Auch der T a u s en d fu ß soll als Muster für Ornamente (ähnlich wie Lombok, S. 51,
Fig. 42, vielleicht- Fig. 115) dienen, ebenso der S k o r p i o n (vielleicht Fig. 107, 1), doch
fehlen mir hierfür leider nähere Angaben.
Im ganzen betrachtet zeigt die butonesische Technik durch die Gelbgießerei gegenüber
dem übrigen Südost-Celebes eine höhere Entwicklung. Sie besitzt in der Flechterei
durch ihre Knüpfarbeiten mit Stäben und Ringen eine spezifisch butonesische Kunst. Die
Bestickung der Matten dürfte aus der Methode des Zusammennähens von Palmblättern,
die sich zur Herstellung
von
Speisedeckeln
(panamba) und
Hüten (töru)
hier, wie auf ganz
Celebes und
Borneo in derselben
Weise
vollzieht, hervorgegangen
sein,
F ig . 115 D a s T o ö k e -B a n d o r n am e n t a u ! e in e r B am b u s b ü c h s e , h e r v o r g e g a n g e n a u s d e r W ie d e rh o lu n g
d e r D a r s t e l lu n g e in e s G e c k o .
während die Sternflechterei der kleinen Speisendeckel (tutubi) von dem Festlande stammt. Die
zur Verzierung dienenden Ornament-Motive sind teils einfach und für Buton-Muna ursprünglich
Quadrate und ähnliche geometrische Figuren, Zacken, Treppen u. a., teils aber auch von den
Bugis entlehnt. Das Vorkommen der Naga, ihre Anbringung auf Fenstersockeln und Grabpfeilern
zur Fernhaltung der bösen Geister, auf Gefäßen und Kanonen, sowie an Schiffsschnäbeln,
dann die Vorliebe für die heilige Lotus scheint mir eine Berührung der Butonesen
mit der alten Hindukultur wahrscheinlich zu machen.
Im Mittelpunkt des Sultanates.
Auf keiner der besuchten Inseln war die Sammeltätigkeit der Expedition so lohnend
wie auf Celebes, vor allem auf Buton. Um in den verschiedenen Wissenszweigen etwas
Brauchbares zu leisten, nahm ich eine Arbeitsteilung vor, und jedes Mitglied erhielt außer
der allgemeinen Parole, alles mitzunehmen, was Interesse für die Wissenschaft bot, noch
einen speziellen Auftrag. Auf Buton war unter anderem meiner Gattin die Aufgabe zugefallen,
alle technischen Erzeugnisse zu sammeln, und es sind von ihr auch wirklich viele
und wertvolle Stücke zusammengetragen worden. Ich lasse sie weiterhin von ihren Streifzügen
und ihrer Sammeltätigkeit berichten:
„Auf meinen Gängen durch die Dörfer beobachtete ich immer mit großem Vergnügen
das Leben und Treiben der Kinder. Von Lombok berichtete ich schon darüber, hier aber
fällt sogleich die größere Mannigfaltigkeit der S p ie lz e u g e auf, welche meist von den kleinen
Besitzern selbst hergestellt werden.
Man merkt sofort, daß ihre Väter Seefahrer sind, denn die liebste Beschäftigung ist
ihnen der Bau von k le in e n S c h iffe n . Diese sind sehr getreu den großen Fahrzeugen
nachgebildet und vollständig seemäßig ausgerüstet, mit dreiteiligen Masten, Hinterdeckaufbau
mit Steuer, Segel aus Karöro-Geflecht oder Zeug, langem Bugspriet u .a . (Fig. 116).
Jung-Buton verrät durch seine Spielzeuge die höhere Kultur seines Volkes. Beachtenswert
und ethnographisch wichtig ist das Vorkommen des S c h n u r s p ie ls (kalalösa), bekannt
von den Indianern, Eskimos und melanesischen Stämmen. Aus einem zusammengeknüpften
Bindfaden schlingen die Knaben zwischen den Fingern beider Hände einfache
Figuren, Rechtecke mit Diagonalen und Sternen (ähnlich dem Putjuk-trebong-Muster S. 49).
Zu einem W u r fs p ie l (lodjo) benutzt man meist in Herzform geschnittene Scheibchen
aus Kokosschale; auch sah ich überall unsere gewöhnlichen K re is e l aus Holz (gapi
Buton, hule Muna). D r a c h e n f l i e g e r (patawäla Buton, kahäti Muna) sind aus den leichten,
dünnen Blättchen (rö) der Batate (ondo, kolöpe Buton) mühevoll mit Bambusfäden zusammengenäht,
und kleine Kindergeldbörsen (karo-karo) werden aus buntem Garn geknüpft.
Erstaunlich reichhaltig sind die aus Palmen- und Pandanusblättern g e f lo c h te n e n
S p i e l s a c h e n . Alles, was die kleinen Künstler fesselt, wird nachgebildet; so entstehen
niedliche Vögelchen (manu-mänu), Haifische (mongiwa), Puppen (kamia-mia) und sogar die
beliebten zackigen Durian-Früchte (düria). Geflochtene Kinderrasseln enthalten Steinchen
oder Schneckenhäuser und sind entweder von europäischer Form mit Griff (runka-rünka)
oder eckig mit Schleifen und Enden (batu peröpa) (Fig. 117).
An Fenstern oder Hausecken hängt häufig ein G lo c k e n s p ie l (kalapinda) aus kranzförmig
aufgereihten Austernschalen, welche bei Wind weiche klimpernde Töne erklingen lassen.
Auch dem Jagdsport huldigen die Kinder; mit B l a s r o h r e n (kasöpu) schießen sie
nach Vögeln, stechen die Fische mit der L a n z e (punga) oder benutzen eine Angel (bolöli).
Als ich eines Tages von einem Dorfgange, besser gesagt von einem Beutezuge,
schwer bepackt mit Messinggegenständen und Flechtwerken heimkehren wollte, bekam mein
Botaniker Siun plötzlich einen
Malaria-Anfall. Nachdem der
starke Schüttelfrost nachgelassen,
brachten ihn zwei Männer zum
Pasanggrahan. — Am anderen
Morgen besuchte ich meinen
Kranken und bekam einen nicht
geringen Schrecken, als ich seine
Stirn mit kleinen schwarzen
Flecken bedeckt sah. Diese unheimliche
Erscheinung erklärte
sich aber auf ganz einfache
Weise; mein Diener Arso hatte
ihm Z U r Heilung gestampfte Ge- M o d e ll e in e s b u to n e s is c h e n P a la r i -B o o te s a t e K in d e r s p i e lz e u g .
würznelken in die Stirnhaut gerieben.
Dieses javanische Mittel halten die Leute für sehr wirksam, weil die durch das
scharfe Gewürz entstehenden Blasen und die nachfolgende Hautentzündung die Malaria aus
dem Körper heraustreiben sollen.
Da bei Eingeborenen solche Fiebererscheinungen meist schnell vorübergehen, durfte
ich hoffen, daß der Präparator schon nach einigen Tagen seine Tätigkeit wieder aufzunehmen
im Stande sei. So lange aber mußte ich seine Funktion übernehmen. Wie immer kamen
früh am Morgen die Dorfkinder, brachten Schmetterlinge, Käfer und über Nacht im Bau-bau-
Fluß gefangene Fische, sodaß ich die Hände voller Arbeit hatte. Jedes dieser kostbaren
Fischlein wurde nämlich vor dem Einlegen in eine lOprozentige Formalinlösung einzeln in