von innen und außen durch zwei oder mehrere Reifen versteift. Oft sind die einzelnen,
von oben nach unten gelegten Blätter verschiedenartig gefärbt, die Spitze mit einem Stern
und geflochtenem Knopf geschmückt und die äußeren Reifen mit Zackenkränzen und helleren
Fäden in zierlichen Mustern umwickelt.
Die S t e r n f l e c h t e r e i der kleinen, meist weißen oder mit Borke von Morinda und
Tectonia (Djatti) licht gefärbten Speisendeckel (tutübi) ist von den Bugis auf Celebes übernommen.
Je 3 Blattstreifen werden so verbunden, daß sie nach ihrer Durchkreuzung die
für diese Flechtart charakteristischen sechsstrahligen Sterne bilden. Solche Deckel gibt es
in verschiedenster Gestalt; die einen sehen einem abgeplatteten Käppchen ähnlich, andere
gleichen Schüsseln, und eine häufige Art hat stufenförmige Absätze und erinnert besonders
bei achteckiger Form an einen terrassenförmig aufgebauten Hindutempel.
Unter den gewöhnlichen weitverbreiteten Korbwaren fallen noch längliche Kästen
durch ihre bunten Farben auf. Sie sind wie die Matten aus zwei bald breiten, bald schmalen
Gebangstreifen geflochten und mit ebensolchen gröberen ausgefüttert. Deckel und Boden
werden aus Palmenhüllblatt eingesetzt und Ecken und Ränder mit bunten Bändern umnäht,
z. B. bei dem großen Kasten (sampa sampa) (Fig. 112) zur Aufbewahrung von Kleidern
und dem kleinen (gambi) (Fig. 113)
mit Einsatz und Fächern als Sirih-
behälter. Von derselben Flechtart
sind die runden oder achteckigen
Eßteller (lampa), die jedoch oft auch
aus Pandanblältern oder Holz verfertigt
werden, endlich kleine, runde
und flache Matten als Untersätze-
(lontjo) für Messing- und Porzellangefäße.“
:
' 1 £ ...... ,,, p. H S H H Diesen Ausführungen meiner Gattin F ig . 112. E in a u s b u n te n G e b a n g b lä t te r n F ig . 113. E in g e f lo c h te n e r _ . .
g e f lo c h te n e r K le id e r k a s te n v o n B u to n . S i r i h k a s t e n m i t E in s a tz u n d möchte ich noch einige Bemerkungen
F ä c h e r n v o n B u to n . . . . , . . . . über die O r n am e n t ik hinzufugen.
Die Rankenmuster der Butonesen entsprechen ganz denen der Bugis, welche ihr Hauptornament
mit dem Namen Naga, der bekannten hinduistischen Weltschlange, belegen.
Dieses Fabeltier kennt man auch auf Buton, ich sah es auf dem bauchigen Teil einer
großen Messingurne, die im Gebiet des Kratons ausgegraben und vom Kommandanten
Herrn von Walrawen erworben war. Es wird nach der Aussage meiner Dolmetscher
als Überbleibsel mit dem alten Hindureich Modjopahit auf Java in Verbindung gebracht.
Auf einem Fenstersockel (tetenkala) von Wabula in Ost-Buton entdeckte ich zwei im Flachrelief
ausgemeißelte N a g a - S c h l a n g e n mit einem Reiter in der Mitte (Fig. 114), welche zum
Schutz gegen die bösen Geister hier angebracht waren. Auffallenderweise hatten sie
jedoch Füße, die sonst diesem Himmelsdrachen fehlen. Ihr Besitzer stellte meine Auffassung
als Seeschlange in Abrede, bezeichnete aber trotzdem einige Hautlappen auf dem
Rücken als Flossen; er glaubte, daß dieses Tier im Innern der Erde wohne. Dieselbe Naga-
Darstellung fand ich auch auf Schiffsschnäbeln d e r Bugis. Die Sarasins*) bilden einen
Einbaum mit etwas ganz Ähnlichem ab und schreiben darüber, anscheinend ohne an die
Naga zu denken: „Ob dieses Schnitzwerk ein Krokodil darstellen soll und vielleicht die bei
*) Reisen in Celebes Bd. I. Wiesbaden 1905, S. 206, Fig. 59.
