulter
oder über die Stirne auf dem Rücken wie ihre Körbe (kalänka). Die Männer jedoch befördern
ihre Lasten wie die Javanen mit über die Schulter gelegten Traghölzern (kasüne).
Die Haartracht der Munanesinnen ist ganz anders wie die der Sasakerinnen Lomboks.
Auf ihrem schmutzigen Kopfe bauen sie ihr starkes, meist krauses, oft lockiges Haar in
vier verschiedenen kunstvollen Arten auf, die manchmal stark an Europa erinnern. Wie auf
Wandji findet man hier den langen, steifabstehenden Knoten am Hinterkopfe (Taf. XIX,
Fig. 2) neben dem gewöhnlich üblichen, den ein Schmuckkamm auf dem Wirbel hält. Eine
weitere Form wird nur halbhoch getragen und mit einem farbigen gewebten Band, wie es
als Gürtel Verwendung findet, umwickelt, also etwa der „neuesten Mode von Europa“ entsprechend,
während die letzte, die man ganz vereinzelt beobachtet, aus geflochtenen
Zöpfen besteht.
Die Männer lassen ihr struppiges Haar nicht über ein Dezimeter lang werden und
manche schneiden es, wie die Butonesen, bereits ganz kurz.