und nach wurde aus den Gartenhütten ein Wohndorl, ein früher (S. 156) bereits geschilderter
Vorgang. Als wir zwischen den Häuserreihen hindurchschritten, saß die ganze
männliche Bevölkerung am Wege und bildete Spalier. Manche gute Muna-Typen mit engwellig
lockigem Haar und breiten, von Schnauzen- und Nasomalarfalte durchfurchten Gesichtern
und platten Nasen, Jünglinge mit Brandnarben-Zeichnungen auf den Armen und
Greise mit Triefaugen sahen wir neben ausgesprochenen guten Butonesen - Köpfen mit
strähnigem Haar, dicker, plumper Nase und länger ausgezogenen Schädeln. Die Frauen
lugten aus den Fensterlöchern, Körper und Gesicht oft mit gelber Schminke bestrichen, und
verschwanden scheu bei unserer Annäherung. Aus der Menschenmenge traten die beiden,
butonesisch gekleideten Dorfhäupter vor und
begrüßten uns nach muhamedanischer Sitte,
wie das Bild (Fig. 87) zeigt.
Vor den Häusern lagen, wie fast überall,
auf Bambusrecks Tabak, Ubi kaju (Dioscorea
mollissima Bl.) in Scheiben und Ubi gadung-
Knollen (D. hirsula Bl.). Diese letzte zum
Trocknen ausgelegte Knollenfrucht (kolöpe
Muna, öndo Buton) wird vor dem Gebrauche
wieder aufgeweicht und zur Entfernung ihres
giftigen, betäubenden Saftes eine Nacht im
Salzwasser ausgelaugt. Auffallend waren die
vielen unter den Hausdächern hängenden
Gurken, große grüne, kürbisförmige (kondühu),
die man mit gelöschtem Kalk bestrichen hatte,
sowie mit fünf Längswülsten versehene Melonen
(läbu). Außer dem Gartenbau beschäftigen
sich die Bewohner merkwürdigerweise viel
mit Fischfang. Ober die flachen T e ig der
Bucht lenken sie behutsam ihre Einbaumboote
und stechen die Tiere mit der Lanze
(pünga).
Die in der Straße von Butonesen und Bugis betriebene Perlfischerei hat das Interesse
auch für andere perlenartige Absonderungen geweckt. So bot man mir in Lombai ein
hellbräunliches Kügelchen mit goldigem Schein, das aus einem Tausendfuß stammen sollte,
zum Kauf an. Mein chinesischer Koch, der in diesem Ding einen Talisman verehrte, erwarb
es für teures Geld. In Kokosnüssen kommt gelegentlich auch eine haselnußgroße,
milchigweiße, harte Kugel vor, eine Ausscheidung des Saftes. Diese Konkretionen (mustika),
wie ich sie auch in Süd-Sumatra des öfteren fand, werden von den Eingeborenen als Amulette
getragen und sollen ein Schutz sein gegen Krankheit, Schlangenbiß und böse Geister.
Die Sprache dieses Gebietes ist zwar auch munanesisch, doch besteht ein Unterschied
mit Mittel- und Nord-Muna und butonesische Wörter kommen bereits darin vor.
Das letzte Stück unseres Weges bis Bau-bau auf Buton wurde in neunstündiger
Fahrt zurückgelegt. Die schmale Stelle der Straße bei Baruta passierten wir glücklicherweise
infolge der starken, mitlaufenden S tröm u n g ; schnell, denn gegen dieselbe zu fahren
soll selbst bei gutem Winde meist unmöglich sein. Die steigenden Flutwasser machen sich
nämlich im südlichen Teile der Buton-Straße als Nord-Strom, im nördlichen als Süd-Strom
geltend. Die von Süden her einlaufende Strömung steht aber nicht auf der ganzen Strecke
durch, sondern in der Nord-Ölfnung setzt eine zweite ein, und beide bewirken in der Erweiterung
der Straße eine Aufstauung der Wassermassen. Von dieser Stelle aus beginnt
bei Ebbe das Aussetzen nach Nord und Süd. Es scheint, daß die einstehende Strömung
die größte Geschwindigkeit erreicht, und ihre Heftigkeit in der Straße bei Baruta dürfte
nur die Folge ihrer Einengung sein.
Auf der langweiligen Fahrt durch die Buton-Straße hatte ich gute Gelegenheit, die
Küsten mit ihren T e r r a s s e n - S y s t em e n zu studieren. Der Mittel-Muna von Ost nach West
durchziehende Labumba-Rücken erreicht im Kastelberg bei Lohia seine größte Höhe, etwa
195 m (650, nach anderen Karten 535 Fuß). Er fällt nach beiden Seiten, die Spitze mitgerechnet,
in 8 Stufen ab. Von diesen nehmen auf der Nord-Seite die 4 unteren eine große
Fläche ein, die oberen fallen in schmalen Streifen schnell ab und steigen schroff zu der wie
eine Burgruine aussehenden Spitze an, besonders Terrasse 6 bis 8, während 5 einen Vor-
hiigel und 4 noch einige isolierte Randriffe mit Rücken und Kegeln bilden. Auf dem Süd-
Abhang ist die Abstufung gleichmäßiger und langsamer. Vor allem sind die Terrassen 2
bis 4 breit und fallen ganz allmählich ab, und nur der obere Teil, Terrasse 5 und 7, prägt
sich als scharfe Stufe aus.
Die Oberflächenformen des Labumba-Riickens geben also ein ähnliches Bild von der
Entstehung eines Korallenriffes, wie es bereits (S. 145) geschildert wurde. Auf einem älteren
unterseeischen Höhenzuge wuchs der Korrallenbau anfangs in ausgedehnten Wiesen, und
als er sich der Wasseroberfläche näherte, wurden die Streifen schmäler, der Kalk massiger,
bis sich schließlich Klotz auf Klotz zu Riffen und Felsen auftürmte. Als er die Brandungszone
siegreich durchstieß, hatte das Meer ein neues Land geboren.
Auch auf der gegenüberliegenden Seite der Straße auf Buton lassen sich ebenfalls
9 Terrassenbildungen erkennen, die zum Nunu-Tal abfallen und im Tank6no-Berg ihren
höchsten Punkt erreichen. Diese unterscheiden sich von denen Munas jedoch dadurch,
daß der Korallenkalk auf den tertiären Hügeln nur einen dicken Belag bildet, während die
Stufe selbst - durch Erosion ausgenagt hat. Das Tertiärgebirge wurde an vielen Stellen in
einzelne kleine, plateauartige Stücke und Bergvorsprünge zerlegt. (Fig. 88.) Nur die unterste
Terrasse ist eine reine Korallenbildung und stellt einen zusammenhängenden schmalen Rand
an der Küste dar, dem nur an einigen Stellen, z. B. zwischen Nunu und Pore, ein breiter
Streifen Mangrovenwaldes vorgelagert ist.
Um für die Entstehung der Oberflächenformen Munas und Butons und damit auch
der Straße zwischen beiden Inseln eine Erklärung zu finden, dürfte folgende Tatsache von
Wichtigkeit sein. Die Terrassen ordnen sich nämlich in Nord-Buton in Ostwest-Zügen, in
ihrer Höhe nach Süd abnehmend, gerade wie auf Muna, an, während gleichzeitig ein Abfall
zur Straße hin stattfindet. Im südlichen Teil nehmen Rücken und Terrassen einen umgekehrten
Verlauf und ein ähnliches Verhalten zur Buton-Straße. Diese muß demnach bereits als