Laul nicht zu sehr beschleunigen. Aul solchen Rossen lassen sich natürlich größere Strecken
nicht zurücklegen. So mußte man sich die Pferde selbst einlangen, worin besonders der.
Leutnant mit seinen Soldaten eine große Geschicklichkeit zeigte. Da sich die Tiere wider
Erwarten schnell zähmen ließen, so hatte sich die ganze Militärabteilung während der
kurzen Zeit unseres Aufenthaltes beritten gemacht. Schon nach etwa drei Tagen konnte
man die Tiere ohne Gefahr zum Reiten benutzen, selbst meine Frau wagte sich auf einen
prächtigen Rappen.
Außer Russa-Hirschen und Schweinen, die sich in großer Zahl in den Graswildnissen
umhertrieben, brachten meine Leute auch zwei Aifenartfen zur Strecke, einen gemeinen Makaken
(Magus brunescens Matsch.) und den für Celebes charakteristischen großen, ebenfalls schwarzen
Hundsailen(Cynocephaluscelebensis). Einen zu den Beuteltieren gehörenden Kuskus( Phalanger
ursinus Temm.), der sich bei seinem Gemüseessen im Blätterdickicht eines Baumes nicht
stören lassen wollte, holten meine Leute lebend herunter. Er lag den ganzen Tag träge
vor dem Zelte und nahm nur ungern die ihm dargereichten Speisen, Blätter und Bananen.
Unser Äffchen versuchte mehrfach mit ihm Freundschaft anzuknüpfen, die jedoch bald ein
jähes Ende nahm. Der aus dem Schlafe aufgerüttelte Kuskus richtete sich auf, blickte den
Störenfried starr mit seinen bösen gelben Augen an, breitete langsam seine Vorderbeine
aus, und mein erfreutes Äffchen ließ sich gern herzlich umarmen. Es fühlte aber bald
die langen Krallen tief in seinem Fleische und schrie ganz herzzerreißend. Von nun ab
genügte schon der Anblick des Kuskus, seine Angstschreie hervorzurufen.
Trotz des nur kurzen Aufenthaltes an einem festen Standorte, wo die Leute wenig
Zeit und Gelegenheit zum Präparieren hatten, gelang es uns dennoch, von Muna und dem
später besuchten Buton. 126 Vogelbälge mitzubringen. Wie mir der Bearbeiter meiner
Sammlung, Herr Hans Graf v. Berlepsch mitteilte, ist dieses Gebiet ornithologisch so gut
wie unbekannt. Es wurden von Muna 41 Arten bestimmt, last alle dieselben, welche auch
im südlichen Celebes Vorkommen. Nur der große Specht (Lichtensternipicus Wallacei
Tweed) weicht nach diesem Autor durch seine ockergelbe, statt gräuliche Färbung auf der
Unterseite ab, vielleicht eine Anpassung an die Bodenfarbe. Zwei Nashornvögel, ein großer
(Cranorrhinus cassidix Temm.) und ein kleiner (Rhabdotorrhinus exarhatus Temm.), der auf
Süd-Celebes bisher noch nicht nachgewiesen war, lebten auf Muna in großer Zahl, zusammen
mit Mandelkrähen (Coracias temminckii, Vieill), kleinen schwarz und weißen
Raben (Gazzola lypica, Bonap.) und einem elsterartigen, zum Starengeschlecht gehörenden
Vogel (Streptocitta albicollis, Vieill).
Land und Leute.
G e o g r a p h i s c h - G e o l o g i s c h e s . Aul den Touren in das Innere und durch den
Besuch einer Reihe von Küstenplätzen lernte ich Land und Leute von Muna ziemlich eingehend
kennen und möchte darüber nun zusammenhängend beichten.
