D e r Ü b e r g a n g der h e i ß e n V eg e t a t i o n s z o n e in die g e m ä ß i g t e soll nach
Junghuhn zwischen 650 und 700 m liegen. Eine Grenze zwischen diesen beiden unteren
Zonen hat stets den Mangel der Ungenauigkeit, weil unterhalb der Region der Regenwolken
die klimatischen Unterschiede noch zu gering sind. Auf dem Lawu ist dieses Gebiet auf
der S-Seite etwa zwischen' 650 und 750 m zu suchen, auf dem N-, resp. NW-Abhang
zwischen 750 und 850 m, doch kann seine obere Grenze an einigen Stellen ebensogut auf
900 m gelegt werden.
Besser ist die g e m ä ß i g t e Re g i o n g e g e n die kü hl e a b z u g r e n z e n , denn
hier ist der Gegensatz am augenfälligsten, da der Laubwald in den Casuarinenwald übergeht.
Für diese Feststellung eignen sich gerade die Ca s u a r i n e n , die Charakterbäume
des Lawu und Ost-Javas, vortrefflich, da sie nur in den höheren, trockenen Teilen des
Gebirges gedeihen können. Während sie zuerst auf den Rücken der Gebirge auftreten und
mit zunehmender Höhe sich in die Schluchten zurückziehen, verschwinden im Gegensatz
hierzu umgekehrt die F e i g e n b ä u m e erst auf den Rücken, etwa zwischen 1400— 1600 m
und ziehen sich nur in den Tälern noch bis 1650— 1700 m hinauf. Diese Erscheinung
findet ihre Begründung in der Abnahme der Luftfeuchtigkeit in Höhen über 1700 m, in
dem Zurücktreten des Grundwassers und vielleicht auch in der Zunahme der durchlässigen
sandigen Vulkanprodukte. Auf dem Lawu gehen die Casuarinen im allgemeinen bis 1650 m
hinab und nur an den trockenen S-Abhängen, der Kükusan-Djogolarängan-Gruppe bis
1400 m. Ihre Hauptentwicklung als Wald fällt auf der S-Seite zwischen 1550 und 1900 m,
auf den anderen im allgemeinen zwischen 1800—2750 m. K o o rd e rs* ) gibt ihre untere Grenze
für den unmittelbar östlich vom Lawu liegenden Wilis mit 1650 m und für das Idjen-Plateau
in der Provinz Besuki in Ost-Java mit 1500 m an. Wo Casuarinen vorhanden sind, herrschen
sie fast ausschließlich in geschlossenen Waldgruppen. Auf der S-Seite des Lawu-Gebirges
dominieren sie etwa in Höhen von 1550 m an, auf den anderen Seiten erst von 1800
bis gegen 2750 m.
D e r Übe r g a ng der kühl en in die kal te Zone gibt sich durch das Verschwinden
des Laubwaldes und durch die Auflösung der geschlossenen Casuarinenwälder, sowie durch
das Auftreten von Krüppelholz, Busch- und Graswildnissen zu erkennen. Es ist neben der
geringen Boden- und Luftfeuchtigkeit auch die niedrige Temperatur, welche das Entstehen
einer eigentümlichen alpinen Flora an Stelle der tropischen bewirkt.
Nach dem Gesamtverhalten der Vegetation des Lawu muß man die Gewächszonen
etwa folgendermaßen abgrenzen:
1. Heiße Vegetationsregion vom Meeresspiegel bis 650/800 m.
2. Gemäßigte Vegetationsregion von 650/800 bis 1450/1500 m auf der S-Seite
und etwa 1600/1650 m mit Übergängen auf der N-lichen.
3. Die kühle Gewächszone von 1450/1500 m bis 2500/2550 m auf den S-Abhängen
und von ca. 1600/1650 bis 2600/2650 m mit Übergängen auf den
anderen Seiten.
