Zuerst lachten uns die Sasaker aus, schließlich wurde ihnen, wie auch unserem tapferen
Abdurrachman die Sache doch unheimlich, sodaß er sich weigerte, weiter zu schießen im
Reiche des Batara.
Da mir dieses geheimnisvolle Wirken der Gottheit nicht einleuchten wollte, versuchte
ich auf kleine Entfernungen Vögel zu erlegen, doch schoß ich ebenfalls vorbei. Bald
aber merkte ich, daß eine Ablenkung der Lichtstrahlen infolge des leichten, im Kraterkessel
lagernden Nebels, vielleicht auch wegen des steilen Einfalles des Lichtes eintrat. Als ich dann
etwas unter das Ziel visierte, traf ich schließlich ein kleines Vöglein. Unter den Augen der
Sasaker war es niedergefallen, abertrotz eifrigen Suchens nicht im Nesseldickicht zu finden;
für die Leute war dies wieder das Werk Bataras. So mußte ich wohl oder übel noch
einige Vöglein zur Strecke bringen. Auffallenderweise' konnte ich leichter hoch aus den
Lüften die Adler herabholen und, auf dem Bauche liegend, die Enten von der Seefläche
wegschießen, was sich aber auch durch die Lichtbrechung erklären läßt.
Während unseres Aufenthaltes am See, im Monat Mai, war der Segare-Anak bis
an den Rand gefüllt und der Putih-Fluß führte große Wassermengen ab. Van Schaik
war im September am See und berichtete, daß sein Spiegel sehr niedrig und der Putih-Fluß
bis auf einige stehende Tümpel trocken gewesen sei. Es scheint also, daß derselbe nur während
der Regenzeit fließt. Nicht immer hat die Barre, über die hinweg die Segare-Wasser ihren
Abfluß gefunden haben, in demselben Niveau gelegen. Unweit des jetzigen Flußbettes sieht
man etwas erhöht die Reste einer älteren, und weiter an beiden Abhängen des großen
Taleinschnittes bis hoch hinauf finden sich alte Flußterrassen. (Taf. V.)
Besuch des Baru-Vulkans.
Die große Segare-Anak-Caldera, der ehemalige Krater des Rindjani, hat eine Länge
von vielleicht 8 und eine Breite von etwa 5 Kilometern, während Längs- und Querdurchmesser
des Sees etwa 6300X3600 m betragen. Der jetzige Ringwall ist kein ganz
einheitliches Gebilde; im westlichen Teil treten aus der Wand Rücken hervor, welche Reste
eines älteren Bergstückes zu sein scheinen und jetzt den See einengen.
In der östlichen Hälfte des Segare-Anak liegt der Baru-Vulkan, der mit der Ostwand
des Rindjani-Ringwalles durch einen niedrigen Landstreifen verbunden ist. Der
Baru-Kegel, dessen Spitze etwa 415 m über dem See liegt, fällt ziemlich ebenmäßig nach
allen Seiten mit etwa 30 bis 34° ab. (Taf. IV.)
Die Meldungen vom letzten Ausbruch des Rindjani-Vulkans beziehen sich auf
den Baru-djari, einen Namen, welcher „der neu Entstandene“ bedeutet. Nach den offiziellen
Berichten der Regierung fand der letzte Ausbruch des Baru-Vulkans am 30. November 1900
statt. Um 8 Uhr morgens, so schreibt der Kontrolleur von Selong, wurde über dem Ringwalle
des Segare-Anak eine große Rauchwolke sichtbar. Abends um 81'/*' Uhr trat eine
heftige Eruption ein, und noch am ganzen nächsten Tage fiel Asche in Selong und Ost-
Lombok. Der Steinregen scheint im wesentlichen im mittleren und westlichen Lombok
niedergegangen zu sein, denn die in Ampenan wohnenden Europäer, sowie die Herren
des dort stationierten Kriegsschiffes hörten in der „Societät“ (Klublokal) die Bimssteinbrocken
auf das Blechdach aufschlagen. Die Hauptmassen der Aschen und Lapilli scheinen
jedoch im Nordteile des Distriktes Kopang und Rarang niedergeiallen zu sein. Die Eingeborenen
meldeten übereinstimmend, daß es sich um einen Ausbruch des Baru-Vulkans handelte.
