des Landes noch heimlich ausgeiührt werden. Dadurch sind auch die Kampfspiele im westlichen
Teil des Landes immer seltener geworden, und als der Oberhäuptling von Koläka
zur Zeit meines Besuches ein Fest abhalten wollte, mußte ich ihm sogar einige Panzerjacken
und Helme leihen, von denen ich viele aufgekauft hatte.
T o t e n g e b r ä u c h e : Wie bereits erwähnt, findet die Kopfjagd vorwiegend kurz vor
dem Ernteiest statt, da in manchen Teilen des Landes die Toten, die bis dahin in bootartigen
Särgen aufbewahrt sind, um diese Zeit gemeinschaftlich bestattet werden. Diese
Sitte herrscht allgemein in den gebirgigen Teilen von Rumbia und im östlichen Poleang.
Die Leiche eines Fürsten bleibt bis zur Beerdigung im Hause, während man die der
anderen Leute in einem besonderen Häuschen im Walde aufbahrt; die eines Priesters,
Sandro, aber, welche man überhaupt nicht beerdigt, erhält ein besonderes Hüttchen als
ständigen Aufbewahrungsort. Im nördlichen Rumbia, z. B. bei Wambaköwu werden die
Leichen bereits nach 7 Tagen, die der Fürsten nach 40 Tagen zur Erde bestattet. In dieser
Gegend soll man sie gelegentlich aber auch schon nach 3 Tagen begraben, um das Anfertigen
des bootartigen Sarges zu ersparen.
Ist ein Maronene gestorben, so wird der Totenpriester, Läbe, gerufen, der nach der
üblichen Waschung des Körpers durch die Familie noch eine zeremonielle Behandlung des
Kopfes der Leiche mit einer Mischung aus Wasser und der geraspelten Rinde des Bilalo-
Baumes vornimmt. Der Tote wird darauf unbekleidet mit zusammengebundenen Beinen in
eine bootartige Kiste (düni) aus Toloätu-Holz gebracht und ihm seine in kleine Bündel
verpackten Kleider unter Kopf, Füße, sowie auf den Leib gelegt, und, wenn noch mehr
vorhanden ist, auch zu beiden Seiten des Körpers; ein Fürst bekommt außerdem ein
Schwert mit. Nachdem der Leiche noch etwas Erde in den Mund gesteckt und ihr der Kopf
auf die rechte Seite gedreht ist, verschließt man den Sarg, verschmiert seine Fugen mit
einer Mischung (löro) von Pflanzenfasern mit Lehm oder Harz und bindet ihn mit Rohrseilen
fest zu. Daneben stellt man allerlei Eßwaren und Sirihpinang hin.
Bei d e r B e s t a t t u n g in die Er d e gibt man in Lankäpa dem Toten eine ostwestliche
Lage, das Gesicht nach Süd gerichtet. In Nord-Rumbia, wo d'as Begräbnis, wie
erwähnt, schon am 3. oder 7. Tage nach dem Ableben erfolgt, wird die Leiche nur auf eine
einfache Planke gelegt, ebenso im südwestlichen Rumbia südlich des Tadöha-Berges. Im
allgemeinen macht man das Loch nur so tief, daß es dem Totengräber bis an den Leib
reicht, und nur für einen Fürsten darf es bis zum Hals gehen. Nach der Bettung in der Grube
wirft der Läbe mit einer kleinen Bambusschaufel jeden Tag eine Portion Erde hinein Und
hebt seine Hände zum Himmel. Am Mittag des Begräbnistages zündet er Weihrauch an,
und die Familienmitglieder berühren seine Hände, um durch ihn den Segen der Seele zu
empfangen In einigen Küstengebieten soll der heilige Mann sogar gebetsartige Gebärden
machen, Papier und Ähnliches in die Hand nehmen und die Lippen bewegen, als lese er
wie die Muhamedaner in einem Buche (Koran).
