Diese bestand — sehr einfach — in einem Uebergießen der Hände, mit denen er sich dann
einmal durch das Gesicht fuhr. Darauf stellte er sich mir, zwar noch etwas verträumt, je - ,
doch mit der gewohnten Würde zur Verfügung. Mit großem Vergnügen entdeckte ich bei
genauer Untersuchung, daß das zur heutigen Toilette benutzte Gerät die helle Farbe von
altem Messing besaß. Es war ein Trinkgefäß (tjere) für kaltes Wasser von der Form einer
europäischen Teekanne (s. Fig. 100, No. 7) mit tiefen Riefen, wie man sie bei altem, europäischem
Zinn häufig antrifft, und stand auf einem mit ausgeschlagenem Rankenmuster versehenen
Untersatz (palako Buton, poläko Muna), Fig. 101, No. 6. In Anbetracht dieses Prachtstückes
begrüßte ich die Hausfrau mit besonders warmem Händedruck und machte bald
von dem Vorrecht des weiblichen Besuches, das Innere des Hauses betreten zu dürfen,
Gebrauch. Die Männer werden nur auf der Vorgalerie empfangen.
Im ersten Raume, dem Eßzimmer (kandea), in dem als einziges Mobiliar ein
paar alte Handspülsehalen (tembökajnj) (Fig. 101, No. 1, 3, 4), zwei Leuchter (pada-
mara) und mehrere Spucknäpfe (peka-pera) aus Messing, sowie Sirihkörbe (gambi) aus
Flechtwerk auf dem mit Matten (böla) belegten
Boden standen, fielen mir sogleich
die großen bunten, in grellen Farben
prangenden Matten auf, die das Schlafgelaß
(kolfema) der Eheleute vom Eßzimmer
trennten. Die Bettstatt in Form zweier
schmaler^ einfarbiger Matten lag auf dem
Erdboden. Die Kopfkissen sind fest mit
Kapok ausgestopft, haben eine schmale,
länge, walzenähnliche oder rechteckige
Form,- und ihre beiden Enden werden mit
Einsätzen geschmückt. Diese bestehen nicht-
selten aus runden Blechen (matano-poiango
,= Auge des Kopfkissens) (s. Fig. 102 oben),
von Zink, Weißmetall, versilbertem Messing
F ig . 102. F ig - 103.
K o p fk i s s e n v e r z ie ru n g e n . B u to n e s i s c h e s N ä h k is s e n .
oder Kupfer mit ausgeschnittenen oder ausgestanzten Sternmustern. Eine andere Art ist aus
bunten Lappen in Form von runden Scheibchen, Sternen und Ranken zusammengesetzt, die oft
mit farbigen oder silbernen Fäden benähte Ränder haben, sowie gestickte Sternchen, Strahlen
und andere Muster zeigen (s. Fig. 102 unten). Zu dieser Arbeit verwendet man europäische
Nadeln und Garn, sowie ein Nähkissen, dessen seltsame Form Fig 103 zeigt. Em mit.
Kapok ausgestopftes Säckchen ist auf dem Rücken eines aus Holz geschnitzten Vogels befestigt,
und die Vertiefung im Sockel, die mit einem Schiebedeckel geschlossen wird, dient
zur Aufbewahrung der Nadeln.
Im Eßzimmer wurde mir zur Erfrischung Kokosmilch angeboten, und ich verwünschte
wieder, wie schon oft auf meinen Streifzügen in Buton, den Fortschritt der Kultur:
Statt einer frischgeöffneten reinen Nuß, aus der ich gerne getrunken hätte, reichte mir die
Haustochter ein schmutziges, noch- schnell mit ihrem Lendentuche ausgeputztes Glas.
Während ich den Inhalt höflicherweise mit Widerwillen hinunterschluckte, hockten die
Familienmitglieder neben mir auf dem Fußboden. Die Jünglinge rauchten eine mit wohlriechendem
Holze (bütjii) parfümierte Zigarette, wahrscheinlich io n einer Cardamom-
ähnlichen Pflanze (Amomum), und der Duft rnilderte etwas den eigenartigen Geruch des
Raumes und seiner Menschen. Sehr beliebt ist bei den Rauchern ebenfalls die Beimischung
von nach Kumarin duftenden Rindenstückchen von einer zur Famiiie der Apocyneen gehörenden
Kletterpflanze .Balasari (Alyxia stellata), die auch als Ersatz für Weihrauch dient.
