
 
        
         
		auch  kam,  so  konnte  er  uns  doch  bereits  nach  einer  Stunde  mit  Kaffee  und  frischem  
 Kuchen  bewirten,  wie  man  ihn  zu  Häuse  auf  einem  Kaffeebesuche  nicht  besser  bekommt.  
 Eine  Art  Sandtorte,  in  der  Pfanne  gebacken,  jedenfalls  mit  mehr  Eiern  als  beim  Konditor  
 in  Europa,  sowie  Krapfen  und  andere  süße  Dinge  wurden  uns  noch  warm  aufgetischt. 
 In  den  Dörfern,  wo Mandaresen  und  Sasaker  zusammenwohnen,  bieten  die  Heiraten  
 untereinander  Schwierigkeiten  und  sind  oft Gegenstand  von  Streitigkeiten.  Bei  den  ersteren  
 ist  die  Frau  bedeutend  billiger  als  bei  den  Mandaresen;  außerdem  aber  wollen  letztere  
 nichts  von  der  Sitte  einer  nächtlichen  Entführung  wissen.  Mandaresen  bezahlen  für  eine  
 Frau  je  nach  ihrem  Stande  oft  bis  650  Mark;  wenn  sie  jedoch  vom  Stamme  der  Sasaker  
 ist,  nur  10  Puku  44  Keppeng,  d.  s.  26,42  Mark,  also  immerhin  noch  bedeutend  mehr  als  
 ein  Sasaker  für  ein  gewöhnliches  Sasak-Mädchen  gibt.  Will  dieser  aber  eine  Mandaresin  
 heiraten,  so  beträgt  das  Kaufgeld  mindestens  35  Puku = 9 2 ,0 5   Mark.  Bei  den  Mandaresen  
 kommt  es  außerdem  nicht  selten  vor,  daß  eine  ältere  Jungfrau,  für  die  sich  des  hohen  
 Kaufpreises  wegen  kein  Mann  hat  finden  wollen,  sich  das  Leben  nimmt.  So  erzählte  mir  
 der Kontrolleur von  Selong,  daß  sich  erst  kürzlich  drei Mädchen  im Alter  von  20 bis  22 Jahren  
 in  Tandjung-lüar  erhängt  hätten. 
 Die  Bewohner  von  Tandjung-lüar,  vor  allem  aber  die  Küsten-Sasaker,  und  zwar  an  
 der  ganzen  Alas-Straße,  beschäftigen  sich  mit  der  G ew in n u n g   v o n   S e e s a lz .  Das  Flachland  
 der Küste wird  gegen  das Meer  hin  abgedämmt  und  in  große, Reisfelder-ähnliche Becken  
 abgeteilt.  Bei  Flut wird  das Meerwasser  in  diese  hineingelassen  oder  aber, wenn  das  Gebiet  
 zu  hoch  liegt,  aus  einem  größeren  Kanäle  hineingepumpt.  Ein  Mann  hebt  beständig  vermittelst  
 eines,  an  unsere Ziehbrunnen  erinnernden  Hebebaumes  das Wasser  aus  dem Graben  
 in  diese Verdunstungsbecken  (paräk).  Ein  solcher Teich  verdunstet während  der Trockenzeit  
 in  ca.  sieben  Tagen,  sodaß  der  mit  Salz  durchsetzte  Bodensatz  herausgeholt  werden  
 kann.  Die  Salzerde  (täna  aüh)  wird  sodann  in  eine  Auslaugungshütte  (bälen  pengänjut)  
 gebracht.  Hier  kommt  sie  in  einen  großen  flachen  Korb  (kararöt  pengänjut)  auf  ein  
 Bambus-Gestell (tek&n  pengänjut) und wird mit Wasser ausgezogen.  Die Salzlake wird sodann  
 in  einer  besonderen  Vorrichtung  (panapäs pengänjut)  aufgefangen,  die  entweder  aus  einem  
