ein Holztäfelchen, auf dem mit Kreide einige arabische Worte geschrieben waren. Auf meine
Frage nach der Bedeutung wurde Mäsila verlegen und gestand mir endlich nach langem
Hin- und Herreden, daß mit dem aufgeschriebenen Koranwort der Teufel (ibihsi) vom
Hause fern gehalten würde.
Da die Ausführung der vielen gesammelten Messinggefäße manchmal kunstvoll war,
fesselte mich ihre Herstellungsart sehr. Fast vor jedem Hause befindet sich hier unter
einem Vordach die G e l b g i e ß e r e i (Fig. 105). Ein Loch im Erdboden dient als Schmelzofen,
der mit Holzkohlen (haü) aus dem Stamme des Papaya-Baumes geheizt wird, und
F ig . 105. B u to n e s i s c h e G e lb g ie ß e r b e i d e r A rb e i t.
zwei dicke Bambussäulen (busöa) bilden den Blasebalg. Zwei von diesem ausgehende
Blaspfeifen (embalo-bälo) laufen in einem durchlöcherten feuerfesten Stein (kontju rabu,
batu abu) zusammen. Messing (tumbage kuni) oder Zink (timasari), Zinn (timara), Kupfer
(tumbage) werden in einem Schmelztiegel (polu-polüka palentöna riti) aus einem Gemenge
von Ton mit Holzkohle unter die Glut geschoben.
Das Merkwürdige der Gelbgießerei auf Buton ist die Hersteflung auf die alte Art
nach Modellen aus Bienenwachs (täru) in der verlorenen Form.
Das Wachs wird zuerst auf einem Brett (döpi) geschmeidig* gemacht, ohne Drehscheibe
zu einem Topf geknetet (pisi) und auf einem Eisennagel (pälu) mit dickem, runden
Knopf, ähnlich wie die Tongefäße, dünn geschlagen. Nun umschmiert man das so entstandene
Modell (pasitäka täru) innen und außen mit einer Lehmschicht (katänge) aus
rotem Ton (tana male'i) und Sand (bòne) und setzt an einer Stelle ein Röhrchen ein. Diese
Form (jetzt: pasitäka moto tange) wird über dem Feuer auf einem schwebenden Bambusreck
(taläsa) langsam getrocknet-und gebrannt (tonda) (s. Fig. 105). Darauf gießt man das
flüssig gewordene Wachs durch das Tonröhrchen aus und füllt das mittlerweile im Tiegel
geschmolzene Metall hinein. Zum Anfassen dienen eine Zange (supi) und zwei Hölzer mit
Eisenspitzen (kao-uldi).
Infolge des zur Form verwandten sandigen Tones ist das fertige Messinggefäß (polu-
poluka riti) sehr rauh und unansehnlich und wird deshalb vom Gelbgießer (pande riti) auf
der D r e h b a n k geglättet. Letztere besteht aus einer rotierenden Scheibe (moheläna), die
ein Kind mit Hilfe zweier Schnüre (kahéla) bewegt, und aus einer eisernen Spindel (nin-
tjina) mit einem zylindrischen Holzklotz (pasóla), auf den der Topf geschoben und durch
Metallkeile (ponte) festgehalten wird. Nachdem er durch Feilen (pagiäno) von seinen
größeren Unebenheiten befreit ist, dieht man ihn mit einem Meißel' (paséda) ab. Ein Gefäß
in den verschiedenen Formen seiner Herstellung zeigt Fig. 106.
Kleine Kochtöpfe werden in einem Guß angefertigt, größere in zwei Hälften, die nachher
zusammengelötet werden. Die hohen Untersätze für Kaffee- und Wasserkannen bestehen
stets aus oberer Platte
und Fuß. Bemerkenswert
ist die Art
der Befestigung beider
Stücke. Sie sind
entweder vernietet'
oder werden durch
angebrachte Zapfen
nach Einschiebung in
Löcher und halber Fig‘ IQ5- D k E n tw ic k lu n g d e s M c s . s in t - g e i ä ß e s r l .S c h m e l z t i e g e l ; 2, .'S W a c h sm o d e ü e e in e s k le in e n
IT , , u n d g r o ß e n G e f ä ß e s ; 4 u n d 7 L e h m fo rm e n ; 6 r o h e r G u ß ; 5 u n d 8 a b e e d r e h t e f e r tig e T ö n f e Umdrehung von ' -
einer Leiste festgehalten. Bei Leuchtern hat die Säule sogar eine Verschraubung sowohl
mit dem Fuß, wie mit dem Ölbehälter. Kleinere Untersätze für Tassen sind schüssel- oder
tellerförmig und haben durchbrochene und ausgezackte Ränder.
Die mannigfaltigsten Formen entstehen rih den Arbeitsstätten von Lamanga, doch ist
die Blütezeit der Messinggießerei augenscheinlich vorüber. Die alten Geräte weisen eine
viel größere Kunstfertigkeit auf und sind viel reicher verziert: Man kann 5 Typen unterscheiden
: ■
1. Randverzierungen durch Spitzen und runde Zacken.
2. Ziselierungen, nämlich Band- und Randornamente, die durch Einritzen und Einschlagen
von Strichen und Punkten hergestelit werden.
3. Gestanzte und gepunzte Muster, wie Punkte, Striche, Blumen, Faszetten und Rippen.
4. Ausgeschnittene Ornamente, wie runde und eckige Löcher, Herzen, Halbmonde,
Sterne, Blumen und Ranken.
5. Reliefmuster, meist aufliegende Ranken, die aus sehr dickwandigen Gefäßen herausgeschlagen
werden. Durch Verbindung mit No. 2 entstehen Blätter mit Nervatur. Besonders
kunstvoll sind erhabene Zackenbänder, welche kranzartig den Topfrand umgeben
und einzeln mit zierlichen, teils eingegrabenen, teils heraustretenden Ranken ausgefüllt sind.