Das Zustandekommen der Wolkenbildung und mit ihr des Wetters entspringt dem
Kample der (SW-) NW- mit den SO- (NO)-Winden, von denen die einen die Regenzeit,
die ändern die Trockenzeit charakterisieren. Was die Sonne als Urheber der Winde im
Wechsel von West- und Ost-Monsun leistet, das wiederholt sich täglich im Kleinen, wobei
bald die eine Windrichtung, bald die andere das Übergewicht erlangt. Interessant ist es
nun, an einigen Wolkenbildern die großen Veränderungen im Luftraum zu studieren, welche
die Sonne täglich veranlaßt.
An der Hand von 4 Abbildungen, die am 5. Mai 1909 sowohl photographiert als
auch nach der Natur gezeichnet wurden, gesehen von Psugulän in 2375 m und vom
Rindjani von 3500 m, seien diese Verhältnisse erläutert. Nachts bei Vollmond bedeckte ein
Cirrus-Schleier den Himmel. Morgens 6 Uhr herrschte nach dem nächtlichen SW-Wind
NW. Zu meinen Füßen lag ein undurchdringliches Meer, dessen Oberkante sich etwa
1500—1650 m ü. M. erhob. Gegen 6 Uhr zogen die einzelnen, etwa in 2500—3300 m schwebenden
Glomerati nach
SO, und in derselben
Richtung bogen sich die
Spitzen der aufschießenden
Türme um. Um 6 Uhr
30 Min. begann die Störung.
Auf dem südöstlichen
Himmel setzte ein
NO-Wind auf, der die
Spitze der höheren Wolken,
den Cumulostratus,
zuerst nach WSW und
NW umbog (Fig. 59),
während die geballten
Cumuli noch nach NO
eilten, die Stratocumuli
aber bereits zum Stehen
kamen und in krausen
Zacken ausflossen. Die
Globocumuli stiegen auf
und wurden zu Altocumuli. Dann rückten von beiden Seiten die entstehenden Stratocumuli
aneinander, schlossen gegen 7 Uhr ihre Spitzen wie Sicheln zu einer Ellipse
zusammen und bildeten schließlich einen Ring, in dessen Innerem ein Glomeratus, emporsteigend,
zu einem Altocumultus wurde (Fig. 60).
Beim Zusammenprall beider von entgegengesetzten Winden getriebenen Wolkenmassen
gingen die nordöstlichen als Sieger hervor. Um 7 Uhr 30 Min. a. m. waren alle
Stratocumuli und Altocumuli südwärts gerichtet, wohin auch die Köpfe der Unterwolken,
der Globo- und Liniencumuli eilten (Fig. 61). Die Stratocumuli lösten sich in prächtige
Büschel von Altocumuli und Altostrati auf. Überall herrschte NO-Wind.
Dieselben Vorgänge beobachtete ich später bei 3300 und 3550 m, nur daß der
Glomeratus zusammen mit den Cumuli mehr unter mir und in gleicher Höhe schwebten,
während der Stratocumulus sich über mich erhob und zum Altocumulus, Altostratus
und schließlich zum Cirrusstratus wurde.
Das Wolkenbild (Fig. 62) ist am 18. Mai 1909 mittags 121/s Uhr in 3550 m ü. M.
aufgenommen. Es zeigt tief unten wogende Cumuli und einzeln im Luftmeere schwebend
die Glomerati mit voraneilender
Spitze und solche,
die hinaufstreben in Höhe
des Beobachters. Altostrati
schweben wie Rauch aus
einem mächtigen Krater in
langen, gefiederten Cirrusbüscheln
empor infolge des
aufsteigenden starken, heis-
sen Luftstromes. — An
und für sich dürften die
geschilderten Bewegungen
keine außergewöhnliche Erscheinung
sein; denn es
ist selbstverständlich, daß
beim Umspringen derWinde
für eine Zeitlang der Zug
der Wolken aufeinander zugerichtet
ist. Allmorgendlich
beobachtet man gleich nach Sonnenaufgang diese Vorgänge, die lediglich den Übergang
der lokalen, durch das Rindjani-Massiv erzeugten Land- in Seewinde darstellen.
Auch zur Zeit des Monsunwechsels sieht man häufig die Unterwolken aufeinander Z u strömen
und durch ihr Zusammentreffen meistens Regen erzeugen. In d ie s em F a lle a b e r
h a n d e lt e s s ic h um B e w
e g u n g e n von h ö h e r
lie g e n d e n , n äm lichM it-
te l- u n d O b e rw o lk e n .
Die bis jetzt angestell-
ten W i n d - B e o b a c h tu
n g e n in h ö h e r e n
L u f t s c h i c h t e n beschränken
sich auf die
Großen Sunda-Inseln, vor
allen Dingen auf Java.
Es ist eine allgemeine
Annahme. die schon
durch Beobachtungen des
Pioniers der Jav a -F o rschung,
Franz Junghuhn,
festgestellt wurde, daß in
Höhen von 2300 m an
F ig . 62. D ie M it ta g s h i tz e b e w i r k t d u r c h d e n s t a r k e n a u f s t e ig e n d e n L u f ts tr o m d ie B ild u n g
v o n g e w a l tig e n C i r r u s b ü s c h e ln . (A u fg e n om n ie n in 3550 m U. M. v . V e rf.)
aufwärts stets nur der
südöstliche Passatwind, niemals der westliche Monsun weht. — Auf den Bergspitzen
Javas, wo sonst immer starke Winde herrschen, findet man häufig Windstillen während