Die Insel Muna, etwa 108 km lang und 60 km breit, ist ein welliges Flachland,
das hur im südlichen Teile geringe Erhebungen aulweist. Diese bestehen aus
einigen mehr N—S verlaufenden Hügelrücken, deren höchster Punkt der bereits genannte
Wadia-böro (430 m) ist (Fig. 80), die mittleren und nördlichen Teile aus mehreren
langen 0-W und kürzeren WNW laufenden parallelen Rücken von 100—250 m Höhe,
von denen der höchste und längste der Labümba ist. Dieser (Taf. XVIII, Fig. 1) von
Lohia im Norden zum Pasar Komuni in WNW-Richtung ziehende Kamm fällt nach N hin
steil und nach S in breiten Terrassen ab. Seine Steilwände und Spitzen aus weißem und
hellgelbem Korallenkalk, teilweise mit einer schwarzen Flechte überzogen, geben der öden
Gras- und Buschlandschaft durch ihre ■ Kontraste größere Lebhaftigkeit. Die Zerklüftung
der Kämme, die Zacken, Grate und Steinpfeiler von bizarren Formen inmitten eines Hügel-
Labyrinthes schaffen eine wilde Szenerie, j
An einigen Punkten, besonders des östlichen Muna, treten kürzere’ N-S-Rücken an
die O-W-lichen heran, sodaß Kesseltäler, mit spitzigen Korallen gespickte Löcher und Höhlen
gebildet werden. Die halbmondförmige Gestalt der Seitenrippen verrät die Entstehung
aus ringförmigen Riffen. In welcher Richtung wir auch die Insel durchkreuzten, überall
fanden wir Korallenkalk. Nur die N - ||in d W-lichen Teile, vor allem die Landschaft
Tiworo bestehen aus ausgedehnten, von den Küstenströmungen aus Meeresschlamm aufgebauten
Ebenen. . v-
Der Kalkstein von Muna hat ein jugendliches Alter, und nur im südlichen Teile
kommen ältere, jedoch höchstens neogene Bi ldungen als Unter lage vor. Bis auf die
Kämme der Hügel hinauf zeigt der Korallenkalk ein ganz ursprüngliches, kaum verwittertes
Aussehen und überzieht auch die diluvialen und tertiären Schichten mit einer oft dicken Kruste.
Es liegt in der Natur dieses Gesteins, daß sich in einem solchen Lande so gut wie gar
kein Humusboden bilden kann. Die Verwitterungsprodukte, die sich in Löchern ansammeln
oder am Fuße der Rücken mehr oder weniger ausgedehnte Flächen bedecken, niemals aber
eine größere Mächtigkeit annehmen, bestehen aus einem durch Eisenhydroxyd rot gefärbten
zähen Lehm. An Stellen aber, wo das Meer früher in Büchten in das' Land hineingereicht
hat, ist dieser mit Molluskertschalen, Korallensanden und anderen Zerstörungsprodukten des
Korallenkalkes in der Brandungszone untermischt und infolgedessen locker und stark
durchlässig. Die Porosität des Gesteins verhindert die Ansammlung größerer Wassermengen
auf der Oberfläche. Nur für ein paar Tage nach dem Regen steht in den zahlreichen
Löchern und durch Ton gedichteten Wannen ein wenig Wasser, das außerordentlich
schnell von der Sonne aufgetrocknet wird. Die Insolation ist hier so bedeutend und die
Luftfeuchtigkeit so gering, daß schon wenige Stunden nach einem Niederschlag der Boden
wieder ausgedörrt ist. Diesen Erscheinungen ist es zuzuschreiben, daß in den Kalk-
Gebieten Munas keine Flüsse Vorkommen; das im Boden versinkende Wasser sammelt sich
in Hohlräumen an und fließt unterirdisch zum Meere ab. Nahe der Küste findet man
infolgedessen viele Flüßchen aus großen Felsentoren zutage treten, vor allen Dingen im
Süden, besonders im Gebiete der Lasöngko- und Wambulöli-Bucht und an der Ost-Küste
zwischen Raha und Tob<*a. Auch das Fehlen von Dohnen und anderen Einbruchsprodukten,
wie in der Karstlandschaft, entspricht dem jugendlichen Alter Munas. Die nördliche Ebene
der Insel hat dagegen eine Reihe von Süden nach Norden laufender Flüsse, von denen der
bei Tiworo der größte ist. Hier sowohl, wie an der West-Küste, liegt der Boden so niedrig,
daß sich eine Reihe Sümpfe, selbst solche mit brackigem Wasser, in der Nähe des Meeres
gebildet haben.
Vege t a t i o n. Nach der geographischen Lage sollten Muna und Buton eigentlich
niederschlagsreich, sowie mit üppiger Vegetation bedeckt sein. Wie schon erwähnt, sind
sie jedoch außerordentlich dürr. Die große Trockenheit wird nicht allein durch den jungen
Korallenkalk-Boden verursacht, sondern auch durch den Umstand, daß die regenbringenden
Winde auf diesen Inseln durch das Fehlen höherer Bergzüge keine Gelegenheit finden, ihre
Wasserdämpfe abzuladen. Auf dem später besuchten Südost-Zipfel von Celebes macht