Im anstoßenden Gemach, einem zweiten Eßzimmer mit abgeteiltem Schlafgelaß,
holte ich eine alte Messingschale (sanko) (Fig. 104, No. 2) aus einer Ecke hervor, welche,
wie mir die Frau des Mäsila erklärte, zum Haarwaschen benutzt wurde. Alle vier bis fünf
Tage reiben nämlich die Butonesinnen ihr Haar mit geraspelter Kokosnuß und ein wenig
Wasser ein, um es, wie sie; sagen, „lebendig“, d. i. locker zu machen, während es beim
Gebrauch von Kokosnußöl „„tot“ ginge. Da mir die starken Haarknoten des weiblichen
Geschlechtes aufgefallen waren, tat ich heute die 'indiskrete Frage, ob auch falsches Haar
getragen würde. Und siehe da, auch das gab es hier, aber nur bei älteren Individuen.
Junge Frauen, die ich später beim Badén beobachtete, besaßen meist eine reiche Haarfülle,
die locker und schmiegsam oft bis zu den Kniekehlen hinunterreichte.
Neugierig untersuchte ich nun einige umherstehende Sirihkörbe und entdeckte
weitere Toilettengeheimnisse. In kleinen Messingdosen (pabäle) war eine aus Wachs und
Kokosfett bestehende Lippenpomade, welche die häßlichen, vom Sirihkauen herrührenden
Sprünge verhindern s o i p In einer Ecke standen Schälchen (sanko) (s. Fig. 'io4, No. 3)
1 2 ; 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
F ig . 104. U n te r s a tz f ür W a s s e rk e s s e l (N o . 1), H a a rw a s c h s c h a le (2), S a lb e n to p f (3), B e h ä l te r f ü r S i r i h b l ä t t e r (4), S t a n d g e f ä ß f ü r B e te ln u ß (5),
D o s e n f ü r K re id e u n d L ip p e n p o m a d e (6, 8), T a b a k k a s te n (7 ;, O p iu m s i e d e r (9), O am b i r b ü c h s e (10), B r a tp f a n n e (11) u n d K o c h to p f (12).
mit Fettschminke aus Curcuma-Pulver und öl, welche dem Körper Glanz und eine schöne
gelbe Farbe verleiht.
So gelangte ich bei meiner Haussuchung, in dem halbdunklen Raum über eine
hohe Türschwelle stolpernd, auch in die Küche (räpu). Nur drei Steine auf einer Lehmunterlage
bilden den Kochherd. Während man im allgemeinen gewohnt ist, bei den Eingeborenen
Tontöpfe zu sehen, benutzen die von höherer Kultur angehauchten Butonesen
vorwiegend Messinggefäße. Die Kochtöpfe für Reis (polüka) (s. Fig. 104, No. 12) und
Huhn (balänga) haben die gewöhnliche Gestalt der Tonwaren. Daneben sieht man aber
auch chinesische, resp. europäische Formen von Wasserkesseln (tjere) (s. Fig. 100, No. 6, 7),
ebenso halbkugelige Bratpfannen (kawäli) (s. Fig. 104, No. 11) aus Messing, wie sie auf
anderen Inseln aus Eisen von Japan und Europa eingeführt werden. — An die Küche angebaut
entdeckte ich eine Art Balkon, auf dessen durchbrochenem Boden ein paar angebundene
Hühner saßen, und zu meinem Erstaunen belehrte man mich, daß dieses ein
Abort (djämba) sei. Diese Kultureinrichtung zeigte als Fortschritt sogar eine Grube, die
man von Zeit zu Zeit durch ein Bambusrohr in ein zweites tieferes Loch, das hinterher
zugeworfen wird, entleert.
In der Erwartung, weitere Messinggeräte zu finden, betrat ich auch den Vorratsraum.
Dieser besitzt noch ein mit Matten abgeteiltes Schlafgemach für die Kinder des
Hauses und, wie die anderen drei Zimmer, ein Fenster (bälo). In einem von diesen hing