Nicht unerwähnt mögen die hin und wieder auf dem Rindjani- und Sembälun-Gebirge
ausgeiührten stündlichen Messungen sein, welche folgendes Resultat ergeben haben: Die
Inklination nimmt dem Sonnenstand entsprechend von morgens bis mittags ab und zum
Abend und in der Nacht zu. Die Tagesschwankung verläuft bei völlig klarem Himmel
am regelmäßigsten und bewirkt eine mehr oder weniger starke Bewölkung meistens eine
Verkleinerung des Neigungswinkels, die besonders bei schneller Verhüllung der Sonne
auffällt. Außerdem aber vollführt die Inklinations-Nadel größere plötzliche Sprünge, die
sich auf diese Weise nicht erklären lassen, vielmehr den Eindruck machen, als würde die
magnetische Kraft für kurze Zeit influenziert, geschwächt oder gestärkt, vielleieht durch die
bei Kristallisationsprozessen der Magmen erzeugte Energie, vielleicht sogar im Zusammenhang
mit radioaktiven Vorgängen, welche durch Wärmeproduktion die Schmelzmasse
verändern.
Zusammenfassend sei über d ie g e o l o g i s c h e U n t e r s u c h u n g L o m b o k s noch
kurz Folgendes hinzugefügt: Die Verteilung der Formationen und der Aufbau des Landes
weisen große Ähnlichkeit mit Java auf. Das Flachland, welches die Insel von Ost nach
West durchzieht, ist ein grabenartiges Einbruchgebiet. Dieses wird im Norden von einem
vulkanischen Gebirgszuge mit einem noch tätigen Feuerberge und im Süden von einem
aus tertiären Sedimenten und vulkanischen Massen gebildeten Hügelland begrenzt. —
L omb o k s t e l l l also d ie F o r t s e t z u n g de s a s i a t i s c h e n Ko n t i n e n t e s üb e r
S um at r a , J ava u n d Bal i dar. Di e Bi l d u n g d e r M e e r e s s t r a ß e n , welche heute
Lombok von Bali und Sumbawa trennen, e r f o l gt e d u r c h s p ä t e r e S t ö r u n g de s O st-
We s t v e r l a u f e n d e n G e b i r g s s y s t e m s i nf ol ge z a h l r e i c h e r , a n n ä h e r n d No r d -
Sü d v e r l a u f e n d e r Spa l t en. Di e s e s c h a r e n s i ch im ö s t - u n d we s t l i c h e n Tei l
de r Insel und verdanken ihre Entstehung der Zerrung des malayischen Gebirgsbogens,
der die ganze Kette der indoaustralischen Inseln durchzieht. S ie h a b e n Q u e r e i n b r ü c h e
u n d d ami t di e Z e r l e g u n g des a l t en F e s t l a n d e s v e r u r s a c h t . Wie schon die
Siboga-Expedition*) nachwies, stellt die Lombok-Straße keine so tiefe Rinne dar, wie sie
Wallace bei Aufstellung seiner Theorie von der Grenzlinie zwischen einem indischen und
australischen Faunenreiche annimmt, sondern sie enthält sogar noch eine unterseeische Barre,
die Fortsetzung des südlichen Berglandes, welche über das Eiland Penida Lombok mit
Süd-Bali verbindet. Beide I ns e l n waren jedoch nach dem Zerfall des alten Kontinentes
k l e i n e r al s he u t e , wie die ausgedehnten Me e r e s t e r r a s s e n verraten. Von diesen
sind im Flachlande Lomboks drei vorhanden und deren am höchsten liegende reicht, gerade
wie die Oberkante der rezenten Korallenkalke an der Süd-Küste, bis etwa 200 m ü. M.
hinauf. Auch auf Bali konnte ich in der Umgebung von Buleleng drei gleichartige Abstufungen
nachweisen, ebenso im Küstengebiet von Ost-Java und auf Madura, ein Zeichen,
daß diese Hebungs-Vorgänge sich annähernd zu gleichen Zeiten abgespielt haben. Die
Geschichte der Entstehung und des Zerfalles dieses alten Festlandgebietes und die damit
in Verbindung stehende Verbreitung der Tier- und Pflanzenwelt des indoaustralischen
Archipels soll am Schlüsse des zweiten Bandes dieses Werkes im Zusammenhang behandelt
werden.
*) Max Weber: Siboga-Expeditie. Monographie 1. Leiden 1902. S. 16.