Durch die Beobachtungen des zum Schutze der Bewohner der Nordseite dorthin
gesandten Kriegsschiffes „H. M. Tromp“ werden diese Berichte vervollständigt. Nach diesen
sind bei dem Ausbruche große Wassermassen, die sehr warm gewesen sein sollen, durch den
Berurung-Fluß, die Fortsetzung des aus dem Segare kommenden Putih-Flusses, ins Meer geführt
worden. Zahlreiche tote Fische kamen mit herab, welche von der Bevölkerung der
benachbarten Orte, z. B. von Labuan-Tjarik, gesammelt wurden. Ob diese Fische aus dem
Segare-Anak herrührten, konnte jedoch nicht festgestellt werden.
Nur durch Versprechungen überredeten wir zwei unserer Javanen, einige Instrumente
und Konserven auf unserem Floß über den See an den Fuß des Baru-Vulkans zu bringen.
Durch Winde seitwärts getrieben, kamen sie später als erwartet und ganz erschlafft zurück.
Trotz meiner Warnung hatten sie nicht genügend Lebensmittel mitgenommen und sich
deshalb über unsere Konserven hergemacht, dabei aber das Pech gehabt, eine Büchse
Grünkohl mit Frankfurter Würstchen zu erwischen, sodaß ihnen als guten Muhamedanern der
Appetit verging.
Sofort in der nächsten Nacht bei herrlichem Mondschein stachen Gründler und ich
mit unserem „Fahrzeug“ in See, Richtung: Südost, Peilung: ein weißer Fels am Fuße des Baru.
Meine Frau wäre gern mitgefahren, doch sank das Floß trotz des geringen Gepäcks schon
so tief ein, daß *wir im Wasser saßen. Dieses Ungetüm in Bewegung zu setzen,
dauerte eine ganze Weile. Wenn dann die Ruderschläge nicht ganz gleichmäßig waren,
drehte es sich im Kreise, und wir hatten Mühe, cs wieder in Fahrtrichtung zu bringen.
Als wir den Fuß des Baru in einer Bucht zwischen zwei Lavaströmen erreichten, waren
mehrere Stunden schweißtriefender Arbeit vergangen; Schwielen und blutige Blasen bedeckten
unsere Hände.
Von unserer Landungsstelle, wo der Casuarinenwald eine Lücke hatte, übersah ich
den B a ru -V u lk a n (Taf. I). Der Kegel besteht aus lose aufgehäuften Agglomeraten, deren
Größe vom Fuße zur Spitze vom Block bis zum Staubkorn abnimmt. Auf der Ostseite sind
diese Massen zu mehreren Terrassen aufgetürmt, die am Fuße einige ältere Lavaströme aus
dunkelm, von Flechten überzogenem, daher weiß erscheinendem Andesit-Fels überlagern. Auf
der Westseite grenzt der gleichmäßig abfallende Kegel an einen ausgedehnten jungen Lavastrom,
der sich bis zum Casuarinenwald erstreckt, wo er einige Bäume eingeschlossen hat.
Ihr geringer Verwitterungszustand deutet darauf hin, daß die Lava erst vor wenigen Jahren
entstanden ist, also dem letzten Ausbruche im Jahre 1900 entstammt. Am See bricht der
Strom, der in großen pfeilerartigen Blöcken zersprungen ist, in steiler Wand ab.
In der vom Lavastrom und Vulkanmantel gebildeten Rinne stiegen wir aufwärts
und machten an einer Umbiegung in ca. 100 m über dem See Halt. Von hier aus
konnte ich einen Überblick über das Lavafeld zu unseren Füßen: und über den nördlichen
Teil des Seegebietes (Taf. VI) gewinnen. Die Lava kommt aus dem an der Westseite
durch eine tiefeingeschnittene Schlucht geöffneten Krater und ist von hier aus nach Norden
und Süden um den Berg herumgeflossen. Während sie sich nach West und Süd gleichmäßig
ausgedehnt hat, heben sich im nördlichen Teile verschiedene Stromarme ab, die
sich fächerförmig ausbreiten. Man gewinnt den Eindruck, als hätte man eine zähflüssig
erstarrte Masse vor sich. Während der südliche Teil des Feldes Längsspaltenbildung
zeigt, herrschen im nördlichen Querspalten vor, die mit einer starken Blockbildung Hand
in Hand gehen. An den Rändern finden sich Stauungen, wulstige und gedrehte Lavamassen.
Man erkennt deutlich, wie verschieden schnelle Strömungen, wahrscheinlich durch größeren
Reibungswiderstand, in diesem einheitlichen, einem einzigen Ergüsse entstammenden Lava