 halb  ausgehöhlten Baumstamme  oder  aus Bambuslatten  besteht,  und  sammelt  sich  in  einem  
 untergesetzten  Tongefäß  (töpat  ai  täna  aüh).  Sie  kommt  darauf  in  die  Siedehütte  (djankl  
 pänkela  slah),  wo  sie  in  einer  großen  Pfanne,  ähnlich  wie  sie  zur  Kokosölgewinnung  
 verwandt  wird,  auf  einem  Lehmofen  (djankl)  eingedampft  wird.  Einige  von  diesen  Herden  
 sind  mit  schönen  Ranken-, Blatt-  und  Blumenmustern  versehen.  Die  durch  Eindampfen  gewonnene  
 Salzmasse  bringt  man  dann  in  einen  Siebtrichter  (kükus  oder  kokus  slah),  unter  
 dem  ein  dicker Baumwollfaden  hängt.  Das durchsickernde Salzwasser gelangt  auf  dem  Faden  
 zur völligen Verdunstung und überzieht ihn mit einer schneeweißen  Kruste.  Hat der  entstehende  
 Salzzapfen  (bäto  slah)  die  nötige  Dicke  erreicht,  so  wird  er  von  dem  Salz  befreit.  Das  
 abtröpfelnde  Wasser  fängt  man  in  einem  untergestellten  Gefäße  (genltis  ai  slah),  das  in  
 einer  Erdgrube  (plakökan  täna  ai  slah)  untergebracht  ist,  auf.  Das  hier  gewonnene  Salz  
 gelangt  in  Tüten  (kekütjur)  aus  Palmenhüllblättern  (momäle)  auf  die  Märkte  Ost-Lomboks. 
 Unser  Rückweg  von  Tandjung-lüar  nach  Selong  ging  der  Ostküste  entlang  
 über  Labuan-Hadji.  Zahlreiche  prächtige,  blau,  grün  und  rotbraun  gefärbte  Bienenfresser  
 (Merops  ornatus  L.)  mit  langem,  gebogenem  Schnabel,  jagten  am  Strande  die  Insekten.  
 Zweimal  mußten  wir  einen  Fluß  mit  ca.  8  m  hohen  Talwänden  überschreiten,  dessen  
 Wasser  uns  fast  bis  an  die  Wagensitze  reichte.  Nur  mit  vereinten  Kräften  konnten  wir 
 unser  Wägelein  auf  die  felsige  Talwand  wieder  hinaufbekommen.*)  Die  Landschaft  macht  
 durch  ihre  außerordentlich  spärliche Vegetation  einen  für  die  Tropen  fremdartigen  Eindruck.  
 Die  Grasnarbe  ist  sehr  dürftig  und  außerdem  durch  die  Sonne  teilweise  verbrannt;  zudem  
 erhält  das  Gebiet  durch  seine  Euphorbien-Sträucher  und  das  stachelige  Opuntien-Gebüsch  
 einen  eigenartigen  fast  südafrikanisch  anmutenden  Steppencharakter. 
 Der  ganze  Küstenstreifen  steigt  in  einer  bei  ungefähr  6  bis  9  m  liegenden  
 Meeresterrasse  zu  dem  dahinter  liegenden  Breccien-Hügellande  an.  Er  besteht  aus  Seesanden, 
   denen  zahlreiche  kleine  Bimssteingerölle  beigemischt  sind.  In  den  Flußtälern  sind  
 dieTerrassen-Sande angeschnitten und zeigen gleichmäßige, horizontale Lagerung der Schichten.  
 Stellenweise  scheint  es  gehobenes  Sumpfland  zu  sein,  da  an  den  tieferen  Stellen  Tonablagerungen  
 auftreten.  In  der Nähe  des Meeres  ragen  aus  ihnen  inselartig  einige Breccien-  
 Hügel  heraus. 
