drei Tagen aui 25 Cents gesteigert. Ähnlich erging es uns mit Früchten, Ziegen u. a., sodaß
wir schließlich nur größere Mengen einkauiten. Hierbei fuhren wir viel vorteilhafter, da
es den Leuten scheinbar nur um den Besitz größerer Geldstücke zu tun war.
Ehrlichkeit gehört nicht zij den Tugenden der Sasaker; sie betrügen, wo sich ihnen
Gelegenheit dazu bietet, sogar die eigenen Stammesgenossen. Ähnlich wie bei den alten
Spartanern ein geschickt ausgeführter Diebstahl allgemeines Lob fand, so betreiben die Sasaker
denselben als eine Art Liebhaberei, in der nichts Unehrenhaftes gesehen wird. Auch wir haben
unter den häufigen Diebstählen zu leiden gehabt. Selbst das Fleisch in einer geöffneten
Konservenbüchse war nachts nicht sicher vor ihnen. Einen besonders interessanten Fall von
Betrügerei will ich nicht unerwähnt lassen. Ein Dorfhaupt ließ mir durch einen Mann der
Dorfwache Hühner zum Kauf anbieten, da er persönliches Erscheinen unter seiner Würde hielt.
Das Geld dafür erhielt der Überbringer sofort ausgehändigt. Nach einigen Tagen bat mich das
Dorfhaupt um Bezahlung
der Hühner, und nun stellte
sich heraus, daß der Mann
das empfangene Geld nicht
abgegeben hatte.
Infolge dieser eigentümlichen
Auffassung der
Begriffe Mein und Dein
ist die strafrechtliche Beurteilung
der Diebesfälle,
die in Menge zur Kenntnis
des holländischen Beamten
kommen, recht
schwierig.
Jedenfalls habe ich durch
meineh Aufenthalt im Norden
Lomboks erfahren
müssen, daß hier die Macht
des Gouvernements noch
außerordentlich gering ist. Die Einflußsphäre der Regierung reicht von Selong wie Mataram
nicht weit um den Osten und Westen herum zum Nordfuß des Rindjani, sodaß im Distrikte
Bajan Diebstahl, Schmuggel u. a. stark im Schwange sind. Nur von einem Falle der Ehrlichkeit
der Sasaker kann ich berichten, der sich später noch einmal wiederholte. Bei Gelegenheit
des Ausweidens eines Hirsches wurde mir mein großes Jagdmesser entwendet. Meine
Bemühungen, es wieder zu erlangen, waren nach einigen Tagen von Erfolg gekrönt. Ein
Mann brachte mir dasselbe zurück mit dem Bemerken, daß es zu schlechtes Eisen sei.
Dorlbilder.
Unser Aufenthalt in S w ö la (auch Sewilö), wo sich ein Regierungs-Pasanggrahan
befindet, dauerte nur ein paar Tage. Von hier an sind die Dörfer mit Lehmmauern umgeben
und besitzen einen Marktplatz. Die Häuser liegen ebenfalls in etwa nordsüdlichen
Reihen, abwechselnd mit Reisschobern, Fremden-, resp. Arbeitshäusern und Ställen für die
Haustiere, wie ein Plan des Dorfes zeigt (Fig. 51). Da die Dorfstraßen möglichst dem
abschüssigen Gelände angepaßt sind, tritt die reihenförmige Anordnung nicht so stark hervor.
Das Dorf liegt zu beiden Seiten der mit einem Graben versehenen Hauptstraße
und ist durch viele Lehmmauern und Zäune abgeteilt. An ihr befindet sich auch der
Marktplatz (pekön) mit einer überdachten Halle für die ständigen Garküchen, sowie ein
großer, von vier Pfosten getragener Reisschober (päntok baton), der zugleich als Wacht-
haus dient.
Aus dem Bilde Fig. 52 gewinnt man einen guten Eindruck von dem Dorf mit
seinen niedrigen Innen- und hohen Außenmauern. Zahlreiche Fruchtbäume, besonders der
schlanke Bohnenbaum (Sesbania grandiflora Poir) mit seinen großen rosenrot und weißen
Schmetferlingsblumen und die schattenspendende Waru-Linde (Hibiscus tiliaceus L.) umgeben
die Häuser, ebenso die üblichen Bananen- und Orangenbäumchen.
In Swöla ist ein unbenutztes H ä u s c h e n a u s b a l in e s is c h e r Z e it, dem Klian
gehörig, von besonderem Interesse. Es besteht ganz aus Lehm und besitzt steinerne Ecken
und Pfeiler. Die Hauswand der Vorgalerie ist mit allerlei Blumenmustern rot und schwarz
bemalt, während die übrigen Teile der Wand mit weißen Kalktüpfeln in Figuren ähnlicher
Zusammenstellung bedeckt sind. Der obere Teil der Wand hat eine Borte, bestehend aus
bunten ausgefranzten Zeuglappen. Die Türen sind keine Schiebetüren wie bei den Sasakern,
sondern drehen sich um Holzzapfen. Sie sind ganz mit zierlichen Blumensternen beschnitzt,
der obere Türbalken ist mit der Nagaschlange verziert.
In diesem Dorfe fällt besonders die große Menge von Hühnern auf. Die Leute
betreiben nämlich die Hühnerzucht zwecks Verkauf von Kampfhähnen. Außer gewöhnlichen
Hühnerställen (bälen manök, auch manük) finden wir eine besonders überdachte Futterstelle
(bälen kürungan) und für jede brütende Glucke ein hundehütten-ähnliches Häuschen
(tomänuk).
Hier trafen wir auch wieder mit Gründler zusammen, der diesmal jedoch hoch zu
Roß erschien. Er hatte in großer Eile den neuen Aufstieg beendet, da er auf dem Rindjani
eine zweite Gasvergiftuug fürchtete.
Das Bild (Taf. XII, Fig. 2) stellt ein Stück des Dorfes dar, dessen Häuser durch
zahlreiche Anbauten, Küchen, Hühner- und Ziegenställe auffallen. Oberall erkennt man hier
die möglichst vollständige Ausnutzung des Raumes, auf die in Nord-Lombok kein Wert gelegt
wird. Die Wohnhäuser sind kleiner und niedriger als auf der Sembälun-Ebene, ruhen zwar
auf einem Lehm-, resp. Steinfundament, haben aber nur elende abdachartige Vorgalerien.
Wände aus Lehm findet man neben solchen aus Bambusgeflecht und Holzplanken. Die
Reisschober, besonders die kleinen, sind einfache, auf niedrigen Pfählen ruhende Hüttchen,
doch gibt es auch große auf hohen Stämmen, die mit ihrem kapitälartigen Holzteller
griechischen Säulen ähneln. Diese Teller aus Holz oder Flechtwerk sollen das Eindringen
von Tieren, besonders Ratten, in den Schober verhindern. Unter dem Orangenbaume
bemerkt man auch eine Pferdekrippe.
Unsere Hauptarbeit in Swdla bestand darin, die letzten photographischen Platten
zu entwickeln, darunter auch die Aufnahmen von Gründlers zweitem Rindjani-Aufstieg.
Gute Dienste leistete uns unser Zelt abends als Dunkelkammer, doch konnten wir den
Entwicklungsgang nicht verfolgen, da unsere rote Laterne schon seit geraumer Zeit
zerbrochen war. Schon am Segare-Anak hatte ich im Dunkelentwickeln eine solche Fertigkeit
erlangt, daß eigentlich niemals eine Platte mißriet.