Im allgemeinen errichten die Maronene über den Gräbern auf einem niedrigen
Sockel einen E r d h ü g e l (duni = das Grab) von etwa 1 — l 1/« m Höhe, den sie mit Brettern
einfassen. Die Reichen bauen außerdem noch ein Dach darüber auf 4—8 Trägern. Sie
verzieren diese mit Einkerbungen und Ringen, gestalten sie zu Säulen und Füßen um oder
schneiden Ranken und Blumen aus, welche meist mit Weiß auf schwarzem Grunde bemalt
werden. Die Dächer selbst sind einfach wie bei Reisschobern, während die schönen großen
Wohnhaus-ähnlichen mit eingebogener Firstlinie, wie sie die Sarasins*) von Meraka in Kona-
*) Reisen in Celebes, Bd I. S. 352, Fig. 109.
wea erwähnen, von mir hier nicht gesehen wurden. Durchbrochene Ranken schmücken
die Giebelenden. Den Rand des Erdhügels umgibt entweder ein ringsum gespanntes Tau,
ein Balken oder ein mit schönen Reliefornamenten verziertes niedriges Geländer, welches
die Zweipersonengräber noch quer durchsetzt und von einander scheidet. In der Mitte
eines Männergrabes steht oben auf dem mit Lehm festgestampften Boden ein kastenartiger,
nach unten sich verjüngender hölzerner Aufsatz, in gleicher Weise mit Rankenmustern geschmückt
und schwarz, weiß oder rot bemalt. Er enthält die Grabbeigaben: Bestandteile
zum Sirihkauen nebst Kalk- und Tabakdosen in einer Kokosschale oder auf einem Teller,
gelegentlich schöne chinesische Wasserkrüge und Porzellanschalen und an Eßwaren vor
allem Bananen und Zuckerrohr. Außerdem liegt noch das in eine Schlafmatte eingewickelte
Kopfkissen des Verstorbenen hinter dem einfachen, kleinen Pfeiler aus Holz oder plattem Stein,
der über dem Kopf errichtet ist. Genau wie die Sarasins in Konawea fand ich bei Liano
als Beigabe auch einen schönen Hut, der mit einem Pflock befestigt und dadurch für die
Lebenden unbrauchbar gemacht war (Taf. XXV Fig. 2).
In Wambaköwu war erst kurz vor unserer. Ankunft das Totenfest gefeiert und das
Grabhaus errichtet worden. Wir fanden daher hier auch die üblichen Beilagen, und
an den Ecken des Häuschens flatterten
noch einige Fähnchen und
ringsherum an Fäden Zeuglappen,
ähnlich wie auf Binongko und in Ost-
Buton. Die Kinder des Verstorbenen
saßen auf dem Grabe, aßen und
schliefen dort, wie der Glaube es
ihnen für die erste Zeit nach der
Bestattung vorschreibt. Des Mittags
und Abends bei Sonnenuntergang
opferte man der Seele (sumanga,
Mengk. penäu) Weihrauch. In anderen
Gebieten, besonders an der Süd-Küste,
zündet- d e r Totenpriester am 1., 3.,
7. 40. und 100. Tage nach dem Ab- F lg . 134. G r a b e in e r F r a u d e s G r o ß h ä u p t l i n g s v o n K o lä k a .
leben außerdem eine Öllampe an
(muhamedanischer Einfluß 1). — Die beschriebenen Totenhäuser liegen unmittelbar bei den
Wohnungen, meist zu mehreren nebeneinander. Im Küstengebiete von Mengkoka habe
ich sie in dieser Form nirgendwo zu Gesicht bekommen, wohl aber ein großes bootartiges
Grab, in welchem die im Wochenbett verstorbene Frau des Oberhäuptlings von Koläka
gerade am Tage unserer Ankunft beigesetzt war. Figur 134 zeigt dasselbe in- noch nicht
ganz fertigem Zusande.
S e e l e n - u nd G ei s t e r g l a u b e : Wie schon aus der Bedeutung der Kopfjägerei
hervorgeht, herrscht in Südost-Celebes, vor allem bei den Maronene ein ausgesprochener
Se e l e n k u l t . Dieser weist eine große Ähnlichkeit mit dem von Buton (S. 198 u. 199) beschriebenen
auf. An Stelle der dortigen Grabpfeiler mit dem ausgeschnittenen Modell eines
Hauses und eines Schiffchens darauf, errichtet man hier nur die großen, vorbeschriebenen
Grabhütten. Die Maronene glauben ebenfalls, daß die Seele der Verstorbenen solange
im Hause lebt, als sich der Sarg dort befindet, und erst am Tage der Beisetzung in das
Grab übersiedelt. D ie T o t e n h ä u s e r s i nd al so wie auf Bu t o n S e e l e n w o h n u n g e n