im Dorfe, das tägliche mehrfache Baden seiner Bewohner und das gleichzeitige Waschen
ihrer Kleider spricht für die Reinlichkeit dieser Leute.
Die B e le u c h tu n g der Häuser geschieht weniger vermittelst Ricinus- und Harzlackeln
sondern meist durch Öllampen (padamerän). Besonders interessant ist die nebenstehend
abgebildete (Fig. 54). Eine Muschel, im Ausschnitt eines Bambusrohres
gehalten, dient als Behälter für das Kokosnußöl, ein Zeugstück wird als
Docht über den gezackten Rand gelegt und eine aus Ringen bestehende Kette
ermöglicht ein Hoch- und Niedrighängen der Lampe.
Die H ä u s e r unterscheiden sich nicht wesentlich von den bereits beschriebenen,
nur daß außer geflochtenen Wänden auch noch solche aus Holzplanken
Vorkommen. Die Wohnungen der Reichen haben ein hohes, oft zu
einem Keller (bäwa) ausgebautes Fundament mit Türen und Fensterlöchern
(lawäng kötjil). Häufig nehmen dieselben eine Grundfläche von 11x12 m ein;
man findet derartige hauptsächlich im
alten Dorfviertel, der Wohnung des
Distriktsvorstehers,das durch dicke Lehmmauern
mit großen Türen nach balinesischem
Muster umgeben ist. Besonders
schön ist das Haus des verstorbenen
Oberhauptes. Das 2 m hohe
Steinfundament enthält den großen Keller
(böngang) mit einer Reihe vergitterter
Fenster und einer prächtig geschnitzten
zweiflügeligenT ü r (kurl) (Fig. 55), auf der
zwischen stark verschlungenen Ranken-
mustern Löwen angebracht sind. Diese
Tür ist von einem Sasaker, wahrscheinlich
nach balinesischem Vorbild angefertigt, und dieLöwen
dürften ein hinduistisches Motiv darstellen. Auch die
zahlreichen anderen Schnitzwerke, besonders die Naga-
Schlangen und eine mit einem prächtigen Raksasa-Kopf
versehene Holztrommel, ein ausgehöhlter Baumstamm,
weisen auf balinesischen Ursprung hin.
Ein altes sauberes Mütterchen, die Witwe des früheren
Distriktshauptes, zeigte uns gerne ihre H a u s e in r i c h tu
n g , war aber nicht dazu zu bewegen, die Tür zu
verkaufen. Neun Stufen führen zur Vorhalle des
HauSes hinauf, während eine Vorgalerie auf dem niedrigen
Sockel vor dem Keller liegt. Dieser Vorraum ist von
den eigentlichen Wohnzimmern durch eine oben durchbrochene
Wand (tebüh sujün) getrennt, die aus F ig 55. G e s c h n itz te K e l le r tl l r im H a u s e d e s
schnörkelartig gebogenen Stäben und Platten zusammen- «it=n “ ertagb.i. nach haiieesetzt
ist. Das Inrtenhaus hat ein schmales Vorzimmer, , , . . ■, . . .
hinter dem ein großer Schlafraum liegt, ln diesem sieht man auf beiden Seiten himmelbettartige
Schlafstellen mit Kapok-Matratzen, die kaum erhöht über dem Fußboden liegen.
Wände und Boden bestehen aus Holzplanken.
Gerade als wir uns zur Ruhe begeben wollten, erschien ein Bote des Distriktshauptes
mit der freundlichen Einladung zum Abendessen. Da wir unsere Mahlzeit bereits
eingenommen hatten, eine Ablehnung aber nicht angebracht war, begaben wir uns mit
etwas zweifelhaften Gefühlen dorthin. Im Hause fanden sich manche europäische Anklänge.
Die Vorgalerie hatte einen weißen Anstrich, und eine geschnitzte, mit Gold und roter Farbe
bemalte Tür führte zum Innnenhause. Die Wände zierte eine ganze Serie blindgewordener
Spiegel im Goldrahmen, und zwei große europäische, aber stark qualmende Lampen beleuchteten
einen Marmortisch und mehrere Schaukelstühle.
