D a s D o rf B a ja n (Fig. 2) zeigt drei Arten von Häusern: Das Wohnhaus (bäle), das
Fremden- resp. Schlafhaus (barüga) und die Reisschober (sämbi). Die W o h n h ä u s e r
variieren in ihrer Höhe zwischen 2 bis 3 m, in der Länge zwischen 3 bis 4 m und in der
Breite zwischen 2x\i bis 31/» m. Das Wohnhaus ruht auf einem Fundament aus Stein mit
Lehmfüllung (bätäran) von 0,75 bis 1 m Höhe, wovon auf eine festere Steinpackung 20 bis
25 cm kommen. Das Dach ist mit Alang-alang-Gras gedeckt; die Wände, welche nur eine
Öffnung, nämlich die niedrige Tür besitzen, bestehen aus dem gewöhnlichen, dreiteiligen
Bambusgeflecht. Pfeiler und Balken sind aus Holz mit Ausnahme des Dachgerüstes, das
aus Bambus hergestellt ist.
Das Innere des Hauses hat sozusagen zwei halbe Etagen. Der Unterraum enthält im
einem Herd mit vier bis fünf Kochlöchern, der
aus dicken Steinen, verschmiert mit Lehm, aufgebaut
ist. Ringsherum stehen Wassergefäße aus
Kürbisschalen und Ton, sowie Kochtöpfe; an den
Wänden hängen die verschiedenen Küchengeräte.
Der vordere Teil des Raumes enthält die Schlafgelegenheiten
für die Männer und das Gesinde.
Diese sind einfache Bambuspritschen (damparän),
deren unterste 60 bis 70 Zentimeter über dem
Boden liegt. Die nächste ist seitlich und um
-1 / 2 m höher.
Der Oberraum ist nur um 1 L/2 m erhöht
und nimmt die vordere Ecke des Hauses ein.
Er ist vollständig abgeschlossen und dient als
Frauen- oder Ehegemach. (Fig. 2).
Die F rem d e n h ä u s e r befinden sich in dem 90
Quadratmeter großen Vorhof (bentjingä) des
Dorfes, eingefriedigt durch einen besonderen Zaun,
und bestehen lediglich aus einem auf sechs
Pfeilern ruhenden Dach. Der größere Teil
dieses Fremdenhauses besitzt einen 1 m über
der Erde angebrachten Boden, der als Pritsche
dient, der kleinere, freigebliebene enthält auf der
hinteren Teil die Küche, bestehend aus
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F ig . 2. D ie A n la g e d e s D o r f e s B a ja n . (A u fg e n om m e n v . V e rf.
Erde nur einige Steine, auf denen gekocht wird. — Die R e is s c h o b e r sind kleine Häuschen,
die auf vier Pfählen ruhen.
Im großen und ganzen liegen alle Gebäude in annähernd nord-südlichen Reihen.
Die Türe der Wohnhäuser befindet sich stets an einer der Längsseiten, nicht aber an der
Giebelseite, wie bei vielen höherstehenden Völkern des Archipels, den Buginesen,
Makassaren, Mandaresen u. a., besonders bei Häusern der Vornehmen. Gelegentlich sieht
man jedoch bei den höheren Adeligen gleichfalls diese Anordnung, was auf balinesischen Einfluß
zurückzuführen sein dürfte.
Die Sasaker des Bajan-Distriktes leben vorwiegend von Reiskultur, Büffel- und vor
allem von Pferdezucht. Ihre Gärten enthalten die gewöhnlichen tropischen Fruchtbäume,
nur ist der Melonenbaum und die Apfelsine, bis auf die große Pumpelmus (djarüti =
Citrus decumana L.) wenig vorhanden.
Die bekannten Knollengewächse (ubi, katella, kladi), auch Gurken und Melonen fehlen
nicht, ebensowenig die verschiedenen Sorten von rankenden Bohnen (hantap) und Erbsen, sowie
Bohnenbäume (ketudur, Sesbania grandiflora Pers.) mit großen, weißen oder rosafarbenen
Schmetterlingsblüten und langen Schoten. Angebaut wird Baumwolle und Ricinus, dessen
Früchte man, zusammen mit Baumwolle gestampft, zur Herstellung der Lichter benutzt.
