greifen ziemlich leicht und haben vor allen Dingen den guten Willen, ihre Lage zu verbessern.
Die Gewohnheit, ihrem Sultan zu gehorchen, dürite sich ohne viel Zwang auch auf die holländische
Regierung übertragen lassen; wenn der Anstoß zur Arbeit nur kräftig und geschickt
genug kommt, wird der Erfolg nicht ausbleiben.
Ganz anders und weniger günstig liegen die Verhältnisse bei der Küstenbevölkerung
im Gebiete des Sultansitzes; von ihnen möchte ich ein etwas ausführlicheres Bild entwerfen.
Die B u to n e s e n d e r K ü s te sind träge und zur Arbeit unlustig, durch Palmwein-
und Arakgenuß, sowie durch den übermäßigen Opiumgebrauch entnervt, dazu lügenhaft und
diebisch, starrköpfig und habgierig, aufdringlich und unverschämt. Ehrgefühl und Dankbarkeit
sind ihnen etwas ganz Fremdes, und selbst Leute, denen man bei dem zweimonatlichen
engen Verkehr nur Gutes erwiesen hat, wie wir unserem Dolmetscher Mäsila, leugnen nicht
nur hartnäckig, selbst wenn sie au! frischer Tat ertappt werden, sondern lächeln einem auch
noch frech ins Gesicht.
Zwar verfügen s ie -ü b e r eine gewisse Portion Schlauheit, sind aber vielleicht eher
verschlagen als listig zü nennen, dabei denkfaul im höchsten Grade und gleichgültig bis
zum Verzweifeln. Trotz ihrer fuchsenhaften Pfiffigkeit verlieren sie beim Anschein des Mißlingens
eines Planes schnell den Kopf, werden unentschlossen und übertreffen dann ah
Unbeholfenheit noch die Gebirgs-Sasaker. Zu ihrer Bosheit, Heuchelei und Rachsucht passen
garnicht die Energielosigkeit, sowie der Gleichmut, mit welchem sie Strafen hinnehmen.
Was ihnen an Überlegung und Klugheit fehlt, suchen sie durch bedächtiges Wesen und eine
erkünstelte, würdevolle Langsamkeit zu ersetzen, Züge, welche das weitläufige Zeremoniell
und die Zähigkeit, mit der sie an den alten Gewohnheiten, an Ehrenbezeugungen und
Rechten dem Gouvernement gegenüber festhalten, erklären. Da den Butonesen die den
Javanen angeborene körperliche Schönheit und Grazie fehlt, so wirkt ihr Formalitätenkram
stets lächerlich, und selbst Sultan und Fürsten entbehren jeglichen aristokratischen Auftretens.
Nach außen hin versuchen sie europäische Sitten nachzuahmen, in Wirklichkeit
fühlen sie sich aber nur wohl im Schmutz der Hütte. Die Küstenbewohner von Buton
repräsentieren alles in allem einen höchst merkwürdigen Menschentypus: dem Körper nach,
wie später gezeigt werden soll, ein Mischvolk mit höher stehenden Elementen, aber unfertig
in der geistigen Entwicklung, noch nicht ebenbürtig den Bugis, aber bereits von einer höheren
Kultur berührt und deshalb mit Empfindungen begabt, die mit ihrem eigentlichen Ich im
Zwiespalt liegen.
Nichtsdestoweniger bildet sich der Butonese ganz besonders etwas auf sein Können
ein, auf seine Regierung und sein Land. Ein im Rang Höherstehender vermag nicht durch das
Gewicht seiner Persönlichkeit allein auf das Volk zu wirken, sondern nur durch den bestehenden
Zwang und durch rücksichtsloses Auftreten. Rachsucht paart sich hier mit Feigheit; der
Mut kommt ihnen erst nach dem Genuß von Alkohol wie Opium und artet leicht zur
Mordlust aus. Im allgemeinen ist der Adel schlaff und verloddert, und nur wenige Männer,
so der Lakina Bumbu und einige Fürsten auf Muna sind tatkräftige Persönlichkeiten, nicht
aber ihr Sultan Muhamedi Asiki und der Großkönig Achmadi Arunabola.
Sowohl die geistige wie körperliche Trägheit und das Zeremoniell, als auch die Verlogenheit
der Leute, welche fast unter jeder harmlosen Frage eine Gefahr wittern und deshalb
falsche Antworten geben, haben der Expedition die Arbeit sehr erschwert. Von ihren alten
Sitten erzählen sie ungern, weil sie sich schämen; äußerlich wollen sie als gute Muhamedaner
gelten, opfern aber heimlich allerlei Geistern und lassen sich gegen den Bösen beschwören.