Kaum hatten wir Platz genommen, als auf großen hölzernen Tortenplatten eine
erschreckende Menge von allerlei Backwerk hereingeschleppt wurde. Dazu gab es stark
gesüßten, dicken Kaffee, der dem stärksten Mann Herzklopfen verursachen mußte. Sogar
ein Löffel war vorhanden 1 Als wir uns noch überlegten, wie wir die verschiedenen klebrigen
Gerichte auf nicht gar zu uneuropäische Art essen sollten, ergriff unser Gastgeber den
Löffel, holte sich eine gute Portion schwarzen Klebreis (rakät uräp), d. i. Reis, der im Siebtrichter
gedämpft, mit geraspelter Kokosnuß und Zucker vermischt ist, packte die Masse
auf seine Hand und reichte mir den Löffel. Nachdem wir seinem Beispiele gefolgt waren,
aßen wir mit mehr oder weniger Behagen aus der Hand. Und wir können wohl sagen,
der wirklich vorzügliche Geschmack aller Gerichte machte uns ein solches leicht. Gedanken
an die Krätze unseres Gastgebers, an den Schmutz in der Eingeborenen-Küche durften wir
allerdings nicht aufkommen lassen. Zur Freude unseres Wirtes entwickelten wir größeren
Appetit als nach unserem schon genossenen Nachtmahl zu erwarten war. Pflichtschuldigst,
um den guten Ton zu wahren und zu zeigen, daß uns das Essen gut geschmeckt hatte,
rülpste ich einige Male kräftig, dem Vorbilde meines Gastgebers folgend.
Wie die Banane einen wichtigen Platz bei den in d is c h e n M a h lz e ite n einnimmt,
so war sie auch hier in allen möglichen Formen vertreten. Die Eingeborenen verstehen es
meisterhaft, die verschiedenen Sorten ihren Eigenschaften gemäß zuzubereiten. Einige derselben,
in Streifen geschnitten und in Kokosöl gebraten (gogodbh), waren saftig und schmackhaft,
ebenso andere, mit der Schale in wenig Wasser gekocht, dann geschält und in Palmenzucker
geschmort (puläk). Gleich gut mundeten junge, noch grüne Bananen, die dünnstreifig
geschnitten, über dem Feuer geröstet und mit Palmzuckersyrup übergossen waren.
Andere Sorten, mit Reismehlteig umgeben und gebraten oder gekocht und in Kokosnußsauce
aufgetragen, schmeckten allerdings etwas mehlig und trocken.
Als große Delikatesse gelten hier die aus Klebreis bereiteten gelatinierten, pudding-
artigen Speisen. „Tempanlh“ ist gekochter Klebreis, der in wenig Kokosnußöl geröstet,
gestampft und mit trockenem Zucker gegessen wird (javanisch: djankäruk, malayisch: sägon),
während beim „Gogös“ der gedämpfte Klebreis mit Kokosnußmilch gemischt, in Bananenblätter
eingewickelt und meist in einer Bambusrohre am Feuer geschmort wird. Wird diese
Reisart vermengt mit geraspelter Kokosnuß und Zucker und dann gedämpft; so erhält man
eine dem javanischen „Kokls“ ähnliche Speise, Abbk genannt. In Kokosnußwasser mit
Bohnen zusammen gekocht, heißt sie „Belemäng“ (mal. Iüpis). Weniger entspricht unserem
Geschmack der im Wasser leimig gekochte Klebreis (rökat; javanisch: pliket). Halbgarer, zu
Flocken gequetschter und über dem Feuer gerösteter Klebreis Odah-6dah (rekit mal.) wird
mit Zucker gegessen. Da diese Reisflocken sehr haltbar sind, nehmen die Sasaker sie
gern auf ihren Jagdzügen mit.
Die Hauptspeise der Mahlzeit bildet in Bananenblätter gewickelter und mit Wasser, meist
in Bambusrohren gekochter gewöhnlicher Reis, Topäk, von den Malayen „lontong“ genannt.