 In  diesem  Gebiete  südlich  von  Labuan-Hadji  befindet  sich  eine  dankenswerte  Einrichtung  
 der  Niederländisch-Indischen  Regierung,  eine  Stätte  für Lepra-Kranke,  die  z.  Z.  110  
 Aussätzige  beherbergt.  Seit  einigen  Jahren  läßt  die Regierung  alle  Lepra-Kranken  Lomboks  
 zwangsweise  dorthin  überführen,  wo  sie  gute  Verpflegung  haben. 
 In  Labuan-Hadji  selbst,  der  östlichen  Hafenstadt  der  Insel,  wohnen  Sasaker,  Mandaresen, 
   Sumbawanesen  und  Bugis,  doch  liegt  der Haupthandel  in  Händen  der Chinesen. 
 Im  Rindjani-Krater. 
 In  der Morgenfrühe  des  22.  Juni  brachte  mich  ein Wagen  von  Selong  über Rempung  
 nach  Lenek,  wo  für  mein  weniges  Gepäck  8  Träger,  Pamanku,  Klian  und  2  Dorfpolizisten  
 bereit  standen.  In  Kembang-kerang-Sumbawa  schlossen  sich  noch  ein  Klian,  mehrere  angebliche  
 Pamankus,  Polizeidiener  und  viele  andere  Menschen  an,  unter  dem  Vorwande,  
 Essen  für  die  Träger  schleppen  und  sie  ablösen  zu  müssen.  Die  Bewohner  dieses  Dorfes  
 entstammen der Westküste von  Sumbawa  und  gelten  für bessere Muhamedaner als  die Sasaker. 
 Ganz  im  Gegensatz  zu  unseren  Gebirgs-Sasakern  zeigten  sich  die  Kulis  außerordentlich  
 schlapp  und wechselten  ihre  Lasten beständig.  Schon  am Abend  des  ersten Tages  
 waren  6  Leute  liegen  geblieben.  Wahrscheinlich  hat  das  unterwegs  getrunkene  Wasser  bei  
 ihnen  das  auftretende  starke  Erbrechen  und  Fieber  hervorgerufen. 
 Die Wälder am  Süd-Abhange  des Rindjani werden  von  den  Sasakern  zu Jagdzwecken  
 viel  besucht,  und  anfangs  konnten  wir  diese  Pfade  benutzen.  Wir  hätten  vielleicht  auf  
 diesen  Wegen  in  das  Gebiet  der  Casuarinen-Bäume  gelangen  können,  wenn  einer  unserer  
 Führer  auch  nur  eine  Ahnung  vom  Wege  gehabt  hätte.  Früher,  so  erzählte  man  mir,  besonders  
 zu  Zeiten  der  balischen  Königsherrschaft,  sollen  Eingeborene  die  heißen  Brunnen  
 im  Krater  häufig  besucht  haben,  das  letzte  Mal  (vor  4  Jahren)  soll  der  Kontrolleur  van  
 Affelen  oben  gewesen  sein.  Leider  konnte  der  Pamanku,  der  diesen  Herrn  begleitet  hat,  
 nicht  mit  mir  gehen,  da  der  würdige  Diener  des  Gottes  Batara  wegen  Diebstahls  eine  
 3jährige  Gefängnisstrafe  abzubüßen  hatte.  Mein  einziger  echter  Pamanku  aber  erbat  sich  
 die  Erlaubnis,  beim Aufstieg  nebenbei  jagen  zu  dürfen,  war  aber  wohl  so  sehr  in der Jagdlust  
 aufgegangen,  daß  er  ganz  vergaß,  zur  rechten  Zeit  an  der  Kraterschlucht  zu  sein.  
 Infolgedessen  mußte  ein,  anscheinend  im  Ruf  der  Heiligkeit  stehender  Klian  seine  Stelle 
 *)  Wie  die  indischen  Zeitungen  von  1911  berichten,  sind  je tz t  eine  Reihe  neuer Brücken  in Ost-  
 Lombok  angelegt.