Paloppo häufige große, mit hohem Rückenkamm geschmückte Wasserechse, Lophura
amboinensis, Schloss, ist schwer zu sagen.“ Im ostmalayischen Archipel fand ich die
Naga in ähnlicher Weise öfter, z. B. auf Sumbawa und Flores und möchte die Umgestaltung
hier wohl dem Einfluß dieser varanartigen Wasserechse zuschreiben, die aus
der Darstellung der Leute: mit Füßen, Rückenlappen,: langem Schwanz und einer Art von
Schuppen zu schließen, als Vorbild gedient haben mag. Ihre Anbringung auf Grabpfeilern
und Bootsschnäbeln deutet aber auf die Hindu-Naga hin.
D ie B u g is h a b e n n u n d ie N a g a o r n a m e n t a l u m g e b i l d e t : Füße und Flossen
werden zu Blättern, und der Kopf bekommt eine blütenartige Endigung aus 2—3 Teilen,
je nachdem man den aufgesperrten Rachen noch mit heraushängender Zunge versieht.
Die weitere Ausgestaltung schafft blumenähnliche Formen, aber ohne daß die dreilappige
Form verloren gegangen ist. Da die Buton-Matten die gleichen Ornamente auiweisen wie
bei den Bugis (Fig. 107, 2, 3), und die Entlehnung gesichert erscheint, so wären sie dem Naga-
Motiv zuzurechneh. Die Symmetrie der Ranken beruht nur auf der Verdoppelung, wie
später an Ornamenten von Himmelbetten und Hausgiebelverzierungen von Sumbawa gezeigt
werden soll.
Ein zweites häufiges Ornament ist das K id a n - k i d a -M o t i v , die Darstellung des
S e e s te rn S i Dieses wird irr Ost-Buton zur Abwehr der bösen Geister, zusammen mit
F ig . 114. E in F e n s te r s o c k e l m it N a g a -S c h l a n g e n in F l a c h r e lie f a u s W a b u la , O s t-B u to n .
einem „tige^artigen“ Raubtier (harimaü) an dem Fenstecsockel (bola) oder der Türschwelle
(bobo sambiri) angebracht. Man findet es ferner an Flechtwerken in ganz Südost-Celebes,
sowie an Silberstickereien auf Zeugstoffen von Sumbawa, über die später berichtet wird.
Ob aber ursprünglich die Vorstellung von einem Stern des Himmels oder von Sternschnuppen
(lida bija), von denen man mir eine unverständliche Geschichte mitgeteilt hat, vorliegt,
Vermag ich nicht zu sagen.
Als drittes Ornament sei als T a r a t ö n a -M o t i v die L o to s b lu m e bezeichnet,
welche hier in derselben Weise, wie auf Lombok (Fig. 26, 27) auf Matten und Grabpfeilern zur
Darstellung gelangt.
Beachtenswert ist endlich ein Bandornament und seine Entstehung, das T o ö k e -
M o tiv (Fig. 115), welches als Vorbild den Gecko hat, der ja bei jedem Eingeborenen Hausrecht
genießt. Auf einer Bambusbüchse (mbäio) von Lombai, die ihr Besitzer zur Aufbewahrung
seines Passes benutzt und die ein mit einem Affenkopf verzierter Stöpsel verschließt,
ist diese Hauseidechse als Ganzes dargestellt. Sie hat einen eckigen Körper und
Kopf, welche die Plumpheit dieses Tieres gut wiedergeben, und zu mehreren hintereinander
gezeichnet, kommt ein zackiges Band zustande. Wird dieses etwas schematisiert und werden
die charakteristischen Tüpfel eingefügt, so ist das Toöke-Motiv fertig, wie es die Enden der
Röhre (Fig. 115) zeigen.