4. Die kalte Vegetationsregion von 2500/2550 auf der S-Seite und 2600/2650
auf den anderen Abhängen bis zur etwa 3300 m hohen Spitze.
Während meiner mehrfachen Besteigung des Rindjani auf Lombok lernte ich die
Pflanzendecke vom Flachlande bis zum Gipfel genau kennen und sammelte 5914 Exemplare
in etwa 2000 Nummern. Ich legte besonderen Wert darauf, nicht nur festzustellen, in welchen
*) Koninklijke Akademie van Wetenschappen te Amsterdam 1908. S. 415t*t426.
Meereshöhen etwa der Vegetationscharakter im allgemeinen eine Änderung erfährt, sondern
auch mittels Barometer und Hypsometer möglichst genau die Höhe zu fixieren, in der ich
zum ersten oder letzten Male eine Familie, Gattung oder Art gesehen hatte. Ich werde
nun zuerst die Verbreitung der einzelnen Pflanzenfamilien vom Fuße bis zur Spitze verfolgen,
um dann die Pflanzenverbände im allgemeinen und ihre Abgrenzung zu Vegetationsregionen
darzulegen.
1. Die Cupul i feren, auf Java in einer ganzen Reihe von Eichenarten vertreten,
konnten auf dem Rindjani nicht beobachtet werden.
2. Von den Te r ebi nt hinace en wurde Engelhardtia acerifolia Bl. (921, 1096) auf
der N-Seite zuerst in Höhen zwischen 800 und 900 m angetroffen und bis in die Buschformation
hinauf verfolgt, wo sie knorrige, von Flechten bedeckte Krüppelbüsche bildet.
Ihre Hauptverbreitung auf dem S-Abhang fällt in die kalte Gewächsformation (2273, 2329,
2347), und hier finden sich noch Buschgruppen auf dem Rande der Calderen-Berge bei
F ig . 74. Im G r e n z g e b ie te z w i s c h e n g e m ä ß ig t e r u n d k ü h le r V e g e ta tio n s r e g io n o b e r h a lb d e s P u s s u k a u ! d e r O s t - S e i t e d e s R in d ja n i .
(M it d em A u fh ö r e n d e s L a u b w a ld e s im T a l z w is c h e n 1600 u n d 1700 m b e g in n t d e r C a s u a r in e n w a ld a u f d e n B e r g rü c k e n .)
3200 m. Andere Vertretet, wie die angepflanzte Mangifera (864, 2072) leben in der heißen
Zone und scheinen nicht viel über 850 m hinauf zu gehen.
3. Die Ca suar i nen (Casuarina montana Miq., var. tenuior Miq. 1059, 1109, 1178)
setzen zuerst auf dem Rücken der N-Abhänge bei 1400 m Meereshöhe ein und bilden
zwischefi 1700 und 2300 m zusammenhängende Wälder, verschwinden dann zwischen 2350
bis 2400 wieder von den Bergrücken, ziehen sich aber in den Tälern bis etwa 2700 m
hinauf. Zwischen 1550— 1600 m verdrängen sie allmählich den Laubwald in den Tälern,
sodaß etwa von 1650—2350 m ein geschlossener Casuarinenwald die N-Seite des Rindjani
umzieht. Ein Blick vom Pussuk (Fig. 74) auf den Rindjani und Bondüri zeigt das Ausgehende
des Hochwaldes in der Schlucht und den Anfang des „Nadelwaldes“ auf dem Rücken
zwischen 1600 und 1700 m ü, M.
Auf dem S-Abhange beginnt die Casuarine erst bei 1875 m (2322, 2341) und in
dem feuchten SSO-lichen, durch die Sembälun-Berge und den Bondüri-Rücken gebildeten
Winkel erst bei 2100 m. Von 2300 m an aufwärts nimmt ihre Häufigkeit so schnell zu,
daß man von 2400—2950 m von einem geschlossenen Walde sprechen kann.