Im Verkehr mit Europäern tragen sie immer eine künstliche Würde zur Schau, und wenn
man ihnen Guttaten erweist, so kann man sicher sein, daß dies in unverschämter Weise
ausgenützt wird. Mein Mäsila war ein derartiges Muster von einem Butonesen. Da ich auf ihn
als Dolmetscher angewiesen und mit seinen Leistungen zufrieden war, bevorzugte ich ihn
natürlich, weshalb er von Tag zu Tag zudringlicher wurde. Zuletzt wagte er sogar ein
paar Mal, sich ohne Erlaubnis auf einen Stuhl zu setzen, ein Gebahren, das gerade bei den
Eingeborenen für besonders unpassend und in Gegenwart von Höherstehenden selbst für
unerlaubt gilt.. Er kommandierte meine Diener, ließ sich Kaffee und Limonade servieren
und trank sogar, als er sich, unbeobachtet glaubte, aus meiner. Wasserflasche ohne Glas, tat
überhaupt ganz, als wenn er bei uns zu- Hause wäre. Ein anderer Dolmetscher sollte mir
einmal im Aufträge des Sultans einen Gegenstand, den ich mir schon lange gewünscht
hatte, als Geschenk überbringen, statt dessen bot er ihn mir zum Kauf an Und forderte
anfangs einen unsinnigen Preis. Als ich später von dem Betrug erfuhr und den Mann
zur Rede stellte, antwortete er mit einem verlegenen Lächeln Und erklärte mit Gemütsruhe,
den Betrag bereits in Opium umgesetzt zu haben.
Wie wenig sympathisch und wie widerlich das Benehmen der Küstenbewohner Butons
auch erscheint, so sind sie gerade wegen ihrer Energielosigkeit im allgemeinen doch leicht
lenkbar. Sieht man über ihre.'* Schwächen nachsichtig hinweg, läßt ihren Fürsten die
Ehrungen zuteil werden und tut ihnen scheinbar allen Willen, so lassen sie sich wie Kinder
leiten. Deshalb konnte der Kommandant von Buton, Herr Hauptmann van Walraven auf
meine Frage nach der Macht des Sultans, dem ich mit einem Briefe des Gouverneurs von
Celebes meine Wünsche vortragen wollte, mir auch mit gewissem Recht antworten: „Ich
bin der Sultan von Buton 1“
Wie man die Bevölkerung dieser Insel in Bezug auf ihre geistigen Fähigkeiten in
zwei Gruppen teilen muß, eine an der Küste mit dem Überzug einer nicht verstandenen
Kultur und eine andere voller Urwüchsigkeit im Innern des Landes, so hat man auch in
Hinsicht auf die körperlichen Eigenschaften mehrere solcher zu unterscheiden. Da die Bewohner
Butons in manchem von dem Urtypus auf Muna abweichen und eine Verwandtschaft
mit anderen Celebes-Stämmen aufweisen, so möchte ichj den Versuch machen, auch ihre
a n th r o p o lo g is c h e Z u s am m e n s e tz u n g festzustellen.
Der Menschenschlag dieser nur kleinen Insel weist 3 verschiedene Typen auf: der erste
findet sich im Südwesten an der Buton-Straße,: umfaßt den herrschenden Völksstamm, der
das Gebiet des Kratons, das Sultansland, umgibt. Er trägt au ß e r"d e r Bezeichnung
„Miano Buton“ (Buton-Menschen) den alten, im ganzen Archipel verbreiteten Namen „Miano
B in o n g k o “ (Binongkonesen), sowie „Miano Boljo“, genannt nach dem ehemaligen Hauptorte
des Landes. Diese Leute siedelten sich auf den bereits beschriebenen (s. S. 140)
Tukang-besi-lnseln an und nannten ein Eiland nach sich Binongko. Der zweite Typus bewohnt
die Süd-Hälfte und die mittleren Teile der Insel und schließt die „Miano L im b o n a “
(Limbo, Dorf, Gemeinde, Land), die Landbewohner und eigentlichen Butonesen in sich,
Leute, denen man gerne den summarischen Namen Alfuren beilegt. Der letzte Typus endlich
im Norden und Osten des Gebietes, im Reich Kaling-tjussu und um die gleichnamige,
große Meeresbucht sind die „Miano K a lin g - tju s s u “.
Diese 3 Gruppen unterscheiden sich bereits durch ihre K ö r p e rg r ö ß e deutlich von
einander. Die Miano Binongko des Küstengebietes sind die größten von ihnen. Nach den
statistischen Aufnahmen der Militärpatrouillen waren von 7774 Männern 4269 ungefähr 1,60 m
groß, das übliche, für diese Schätzungen angenommene Mittelmaß, 2390 waren größer und
nur 1115 kleiner; nach dem von mir vorgenommenen Vergleich mit Messungen in Stich