Die Vegetationsregionen des Rindjani-Qebirges.
Es ist das Verdienst von F. Junghuhn,*) zuerst vom phytogeographisehen Standpunkt
aus das Florenreich Javas auf Grund seiner umfangreichen systematischen und physiogno-
mischen Kenntnisse in verschiedene, sich gut von einander "unterscheidende Zonen eingeteilt
zu haben. Seit dieser Zeit hat die Pflanzengeographie bedeutende Fortschritte gemacht,
besonders durch die grundlegenden Arbeiten Schimpers, dann die von Karsten und
Göbel. Die alte E i n t e i l u n g de r G e w ä c h s z o n e n J u n g h u h n s jedoch ist geblieben,
nämlich folgende:.:!, heiße Gewächszone von Null bis 650 m (2000 Fuß), II. die gemäßigte
von 650 bis 1500 m (4500 Fuß), III. die kühle von 1500 bis 2500 m (7500 Fuß) und IV. die
kalte von 2500 bis 3300 m (10000 Fuß) über dem Meere.
Wie bereits dieser Altmeister der Pflanzenforschung hervorhebt, kann der Obergang
einer Zone 'in die nächst höhere nur allmählich erfolgen, da die T e m p e r a t u r mit der
Höhe langsam und unmerkbar sink|K Diese ist aber nicht allein bestimmend für die Aus-
detinung gewisser Pflanzengenossenschaften, sondern es kommen noch als weitere Faktoren
hinzu;: 1 die Luftfeuchtigkeit, 2. die in bestimmten Höhen eintretende Kondensation des
Wasserdampfes, 3. die Windverhältnisse, Passate und Monsune, 4. die geographische Lage,
besonders an den Luv- und Leeseiten von Gebirgszügen, 5. die Zusammensetzung der
Bodenkrume und 6. d ie 1 Wasserhaltungs-Fähigkeit des Erdbodens. Alle diese Verhältnisse
bedingen, daß innerhalb enger Grenzen, etwa mit 50—100 m Spielraum, eine Vegetationsregion
von einer anderen abgelöst wird, und daß die Veränderungen immer in bestimmten
Höhen und der Austausch der Pflanzen Stets auf dieselbe Art und Weise vor sich gehen.
Schon auf Java macht sich e in p f l a n z e n g e o g r a p h i s c h e r G e g e n s a t z zwischen
dem Osten und Westen bemerkbar. Die westlichen Teile der Insel sind nach Schimper
noch zu den tropischen Regenwäldern zu zählen, während die östlichen bereits einen Übergang
zu den Monsunwäldern zeigen. Das Hervortreten des Ost-Monsuns durch große
Trockenheit in diesen Gebieten ist dem immer größer werdenden Einfluß der australischen
Depression zuzuschreiben. Infolgedessen müssen auf den Kleinen Sunda-Inseln nach Osten
hin die Regenwälder immer mehr verschwinden und Monsunwälder an ihre Stelle treten,
die während der Trockenzeit mehr oder weniger vollständig ihr Laub abwerfen.
Im Jahre 1907/08 hatte ich selbst Gelegenheit, die Vegetationsdecke des etwa
3300 m hohen L a w u - V | l k a n s in Mittel-Java, der sich in seiner Flora bereits stark an die
Gebirgswälder im östlichen Teile der Insel anschließt, zu untersuchen. Da nun manche
Übereinstimmungen, aber auch Unterschiede zwischen den Verhältnissen auf Lombok und
Java bestehen, so mag es vielleicht nicht unwichtig sein, die beiden Vulkane pflanzengeographisch
einander gegenüberzustellen.**) Zunächst möchte ich kurz die Vegetation
des Lawu behandeln.
Vorausgeschickt sei, daß die verschiedenen Pflanzenfamilien, Gattungen und Arten
erfahrungsgemäß außerordentlich ungleichwertig für die Abgrenzung der Gewächszonen
gegeneinander sind, da einige in allen Regionen gleich gut gedeihen, wie etwa die Kosmopoliten
überall auf der Erde.
*) Java, seine Gestalt, Pflanzendecke und innere Bauart. Leipzig 1857.
**) Den im Text angeführten Pflanzen sind die Herbar-Nummern beigefügt, welche die Exsikkaten
meiner im Senckenbergischen Museum zu Frankfurt a. M. und im Rijksherbarium zu Leiden befindlichen,
von Herrn Dr. H. Halber bestimmten Sammlung tragen.