Die Gegend zwischen Labuan-Tjarik und Bajan besitzt teilweise dürre Grasflächen,
Wiesen und Buschwildnisse, zusammengesetzt aus dornigen Mimosen (Dich.rosta.chys nutans
Benth.) mit zierlichen rosafarbenen, hängenden Biütenähren, aus Akazien (Acacia Farnesiana
Willd.) mit leuchtend gelben Blütentrossen, aus Flächen von hohen Malvaceen, buntblumigen
Balsaminen, Knöterichgewächsen und gelben wie blauen Korbblütlern (Ageratum, Vernonia,
Emilia). Dazwischen schlingen sich die Ranken von roten und weißblühenden Bohnen,
von blauen, rosafarbenen und weißen Winden, dunkelblauert Tradescantien (Commelina
bengalensis L.) und anderen Commelinaceen, wie sie ähnlich als Topfpflanzen unsere
Zimmer zieren. Eine große Zahl herrlicher Schmetterlinge gaukelt von Blüte zu Blüte.
Auffallend sind hier die vielen Vögel, unter denen ein kleiner azurblauer Fliegenfresser
(Hypothymus azurea Bodd.) und ein großer violetter Coraciide (Eurystomus orientalis
australis Cwarus) viel vertreten ist. ln großen Mengen schleppten mir die Dorfbewohner
hübsche Prachtwanzen (Tectocoris) von gelbroter, blauer, grüner, roter und schwarzer Farbe zu,
ebenso die aus ihren Reisfeldern stammenden, lebendiggebärenden Sumpfschnecken (Paludina
javanica Kob.) und die kleinen Kugelschnecken (Ampullaria scutala Mouss.).
Lange hielt es uns nicht in Bajan, denn über uns winkte der Rindjani. Wieder
waren bei Sonnenaufgang die Träger nicht zur Stelle, trotzdem der Pungawa tags vorher
die Leute der Nachbardörfer zu sich beschieden hatte. Der Arme lief hilflos hin und her,
schickte die wenigen vorhandenen Leute auf die Suche, doch niemand kam zurück.
Stunde um Stunde verrann, der hohe Herr brach in seiner Hilflosigkeit in Tränen aus. Um
schneller vorwärts zu kommen, schaffte er schließlich seine Pferde heran, die mit den
schweren Reissäcken bepackt wurden. Allmählich fanden sich auch die Träger ein, und als
sich endlich unsere Karawane in Bewegung setzte, waren selbst die Drückeberger fidel
und lustig und lachten sogar vergnügt, wenn es knietief durch den Schlamm ging.
Auf weißen, hageren aber kräftigen Pferden, deren spitzer Widerrist sich trotz einer
dicken Satteldecke unangenehm fühlbar machte, zogen wir voran.
Unser Weg führte zuerst in östlicher Richtung bergab über die E b e n e v o n L o lo ä n
(zu deutsch: Mündungsgebiet eines Flusses in die See) nach Batu Säntek. Geologisch wichtig
ist, daß diese Ebene eine zwischen 140— 160 m
sich ausdehnende Meeresterrasse darstellt, welche
von drei Flußterrassen des Bajan- und Grenäng-
Flusses bei Batu Säntek, begleitet werden. Diese
Flußtäler sind tief eingeschnitten und zeigen
diskordante Kiese und Sande, mit Blöcken unter-
F ig . 3. Q u e r p r o iU d u r c h d . . O r e „ d „ g - F l „ ß , a l . p Steilwänden.Teilweise ist die Erosion
so weit fortgeschritten, daß die Terrassen in schmale, lange Rücken innerhalb der Täler zerlegt
sind. Im Tale des Loko Gren^ng beim Dorfe Barung-bira liegen die Terrassen auf der einen
Seite eingemeißelt wie Treppenstufen, während die Hochterrasse in steiler Wand abfällt und
einen Kamm bildet, auf dessen anderer Seite, in Höhe der Mittelterrasse, ein zweites, nur
in der Regenzeit lebendiges Wasser führendes Flußtal einschneidet, das dem ersteren parallel
und über ihm läuft. (Fig. 3.)